Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Auswärtsspiel | Diese Woche war ich wieder auf einem Auswärtsspiel – noch einmal in Karlsruhe. Gemeinsam mit Katja Waldhauer war ich für ein Teambuilding engagiert. Wir erarbeiteten mit den Teilnehmern grundsätzliche Mechanismen in Teams, die Leute erlebten sich in der Zusammenarbeit, wir experimentierten mit Rollenzuschreibungen und besprachen Themen aus dem Arbeitsalltag.

Am Tag darauf war ich für ein Führungskräfteseminar engagiert, doch es waren so viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen erkrankt, dass ich vorschlug zu verschieben. Klar, man kann das durchziehen. Aber zum Einen lebt ein Seminar auch stark von der Diskussion und der Dynamik der Teilnehmer, zum Anderen ist es für den Kunden wirtschaftlich irgendwann keine tolle Investition mehr – spätestens wenn nur noch die Hälfte der vorgesehenen Mitarbeiter:innen profitiert. Weil ich Anfang Mai ohnehin für einen Tag in Baden-Württemberg bin, schlug ich vor, den Seminartag organisatorisch dort dranzuhängen. So passt es dann für beide Seiten. Ich fuhr also zeitiger aus Karlsruhe ab als geplant. Reiseleiter und Kinder freuten sich.


Asia Fusion | In Karlsruhe traf ich außerdem Ellen von der Klimaschutz- und Energie-Agentur Baden-Württemberg, die mich als Preis für die Gewinner Ihrer Landesauszeichnung eingekauft hat. Wir tauschten uns über die anstehende Beratung aus, teilten unsere gegenseitige Verzweiflung über die Autozentriertheit der Verkehrspolitik und konsumierten Unmengen hervorragenden, asiatischen Essens.

Uding-Nudeln in einer Schale, die ein Sumo-Ringer hält.

Für den Mai habe ich schonmal die Reisemöglichkeiten auf der Schiene recherhiert. Die Fahrt von Haltern nach Karlsruhe, 420 Kilometer, würde mich bei heutiger Buchung 27 Euro kosten – in der 1. Klasse, BahnCard 25. Ein unschlagbares Angebot! Die Fahrt am nächsten Tag von Karlsruhe nach Renningen, 65 Kilometer, kostet mich dann 33 Euro. Für die 33 Euro fahre ich 20 Minuten ICE (Karlsruhe – Pforzheim); von Pforzheim aus juckele ich danach eine Stunde mit dem Bus bis nach Renningen. Komplette Entkoppelung von Preis und Leistung.


Gehört | In dieser Woche fuhr ich mit dem Auto und hörte dabei Hörbuch:

  • Stay away from Gretchen von Susanne Abel, gelesen von Vera Teltz. Susanne Abel erzählt die Geschichten von Greta Monderath, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einem schwarzen amerikanischen Soldaten verliebte. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: der Gegenwart, in der ihr Sohn immer mehr Geheimnisse seiner dementen Mutter entdeckt, und die Vergangenheit. Gerne gehört: kurzweilig, nicht zu flach und nicht zu anspruchsvoll, glaubwürdige (und nicht zu viele) Charaktere, gut gelesen.
  • Das glückliche Geheimnis von Arno Geiger. Der Schriftsteller Arno Geiger erzählt autobiographisch aus seinem Leben – und davon, wie er über viele Jahre Papiermüllcontainer durchwühlt. Das Gefundene, darunter viele Briefe, inspiriert ihn schriftstellerisch, hemmt ihn aber auch. Anfangs tat ich mir schwer mit dem Buch: selbstverliebtes, intellektuelles Geschwurbel. Ab der Hälfte ändert sich allerdings der Ton, und es stellt sich eine gewisse Handlung ein, die zwar zur Hälfte aus Sexgeschichten und Problemen in der Partnerschaft besteht, zur anderen Hälfte aus Selbstzweifeln und Überforderung, aber immerhin! Außerdem gibt’s ein paar durchaus hübsche philosophische Überlegungen, so dass ich zu Ende hörte.

Was geschehen ist | Eine Sache fällt die ganze Zeit hintenüber: das Bloggen. Das liegt daran, dass in meinem Leben nun immer Menschen sind, dass ein gedeckter Abendbrottisch auf mich wartet, dass jemand noch spazieren gehen oder etwas spielen möchte – oder eine Frage hat, eine grundlegende, lebenserklärende und nicht aufzuschiebende; dass in der Schwimm-WhatsApp-Gruppe jemand „Heute Abend noch ein paar Bahnen ziehen?“ fragt und ich denke: „Warum nicht?“; und dass immer etwas im Haus zu tun ist: Hier kann man noch ein Bild aufhängen, dort eine Pflanze umräumen, der zweite Schreibtisch ist gekommen, und Wäsche muss auch gemacht werden.

Überdies ist es gerade eine arbeitsreiche Zeit. Ich würde vermuten: ein typischer Februar. Genau kann ich das allerdings nicht sagen, weil die vergangenen drei Februare entweder explizit oder implizit im Lockdown stattfanden; vor dieser Zeit war ich für eine solide Mustererkennung noch nicht lange genug selbstständig. Aber nehmen wir einfach mal an, dass der Februar immer so ist – es spricht einiges dafür, dass das Jahr von hinten ebenso ist wie von vorne: Der November fühlt sich ähnlich an. Der Arbeitsreichtum ergibt sich aus dem Zusammentreffen von Aufträgen, Reisen und eingehenden Anfragen, vom Durchführen und gleichzeitigen Angebotschreiben für die kommenden Monate. Bis in den Sommer hinein habe ich schon gut zu tun, und auch für die zweite Jahreshälfte gibt es bereits Aufträge.

Der Umstand, dass der Lebensunterhalt wohl gesichert ist, motiviert vor der Kulisse grauvernieselter Wintertage zur Urlaubsplanung. So kam es, dass der Reiseleiter seinem Namen und seiner Funktion gerecht wurde, zehn Tage Südtirol für uns buchte und drei Kilo Wanderführer in der örtlichen Buchhandlung bestellte. Mit hochgelegten Beinen studierte er Abende lang Route um Route, eine Turnierpackung Klebezettel neben sich. In der Bücherei lieh er sich Merian-Magazine und fasst mir die Inhalte nun immer, wenn er einen neuen Beitrag gelesen hat, in einer Management Summary zusammen. Auch wenn die Reise erst im Herbst stattfindet, ist bereits alles durchdacht; nur die Züge sind noch nicht gebucht, ansonsten können wir morgen los.

Einige Gäste waren inzwischen auch hier: aus Dortmund, aus Mülheim, aus Essen im Ruhrgebiet und aus Bad Essen im Osnabrücker Land, aus Hagen, Marl und aus Recklinghausen. Wir bekamen Brot geschenkt und noch mehr Salz – einige schöne Vormittage, Abende und Nachmittage.


Auswärtsspiele | Die Arbeit führte mich nach Düsseldorf und nach Karlsruhe. Ich hatte große Freude, einen Kunden bei der Tagung seiner rund 45 Führungskräfte zu begleiten und einen Teil der Moderation zu übernehmen. Bei einem anderen Kunden führte ich Seminare durch. Für die Vorbereitung meines Seminars „Führen, motivieren und Veränderung gestalten“ habe ich in mein Sozialpsychologie-Studium gegriffen; es war auch für mich bereichernd, diese Inhalte nochmal aufzubereiten und in einen neuen Kontext zu setzen. Diese Woche geht’s für weitere Themen erneut in den Süden.


Käte als Hörbuch und als Taschenbuch | Mein Buch Die Frau, die den Himmel eroberte gibt es schon länger als Hörbuch – nun ist es auch bei Audible in der Auswahl. Und auch das Taschenbuch ist es inzwischen erhältlich.


Und sonst | Ein Besuch im Dortmunder Konzerthaus: Augustin Hadelich und die Bergener Philharmoniker spielten Ravel und Sibelius. Ein außerordentlich schöner Abend. Ich war sehr entspannt danach; Musik macht was mit dem Gehirn. Lediglich die halbe Stunde nach der Pause – das Orchester spielte Strawinsky -, war halbwegs schauderhaft; das erratische Durcheinander holte mich nicht ab; ich mag lieber fließende Melodien. Ich beschloss, dieses Jahr noch mindestens einmal in ein Philharmoniekonzert zu gehen.

Erzählte ich schon, dass der Reiseleiter und ich uns ein Rudergerät gekauft haben? Von dem Geld, das wir mit dem Verkauf zahlreicher Dinge er-ebay-t haben, haben wir ein gebrauchtes Concept2 erworben. Zwei- bis dreimal in der Woche rudern wird nun sechs bis neun Kilometer durch unser Obergeschoss. Nach dem ersten Mal musste ich zwanzig Minuten warten, bis ich es wagen konnte, die Treppe ins Erdgeschoss hinunterzusteigen – so weich waren meine Beine. Inzwischen habe ich das Pensum fast verdoppelt und kann danach umgehend hinabsteigen.


Gelesen | Über den Erfolg der namenlosen Kaubonbons, die alle kennen: „Jeder Marketingprofessor würde die Stirn runzeln“. Als ich ein Kind war, bekam ich die Bonbons in der Heißmangel, einem winzigen, schwül-heißen Ladenlokal, in dem Frauen in weißen Kitteln Tischdecken und Bettwäsche walzten. Und ich bekam sie in der Bäckerei an der Straßenecke, in die ich mit meiner Oma ging; in einem gläsernen Rondell drehte sich dort der Bienenstich, und die Butterhörnchen waren köstlich.

Drinnen und draußen | Nachdem ich die ersten zehn Tage nach dem Umzug vor allem im Haus verbrachte, dort verräumte, Strukturen schuf und dem Regen vor dem Fenster zusah, kommt nun der ein oder andere Anlass, zu dem ich rausgehe, wenngleich verhalten. Besorgungen, Spaziergänge, Besuche, Schwimmen gehen – der Alltag spielt sich ein.

Insgesamt kann ich für mich jedoch festhalten, dass ein Umzug im Januar eher den Blick aufs Inhäusige wendet. Hätten wir Frühjahr oder Sommer, würde ich jeden Tag eine Runde Fahrrad fahren, würde ich stets eine andere Strecke nehmen, die Nase in den Wind halten und irgendwann jeden Kilometer dieser Stadt kennen. Ich wäre im Garten und würde mit Nachbarn schwätzen. Doch bei wolkenverhangenen zwei Grad mit gelegentlichem Nieselregen bleibt das alles aus.

Arbeitstechnisch bin ich aktuell nur im Homeoffice; die Reisen beginnen Mitte Februar. Das ist einerseits monoton, andererseits ganz angenehm. Ich habe momentan Zeit, all das vorzubereiten, was später Schlag auf Schlag kommen wird.


m365 | Außerdem kann ich mich mit so fürchterlichen Dingen wie Microsoft 365 befassen. Bislang hatte ich eine Microsoft365-Single-Lizenz. Sie reicht allerdings nicht aus, um mit m365 auch geschäftlich zu arbeiten. Seit Monaten schiebe ich es vor mir her, einen Business-Standard-Plan zu erwerben und ihn für mein Unternehmen einzurichten.

Alle Gründe für die Aufschieberei bestätigten sich heute. Ich habe mich nämlich fünf Stunden lang damit befasst, m365 Business Standard zu kaufen und einzurichten – mit lediglich dürren Erfolgen.

Zunächst einnmal war es augesprochen schwierig, das Produkt zu erwerben; es ist, als wolle Microsoft mit aller Kraft verhindern, dass man eines seiner Produkte kauft. Irgendwann hatte ich dann mein m365 Business Standard, konnte es auch bezahlen. Und dann begann der Driss: Verknüpfung mit meiner Domain, DNS-Einträge. Es war die Hölle. Die Erklärungen für den Laien sind dünn; irgendwie habe ich mich mit Hilfeseiten bei Microsoft und bei meinem Hoster durchgewurschtelt, so dass ich nun die E-Mails meines Geschäfts-Accounts in Outlook habe. Allerdings nur in der Desktop-Version; die Web-Version ist weiterhin jungfräulich. Warum zur Hölle?!

Es ist mir überdies schleierhaft, wie ich mir einen Kalender einrichte. Wie, verdammte Axt, komme ich dahin, dass ich via Outlook Termine machen kann? Auch das Teams-Add-on, mit dem man MS-Teams-Besprechungen versenden kann, erscheint dort nicht. Die Option in der MS-Teams-App, die man dazu anhakeln soll, gibt es bei mir nicht. Ständig komme ich auf irgendwelche Administrationsseiten, die ich vorher noch nie gesehen habe – oder die sich immer wieder auftun, aber nicht die Optionen bieten, die ich erwarten würde.

Es ist alles ein Rätsel und weit entfernt von selbsterklärend, die Unterstützung für Mac-User ist dürftig, ich habe keinen blassen Schimmer, was ich da tue, und habe null Bock, mich weiter damit zu befassen. Muss aber.


Ich bin ein Preis | In Baden-Württemberg wurden Menschen ausgezeichnet, die eine klimafreundliche Mobilitätsprojekte auf den Weg bringen. Es ist ein Preis des Ministeriums für Verkehr und der KEA Klimaschutz- und Energieagentur. Die Preisträger sind ziemlich unterschiedlich; es sind tolle Projekte darunter.

Jeder Preisträger kann aus Beratungsangeboten wählen, was er braucht. Ich bin eines der Angebote, und gestern hat sich ein erster Preisträger bei mir gemeldet. Gemeinsam mit mir möchte er schauen, wie er strategischer mit Entscheidern kommunizieren und seine Position stärken kann. Ich freue mich darauf!

Broterwerb | So, wie es auschaut, werden der Februar und März arbeitsreich – mit einigen Auswärtsspielen bei Kunden. Das ist erfreulich. Ich empfinde Geschäftsreisen immer als anregend: Man lernt Menschen, Unternehmen und Städte kennen. Das ist super.

Überdies mag ich das Reisen an sich. Ich habe ein wenig gebraucht, um eine Haltung zu entwickeln, mit der sich Geschäftsreisen nicht nach Stress anfühlen. Irgendwann habe ich beschlossen, dass die eigentliche Reisezeit meine Zeit ist, in der ich mich entspanne und nicht arbeite: Während die Vorbereitungen und die Termine vor Ort meist intensiv und anstrengend sind, habe ich die An- und Abreise für mich reserviert. Wenn ich mit dem Auto fahre, habe ich in aller Regel keine Termine, auch nicht telefonisch. Ich höre Hörbuch, nehme mir ausreichend Zeit für die Fahrt, mache Pausen und gönne mir schöne Getränke. Wenn ich mit dem Zug anreise, klappe ich weder meinen Laptop auf noch arbeite ich auf andere Weise. Stattdessen lese ich, höre Musik, Hörbuch oder schlafe.


Schwimmen | Ein Vorteil des neuen Domizils in Haltern ist, dass die Stadt ein Hallenbad unterhält, das von Montags bis Donnerstags für das öffentliche Schwimmen geöffnet hat, von früh morgens bis spät abends. Es gibt keinen Bahnenbelegungsplan, keine ausschließlichen Vereinszeiten (nur Freitags), und man muss nicht Verwaltungswissenschaften studiert haben, um festzustellen, in welchem homöopathischen Zeitslot man möglicherweise auf welcher Bahn schwimmen darf. Nein, man packt einfach seine Tasche, fährt hin und schwimmt. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag sogar bis 21:30 Uhr.


Fortschritt | Die Bilder im Flur im Obergeschoss hängen. Erinnerungen an den Urlaub in Garmisch.

Zwei gerahmte Retro-Poster aus Garmisch-Partenkichen: ein Motiv mit gelb eingefärbten Bergen, Überschrift "Eckbauerbahn", und eine Gondel mit der Überschrift "Kreuzeck"

Dorfcheck | Ich habe einen Dorfrundgang gemacht und gelernt:

  • Das Dorf liegt an der Bahnstrecke Essen – Münster und hat einen eigenen Bahnhof, also eine gute Anbindung (das wusste ich schon vorher). Weil es eine Bahnanbindung besitzt, gibt es auch eine Bahnschranke. Diese Schranke ist immer unten, wenn ich dort vorbeikomme, auf dem Hin-, auf dem Rückweg, einfach immer (das wusste ich nicht). Entweder kommt die S-Bahn, die Regionalbahn, der Regionalexpress, ein Fernzug fährt durch oder eine Lok brummt über die Gleise. Viel Zeit zur Kontemplation. Will man den Zug auf der Gegenseite erhalten, muss man mindestens eine Schrankenschließzeit einplanen.
  • Es gibt ein Leben diesseits und jenseits der Schranke. Jedenfalls bildet die Schranke offenbar die Grenze der Müllabfuhrbezirke.
  • Jedes zweite Haus hier hat Holz eingelagert. Mitunter ganze Berge von Holz. Es wird angefeuert.
  • Direkt ums Eck ist ein Friedwald.
  • Das Dorfschloss wird von einem Verein betrieben, der die Anlage instand hält und vermietet. Es gibt interessante Räumlichkeiten, auch für Seminare. Ein Hotel ist direkt gegenüber. Mit der guten Bahnanbindung sehe ich Möglichkeiten.
  • Das Freibad wird ebenfalls von einem Verein betrieben. Ich bin bereits seit zwei Saisons Mitglied. Man zahlt einen Jahresbeitrag und kann so viel schwimmen gehen, wie man will. Ich fühle mich konzeptionell abgeholt.

Im örtlichen Pizza-Imbiss aß ich während der Einzugszeit übrigens die zweitschlechteste Pizza aller Zeiten – ein hartes, schwarzes, dünnes Ding. Der pizzabäcker wird nochmal eine zweite Chance bekommen (aber keine dritte).

(Die schlechteste Pizza brachte einst ein Lieferdienst nach Klejtrup, nachdem ich 81 Kilometer Rad gefahren war. Sie ahnen vielleicht, was das emotional bedeutet.)


Gelesen | Frau Herzbruch über den Pascha aus dem Sauerland (Formulierung geklaut bei Herrn Buddenbohm):

Wie kann es denn sein, dass diese Positionen immer wieder eine Bühne geboten bekommen? Ich bin ja recht kurz davor, auch mal irgendeinen Satz mit „meine Gebühren“ zu sagen, da ich wirklich nicht gerne Formate finanzieren möchte, in denen sich alte weiße Männer mit Privatflugzeugen hinsetzen und weniger privilegierte Grundschulkinder beleidigen, und das sogar, ohne dass das mal signifikant eingeordnet wird. 

Gelesen | Frau Novemberregen übers Nicht-Ankommen. Ich unterschreibe vom ersten bis zum letzten Satz.


Credits | Den Titel habe ich mir bei Rosa Bänkchen geliehen.

Nebenwirkungen des Umzugs | Ein Umzug bringt mit sich, dass man alle möglichen Leute anschreiben muss, dass sich die Adresse geändert hat. Ich war beim Bürgeramt in Haltern – ein freundlicher Ort. Man geht ins Rathaus hinein und dort ist es direkt, mit Online-Anmeldung, Kinderspielecke und freundlichen Menschen.

Außerdem war ich beim Straßenverkehrsamt in Marl und habe das Auto umgemeldet; wenn man über die Kreisgrenze umzieht, geht das nicht über das Bürgeramt, digital sowieso nicht; dann muss man zur Zulassungsstelle. Wenn ich „Marl“ sage und „Straßenverkehrsamt“, haben Sie vielleicht ein Bild im Kopf, auch wenn sie den Ort nicht kennen: irgendwas mit Ruhrgebiet, eine trostlose Straße mit bröselndem Bitumen, in der Ferne Schornsteine, eine Amtsstube in Braungrün, im Foyer Wartenummern, auf der Fensterbank ein verdorrter Kaktus. Tatsächlich ist alles so, wie Sie es sich vorstellen – gesäumt von Autowerkstätten und Schildermachern. Über dem Ort schwebt das Timbre einer Fernfahrerraststätte, und noch vor fünfzehn Jahren, vor dem Nichtrauchergesetz, wäre dieser Ort rauchverhangen gewesen. Man fühlt sie noch, die Atmosphäre von damals.

Ein weiteres To Do: Meine Grafikerin Claudia hat mein geschäftliches Briefpapier geändert und die neue Adresse eingeführt. Ich habe das PDF des Briefpapiers wiederum in mein Buchhaltungsprogramm gefummelt, als Dokumentvorlage. Claudia hat auch meine Visitenkarten überarbeitet; sie sind im Druck. Ich habe die Adresse auf meiner Webseite und hier im Blog geändert, im Impressum, in der Datenschutzerklärung und in meiner E-Mail-Signatur.


Einrichtung |  Mit der Einrichtung geht es voran. Alle Kartons sind ausgepackt und auch schon wieder verkauft. Es brauchte nur eine Anzeige auf Ebay-Kleinanzeigen und 36 Stunden. Offenbar ziehen die Menschen dieser Tage eifrig um.

Wir haben inzwischen Vorhänge und Bilder angebracht. Über dem Küchenbuffet hängen die Illustrationen des Patenmädchens. Über dem Herd hängt eine Erinnerung an die Radtour durch Dänemark bis nach Skagen.

So fluffig wie die Frau auf dem Poster fuhr ich damals nicht in Skagen ein. Mir tat gehörig der Hintern weh.

Wir haben außerdem Uhren aufgehängt. Es gibt im Haushalt zwei Schätzchen: Eine sauerländische Familien-Küchenuhr aus den 1960er/70ern, die ich wieder reaktivieren konnte und die nun in der Küche hängt. In der Küche, finde ich, braucht es unbedingt eine Uhr, weil man dort oft sitzt und weg muss – zur Arbeit, zum Schwimmen, zum nächsten Termin im Homeoffice oder ins Wohnzimmer zum WM-Spiel deutschen Handballherren.

Blick aus Terrassentür in den Garten, daneben eine graue, quadratische Uhr an der Wand.

In der Diele unterm Kronleuchter hängt nun meine Pendeluhr, die uns die Stunde schlägt (und die halbe Stunde). Der Reiseleiter hat bis vor kurzem neben einer Kirche gewohnt, deren Uhr viertelstündlich schlug. Wir sind das also gewohnt. Ich empfinde das auch als angenehm. Es gibt mir Orientierung.

Von dem Geld, das wir mit dem Verkauf von Möbeln, Ballkleidern und Hausrat aus unseren alten Wohnungen eingenommen haben, haben wir uns ein gebrauchtes Ruder-Ergometer gekauft, Concept 2. Ich war gestern drauf. Zu Beginn dachte ich: Geht doch! Nach vier Minuten war ich sicher, dass ich auf diesem Gerät verenden werde. Nach drei Kilometern hatte mein Körper sich mit der Belastung abgefunden, und es ging einigermaßen. Insgesamt eine deutlich ausbaufähige Performance, sehr schweißtreibend.

Das Arbeitszimmer ist schon eingerichtet und funktionsfähig. Es fehlt allerdings noch der zweite Schreibtisch und die passende Akustiktrennwand. Beides wird im Februar geliefert. Dann haben wir ein sehr komfortables Homeoffice (mit schnellem Internet, juchhu!) und eine gute Separierung an den Tagen, an denen wir mal zu Zweit im Raum sind.

Homeoffice: Schreibtisch vor blauer Wand mit Regalen

Am meisten liebe ich übrigens die Tageslichtlampe, in die ich seinerzeit investiert habe, blendfrei und dimmbar. Nach acht Minuten geht sie dank Bewegungssensor automatisch aus.

Noch ein Blick in eines der zwei Bäder: Das Erwachsenenschlafzimmer hat ein eigenes En-Suite-Bad. Mega.

Weiß gekacheltes Badezimmer mit Altrosa Anstrich, unter der ecke eine Holzlampe.

Broterwerb | Der Umzugsurlaub ist vorbei, und ich gehe wieder meinem Broterwerb nach. In den vergangenen Tagen habe ich Menschen beraten, mit denen ich in regelmäßigem Austausch stehe – eine Führungskraft eines IT-Unternehmens und ein Chefredakteur einer Regionalzeitung. Ich habe mein Seminar „Agiles Projekt- und Redaktionsmanagement“, das ich bislang nur digital gehalten habe, in ein Präsenzseminar umkonzipiert. Damit werde ich Anfang März beim WDR zu Gast sein. Außerdem gab es Ende vergangenen Jahres den Wunsch eines großen Aluminiumkonzerns nach Moderationstraining in Englisch und Deutsch. Zwei der drei Sessions habe ich in den vergangenen Tagen gehalten.


Oberhenneborn | Ich höre sehr gerne den Zeit Verbrechen-Podcast. Die neue Folge thematisiert zwei Morde in Oberhenneborn. Ich habe eine besondere Beziehung zu Oberhenneborn.

Oberhenneborn liegt bei Niederhenneborn, und beides befindet sich in the middle of nowhere im Sauerland zwischen Eslohe und Winterberg. Meine Familie hat dort Bekannte – oder besser gesagt: hatte. Denn es betrifft eher meine verstorbene Großelterngeneration.

Als sie noch lebte, fuhren wir mindestens einmal jährlich nach Oberhenneborn, um zu wandern und im dortigen Gasthof einzukehren. Dafür stiegen wir alle ins Auto, mein Vater und meine Mutter, meine Oma, die Tante und mein Onkel, der Großonkel und noch ein Großonkel, seine Frau, mein Cousin und die ganze Mischpoke. Die alten Herren trugen Hut. Der Weg führte uns erst durchs Hönnetal, über gewundene Straßen, die sich an Felswänden entlangziehen, später über ebenso kurvige Wege durch Felder und Fichtenwälder. Ich hockte auf der Rückbank und spätestens, wenn wir durch Volkringhausen durch waren, Estinghausen und Enkhausen durchquert hatten und der Sorpesee nur noch Erinnerung war, war mir kotzübel. Die Reise war unendlich und glich dem Weg nach Narnia. Als sich endlich die Tür öffnete und ich mit bleichem Gesicht aus Vatterns Audi 100 fiel, war ich an einem Ort, den die Menschheit nur durch das Wurmloch der Reiseübelkeit erreichen kann: Ich war in Oberhenneborn.

Das Essen im Gasthof wurde in Terrinen aufgetragen. Auf der Tafel standen Schüsseln voller Suppe, frische Brühe mit Eierstich und Markklößchen. Zum Hauptgericht lagen die Bratenscheiben auf großen Platten, in Schüsseln stapelten sich die Klöße. Es dampfte, es duftete, wir speisten wie die Könige.

Wenn wir wanderten, trugen die alten Männer Lodenjacke und Kniebundhose, auf ihren Stöcken klebten Plaketten. Aus dem Handgelenk und mit forschen Schwung hob mein Großonkel erst die Spitze seines Stocks, tat einen Schritt und ließ ihn dann zu Boden hinabsinken, rammte ihn in den Boden und stieß sich ab. Der andere Onkel war im Sauerländischen Gebirsverein und kannte jeden Weg. Kundig führte er uns über Stock und Stein und durch Gehölz. Rückblickend können es keine langen Märsche gewesen sein, eher Spaziergänge von wenigen Kilometern. Mir kam es jedoch jedesmal wie eine zünftige, alles abfordernde Wanderung vor.

1983 und 1985 wurden in Oberhenneborn zwei Frauen getötet: eine nach einem Schützenfest auf einem Hof, eine andere in ihrem Auto in Niederhenneborn. „In Oberhenneborn wurden ja diese zwei Frauen getötet“, sagten die Erwachsenen jedesmal auf der Hinfahrt, auch als es schon lange keine Neuigkeit mehr war, „den Täter haben sie immer noch nicht“. Und zu meiner Reiseübelkeit gesellte sich jedesmal ein gehöriger Schauder, so dass mir beim Ankommen nicht nur schlecht war, sondern ich mich auch zart gruselte.


Leserinnenpost |  Dieser Tage erhielt ich schöne Post, elektronisch, begleitet einem Foto und der Erklärung: „Ich hatte mir Dein Buch gekauft und es um Sommerurlaub gelesen, danach an meinen Opa (Jahrgang 1929, aber sehr fit – geistig wie körperlich) weitergegeben. Mittlerweile schreibe ich ihm immer ein paar Zeilen zu den weiter gereichten Büchern, oft schreibt er mir mit seiner alten Schreibmaschine eine Antwort.“

Ein mit Schreibmaschine geschriebener Brief auf meinem Buch "Die Frau, die den Himmel eroberte". Text:  Liebe ..., mit Dank zurück. Klasse! Guter Anschluss an mein letztes Buch aus der Büchere, Abteilung Pholosophie, "Auszeit im Café am Rande der Welt von John Strelecky. Für alle mit einem Wendepunkt im Leben und den Fragen "Warum bist Du hier? Hast Du Angst vor dem Tod? Führst Du ein erfülltes Leben?" Gut lesbar und keine schwere Kost. Gruß Opa 11/22

Gelesen | Ich las bei Christian, der wiederum auch gelesen hat – zu Anpassung, zu Gefühlen. Ich brauche das hier nicht wiederholen, er hat das gut kuratiert.

Gehört | Macht & Millionen, Folge 31: Boris Becker – Absturz eines deutschen Helden

Umgezogen | Es ist vollbracht: Ich bin umgezogen.

Uff! Das waren anstrengende Tage. Tagelang habe ich geräumt, ausgepackt, ausgewischt, hin- und her geschoben und sortiert. Nun haben wir (fast) alle Kartons ausgepackt. Es waren an die 130 aus beiden Haushalten. Sie stapeln sich im neuen Wohnzimmer in der Ecke und warten auf Abnehmer bei ebay-Kleinanzeigen.

Stapel mit Kartons

Es fehlen noch Bilder an den Wänden und auch Vorhänge. Hier und da täte ein Teppich gut, und es gibt noch Werkzeug und Material, das verräumt werden muss. Aber mit dem Gröbsten sind wir durch. Eindrücke aus der Diele und der Küche mit Blick ins Wohnzimmer:

Ich feiere mich für den Kauf meines Steckregals, dessen Regalbretter sind in jeglicher Kombination zusammenschieben lassen. In der alten Wohnung stand es an einer breiten Wand im Wohnzimmer, nun steht es an einer hohen Wand in der Diele; wir haben es von breit zu hoch umgebaut.

Bemerknisse:

  • Hätte ich vorher gewusst, wie viele Vasen ich besitze, hätte ich einen Vasenfachhandel eröffnet.
  • Einen Tupperware-Handel kann ich auch eröffnen.
  • Ich räume ein, dass kein Mensch fünfundzwanzig Vasen benötigt.
  • Aber acht. Acht sind wirklich die Untergrenze.
  • Das Zusammenführen und Einräumen der Vorräte hat gezeigt, dass wir in den nächsten Wochen viel Mais essen werden.
  • An einem Samstag zu Ikea zu fahren, ist ein konstant gutes Erlebnis. Man muss nur ausgeglichen und offen für Menschen sein.
  • In drei Jahren würde ich gerne von all den jungen Paaren, die sich am vergangenen Samstag Samstag eingerichtet haben, erfahren, ob sie noch zusammen sind.
  • Sie vielleicht auch von uns.
  • Idee für Paartherapeuten: Sich mit Klienten samstags ins Ikea-Restaurant setzen, Köttbullar essen und besprechen, welches der Paare, die die Szene betreten, in drei Jahren noch zusammen ist und warum. Könnte eine großartige Perspektive auf die eigene Partnerschaft werfen.
  • Falls jemand ebenfalls ein Tylko-Möbel hat und wissen möchte, wie man diese Black Box des Möbelwesens wieder auseinanderbaut: Man muss von vorne wie ein Preisboxer gegen die waagerechten Bretter kloppen, dann kippen die Rückwände raus.
  • Es findet sich alles wieder.

Der Endgegner war der Hauswirtschaftsraum, in den aus Ermangelung eines Kellers alles rein muss, was aus zwei Haushalten zusammengeführt wird und sich vorher in einem, ja, Keller befand, außerdem in einem Vorratsraum, einer deutlich größeren Küche und in noch einem Vorratsraum. Ich habe Stunden damit verbracht, Putzmittel, Hygieneartikel, Lebensmittelvorräte, den Fonduetopf, die Filterkaffeemaschine, Backformen, Einmachgläser, Wärmflaschen, Vogelfutter, Wein, Schuhe und Schuhputzmittel, Mehrfachstecker und Verlängerungskabel, Vasen, Weihnachts- und Osterdeko, Pizzastein und Grillkorb, das Waffeleisen, den Fenstersauger, Putzlappen, Aufnehmer, Bügeleisen, Glühbirnen, Batterien und zig andere Dinge zu verräumen. Eine Momentaufnahme im Chaos-Stadium: die Waschmaschinenausrichtung.

Erschwerend kommt hinzu, dass zwei Menschen zusammenziehen, die beide viel Werkzeug besitzen. Wir haben Werkzeugkisten, Schrauben, Dübel und Nägel in rauen Mengen. Wir sind quasi ein Baumarkt.

Ein Dank geht an die Männer vom Umzugsunternehmen, die einen super Job gemacht haben und trotz der harten Arbeit immer gute Laune hatten.


Broterwerb | In dieser Woche habe ich offiziell noch Urlaub, nehme aber auch schon Termine wahr (dank Internet!). Ich brauche allerdings noch genügend Zeit, um das ganze Umzugchaos nachzuarbeiten – Ummeldung bei der Stadt, Ummeldung des Autos bei der Zulassungsstelle in Marl, Vorhänge kaufen, Bilder aufhängen und Dinge erledigen, die mit der Vermietung meiner Wohnung in Dortmund zusammenhängen.

Derweil ist ein sehr schöner Auftrag eingetrudelt. Ich freue mich, im Februar nochmal in Karlsruhe zu sein.


Kostenlos und von zuhause aus | Am 10. Februar bieten meine Kollegin Andrea Schmitt und ich ein kostenloses Mini-Seminar an – für alle, die volle Kalender haben, mit Aufgaben jonglieren und Wege suchen, sich abzugrenzen. 90 Minuten – arbeitskompatibel am frühen Morgen, einfach anmelden!


Taschenbuch | Ganz anderes Thema: Ab dem 13. Februar gibt es mein Buch „Die Frau, die den Himmel eroberte“ nicht mehr nur als Hardcover, sondern auch als Taschenbuch:

Die Frau, die den Himmel eroberte - Cover mit dem historischen Foto einer Frau im Kleid, die dabei ist, aus einem Ballonkorb zu springen

Das Taschenbuch kostet 12 Euro und ist in allen Buchhandlungen erhältlich. Ich freue mich, dass mein Verlag Suhrkamp das Buch erneut auflegt!

Falls Interesse an signierten Exemplaren besteht, bitte ich um eine kurze Nachricht an vg (ät) vanessagiese.de. Am neuen Wohnort habe ich noch keine Kooperation mit der örtlichen Buchhandlung. Bei entsprechender Nachfrage würde ich die aber anstoßen.

Ich freue mich auch in 2023 über Anfragen für Lesungen und fände es toll, persönlich aus dem Leben von Käte Paulus zu erzählen. Zu den Lesungen bringe ich historische Fotos mit und lese nicht nur Ausschnitte aus der Geschichte, sondern erzähle auch allerlei Hintergründiges zu Käte und zur Recherche – das war nämlich eine Spurensuche, die spannende Zusammenhänge hervorgebracht hat. Ganz unbescheiden: Das ist ziemlich kurzweilig, ich würde mich buchen!


Und sonst | Noch keine Eichhörnchensichtung im neuen Garten.

Das neue Domizil verfügt über einen Glasfaseranschluss. Am 20. November, nach Unterzeichnung des Mietvertrags, buchte ich mir also über die Website der Deutschen Glasfaser einen Glasfasertarif. Ich füllte alle erforderlichen Daten aus, gab meine Kontoverbindung ein, erteilte eine Einzugsermächtigung, bekam direkt eine Kundennummer und war guter Dinge.

Einige Tage später fiel mir in einem kontemplativen Moment auf, dass ich in dem Formular nicht angeben konnte, wann die Freischaltung des Anschlusses erfolgen sollte. Der Umzug würde in der ersten Januarwoche erfolgen. Ab dem 1. Januar wäre also perfekt. Ich schrieb eine E-Mail an die Deutsche Glasfaser, gab meine Kundennummer an, erläuterte den Sachverhalt und bat um Freischaltung zum Jahresbeginn. Damit begann die Suche nach dem Passierschein ins Internet.

Zwei Tage später klingelte mein Telefon. Weil ich nicht sofort rangehen konnte, rief ich zurück.

Stimme: Deutsche Glasfaser, was kann ich für Sie tun?
Ich: Das weiß ich nicht, Sie haben mich ja angerufen.
Stimme: Mmmh.
Ich: Vielleicht hängt es mit meiner E-Mail zusammen … (ich erläutere den Sachverhalt) … Klappt das zum 1. Januar?
Stimme: Erstmal müssen Sie ja ausreichend Unterschriften haben.
Ich: Unterschriften?
Stimme: In der Nachfragebündelung.
Ich: Den Anschluss gibt es bereits. Seit 2016. Die bisherigen Bewohner ziehen aus. Ich ziehe ein und möchte den Anschluss übernehmen.
Stimme: Da liegt also schon Glasfaser.
Ich: Genau.
Stimme: Damit kenne ich mich dann nicht aus.
Ich: Das ist jetzt aber doof.
Stimme: Ja.
Ich: Und was machen wir jetzt?
Stimme: Da schreiben Sie mal an info-äd-deutsche-minus-glasfaser-punkt-de und erklären die Sache. Dann wird das an die richtige Stelle geleitet und jemand meldet sich bei Ihnen.

Ich schreibe eine E-Mail mit Angabe meiner Kundennummer, meiner Vertragsnummer, hänge meine erste E-Mail an und erläutere erneut den Sachverhalt mit der Bitte, mir die Freischaltung zum 1. Januar zu bestätigen.

Eine Woche später erhalte ich eine Auftragseingangsbestätigung. Allerdings nicht per E-Mail. Ich erfahre es nur, weil ich mich mit meiner Kundennummer in das Kundenportal einlogge, um zu schauen, ob es dort etwas Neues gibt. Nochmal fünf Tage später findet sich an selber Stelle eine Auftragsbestätigung. Gut, denke ich, dann geht ja alles seinen sozialistischen Gang. Allerdings steht in der Auftragsbestätigung nicht, wann der Auftrag ausgeführt wird. Ich rufe also wieder bei der Deutschen Glasfaser an.

Stimme: Deutsche Glasfaser, was kann ich für Sie tun?
Ich: Ich habe den DG-classic-Tarif bei Ihnen gebucht und auch eine Auftragsbestätigung erhalten. Allerdings steht dort nicht drin, wann die Freischaltung erfolgt. Ich würde den Anschluss gerne zum 1. Januar nutzen.
Stimme: Gab es denn schon eine Hausbegehung?
Ich: Hausbegehung?
Stimme: Von unseren technischen Sachverständigen.
Ich: Wofür?
Stimme: Zur Vorbereitung des Glasfaserausbaus.
Ich: Den Anschluss gibt es bereits. Seit 2016. Die Bewohner ziehen aus. Ich ziehe ein und möchte den Anschluss übernehmen.
Stimme: Ach so.
Ich: Genau.
Stimme: Dann trage ich das hier mal so ein. (Tippgeräusche)
Ich: Klappt die Freischaltung dann zum 1. Januar?
Stimme: Ja, also … so wie ich das hier sehe … wir haben hier ja alles von Ihnen … Das müsste dann klappen.
Ich: Bekomme ich dazu noch etwas Schriftliches?
Stimme: Wir haben hier ja Ihre E-Mail-Adresse … (liest sie vor) … ist die Adresse richtig?
Ich: Die ist korrekt.
Stimme: Okay. Dann schicken Ihnen die Kollegen noch eine Bestätigung.

Es wird Weihnachten. Der Reiseleiter und ich bereiten den Umzug vor, kaufen Geschenke, stellen einen Tannenbaum auf, bescheren, das ganze Klimbim. Es kommt keine Bestätigung. Zwischen den Jahren erhalten wir die Schlüssel zum neuen Zuhause. Ich rufe wieder bei der Deutschen Glasfaser an.

Stimme: Deutsche Glasfaser, was kann ich für Sie tun?
Ich: Ich habe am 20. November den DG-classic-Tarif bei Ihnen gebucht, habe auch eine Auftragsbestätigung erhalten und die mündliche Auskunft, dass der Anschluss zum 1. Januar freigeschaltet wird. Ich wollte mal nachhören, ob das nächste Woche klappt.
Stimme: Gab es denn schon eine Hausbegehung?
Ich: Der Anschluss besteht bereits seit 2016. Die Vormieter ziehen aus. Ich ziehe ein.
Stimme: Moment … (Tippgeräusche) … Ich muss mal eben einen Kollegen fragen … (Wartemusik) … (Zeit vergeht) … Sind Sie noch dran?
Ich: Ja.
Stimme: Hören Sie, wir haben noch kein Foto von Ihrem Anschluss.
Ich: Ein Foto von meinem Anschluss?
Stimme: Ja, von Ihrem Glasfaseranschluss.
Ich: Wofür?
Stimme: Damit wir den freischalten können.
Ich: Sie brauchen also einen Foto von der Anschlussdose, damit Sie den Anschluss freischalten können.
Stimme: Genau. Oder die Vertrags- und Kundennummer der Vormieter.
Ich: Ich schicke Ihnen ein Fotos des Anschlusses.
Stimme: Bitte an info-äd-deutsche-minus-glasfaser-punkt-de.
Ich: Eine Frage noch. Warum haben Sie mir das nicht eher gesagt? Ich habe den Anschluss bereits am 20. November bestellt und seither mehrere Gespräche mit der Deutschen Glasfaser geführt.
Stimme: Keine Ahnung, warum die Kollegen Ihnen das nicht gesagt haben.
Ich: Okay. Ich schicke Ihnen ein Foto. Und das klappt dann?
Stimme: Das geht dann in die Bearbeitung.

Ich mache ein Foto vom Anschluss und schicke es in den nächsten fünf Minuten los.

Es wird der 1. Januar. Kein Internet. Die Hotline arbeitet am Feiertag nicht. Es wird der 2. Januar. Kein Internet. Das ist sehr misslich, denn das neue Zuhause ist ein Niedrigenergiehaus mit der Dämmung einer Thermoskanne. Es kommt kein LTE-Signal rein, es geht kein LTE-Signal raus, und Telefonempfang haben wir auch nicht. Wir brauchen also dringend Internet, nicht nur weil die Kinder quengeln, sondern vor allem in Hinblick auf die Berufsausübung. Ich rufe bei der Hotline an.

Stimme: Deutsche Glasfaser, was kann ich für Sie tun?
Ich: Guten Tag, ich habe am 20. November den DG-classic-Tarif bei Ihnen gebucht, auch eine Auftragsbestätigung erhalten und die Freischaltung zum 1. Januar erbeten. Der Anschluss liegt bereits seit 2016. Es ist keine Hausbegehung mehr notwendig, und ich habe Ihnen bereits ein Foto des Anschlusses gesendet. Ich möchte nachhören, wann eine Freischaltung erfolgt.
Stimme: Wie ist Ihr Geburtsdatum?
Ich: Bitte?
Stimme: Für den Datenschutz.
Ich: (nenne mein Geburtsdatum)
Stimme: Ach, da haben wir Sie ja. Sie sagten, der Anschluss besteht bereits?
Ich: Ja.
Stimme: … (Tippgeräusche) … Ach ja, seit 2016 … (Tippgeräusche) … und da haben wir ein Foto, sehr schön … (Tippgeräusche) … Dann werde ich mal den Techniker informieren. Der ruft Sie an.
Ich: Er kann auch einfach den Anschluss freischalten.
Stimme: Der Techniker ruft Sie dann an und sagt Ihnen, wann er freischaltet.
Ich: Okay, meinetwegen. Es ist wirklich dringend. Wir arbeiten von daheim und benötigen deshalb dringend einen Internetanschluss. Sie können mir also nicht sagen, wann der Anschluss freigeschaltet wird?
Stimme: Tut mir leid, das liegt nicht in meinem Kompetenzbereich.
Ich: Gut. Dann hoffen wir das Beste.

3. Januar. Kein Internet.

Stimme: Deutsche Glasfaser, was kann ich für Sie tun?
Ich: Guten Tag, ich habe am 20. November den DG-classic-Tarif bei Ihnen gebucht, auch eine Auftragsbestätigung erhalten und die Freischaltung zum 1. Januar erbeten. Der Anschluss liegt bereits seit 2016. Es ist keine Hausbegehung mehr notwendig, und ich habe Ihnen bereits ein Foto des Anschlusses gesendet. Ich möchte nachhören, wann eine Freischaltung erfolgt.
Stimme: Der Anschluss besteht bereits?
Ich: Ja.
Stimme: … (Tippgeräusche) … Ach ja, hier sehe ich das … (Tippgeräusche) … ein Foto des Anschlusses … 2016, na, das ist ja schon eine ganze Weile … (Tippgeräusche) … Dann brauchen wir noch den Namen der Vormieter, um den Anschluss freizuschalten.
Ich: Haben Sie den nicht in Ihrem System?
Stimme: Der Name der Vormieter.
Ich: (hinterfrage nichts mehr und nenne den Namen)
Stimme: Vielen Dank. Das geht dann in die Bearbeitung.
Ich: Der Anschluss wird dann kurzfristig freigeschaltet?
Stimme: Das geht jetzt in die Bearbeitung.

4. Januar. Kein Internet.

Stimme: Deutsche Glasfaser, was kann ich für Sie tun?
Ich: Guten Tag, ich habe am 20. November den DG-classic-Tarif bei Ihnen gebucht, auch eine Auftragsbestätigung erhalten und die Freischaltung zum 1. Januar erbeten. Der Anschluss liegt bereits seit 2016. Es ist keine Hausbegehung mehr notwendig, und ich habe Ihnen bereits ein Foto des Anschlusses gesendet und Ihnen die Namen der Vormieter genannt. Ich möchte nachhören, wann eine Freischaltung erfolgt.
Stimme: Ich bin nur für den Glasfaserausbau zuständig. Da müssen Sie nochmal anrufen und nach der Begrüßungsmelodie laut das Wort „Vertrag“ in den Hörer sagen.
Ich: (hinterfrage nichts mehr) Okay, mache ich.

Ich rufe erneut an und brülle nach der Begrüßungsmelodie das Wort „Vertrag“ in den Hörer.

Stimme: Deutsche Glasfaser, was kann ich für Sie tun?
Ich: Guten Tag, ich habe am 20. November den DG-classic-Tarif bei Ihnen gebucht, auch eine Auftragsbestätigung erhalten und die Freischaltung zum 1. Januar erbeten. Der Anschluss liegt bereits seit 2016. Es ist keine Hausbegehung mehr notwendig, und ich habe Ihnen bereits ein Foto des Anschlusses gesendet und Ihnen die Namen der Vormieter genannt. Ich möchte nachhören, wann eine Freischaltung erfolgt.
Stimme: Ich schaue mal … (Tippgeräusche) … Ihr Name … okay … (Tippgeräusche) … Foto … (Tippgeräusche) … Ah ja, die Vormieter … gut. Dann werde ich das sofort veranlassen.
Ich: (unterwürfig flehend) Es ist sehr dringend. Wir brauchen dringend Internet. Wir arbeiten von zuhause. Wir haben nächste Woche wichtige Termine. Es ist wirklich sehr, sehr dringend.
Stimme: Ich mache einen Vermerk.

Drei Stunden später haben wir Internet.

Zusammenfassung der Ereignisse | Es entwickelt sich alles. Die Entwicklung ist arbeitsreich.

In der Vorweihnachtswoche hatte ich noch Geschäftstermine: Kundengespräche, Beratungen. Ich packe ein, staple Kartons. Ich beantworte die letzten Geschäftsmails des Jahres.

Wir feiern Weihnachten in Haltern. Es gibt viel Essen, es gibt Geschenke. Ich werde krank – ein schnöder Rhinovirus; schniefend gewinne ich zwei Runden Bingo.

Ich fahre zurück nach Dortmund und packe weiter Kartons. Gemeinsam mit einer Freundin verräume ich meine Küche, den Hauswirtschaftsraum, das Schlafzimmer. Endgegner: die Flurkommode. Ich packe mir einen Koffer mit Kleidung und Hygieneartikeln, mit denen ich in den folgenden eineinhalb Wochen auskommen werde. Der Rest wird verpackt und gestapelt.

Der Reiseleiter und ich übernehmen die Schlüssel zum neuen Haus.

Schlüssel vor Haustür, Hauswand mit Backsteinen

Wir sondieren die Lage, kaufen Farbe, streichen Wände.

Ich gestalte einen Mietvertrag für meine Wohnung, treffe die Kinder meiner Mieter und vermiete. Die Mieter selbst werden erst im Spätwinter zurück nach Deutschland kommen. Sie haben zwanzig Jahre lang in Skandinavien gearbeitet und möchten nun, da sie Rentner sind, zurück in die Heimat. Es fühlt sich nach einem guten Arrangement an.

Ich schreibe Neujahrskarten für meine Kunden.

Wir sind zu Gast bei Freunden und feiern Silvester. Alle Gäste bringen etwas zu essen und zu trinken mit. Wir schlemmen verschiedene Sorten selbst gebackenes Brot, Käse, Linsensalat, Dips, Zwiebelkuchen, Frischkäsesalat, selbst gemachtes Schoko-, Nuss- und Blaubeereis. Zwei Gäste bringen nicht nur Essen, sondern auch ihren Untermieter mit, einen französischen Studenten. Er ist leidenschaftlicher Koch und hat Freude an Cocktails. Zwei Monaten zuvor war er mit einem Koffer angereist, in dem sich ein Topf, ein Tranchierbrett, ein Messerset und ein Cocktailshaker befanden; Kleidung musste er kaufen. Am Silvesterabend bringt er rohe Eier mit – und Pisco, einen Weinbrand aus Chile und Peru; er zaubert einen fantasischen Cocktail: den peruanischen National-Cocktail Pisco Sour. Ich habe selten etwas Besseres mit Alkohol getrunken.

Cocktail Pisco Sour im Martiniglas mit Eiweißschaum und Veilchenpulver

Um Mitternacht sitzen wir in Hemd und kurzärmeligem Kleid auf dem Balkon – es ist annähernd 20 Grad – und beobachten das Feuerwerk, das in diesem Jahr ungewöhnlich ausdauernd ist. Der Franzose ist erstaunt, dass die Lichter bunt und unsortiert aus allen Richtungen kommen. Wir klären ihn auf, dass in Deutschland privat geböllert wird und jeder sich einen Abend lang die Gliedmaßen seiner Wahl wegsprengen darf. Der Gast ist ebenso erstaunt wie fasziniert.

Um drei Uhr sind wir daheim. An Neujahr nehmen wir uns eine Auszeit und hängen auf dem Sofa ab. Der Reiseleiter ist unpässlich, und auch ich nehme den Ruhetag dankbar an: Der Schnupfen ist fort, dafür habe ich etwas Husten.

Wir streichen weiter Wände. Die Kinder suchen sich Farben aus, streichen mit und sind aufgeregt.

Im neuen Haus übernehmen wir die Küche. Unerwartete Arbeit: Vor dem Einzug benötigt die Arbeitsplatte noch ein Update. Die Vorgänger haben das Holz unbehandelt benutzt, entsprechend mitgenommen sieht es aus. Wir schleifen die Platte ab. Ich öle sie mehrmals mit Hartwachsöl. Jetzt ist sie robuster und sieht wieder fein aus.

Ich fahre wieder nach Dortmund, packe das Auto voll. Derweil bereitet sich der Reiseleiter auf den Umzug vor. Er ist als erstes dran mit Umziehen. Dann folge ich. Der Umzugsunternehmer gibt Mengenrabatt.


Und sonst | Heiligabendspaziergang durch die Westruper Heide.


Beim Streichen gehört | Jung & Naiv, Folge 615: Julia Friedrichs über Armut, Reichtum und Ungleichheit in Deutschland, auch als Podcast auf den bekannten Plattformen. Außerdem: Kunstverbrechen – True Crime meets Kultur.

Gelesen | Nachruf auf Jasper Grau

Verschiebungen | Wir schieben Möbel. Das neue Domizil ist aus vielerlei Gründen toll. Gleichzeitig hat es nur wenige Wände, die länger als einen Meter fünfzig sind: Es gibt viele Türen und Fenster. Die vielen Fenster sind super, weil sie dafür sorgen, dass das Haus schön hell ist. Wenn man Möbel stellen möchte, sind sie allerdings hinderlich, besonders in der Ausführung „bodentief“, ebenso die vielen Türen. Nach einiger Schieberei und maßstabsgetreuem Aufmalen wissen wir nun, wo was stehen soll.

Erzählte ich, dass wir in das Haus einer Instagram-Inneneinrichtungs-Influencerin ziehen? Der unschlagbare Vorteil für die Umzugsplanung: Jedes Zimmer ist digital dokumentiert. Ich kann sehen, wo Lichtschalter und Steckdosen sind, wie dort aktuell die Möbel stehen und wie die Räume wirken.

Zwischen Weihnachten und Neujahr bekommen wir den Schlüssel. Es wird dann auch Zeit, emotional. Das Dazwischen ist nichts für mich.

In Dortmund stapeln sich derweil die Kisten. Die Mission „Keller“ ist erfolgreich abgeschlossen. Alles, was ich mitnehmen möchte, ist verpackt. Alles, was ich nicht mitnehmen möchte, ist fort.

Falls Sie sich schlecht fühlen, weil Sie irgendwo noch unausgepackte Umzugskartons stehen haben und weil sie denken, andere Leute hätten sowas im Griff: Ich habe jetzt die letzten Kartons vom Umzug 2013 ausgepackt. Ich hatte tatsächlich noch alte Schulbücher im Keller; außerdem die ganzen Bücher von meiner Dissertations- und Uni-Phase – die braucht nun wirklich niemand mehr. Und CDs! Herrje, was hatten wir damals viele CDs.

CDs: Adobe Go Live 5.0, Texas Instruments und andere

Ich fuhr zwei Kombi-Ladungen zum Bringhof. Der Bringhof der EDG in Aplerbeck ist eine Freude: Für einen Fünfer pro Fuhre kann man dort alles hinbringen und sortieren, die Container und Tonnen sind übersichtlich beschriftet, und alle Menschen, die dort arbeiten, sind hilfsbereit und freundlich. Das hat fast schon Spaß gemacht.

Auch das Wohnzimmer ist verpackt, das Arbeitszimmer in Teilen, dort arbeite ich ja noch. Es ist noch viel zu tun (Küche!), aber ich habe auch schon viel geschafft, auch dank freundlicher Helfer.


Broterwerb | Die Arbeitswoche ist geruhsam. Noch ein paar Termine. Das Jahr läuft aus. Es gibt Aussicht auf schöne Engagements in 2023. Das fühlt sich gut an.

Drüben auf Linked.In ist zu sehen, was ich in der vergangenen Woche gemacht haben, beim letzten Auswärtsspiel des Jahres 2022. Die Session war Teil eines zweitägigen Management-Workshops, den ich im Hause des Kunden regelmäßig moderiere. Ich unterstütze die Organisaton bereits seit längerer Zeit bei der Transformation. Eine sehr bereichernde Arbeit, denn ich arbeite quer durchs Unternehmen: einmal hoch und runter, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Führungskräften bis zur Geschäftsführung – und horizontal quer durch, vom IT-Service-Design bis hinein in die Betriebsteams. Das ermöglicht mir einen breiten Blick. Außerdem lerne ich auch selbst sehr, sehr viel bei dieser Arbeit. Das macht mir große Freude.


Corona | Maximaler Einschlagshagel im Umfeld von allen Seiten, berufliche Kontakte, private Freunde. Allerorten kranke und infektiöse Menschen; viele werden an Heiligabend wohl alleine unterm Tannenbaum sitzen. Andere husten fürchterlich, haben aber negative Testergebnisse, zumindest für den Moment und was Corona angeht. Ich stopfe mich mit Zink und Magnesium voll – und sei es nur für das Gefühl, eine Ansteckung verhindern zu können – und hoffe das Beste.


Uff | Neuen Druck gekauft und eingerichtet. Es sind die kleinen Dinge, die große Energie erfordern. Aber nun druckt er.


Gelesen | Mein Webworker Christian wollte einen Reifenwechsel und einen Wintercheck für sein Auto haben und hat Dinge erlebt.

Vorweihnachtlich | Als ich von der Weihnachtsfeier heimfahre, sind es minus acht Grad. Das ist kalt, sehr kalt. Fußgänger huschen mit hoch gezogenen Schultern über Ampeln. Aus den Schornsteinen quellen weiße Wolken.

Am Morgen, beim Blick aus dem Fenster, ist der Garten mit Raureif bedeckt. Es schaut schön aus, still und glitzernd. Die Eichhörnchen springen hüftsteif über den hart gefrorenen Boden. Ich lege Haselnüsse aus. Eiskristalle knirschen unter den Füßen. Am Gewächshaus wachsen Blumen.

Die Umzugskartons liegen als Stapel im Wohnzimmer und warten darauf, aufgefaltet und gefüllt zu werden. Ich werde beginnen, wo es am unangenehmsten ist, im Keller. Nicht, dass es dort übermäßig chaotisch wäre. Die Dinge sind bloß unhandlich: Werkzeuge, Kisten mit Materialien, Fahrradkram und Weihnachtsdekoration, die ich in diesem Jahr nicht aufbaue. Ein paar Dinge wollen aussortiert und fortgefahren werden. Eine Tagesaufgabe.

Die Arbeit, also die Erwerbsarbeit, hat eine abnehmende Dynamik. Am Montag und Dienstag war ich zum letzten Auswärtsspiel des Jahres beim Kunden, die letzte Geschäftsreise mit Übernachtung. Es war ein angenehmer Termin; nach großen Herausforderungen endet das Jahr versöhnlich, alle gehen mit einem guten Gefühl in die Feiertage.

Hotelbett, die Wand lila, die Bettwäsche weiß mit zwei Streifen

Auch in der kommenden Woche habe ich noch Termine. Wenn das Tempo vorweihnachtlich langsamer wird, schon viele Menschen im Urlaub sind, hat man Gelegenheit, über Strategisches sprechen, den Blick auf Kommendes werfen, ohne den Druck, sofort etwas erreichen zu müssen, denn jetzt ist erstmal Weihnachten.

Mit Vielen wünsche ich mir schon frohe Festtage, mitunter begleitet von einem „Falls wir uns nicht mehr sehen …“. Terminfindungen sind gekippt von „Kriegen wir das dieses Jahr noch hin?“ zu „Das machen wir dann im nächsten Jahr“. Es fühlt sich an wie zu später Stunde auf einer Party: Alle sind müde und haben schon ihre Jacken an, sind nur noch nicht ganz draußen; noch eine Verabschiedung hier, noch ein Wort dort, na gut, noch ein Getränk, wirklich nur eins, aber bitte keine langen Geschichten, keine weltumspannenden Diskurse, keine Problemwälzungen mehr – nur noch das seichte Geplauder des Abgangs. Jemand kratzt die letzte Kräuterbutter zusammen und futtert die verbliebenen, schon trockenen Baguettescheiben.


Der Wohnpulli | Ich habe meinen Wohnpulli gewaschen, nicht zum ersten Mal, aber mit neuem, überraschenden Ausgang. Es ist ein Wollwohnpulli, er ist groß und weich und weiß und dick und warm – eine eigenes, kleines Zuhause. Er hatte hartnäckige Flecken. Die Flecken sind nun raus, der Pullover ist wieder schön hell. Allerdings ist er jetzt drei Nummern kleiner – dafür fest und schwer wie ein Schaf.


Dortmunder Rosen | Aus Auto-Rückleuchten und Bremslichtabdeckungen:

Rote, nicht ganz runde Kugeln auf Metallgestellen, leuchtend im Dunkeln

Reflexionen | Der anstehende Umzug ist nicht nur ein Ortswechsel, sondern auch ein Wechsel in ein anderes Gefüge. Während ich bislang alleine wohnte, wohne ich bald mit dem Reiseleiter zusammen – und auch mit seinen drei Kindern, zumindest dann, wenn sie bei uns sind – zwei bis vier Tage pro Woche. Es wird eine andere Dynamik haben, wenn ich nicht nur Gast bin, sondern dort zuhause; wenn ich mir Raum erobere, den ich in dem Gefüge bislang nicht hatte, weil er außerhalb stattfand. Auf wundersame Weise hat sich zu diesem Thema ein Briefwechsel mit einer erfahrenen Patchworkfrau ergeben. (Sagt man das so, auch wenn er fernelektrisch stattfindet? Die Bezeichnung „E-Mail“ ist jedenfalls zu schnöde und wird der der Sache nicht gerecht.) Ich bin dankbar für die Gedankenanstöße. Sehr bereichernd.


Gelesen | Meike Stoverock lobt die persönliche Krise.

Gelesen | Große kleine Sprache Finnisch

Gelesen | Unsterblich sind nur die anderen von Simone Buchholz. Wirre Geschichte. Rauchen und Saufen. Der Sinn blieb mir verborgen, aber es gibt bestimmt einen.

Gelesen |  Bürgergeld, Einwanderung, Klima: Die Politik des Herabschauens führt in den Abgrund. Gute Analyse.

Ganz generell kann man sagen: Eine der billigsten Methoden, jemandem ein gutes Gefühl zu geben, ist, ihn über jemand anderen zu erheben. […] Natürlich ist genau das eine bevorzugte Methode populistischer Politik: Man zeigt mit dem Finger abwärts auf jemanden, der definitiv nicht zur eigenen Wählerschaft gehört, und versucht damit, dieser Wählerschaft positive Gefühle zu verschaffen. […] Lassen Sie einmal die politischen Debatten der vergangenen Wochen Revue passieren. 


Und sonst | Eine Sache darf nicht unerwähnt bleiben: Beim Kunden bekam ich – gemeinsam mit anderen Menschen – selbstgemachte Kalte Schnauze von fantastischer Qualität.



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