Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Dienstag | Am Morgen regnet es. Wir verbringen ihn mit Chillen und Drecksau spielen. Am Nachmittag fahren wir ans Meer und gehen schwimmen.

Das Meer ist wunderbar warm, wärmer als Freibad im Sommer. Wir genießen die Nachmittagssonne. Die Wellen sind gerade richtig, um ihnen entgegen zu springen, aber sich nicht vor ihnen zu fürchten.

Ab und zu kommt ein Spaziergänger vorbei, eingepackt in eine Steppweste, und schaut erstaunt auf die Deutschen, die dort im Wasser toben, als wären noch Ferien.


Mittwoch | Am Morgen wieder Pool, lesen, Wassertaxi und rumgammeln. Am Nachmittag fahren wir wandern in die Nähe von Serramonacesca, einer 500-Seelen-Gemeinde im Majella-Nationalpark.

Wir bekommen einen Eindruck, wie Wald aussehen kann, wenn er nicht nur aus vom Borkenkäfer zerfressenen Fichtenplantagen besteht.

Bergig-hügelige Landschaft mit Felsen und dichtem Wald

Beim näheren Hinsehen ist es erstaunlich, wie vielseitig der Wald hier ist: unzählige Laubbaumarten, Kiefern, Schlehen, Ginster, Reben, Bambus, Kraut und unzählige andere Pflanzenarten. Im Matsch der Wege sehen wir immer wieder Wildtierspuren: Abdrücke von Rehen und das von Wildschweinen zerwühlte Erdreich.

Falls Sie angesichts meiner Bilder denken: „Es ist so hübsch dort!“, dann kommen Sie her! Hier herrscht massive Landflucht, Zuziehende werden gesucht. Italien hat die Zweitälteste Bevölkerung der Welt und eine der niedrigsten Geburtenraten in der EU. Es stehen Tausende von Immobilien leer. Diese hier zum Beispiel:

Potenzialimmobilie in ruhiger Lage mit kreativen Möglichkeiten. Eigene Vorstellungen können hier in hohem Maße verwirklicht werden.

Wir stapfen weiter durch Wald und Flur. Oberhalb von Serramonacesca liegt die Abbazia di San Liberatore a Maiella, eine ehemalige Klosteranlage. Sie wird als eine der schönsten mittelalterlichen Architekturensembles der Abruzzen bezeichnet.

Die Anlage stammt aus dem 11. Jahrhundert, ist also fürchterlich alt. Deshalb ist ist Regelmäßigkeit des Baus umso erstaunlicher, besonders in dieser Abgeschiedenheit. Das ist wohl eher selten, wie wir lesen.

Wir machen Pause und gehen zurück nach Serramonacesca. An der Bar ist was los. Rentner beim Kaffee, schwatzende Frauen und Rentner, die durch ein kleines Fenster gereichte Panini essen – alle treffen sich dort.

Hübsche Tür:

Tür

Donnerstag |  Es regnet Bindfäden. Am Nachmittag fahren wir nach Chieti. Das ist die nahe gelegene Kreisstadt. Dort waren wir noch nicht. Ziel: Abendessen.

Chieti ist eine der ältesten Städte Italiens. Mythische Legenden besagen, Achilles persönlich habe Chieti (damals: Teati) gegründet – im Jahr 1181 vor Christus zu Ehren seiner Mutter. Ganz sicher existierte die Stadt bereits viele Jahrhunderte vor Christus. Wegen ihrer Lage zwischen den Meer und den Bergen hatte sie eine herausragende Stellung und war ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Entsprechend gibt es in der Stadt viele archäologische Städten, auch ein archäologisches Museum, das an einem römischen Amphitheater errichtet wurde. Wir gucken uns Steine und Vasen an; am interessantesten sind die nachgebauten römischen Zimmer und der Friedhof.

Nachdem wir genug die Stadt angeguckt hatten, gab’s Abendessen:

Pizza Biancha mit Büffelmozzarella

Freitag | Reisetag. Wir packen das Auto, räumen das Haus auf und fahren Richtung Rom. Die Strecke zwischen Pescara und Rom ist ausnehmend hübsch. Man fährt bis auf 1.000 Meter hoch, links und rechts Berge. Ganz oben ist das Fuciner Becken, einer der fruchtbarsten Gegenden Italiens – ein ehemaliger See, der im 19. Jahrhundert trocken gelegt wurde. Er war das größte Binnengewässer Mittelitaliens.

Autobahn zwischen Bergen und tief hängenden Wolken

Auf dem Weg zum Flughafen halten wir in Tivoli. Durch Stau schieben wir uns den Berg in die Stadt hinauf, wir können allerdings nirgendwo parken, alles ist überfüllt. Wir entschließen uns, statt in der Stadt ein Eis zu essen und die Hadriansvilla anzuschauen.

Die Hadriansvilla, benannt nach dem römischen Kaiser Hadrian (76-138), ist die größte und aufwendigste Palastanlage, die sich je ein römischer Kaiser erbauen ließ. Sie entstand in den Jahren 118 bis 134 nach Christus, ist also verdammt alt, noch älter als sowieso schon viele Dinge hier in Mittelitalien. Die ganze Anlage umfasst mehr als 125 Hektar, ist drei Kilometer lang und eineinhalb Kilometer breit.

Hadrian verzichtete seinerzeit auf eine weitere Ausdehnung des Römischen Reichs, sondern setzte auf einen Ausbau der Infrastruktur und des Justizwesens, auf Grenzbefestigung („Hadrianswall“) und auf Künste – er selbst sprach Latein und Griechisch und interessierte sich für Musik, Malerei, Bildhauerei und Dichtung, Geometrie und Arithmetik, Heilkunde und Astronomie. Heute kann man an der Hadriansvilla in Tivoli alte Steine gucken – beeindruckende alte Steine! Es gibt Wohn- und Repräsentationsbauten, eine Bibliothek, eine Themenanlage, einen Bankettsaal, Parks und im Zentrum das teatro maritimo.

Leider können wir nicht so lange bleiben, wie wir wollen, und müssen weiter zum Flughafen. Also nur Schnelldurchgang. Ein Eis gibt’s auch nicht. Tragisch!

Wir fahren nach Rom-Fiumicino. Der Reiseleiter und die Kinder steigen aus und fliegen heim nach Deutschland. Ich fahre weiter nach Bologna. Fünf Stunden Autobahn, bis auf die letzte halbe Stunde recht entspannt. Dann irre ich im Stockfinstern über die Landstraße bei Castenaso und suche das Agriturismo – entlang winziger, unbeleuchteter Hausnummern und langer Einfahrten.

Die neue Unterkunft:

Einzimmer-Appartment mit Bett und Küche

As in Rome | Nachdem ich zu Beginn des Urlaubs immer zur Arbeitszeit zwischen Sechs und halb Sieben erwachte, gelingt es mir nun locker, bis halb Neun zu schlafen – bei einer Zubettgehzeit gegen Zehn. Sie haben keine Vorstellung davon, wie ausgeschlafen ich bin.

Zudem bürgert es sich hier ein, dass wir den Vormittag am Pool vergammeln, schwimmen, tauchen, lesen, Wassertaxi fahren und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Zudem haben die Kinder entdeckt, dass man die Luftpumpe auch als Wasserspritze benutzen kann, was Vor- und Nachteile hat, je nachdem in welcher Position man sich befindet. Am Nachmittag – mal früher, mal später – brechen wir dann zu einem Ausflug auf. Das passt auch gut in den Lebensrhythmus hier: Die Geschäfte haben hier Mittagspause und öffnen erst wieder um 16 Uhr, mitunter erst um 17 Uhr. As in Rome, do es the Romans do, und am späten Nachmittag schmeckt das Eis ohnehin am besten.


Sonntag | Am Sonntag starteten wir etwas früher in den Nachmittag und fuhren in den Nationalpark, um zu wandern. Die Wanderung hatte ich vor vier Jahren schon einmal gemacht. Sie lässt ein leichtes Wildwest-Gefühl aufkommen mit ihrer tiefen Schlucht, der steinigen, grasüberwachsenen Hochebene und der in den Fels geschlagenen Einsiedelei aus dem 11. Jahrhundert.

Kürzlich hat die Wissenschaft belegt, dass hungrige Menschen ungehaltener sind. Auf dem Hinweg führten wir dazu eine Feldstudie durch, dessen Ergebnis beeindruckte: Insbesondere beim steilen Aufstieg aus der Schlucht und vor dem Erreichen des Halbzeitziels, einem Ecomuseum, zeigten die jungen Proband:innen unzweifelhafte Anzeichen des Hangry-Phänomens; ausdauerndes, lautstarkes Nölen kann in diesem Zusammenhang als klare Evidenz gewertet werden. Nach Zuführung von Nutella-Toasts war es nicht nur so, dass die Symptome vollständig verschwanden, es zeigte sich auch eine geradezu überbordende Energie, die die Reisegruppe wieder zum Ausgangspunkt zurücktrug.

Wandergruppe beim Abstieg in die Schlucht (Rückweg)

Montag |  Den Vormittag verbrachten wir ausgiebig am Pool, danach brachen wir nach Pescara auf, um uns den Strand, die Promenade, die Innenstadt und den Hafen anzusehen.

Pescara wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerbombt, und doch ist es hübscher als Dortmund. Da sieht man, was architektonisch drin gewesen wäre im Ruhrgebiet. Zugegeben, eine Promenade am Meer wäre schwierig geworden, aber die schwachbrettartig angelegte Innenstadt hat schöne Gässchen, und über den Geschäften sind Wohnungen mit kleinen Balkonen.

Die völlige Abwesenheit von Spielzeuggeschäften löste allerdings Irritationen aus („Womit spielen die Kinder hier? Zocken die nur?“). Wir werden der Sache weiter auf den Grund gehen.

Erwähnt sei noch die Ponte del Mare, die Meerbrücke, die mit zwei Rampen über den Fluss Pescara führt – allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer.


Gelesen | Jochen Schmidt: Phlox. Das Buch steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Das habe ich allerdings erst bemerkt, nachdem ich das Buch vorzeitig weggelegt habe. Meine Erfahrung lautet nämlich: keine Bücher lesen, die vom Deutschen Buchpreis gewürdigt wurden – weil: zu verkopft. Klappentext:

Es ist das letzte Mal, dass Richard Sparka mit seiner Gefährtin Klara und den Kindern Karl und Ricarda nach Schmogrow im Oderbruch fährt, denn das Haus, in dem er als Kind immer seine Ferien verbrachte, wird nach dem Tod der bezaubernd-eigenwilligen Besitzer verkauft. Aber Richard entdeckt, dass sein geliebtes, naturnahes Selbstversorger-Glück an diesem Ort auch dunkle Züge trägt. 

Komisch und ernst, geschichtsbewusst und aktuell, detailverliebt und mit dem Blick auf die großen Fragen erzählt Jochen Schmidt von der ewigen Suche nach dem guten Leben.

„Detailverliebt“ ist das passendste Adjektiv aus der Reihe, denn das Buch ist eine 479 Seiten lange Reminiszenz des Protagonisten an sein einstiges Ferienidyll in der DDR. Jede Milchkanne wird erwähnt, jeder Handgriff und jede Handlung der Dorfbewohner. Zunächst ist das durchaus atmosphärisch; ich mochte die Beschreibungen. Als sich jedoch auch nach 300 Seiten keine Handlung und kein Konflikt einstellt, habe ich das Buch weggelegt.

Mittwoch | Ich wache auf und weiß: Heute ist ein Tag, der nichts von dir wollen soll. Ich frühstücke ausgiebig. Dann gehe ich hinaus, ziehe die Plane vom Pool, schalte den Poolroboter ein und fange mit einem Käscher Blätter und tote Insekten. Das ist eine meditative Tätigkeit, und es sind sehr spannende Insekten dabei: eine Gottesanbeterin, außerdem wurmartige Gliederinsekten und große, haarige Spinnen von einem Gewicht, das sie bis auf den Grund des Pools hat sinken lassen.

Danach sinke ich auch – in den Liegestuhl und schrecke nur hoch, wenn der Poolroboter zwischendurch schlürfend an die Oberfläche kommt. Später erhebe ich mich noch einmal und pumpe den Flamingo auf. Badebereitschaft ist hergestellt!

Badeflamingo treibt auf dem Pool in Olivenhängen

Donnerstag | Gegen Mittag breche ich in Torrevecchia Teatina auf, fahre zwei Stunden lang durch die Berge der Abruzzen, über Brücken und durch Tunnel, bis ich in Tivoli bin. Tivoli ist in der Nähe von Rom. Der Name wurde zum Synonym für Vergnügungsparks, weil Kaiser Hadrian dort eine ausgedehnte Villenanlage errichten ließ, die Villa Adriana, mit künstlichen Seen, Wasserspielen und Theatern – was den gemeinen Römer halt unterhielt.

Dort gehe ich allerdings nicht hin, sondern besuche stattdessen die Villa d’Este. Sie hat all das auch: in einem atemberaubenden Renaissancegarten. Errichter war der Kardinal Ippolito d’Este. Er hatte ein bisschen zu viel Geld – seine Mutter war die Fürstin Lucrezia Borgia – und litt wohl auch an leichtem Größenwahn (subjektive Interpretation). Sein Nachfolger Alessandro d’Este – offenbar auch ein Mann, dem Mäßigung und Bescheidenheit fern lagen – vollendete das Werk.

Ich steige auf verschiedenen Wegen, Rampen, Treppen und Terrassen den Hang hinunter. Hinter jedem Vorsprung und jeden Torbogen kommt ein neues, gigantisches Wasserspiel zum Vorspiel. Wahnsinn.

Panoramabild eines Hofs mit Wasserpiel und Sitzbänken

So viele Wasserspiele es gab, so viele Damen gab es auch, die vor den Wasserspielen posierten, die Brüste vorgestreckt, die Lippen zu einem Schmollmund geschürzt, ein Bein leicht angewinkelt. „Dreh dich noch einmal“, ruft ihnen die Freundin zu. Das Model wendet sich zur anderen Seite, schiebt die Sonnenbrille ins Haare, und schüttelt die Haare über die Schultern. Eine Hand ist in die Hüfte gestemmt, die andere hängt locker herab. Es scheint, als hätten sich alle auf diese Pose verständigt, als sei dies die Haltung, die man einnehmen müsse, wenn man vor einem Wasserspiel steht.

Anschließend verweile ich noch etwas in Tivoli, nehme ein MIttagessen ein (gepfefferte Pasta) und esse ein Eis, Pistazie und Wafelino, Waffeleis. Beides ist so lecker, dass ich fast ohnmächtig werde vor Rührung.

Eis mit extra Deko-Eishörnchen vor einem Platz

Danach fahre ich an den Flughafen nach Rom und hole den Reiseleiter und die Kinder ab. Der Flug hat eine Stunde Verspätung. Ich verbringe sie lesend. Dann fahren wir nach Torrevecchia Teatina, wo wir gegen Mitternacht ankommen. Die Kinder sind erst aufgeregt, dann schlafen sie ein, dann sind sie übernächtigt. Zu Hause fallen wir alle in unsere Betten.


Freitag | Den kommenden Tag verbringen wir akklimatisierend am Pool mit einem spätnachmittäglichen Ausflug ans Meer. Das ist gleichs ums Eck, einmal den Berg runter.

Der Flamingo wird zum Wassertaxi erkoren, das die Fahrgäste über den Pool schippert.


Samstag | Der Pool hat gerade einmal 20 Grad, aber das stört uns alle nicht. Geht man das erste Mal hinein, ist es kalt, aber beim zweiten Mal ist es schon gar nicht mehr schlimm. Die beste Beschäftigung ist, das Wassertaxi per Arschbombe in Seenot zu versetzen. Mein Körper kann üppige Arschbomben machen.

Am Nachmittag fahren wir nach Ortona, erklettern die dortige Zitadelle, essen Eis und schauen uns die Gassen der Stadt an.


Gelesen | Miss Island von Auður Ava Ólafsdóttir, aus dem Isländischen von Tina Flecken. Klappentext:

In Amerika sagt Martin Luther King »I have a dream«.  John F. Kennedy wird erschossen. In England starten die Beatles ihre Weltkarriere. Nur in Island steht die Welt still. Das muss auch Hekla erfahren, als sie –  22-jährig mit ihrer Remington-Schreibmaschine, einem Romanmanuskript, dem „Ulysses“ von James Joyce und einem englischen Lexikon – in einen verrauchten Überlandbus steigt, der sie vom elterlichen Hof nach Reykjavík bringt. Dort, in der Stadt der Poeten, will sie ihren Traum verwirklichen und mit Büchern berühmt werden. 

Aber die schöne Hekla, benannt nach einem Vulkan, stellt schnell fest, dass in der konservativen, männerdominierten Gesellschaft das Interesse an einer Miss Island größer ist als das an einer Schriftstellerin. Genau wie ihr Freund Jón John, der von einem Engagement am Theater träumt und als schwuler Mann ebenso mit Einschränkungen und Rollenzuschreibungen konfrontiert ist, erkennt sie, dass sie ihre Pläne nur realisieren, ihre Freiheit nur finden kann, wenn sie die Insel hinter sich lässt.

Ein leiser Roman, allerdings mit etwas wenig Handlung, dafür mit guten Charakterbeobachtungen.

Wanderdrang | Der Tagesanfang ist wieder vielsprechend.

Panorama ins Tal, zwei Stunden nach Sonnenaufgang

Also steige ich ins Auto und fahre in den Majella-Nationalpark. Ich möchte eine Runde wandern, eine Probewanderung, um zu schauen, ob wir die Strecke mit den Kindern gehen können.

Vor dem Losgehen muss man sich am Besucherzentrum registrieren. Solche Erfordernisse lösen bei mir immer einen Hauch Stress aus, weil ich, bevor ich loswandere, erstmal das Besucherzentrum finden und die Registrierung hinkriegen muss, in fremder Sprache, und das alles bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, denn ab 13 Uhr hat das Besucherzentrum zu. Die Sorgen sind aber unnötig: An der Tür hängt ein QR-Code, den man scannt und dann seine Daten eingibt.

Ich bin fast alleine auf der Strecke. Nur zweimal kommt mir ein Pärchen entgegen. Die Runde führt vom Besucherzentrum hinunter in die Schlucht. Es geht über zwei Brücken und dann wieder zurück – mit nicht ganz drei Stunden Gehzeit eher ein längerer Spaziergang als eine Wanderung. Das Wasser des Orfento ist glasklar, es gibt kleine Wasserfälle, ein paar steile Stellen, einen Amphibientümpel und kurz vor dem Ende einen Picknickplatz und eine Otterzucht. Eine gute Sache.

Genauso nett wie die Wanderung sind die Hin- und Rückfahrt. Ich wähle „Keine Mautstraßen“, denn die Fahrt über die Autostrada ist nur acht Minuten schneller. Ich durchquere Bergdörfer, die von sich behaupten, die schönsten Dörfer Italiens zu sein. Ich habe ein paar Vergleiche und Zweifel. Nichtsdestotrotz schöne Aussichten.


Gehört | Über die ZEIT-Audio-App gehört: Das Ministerium [€]. Eine Erkundung durch das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Portrait einer Einrichtung, die seit dem Amtantritt Habecks nichts andere tut, als Krise zu managen – mit einigen schönen Formulierungen:

Wer das Ministerium in Berlin-Mitte von der Scharnhorststraße aus betritt, denkt weniger an die Zukunft, sondern wird gleich gefangen von tiefer Vergangenheit: wilhelminischer Neobarock, hohe Decken, verschachtelte Flure. Man darf vermuten, dass einige von denen, die hier arbeiten, ursprünglich einfache Besucher waren, die dann den Ausgang nicht mehr gefunden haben. Im Büro des Ministers könnte man bequem Badminton spielen, von seinem Balkon aus ließe sich auch stilvoll das Volk grüßen, das aber nicht da ist, sondern lediglich eine Wasserskulptur in Gestalt eines – was sonst – Labyrinths.

Ein gelungener Text mit feinen Beobachtungen.

Gehört | Aus gleicher Quelle: Lukrativer Ausweg [€] über Bundestagsabgeordnete, die nach ihrem Dienst am Volk für Verbände und Unternehmen tätig sind und ihre ehemaligen Kontakte nutzen, um weiterhin politisch Einfluss zu nehmen.

Reisetag | Ich fahre in die Abruzzen. Von San Pellegrino aus sind das knapp 700 Kilometer, zunächst Richtung Mailand, dann über Bologna Richtung Osten an die Adria, dort die Küste hinunter bis nach Pescara. Die Fahrt ist entspannter, als man sie sich auf einer deutschen Autobahn jemals vorstellen kann. Der Verkehr fließt dahin; alle fahren die gleiche Geschwindigkeit.

An den Raststätten fallen mir drei Dinge auf:

  1. Es gibt, als Schutz vor der Sonne, überdachte Parkplätze – darauf Photovoltaik.
  2. Die Anzahl der Ladeplätze für E-Autos ist schon auf der Autobahn ausgeschildert.
  3. Während auf deutschen Autpbahnen zunächst die Tankstelle und dann die Raststätte kommt, ist es hier umgekehrt: Erst parkt man, besucht die Toilette, isst und trinkt, und beim Wegfahren tankt man. Das erscheint mir deutlich sinnvoller.

Ich höre „Die Diplomatin“, geschrieben von Lucy Fricke, gelesen von Bettina Hoppe. Es ist die Geschichte der Diplomatin Friederike Andermann, die in Montevideo beginnt und nach Istanbul führt, wo Friederike – Fred – an ihrem Beruf zu zweifeln beginnt und eigene Wege geht. Die Lesung von Bettina Hoppe gefällt mir noch besser als das Buch selbst, ein lakonisch-rotziger Lesestil von einer tollen Stimme.

Gegen Abend komme ich in Torrevecchia Teatina an. Hier werde ich zwölf Tage bleiben; auch der Reiseleiter und die Kinder werden kommen. Der Pool ist noch abgedeckt. Wir werden sehen, ob es in den nächsten Tagen warm genug ist. Der Blick aus dem Liegestuhl geht jedenfalls bis hinunter aufs Meer.

Panoramabild: Haus, abgedeckter Pool, in der Ferne die Abendsonne.

Ich räume die Sachen ins Haus und fahre noch rasch in den Supermarkt, Brot und Käse kaufen, Gemüse, Obst, Getränke und ein paar Kekse.


Torrevecchia Teatina | Als ich am Morgen erwache, weiß ich nicht, wo ich bin. Nach den Nächten auf der Schlaf-Empore, eng unterm Dach, ist das Schlafzimmer riesig. Durch die Vorhänge schimmert die Morgensonne.

Balkontür, geöffnet, durch Vorhänge schimmer Morgensonne. Daneben ein alter Schrank.

Es ist warm, viel wärmer als auf dem Berg in Norditalien. Aus der Umgebung klingen betriebsame Geräusche herüber: Klopfen, Brummen, das entfernte Dröhnen von Maschinen. Ich könnte aus dem Schlafzimmer direkt hinunter in den Pool gehen; an einem anderen Tag vielleicht.

Blick von einer Treppe hinab auf Pool und die Landschaft

Seit mehr als einer Woche bin ich nun unterwegs, und es ist an der Zeit, Wäsche zu waschen. Ich verreise, was die Oberbekleidung angeht, ja nach dem Prinzip 5-5-5: fünf T-Shirts, fünf Hosen oder Kleider/Röcke und fünf andere Dinge, zum Beispiel ein warmer Pullover, die Wanderweste oder die Bluse, die ich Anfang vergangener Woche beim Kunden trug (von dort bin ich direkt in den Urlaub gestartet). Nach acht Tagen braucht’s da mal eine Waschmaschine.

Ich wasche also einmal Dunkelbunt und einmal Hellbunt, genieße den Blick ins Tal und schaue der Wäsche beim Trocknen zu. Die Olivenbäume wiegen sich im Wind. Schmetterlinge fliegen vorbei. Die Nachbarskatze zerlegt knirschend eine Gottesanbeterin.

Ich fahre ans Meer. Der nächste Ort die Straße runter, sechs Kilometer, ist Francavilla al Mare, ein Badeort. Dort: Leere. Der Strand: leer. Die Straßen: leer. Die Parkscheinautomaten: abgeschaltet. Die Geschäfte: geschlossen. Die Rolläden: heruntergelassen. Der ganze Ort ist abgetakelt, bereit für den Winterschlaf. Das Wasser hingegen ist noch warm, wärmer als ein deutsches Freibad im Sommer.

Panoramabild vom Meer in der Sonne.

Ein Stück den Strand hinauf fährt ein Mann einen Trecker. Er kämmt den Strand, schiebt Sand zusammen, baggert ihn von links nach rechts, fährt zum Meer.

Strand, ein Boot und ein Mann auf einem Trecker.

Zwei Schwimmer entkleiden sich, legen ihre Kleidung auf einen Haufen und steigen ins Meer, erst nur bis zur Hüfte, dann tauchen sie unter.

Schirme stehen da wie Statuen. Der Wind zerzaust sie sanft. Bald werden auch sie eigemottet.

Vier große Strohschirme, zugeklappt, dahinter das Meet.

Ich fahre weiter Richtung Ortona. Ich brauche dringend ein Eis.

Wenn man nach Ortona will, fährt man die Landstraße am Meer entlang, durch Badeorte, die ebenso verlassen sind wie Francavilla al Mare, und doch ist einiges los. Supermärkte und Geschäfte säumen die Straße. Zwischen den Orten: Schilf und Bambus.

Ortona ist für zwei Dinge bekannt: In der Kirche San Tommaso liegen die Gebeine des Apostels Thomas. In den Straßen der Stadt fand ein erbitterter Häuserkampf statt – im Dezember 1943, zwischen deutschen Fallschirmjägern und Einheiten der Ersten kanadischen Infanterie-Division. Seither trägt es den Namen „Stalingrad Italiens“.

Ich finde ein Eis und setze mich auf eine Bank an der Promenade. Bänke sind etwas, das die Mittelmeerländer uns voraus haben: Überall sind Bänke, und kaum wird es Abend, sitzen die Menschen dort.

Ein Paar, er und sie, kommt von links. Er schiebt einen Rollator vor sich her, am Griff ihre Handtasche. Sie geht eine Schrittlänge voraus, pafft eine langstielige Zigarette, ihre Schuhe klappern auf den Fliesen. Von der anderen Seite kommen Sohn und Mutter, ganz offensichtlich, sie haben nicht nur denselben gebeugten Gang, dasselbe Gesicht, sie haben auch beide einen Schnurrbart. Ein Mann und ein Kampfhund kommen und gehen wieder. Von rechts ein Mann und eine Frau, sie unterhalten sich auf Deutsch. Er trägt sein Haar wie Guildo Horn, das Polohemd spannt, über die Brust der Riemen einer Herrenhandtasche. Sie ist hübsch, eine Alltagsschönheit, hat die Haare hochgesteckt und wirkt, als sei sie einem Esprit-Katalog entstiegen. Das Eis ist spektakulär gut.

Ich gehe noch etwas durch die Gassen.

Von unten nach oben fotografiert: Häuserfassaden mit Balkonen.

Dann fahre ich nach Hause. Die Sonne steht bereits tief.


Gehört | Alles gesagt? mit dem Wissenschaftsdirektor der NASA, Thomas Zurbuchen. Wieder einmal bedaure ich, dass es zwei Männer sind, die in diesem Podcast die Interviews führen. Eine Frau, da bin ich sicher, hätte an einigen Stellen anders gefragt. Sie hätte tiefer nachgefragt, als Zurbuchen sagte, dass er für Frauen, die bei der NASA arbeiten, viel verändert hat. Sie hätte sich genau erklären lassen, wie die Teamarbeit, die Zurbuchen oft anspricht, bei der Nasa tatsächlich funktioniert, welche Strukturen er verändert hat, nach welchen Kriterien Stellen besetzt werden, welche Rolle Diversität spielt. Sie hätte ihn beim Bericht seines Tagesablaufs gefragt, wie er seinen Beruf mit der Familie vereinbare, zumal wenn er, um 20 Uhr nach Hause kommend, erstmal laufen geht. Auf der anderen Seite bin ich sicher, dass die Interviewer all das gefragt hätten, wäre Zurbuchen eine Frau.

Gehört | Die Lage der Nation – mit einem Interview zum Energiemarkt der Zukunft mit Prof. Lion Hirth, Hertie School (ab 01:02:21). Im Grunde nichts Neues, aber sehr empfehlenswert, weil nüchtern und faktenbasiert. Gerne gehört.

Sonne | Am vierten Tag meines Urlaubes reißt der Himmel auf, und der Tag begrüßt mich mit Sonne.

Rotgoldener Morgen. In der Ferne hohe Berge. Im Tal Wolken.

In Erinnerung an den Regen hat die Natur einen dicken Batzen Nebel ins Tal gelegt. Durch den Nebel stapfe ich hindurch, als ich vom Berg hinunter gehe nach La Vetta, dem Ortsteil am Hang, wo mein Auto steht. Fünfzig Minuten dauert der Abstieg, 500 Höhenmeter. An einigen Stellen ist es so steil, dass ich in Schlangenlinien absteige.

Nebliger Abstieg ins Tals. Links ein kleines Häuschen mit Geländer, rechts Felswand.
Verlassener Torpfosten, im Hintergrund Blick ins Tal auf San Pellegrino

San Pellegrino Terme ist ein Ort mit morbidem Charme. Einst war es Erholungsort der Reichen und Illustren mit Grand Hotel, Zahnradbahn und Aussichtslokalen. Jetzt lebt es vom Einstigen.

Zwar gibt es das luxuriöse Casinò Municipale im Jugendstil, doch das Grand Hotel steht als Mahnmal am Ufer des Brembo, die Fensterläden verschlossen, die Fassade strahlt Sepia aus. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts war es eines der modernsten Häuser der Region, 250 Zimmer, ein jedes ausgestattet mit Telefon und fließendem Wasser. Nun dämmert das Wahrzeichen des Ortes seit vierzig Jahren dahin und wartet auf seine Wiedergeburt.

Grand Hotel, davor ein Baumstamm, in den das Grand Hotel geschnitzt ist.

Ich frage Elisabetta, was geschehen sei. Man habe sich auf dem Erfolg ausgeruht, sagt sie, und über lange Zeit nicht investiert. Irgendwann seien dann die Gäste ausgeblieben. Die Zweifelnden, denke ich, sind auf der Langstrecke eben doch erfolgreicher als die Überzeugten, die Selbstgefälligen. Il Funicolare, die Zahnradbahn, ist immerhin seit diesem Jahr wieder in Betrieb, frisch herausgesputzt.

Gegenüber des Grandhotels, auf der anderen Seite des Flussufers, ein halbrundes Gebäude mit Säulen. Über dem Eingang formen verrosteten Buchstaben den Namen des Wassers, das nach der Stadt benannt ist: Acqua S. Pellegrino.

Flaches, halbrundes Gebäude mit Säulen. Über den Säulen, aus verrostetem Metall: "Acqua S. Pellegrino".

Sonst gibt sich der Ort dörflich. Es ist Samstag. Man geht ins Städtchen, man grüßt sich, trägt Taschen, zieht Hackenporsche hinter sich her, hält ein Schwätzchen.

Neben dem Zeitungskiosk am Ufer des Brembo steht eine Anzeigetafel. Adrian sei geboren, steht dort. Die Kommune heißt ihn herzlich willkommen.

È nato Adrian. La communità dà il benvenuto.

Dann wechselt der Text. Hundehalter werden aufgefordert, Häufchen aufzuheben: „Dein Hund kann es nicht aufsammeln. DU MUSST ES MACHEN! Steck den Kopf nicht in den Sand!“ Die Altherrengruppe auf der Bankbank starrt mich erst an und mir dann hinterher.

Ich fahre nach Bergamo. Bergamo hat ungefähr so viele Einwohner wie Bottrop, ist aber ungleich ansprechender, nicht zuletzt, weil dort das Stracciatella-Eis erfunden wurde. Aber auch architektonisch gibt Bergamo mehr her.

Antike Fassaden, links Santa Maria Maggiore, die Kathedrale.

Die Oberstadt liegt auf einem der letzten Alpenausläufer, und so fühlt es sich auch an, wenn man hinaufläuft. Bis zum höchsten Punkt, dem Castello di San Vigilio, geht es zünftig bergan. Wie auch in San Pellegrino fahren hier Zahnradbahnen. Allerdings sind sie am heutigen Samstag überfüllt. So laufe ich bergan, und mir wird gehörig heiß.

Die Stadt hat eine längjährige Geschichte: Etrusker, Langobarden und Barbarossa bis zum Risorgimento. Bergamo war Zentrum der Corona-Pandemie: Binnen zwei Monaten starben 6000 Menschen.

Brücke in die Città Alta, im Hintergrund liegt die Unterstadt zu Füßen.

Es gibt eine Universität, deren Fakultäten und Institute sich über die Stadt verteilen. Vor allem aber gibt es: Essen. Die Straßen quellen über vor pasticcerie, macellerie, birrerie – Konditoreien, Metzgereien, Brauereien, dazu Bars, Restaurants und natürlich Eisdielen.

Im Il Fornaio liegen die Pizzen im Schaufenster, dick belegt mit ganzem Büffelmozarella. Sie werden nach Kilo-Preis verkauft. Menschen drängen sich im Geschäft.

Massig dick belegte Pizzen in einer Auslage.

Nach dem Tag in der Stadt fahre ich wieder heim auf den Berg.

Im Jeep sitze diesmal nicht nur ich, sondern auch die Tochter und der Schwiegersohn der Vemieter und die zwei Enkelkinder. Elisabetta und Paolo laden mich nicht nur zu Polenta ein, wie verabredet, sondern auch zu Gemüse und Käse, zu Kaffee und Zitronenkuchen, zu Kaktusfrüchten, Wein und Kastanien. Die Kastanien röstet Paolo auf dem Herd: Dazu zerkleinert er Holz, schiebt es in den alten Ofen und kippt die Kastanien auf die gusseiserne Platte. Es wird heiß in der kleinen Küche in der wir zu Siebt um den großen Tisch sitzen, auf dem sich das Essen stapelt. 27 Grad zeigt das Thermometer an der Wand.

Voller Abendbrottisch, im Vordergrund halte ich eine Kaktusfrucht in der Hand

Gegen Zehn steige ich, erwärmt vom Ofen und von Gespräch, in meine Koje in der ersten Etage und schlafe sofort ein.


In Gedanken | Während ich in Bergamo war, waren meine Gedanken oft bei Elena – Journelle -, ihrer Familien und denen, die an diesem Tag auf ihrer Trauerfeier waren.


Gelesen | Schlafmediziner Martin in Schlott, passenderweise auch Chefarzt für Anästhesie, über guten Schlaf:

Schlott: […] Ich bin sogar der Meinung, dass wir uns die Hälfte der Persönlichkeitsentwicklungsseminare sparen könnten, wenn die Menschen ausgeschlafener wären.

ZEIT ONLINE: Sie beraten unter anderem Topmanager und Topmanagerinnen, wie diese besser schlafen können. Was genau empfehlen Sie denen?

Schlott: Schlaf zu einer Priorität zu machen und nicht länger zu glauben, dass vier oder fünf Stunden ausreichen. Am besten sollte man sich klarmachen, dass ausreichend Schlaf dazu führt, dass man bessere Entscheidungen trifft, fokussierter arbeitet und viel mehr Dinge in einer kürzeren Zeit schaffen kann. Wer ihn auf seiner Prioritätenliste nach ganz oben setzt, richtet seinen Tagesablauf danach aus. 

Wie komme ich zu gutem Schlaf?

Die Reise-Richtlinie in meinem Unternehmen sagt ja: Wenn ich vor 6 Uhr aufstehen muss, nehme ich mir ein Hotelzimmer. Ohne ausreichend Schlaf bin ich nicht gut.

Einfach nur sitzen | Der Morgen beginnt mit Prasseln. Eineinhalb Meter über mir regnet es aufs Dach. Ein trommelnder Regen, ein Geräusch der Behaglichkeit über den schweren Balken der Blockhütte.

Ich präpariere meine Wärmflasche neu und schlafe erneut ein. Danach lese ich. Dann klettere ich von meiner Schlaf-Empore hinab und mache mir Frühstück. Es dauert etwas, bis ich das Brot in der Pfanne geröstet habe. Immer, wenn ich keinen Toaster habe, mache ich das so: Das Baguette in die Pfanne legen. Ich röste es langsam, Stufe drei, höchstens Stufe vier, sonst verbrennt es schnell. Ich habe Zeit.

Blick ins Tal. Wolken hängen in einer Mulde. Es ist regnerisch.

Ich ziehe mich an und schaue „Mensch, Horst“ in der ARD-Mediathek.

Es regnet in schweren, behäbigen Tropfen. Später in zarten, feinen Tropfen. Ich lese. Am Mittag fällt ein entschlossener, wilder Regen. Um mich herum gluckert es. Ich beobachte fünf kleine, gesprenkelte Vögel, die in der Wiese vor dem Haus Interessantes finden. Es regnet jetzt dünne Fäden. Zu Hause bemitleidet man mich angesichts des Wetters und des Festsitzens auf dem Berg. Aber ich finde es großartig. Ich komme mir vor wie diese Loriot-Figur, die einfach nur sitzen will.

Ich schaue eine Doku über Uschi Glas. Wäre ich ein Delfin – meine Hirnhälften schliefen abwechselnd ein, so angenehm unterfordernd ist es.

Es regnet in Schnüren. Ich überlege, wann ich kochen soll, und denke: Jetzt noch nicht. Später koche ich mir Nudeln mit Paprika und Zwiebeln. Dann bin ich auch schon wieder müde.


Gelesen | Das 9-Euro-Ticket war nicht nur für Städtern, sondern auch für Menschen auf dem Land attraktiv: Lasst uns Landmenschen da raus.

Ob ein preiswertes ÖPNV-Ticket für uns auf dem Land sinnvoll ist oder nicht, hängt eben nicht davon ab, ob hier ein Bus fährt. Sondern wie weit es zum nächsten Bahnhof ist und wie oft dort der Zug fährt. Ich beispielsweise bin in 12 Minuten mit dem Rad am Bahnhof, wo alle halbe Stunde jeweils ein Zug nach Lübeck und nach Kiel fährt.

Gehört | In einer Folge des Podcast „Abschaffung der Problemzonen“ sprach Meike Rensch-Berger mit der jüngst verstorbenen Journelle.

Regen und ein warmer Herd | Ich erwache auf meiner Empore. Es ist kalt. Ich klettere hinunter. Das Thermometer im Wohnraum zeigt sechzehn Grad.

Es gibt eine Heizung, aber die Hitze steigt auf und sammelt sich auf der Schlaf-Empore. Dann ist es zwar warm, aber ich werde auf eine unschöne Weise gebraten. Also lasse ich alles, wie es ist, fülle nur meine Wärmflasche neu, steige wieder hinauf und krieche unter meine Decke.

Ich brauche etwas, um mich an diesen Umstand zu gewöhnen: zu erwachen und nicht aufstehen zu müssen, mich wieder hinlegen zu können. Mein Körper ist noch auf Arbeit programmiert; er erwacht frph, und mein Kopf beschäftigt sich sofort mit dem, was getan werden muss. Aber es muss nichts getan werden. Es ist nicht einmal hell draußen. Ich nicke noch einmal ein.

Später frühstücke ich ausgiebig und arbeite noch ein wenig: E-Mails schreiben, Dinge abschließen, sie gut übergeben, Rechnungen rausschicken. Die Abwesenheitsnotiz ist schon seit drei Tagen drin, aber ein paar Antworten braucht es doch.

Es beginnt zu regnen. Schwer hängen die Wolken in den Bergen, umhüllen die Hütte. Es schüttet aus Kübeln.

Blick aus dem Fenster auf Wald. Es ist sehr neblig.

Ich genieße das Wetter, das Verdammtsein zum Nichtstun, das Nicht-Rausgehenkönnen, das Prasseln des Regens als einziges Geräusch hier oben.

Später am Nachmittag klart es noch einmal auf. Ich schnüre meine Wanderschuhe und gehe in jede Richtung: den Berg hinauf, den Berg hinunter, links am Berg entlang, rechts am Berg entlang.

Der Weg nach oben führt durch dichten Wald. Es ist rutschig. Zwei Salamander, schwarz-gelb, kriechen durch Laub und Efeu.

Bäume im Nebel

Als es nebliger wird, drehe ich um und gehe in die andere Richtung. Der Matsch klebt lehmig an den Schuhen. Ich hebe einen dicken Ast auf und nutze ihn als Stock.

Auf der anderen Seite öffnet sich bald die Landschaft. Über eine saftige Wiese führt ein Weg den Hang entlang. Es gebe hier viele Rehe, sagt meine Gastgeberin Elisabetta, aber man sehe sie nur am Abend.

Blick vom Hügel ins Tal. Es ist bergig.

Den Berg hinab in einer Kurve steht eine Kirche, die Chiesa di San Michele, die Kirche des Erzengels Michael. Heute, am 29. September, ist Michaelistag. Paolo und Elisabetta haben deshalb ihr Haus geschmückt. Die Maronen, die wir gestern den Berg hinaufgefahren haben, werden am Sonntag im Feuer geröstet – ein kleines Fest.

Sowohl oberhalb als auch unterhalb der Hütte gibt es Wanderwege: eine halbe Stunde hinauf auf den Pizzo Cerro, vierzig Minuten bis nach Vettarola, eineinhalb Stunden bis zum nächsten rifugio. Auf der Wiese ein alter Mann mit Hirtenstock und zwei Hunden. „Salve!“ ruft er, und pfeift gleichzeitig seine Hunde zurück.

Wanderschild, dahinter ein verlassenes Haus

Ich stehe im Wald und tausche Sprachnachrichten mit Beutekind III aus. Alles wird erfragt. Ich schicke ein Video des Salamanders, ein Foto meines Bettes. Noch einen Tag Schule, dann sind Herbstferien.

Der Weg nach Hause führt den Berg hoch. Der Berg kann hier sehr steil sein.

Steiniger, steiler Weg, der an einem Haus endet.

Als ich oben bin, kommt noch einmal die Sonne heraus. Ich lehne meinen Stock ans Haus und ziehe die Schuhe aus. Sie sind noch immer voller Erdklumpen. Als ich gerade die Tür schließen möchte, kommt Paolo den Weg hinauf. Ich höre seinen Jeep, höre, wie die Steine unter den Reifen wegspringen. Er müsse heute Abend kurz die Heizung durchbürsten, sagt er, ich solle mich darauf einrichten, dass es einen Moment lang kalt bleibe. Hier wird mit Pellets geheizt, in Säcken liegen sie in der Garage.

Am Abend gehe ich auf einen Kaffee zu den beiden runter, sie haben mich eingeladen. Es ist gemütlich in der kleinen Küche, die sie mit einem Holzofen beheizen. Paolo und Elisabetta erzählen, wie sie das Haus gekauft und hergerichtet haben. Bis in die Siebziger Jahre haben hier Bauern gewohnt; sie hatten Vieh auf den Weiden und bewirtschafteten das Land. Danach stand es mehr als dreißig Jahre lang leer. Paolo und Elisabetta kauften es mitsamt dem Wald, der sich anschließt.

In ebendiesen Wald hinter dem Haus ging Paolo auch, um Bauholz für seine Hütte zu schlagen; alles, was in meinem Wohnraum ist, einschließlich der Empore, stammt aus diesem Wald. Wo ich heute wohne, war nichts als Ruine. Fast jeden Tag fuhr Paolo nach der Arbeit auf den Berg, um hier zu arbeiten; damals waren die beiden noch nicht in Rente. Wir schauen uns alte Bilder an.

Sie sind besorgt um mich, den morgen sind sie den ganzen Tag nicht da, und ich bin alleine hier. Viermal, nein, sechsmal fragen sie nach, ob das auch wirklich in Ordnung für mich sei, ob ich noch etwas brauche. „Es wird morgen regnen, wir werden bestimmt nicht bis in den späten Abend fort bleiben.“ Und: „Wir haben ein Handy dabei! Wenn etwas ist, ruf uns an.“ Sie zeigen mir, wo sie den Schlüssel zu ihren Räumlichkeiten deponieren, damit ich mir jederzeit holen kann, was fehlen sollte. Ich beteuere mehrmals, dass nichts fehlt und dass alles gut sei, tutto bene, aber sie sind skeptisch.

Am Samstag, sagt Elisabetta, sei sie den ganzen Tag zu Hause, dann werde sie, wenn ich wolle, Polenta für mich kochen, polenta bergamascha mit Käse aus der Region. Drei bis vier Stunden müsse sie auf dem Herd stehen und garen. Ich könne nicht fahren, ohne Polenta gegessen zu haben, auf keinen Fall. Wir machen aus, dass ich am Samstag nach Bergamo fahre und Paolo mich am Abend wieder in La Vetta abholt, Shuttle Service im Jeep. „Lass dir Zeit, ruf uns einfach an, wenn du in Bergamo losfährst. Und iss nichts zu Abend!“

Als ich später wieder auf meine Schlaf-Empore klettere, ruft in der Ferne ein Käuzchen. Sonst ist es still.

Auf Reisen | Auf der Rückbank sitzen drei hechelnde Pekinesen. Ihre platten Gesichter wirken betroffen. Es ist früher Nachmittag. Ich habe gerade 580 Kilometer zurückgelegt, von Schriesheim bis an die Gotthard-Raststätte. In der Ferne warten, nebelverhangen, schneebedeckte Berge. Aus dem Auto neben mir glotzen mich die Hunde an. Sie warten darauf, dass es weitergeht in Richtung Italien.

Raststätte Gotthard Nord vor wolkenverhangenen Bergen

Ich mache eine Pause, bevor ich in den Tunnel fahre. Die Toiletten auf der Raststätte sehen überraschenderweise aus wie eine Saunalandschaft. Holzverkleidete Kabinen, steinerne Waschbecken. Wäre ich woanders, röche es nach Zitrone und Bergamotte. Hier riecht es nur nach nichts, was auf einer Autobahntoilette schon großartiger ist, als man erwartet.

Toiletten in der Gotthard-Raststätte. Sie sehen aus wie Saunen.

Ich fahre durch den Gotthard, um Mailand herum nach San Pellegrino, den Ort des Mineralwassers. In einem Supermarkt kaufe ich Brot, Müsli, Joghurt, Nudeln und Gemüse. Dann klettere ich mit dem Auto hinauf nach La Vetta, wo Paolo und Elisabetta mit ihrem Jeep auf mich warten.

Auf der Ladeflächen liegen Säcke mit Maronen. Wir packen mein Gepäck dazu, und ich steige auf die Rückbank. Anschnallen ist nicht vorgesehen, und so rumpeln wir über einen Wirtschaftsweg bergan, es wirft uns im Wagen hin und her. Im Sommer, erzählen sie, wohnen sie dort oben, im Winter indessen „giù, giù, giù“, unten, ganz unten. Es geht über bewaldetete Serpentinen hinauf zum Borgo di Sussia, so langsam, dass man nebenher laufen könnte, wenn es nicht so steil bergauf ginge. Als Alternative zu diesem servizio navetta, dem Shuttle Service, sagt Elisabetta, sei ein einstündiger Gepäckmarsch. Während ich durchgeschüttelt werde, überlege ich, ob diese Umstände im Inserat der Unterkunft gestanden hatten; ich konnte mich nicht erinnern, und es ist mir auch gar nicht mal angenehm, die nächsten Tage gefangen auf meinem Berg zu verbringen. Aber Urlaub ist die Zeit des Loslassens, und, sage ich mir: Nun ist es eben so, wie es ist. Einfach annehmen, was das Leben bietet.

Nach zwanzig Minuten öffnet sich der Weg und wir sehen La Cà Fonta, die Blockhütte an der Quelle.

Haus in den Bergen, ein Wirtschaftsweg schlängelt sich hinauf

Paolo hat das Haus selbst restauriert, jede Schraube, jedes Stück Holz hat er in der Hand gehabt. Jetzt, wo er und seine Frau in Rente sind, möchten sie diesen Ort mit Gästen teilen. Dafür lernt Elisabetta nun Sprachen, Englisch und auch ein bisschen Deutsch; sie tue das lentamente, ganz langsam, denn, so sagt sie, kaum habe sie einen Satz gelernt, habe sie den vorherigen schon wieder vergessen, aber irgendwas bleibe am Ende doch hängen.

Es gibt einen Esstisch, ein Sofa und eine Küchenzeile. Auf einer Empore liegen Matratzen. Es ist auf rustikale Weise behaglich. Ich fühle mich sofort wohl.

Ich packe meine Sachen aus und nehme meine Wärmflasche in Betrieb; zwischen September und Mai habe ich auf Reisen immer eine Wärmflasche dabei. Elisabetta schenkt mir Eier – außerdem Zucchini und Tomaten aus ihrem Gewächshaus, das sie immer abschließen muss. Sonst kommen Bergziegen und fressen ihr alles weg.

Ich koche mir Penne Rigate, Nudeln mit Tomaten, Basilikum und Sahne, und gebe Elisabettas Zucchini dazu. Als es dunkel wird, klettere ich auf meine Empore und schlafe sofort ein.


Gehört | SWR1-Leute mit Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann. Sie sagt: Klimaschutz und Wachstum gehen nicht zusammen; wir brauchen eine neue Wirtschaftsordnung. Sie plädiert für eine Überlebenswirtschaft – die allerdings deutlich mehr Luxus bietet als überleben. Vielmehr geht es um ein Leben in der Kreislaufwirtschaft, bei dem wir nur produzieren, was wir auch (ver-)brauchen. Das entspräche einer Wirtschaftsleistung, wie wir sie im Jahr 1978 hatten – allerdings mit deutlich mehr technischem Fortschritt.

Barcamp Dangast | Am Wochenende war ich an der Nordsee, schaute aufs Meer und traf Menschen. Nach zwei Jahren Pause startete das Barcamp Dangast in eine neue Zukunft. Es war eine kleinere Runde als vor der Pandemie, aber auch eine intimere – und gemäß der Traditionen mit einer Schwimmsession in der Nordsee, Sturm Regen, Sonne und Regenbögen.

Seminarraum, im Hintergrund ein großes Fenster, dahinter Meer und ein Regenbogen

Ein Barcamp, das ist eine Konferenz ohne feste Agenda. Die Themen, die besprochen werden, entstehen erst am Morgen der Veranstaltung. Wer teilnimmt, kann sich vorstellen und sagen, dass er gerne über Dies oder über Das sprechen möchte, dass er gerne Erfahrungen teilen oder die Erfahrungen der Anderen hören möchte. Daraus entsteht das Tagesprogramm. Man nimmt an den Sessions teil, die einen interessieren. Wenn einen grad nichts interessiert, geht man an den Strand, isst Kuchen oder unterhält sich mit denjenigen, die auch gerade Pause machen.

Es begab sich, das die Runde sich viel für Wandel und Transformation interessierte, außerdem für Energiewende. Ich knüpfte Kontakte zu spannenden und noch dazu sehr netten Leuten. Wir tauschten uns über unseren Erfahrungen zu Veränderungen in Organisationen aus. Ich erfuhr außerdem, was in Sachen Stromverbrauch und Verbrauchssteuerung schon möglich wäre, wenn es entsprechende Rahmenbedingungen gäbe und man effizient mit privaten Verbrauchsdaten arbeiten könnte. In der Industrie wird das schon gemacht. Denn es wird in Zukunft wichtig sein, die Energieabnahme mehr den Zeiträumen anzupassen, in der Energie erzeugt wird. Wie das aussehen kann, zeigen ein Bäcker im Münsterland und einer in Erfurt: Sie backen erst ab dem Morgen, wenn die Sonne scheint. Nebeneffekt: Sie finden einfacher Fachkräfte. Die Herausforderungen ist – und das schließt dann den Kreis zu Wandel und Transformation -, mit alten Glaubenssätzen zu brechen, etwa dass Bäcker nachts arbeiten müssen, weil das nicht anders geht und immer so war.

Beim Barcamp Dangast gibt es, wie gesagt, zwei Traditionen:

  1. Es stürmt und regnet.
  2. Wir gehen schwimmen.

Für Sturm und Regen gebe ich elf von zehn Punkten auf der Zufriedenheitsskala. Von Freitag bis Sonntag wehte ein strammer Wind. Es gab immer wieder heftige Schauer, teils auch längeren, sturzbachartigen Regen. Der Wind trieb das Wasser von unten nach oben in die Regenjacke; ich sehe die Tradition hier deutlich übererfüllt.

Regen und Sturm bei Flut, die Sicht ist diesig

Danach Sonne und Regenbogen. Das ist immer hübsch.

Als am Samstagabend die Flut kam, stiegen wir ins Hafenbecken. Wir zogen unsere Badehosen und -anzüge an und marschierten strammen Schritte in die Nordsee; ein Zögern ist zu diesen Bedingungen nicht angebracht. Nach dem ersten Eintauchen – uff, kalt! – ging ich erstmal wieder an Land. Dort fand ich es dann recht warm und stieg nochmal ins Wasser. Da war es schon besser (Bildnachweis bei Instagram, für Follower). Am Strand versammelte sich nach und nach eine kleine Traube Menschen, eingemummelt in Jacken und Schals, und schaute unserem Traditionsschwimmen ehrfürchtig zu.

Am nächsten Morgen Frühstück im Kurhaus: zünftig auf karierter Tischdecke, mit frischem Brot und selbst gemachten Pasten, gemeinsam mit Christian und Annette.

Mein Dank geht an Frank, der alles organisiert hat. Sein Bericht vom Wochenende: Das Barcamp Dangast atmet.


Wie kalt ist uns | In Dangast war es feucht und kalt. Auch in Dortmund ist es recht frisch, überraschenderweise, denn gefühlt gestern stand ich noch in Rock und T-Shirt vor einem Ventilator und fieberte dem Freibadbesuch entgegen.

In dem Zusammenhang erfuhr ich, dass es in Italien eine klimatische Einordnung der Gemeinden gibt. Sie legt per Gesetz fest, in welcher Ortschaft wie viel geheizt werden darf. In der Provinz Chieti, mein Urlaubsziel, wird vom 1. November bis zum 15. April geheizt – maximal zwölf Stunden täglich. Die Gemeinden kann man hier nachschlagen.

Passen dazu fragt Herr Buddenbohm, ohne Fragezeichen: Wie kalt ist uns eigentlich.


Vogelfernsehen | Während ich in meinem Arbeitszimmer sitze, die Wärmflasche im Rücken – ein allgemeines Konzept in Herbst und Winter, nicht energiepreisgetrieben, wenngleich auch förderlich in diesem Zusammenhang -, mit warmem Rücken schaue ich also aus dem Fenster. Dort habe ich Vogelfernsehen.

Das Rotkehlchen, ein Tier zwischen Neugier und Kontemplation, nutzt den Ort als Lounge. Die Meisen hingegen, hektisch und vehement, hacken Kerne heraus und verschwinden mit ihnen, um nach wenigen Momenten wiederzukommen und erneut zu hacken, zu verschwinden und wiederzukommen – und immer so fort.


Zur Erinnerung an Journelle | Ihr Auftritt im Musikvideo „Courage“ von Wahnschaffe. Die Erinnerung läuft hier jetzt mit – so wie Traurigsein eben dabei ist, wenn das Leben und auch die Freude am Leben weitergeht.


Kündigung | Als ich aus Dangast zurückkam, hatte mein Kühlschrank die Kündigung eingereicht. Er blinkte mit rotem Ausrufezeichen und sagte: Ich mache Schluss. Ich leitete Wiederbelebungsversuche ein. Er brummte nochmal kurz auf. Am nächsten Morgen war jedoch alles warm.

In Angelegenheiten wie dieser bin ich entschlussstark. Ich recherchierte kurz Preise und technische Standards im Netz, entschied, mich zu verkleinern, und fuhr in den Fachhandel, einem Händler im Stadtteil nebenan. Ich marschierte vor den aufgebauten Kühlschränken auf und ab, hielt Rücksprache mit dem Verkäufer und entschied mich für ein Modell der höchsten Energie-Effizienzklasse. Durch Verkleinerung und bessere Effzienz werde ich den Stromverbrauch meines Kühlschranks wahrscheinlich vierteln. Eine Investition, die sich gegenüber preiswerteren Geräten zwar erst nach acht bis zehn Jahren amortisiert, aber man hat ja auch eine gesellschaftliche Verantwortung.

Die Entscheidung für ein kleineres Gerät zog Möbelrücken nach sich. Zudem hatte der alte Kühlschrank einen Wasseranschluss; das Abklemmen des Schlauches war aufgrund von Umständen, die hier jetzt zu kompliziert sind zu erläutern, mühselig.

Das mühselige Abklemmen benötigte außerdem einen Ausbau der Mülleimerschublade. Das Wiedereinsetzen funktionierte natürlich nicht; irgendwas war rausgesprungen, es musste rausgeschraubt und wieder reingedrückt werden. Ein Rattenschwanz an Tätigkeiten und Herausforderungen; Sie kennen sowas bestimmt.

Heute kam dann der neue Kühlschrank. Der Fachhändler arbeitet mit eigenen Leuten, die ausliefern. Offenbar haben sie gute Arbeitsbedingungen, denn sie waren bestens gelaunt. Das fühlte sich gut an.


Gelesen | Die Kaltmamsell urlaubt im Baskenland und wandert auf den Biozkorna-Pass, mit Tierbegegnungen

Gelesen | Das Recherche-Netzwerk Correctiv hat sich die Verflechtungen der deutsch-russischen Gas-Beziehungen angesehen. Es gibt Vereine und Foren, Stiftungen, Veranstaltungen und Sponsoren – vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Eine Fülle von Organisationen, die nach Vielfalt aussieht. Es ist aber keine: Die Gazprom-Lobby.

Gelesen | In Sizilien entsteht die größte Solarfabrik Europas. Sie wird in Zukunft bifaziale Solarmodule herstellen, bei denen auch die Rückseite Ertrag bringt.



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen