Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Urlaub, Tage 12 und 13 – Wanderung durch eine Wildwest-Kulisse und ein Ausflug nach Pescara

11. 10. 2022 Keine Kommentare Aus der Kategorie »Allgemein«

As in Rome | Nachdem ich zu Beginn des Urlaubs immer zur Arbeitszeit zwischen Sechs und halb Sieben erwachte, gelingt es mir nun locker, bis halb Neun zu schlafen – bei einer Zubettgehzeit gegen Zehn. Sie haben keine Vorstellung davon, wie ausgeschlafen ich bin.

Zudem bürgert es sich hier ein, dass wir den Vormittag am Pool vergammeln, schwimmen, tauchen, lesen, Wassertaxi fahren und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Zudem haben die Kinder entdeckt, dass man die Luftpumpe auch als Wasserspritze benutzen kann, was Vor- und Nachteile hat, je nachdem in welcher Position man sich befindet. Am Nachmittag – mal früher, mal später – brechen wir dann zu einem Ausflug auf. Das passt auch gut in den Lebensrhythmus hier: Die Geschäfte haben hier Mittagspause und öffnen erst wieder um 16 Uhr, mitunter erst um 17 Uhr. As in Rome, do es the Romans do, und am späten Nachmittag schmeckt das Eis ohnehin am besten.


Sonntag | Am Sonntag starteten wir etwas früher in den Nachmittag und fuhren in den Nationalpark, um zu wandern. Die Wanderung hatte ich vor vier Jahren schon einmal gemacht. Sie lässt ein leichtes Wildwest-Gefühl aufkommen mit ihrer tiefen Schlucht, der steinigen, grasüberwachsenen Hochebene und der in den Fels geschlagenen Einsiedelei aus dem 11. Jahrhundert.

Kürzlich hat die Wissenschaft belegt, dass hungrige Menschen ungehaltener sind. Auf dem Hinweg führten wir dazu eine Feldstudie durch, dessen Ergebnis beeindruckte: Insbesondere beim steilen Aufstieg aus der Schlucht und vor dem Erreichen des Halbzeitziels, einem Ecomuseum, zeigten die jungen Proband:innen unzweifelhafte Anzeichen des Hangry-Phänomens; ausdauerndes, lautstarkes Nölen kann in diesem Zusammenhang als klare Evidenz gewertet werden. Nach Zuführung von Nutella-Toasts war es nicht nur so, dass die Symptome vollständig verschwanden, es zeigte sich auch eine geradezu überbordende Energie, die die Reisegruppe wieder zum Ausgangspunkt zurücktrug.

Wandergruppe beim Abstieg in die Schlucht (Rückweg)

Montag |  Den Vormittag verbrachten wir ausgiebig am Pool, danach brachen wir nach Pescara auf, um uns den Strand, die Promenade, die Innenstadt und den Hafen anzusehen.

Pescara wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerbombt, und doch ist es hübscher als Dortmund. Da sieht man, was architektonisch drin gewesen wäre im Ruhrgebiet. Zugegeben, eine Promenade am Meer wäre schwierig geworden, aber die schwachbrettartig angelegte Innenstadt hat schöne Gässchen, und über den Geschäften sind Wohnungen mit kleinen Balkonen.

Die völlige Abwesenheit von Spielzeuggeschäften löste allerdings Irritationen aus („Womit spielen die Kinder hier? Zocken die nur?“). Wir werden der Sache weiter auf den Grund gehen.

Erwähnt sei noch die Ponte del Mare, die Meerbrücke, die mit zwei Rampen über den Fluss Pescara führt – allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer.


Gelesen | Jochen Schmidt: Phlox. Das Buch steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Das habe ich allerdings erst bemerkt, nachdem ich das Buch vorzeitig weggelegt habe. Meine Erfahrung lautet nämlich: keine Bücher lesen, die vom Deutschen Buchpreis gewürdigt wurden – weil: zu verkopft. Klappentext:

Es ist das letzte Mal, dass Richard Sparka mit seiner Gefährtin Klara und den Kindern Karl und Ricarda nach Schmogrow im Oderbruch fährt, denn das Haus, in dem er als Kind immer seine Ferien verbrachte, wird nach dem Tod der bezaubernd-eigenwilligen Besitzer verkauft. Aber Richard entdeckt, dass sein geliebtes, naturnahes Selbstversorger-Glück an diesem Ort auch dunkle Züge trägt. 

Komisch und ernst, geschichtsbewusst und aktuell, detailverliebt und mit dem Blick auf die großen Fragen erzählt Jochen Schmidt von der ewigen Suche nach dem guten Leben.

„Detailverliebt“ ist das passendste Adjektiv aus der Reihe, denn das Buch ist eine 479 Seiten lange Reminiszenz des Protagonisten an sein einstiges Ferienidyll in der DDR. Jede Milchkanne wird erwähnt, jeder Handgriff und jede Handlung der Dorfbewohner. Zunächst ist das durchaus atmosphärisch; ich mochte die Beschreibungen. Als sich jedoch auch nach 300 Seiten keine Handlung und kein Konflikt einstellt, habe ich das Buch weggelegt.

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