Einfach nur sitzen | Der Morgen beginnt mit Prasseln. Eineinhalb Meter über mir regnet es aufs Dach. Ein trommelnder Regen, ein Geräusch der Behaglichkeit über den schweren Balken der Blockhütte.
Ich präpariere meine Wärmflasche neu und schlafe erneut ein. Danach lese ich. Dann klettere ich von meiner Schlaf-Empore hinab und mache mir Frühstück. Es dauert etwas, bis ich das Brot in der Pfanne geröstet habe. Immer, wenn ich keinen Toaster habe, mache ich das so: Das Baguette in die Pfanne legen. Ich röste es langsam, Stufe drei, höchstens Stufe vier, sonst verbrennt es schnell. Ich habe Zeit.
Ich ziehe mich an und schaue „Mensch, Horst“ in der ARD-Mediathek.
Es regnet in schweren, behäbigen Tropfen. Später in zarten, feinen Tropfen. Ich lese. Am Mittag fällt ein entschlossener, wilder Regen. Um mich herum gluckert es. Ich beobachte fünf kleine, gesprenkelte Vögel, die in der Wiese vor dem Haus Interessantes finden. Es regnet jetzt dünne Fäden. Zu Hause bemitleidet man mich angesichts des Wetters und des Festsitzens auf dem Berg. Aber ich finde es großartig. Ich komme mir vor wie diese Loriot-Figur, die einfach nur sitzen will.
Ich schaue eine Doku über Uschi Glas. Wäre ich ein Delfin – meine Hirnhälften schliefen abwechselnd ein, so angenehm unterfordernd ist es.
Es regnet in Schnüren. Ich überlege, wann ich kochen soll, und denke: Jetzt noch nicht. Später koche ich mir Nudeln mit Paprika und Zwiebeln. Dann bin ich auch schon wieder müde.
Gelesen | Das 9-Euro-Ticket war nicht nur für Städtern, sondern auch für Menschen auf dem Land attraktiv: Lasst uns Landmenschen da raus.
Ob ein preiswertes ÖPNV-Ticket für uns auf dem Land sinnvoll ist oder nicht, hängt eben nicht davon ab, ob hier ein Bus fährt. Sondern wie weit es zum nächsten Bahnhof ist und wie oft dort der Zug fährt. Ich beispielsweise bin in 12 Minuten mit dem Rad am Bahnhof, wo alle halbe Stunde jeweils ein Zug nach Lübeck und nach Kiel fährt.
Regen und ein warmer Herd | Ich erwache auf meiner Empore. Es ist kalt. Ich klettere hinunter. Das Thermometer im Wohnraum zeigt sechzehn Grad.
Es gibt eine Heizung, aber die Hitze steigt auf und sammelt sich auf der Schlaf-Empore. Dann ist es zwar warm, aber ich werde auf eine unschöne Weise gebraten. Also lasse ich alles, wie es ist, fülle nur meine Wärmflasche neu, steige wieder hinauf und krieche unter meine Decke.
Ich brauche etwas, um mich an diesen Umstand zu gewöhnen: zu erwachen und nicht aufstehen zu müssen, mich wieder hinlegen zu können. Mein Körper ist noch auf Arbeit programmiert; er erwacht frph, und mein Kopf beschäftigt sich sofort mit dem, was getan werden muss. Aber es muss nichts getan werden. Es ist nicht einmal hell draußen. Ich nicke noch einmal ein.
Später frühstücke ich ausgiebig und arbeite noch ein wenig: E-Mails schreiben, Dinge abschließen, sie gut übergeben, Rechnungen rausschicken. Die Abwesenheitsnotiz ist schon seit drei Tagen drin, aber ein paar Antworten braucht es doch.
Es beginnt zu regnen. Schwer hängen die Wolken in den Bergen, umhüllen die Hütte. Es schüttet aus Kübeln.
Ich genieße das Wetter, das Verdammtsein zum Nichtstun, das Nicht-Rausgehenkönnen, das Prasseln des Regens als einziges Geräusch hier oben.
Später am Nachmittag klart es noch einmal auf. Ich schnüre meine Wanderschuhe und gehe in jede Richtung: den Berg hinauf, den Berg hinunter, links am Berg entlang, rechts am Berg entlang.
Der Weg nach oben führt durch dichten Wald. Es ist rutschig. Zwei Salamander, schwarz-gelb, kriechen durch Laub und Efeu.
Als es nebliger wird, drehe ich um und gehe in die andere Richtung. Der Matsch klebt lehmig an den Schuhen. Ich hebe einen dicken Ast auf und nutze ihn als Stock.
Auf der anderen Seite öffnet sich bald die Landschaft. Über eine saftige Wiese führt ein Weg den Hang entlang. Es gebe hier viele Rehe, sagt meine Gastgeberin Elisabetta, aber man sehe sie nur am Abend.
Den Berg hinab in einer Kurve steht eine Kirche, die Chiesa di San Michele, die Kirche des Erzengels Michael. Heute, am 29. September, ist Michaelistag. Paolo und Elisabetta haben deshalb ihr Haus geschmückt. Die Maronen, die wir gestern den Berg hinaufgefahren haben, werden am Sonntag im Feuer geröstet – ein kleines Fest.
Sowohl oberhalb als auch unterhalb der Hütte gibt es Wanderwege: eine halbe Stunde hinauf auf den Pizzo Cerro, vierzig Minuten bis nach Vettarola, eineinhalb Stunden bis zum nächsten rifugio. Auf der Wiese ein alter Mann mit Hirtenstock und zwei Hunden. „Salve!“ ruft er, und pfeift gleichzeitig seine Hunde zurück.
Ich stehe im Wald und tausche Sprachnachrichten mit Beutekind III aus. Alles wird erfragt. Ich schicke ein Video des Salamanders, ein Foto meines Bettes. Noch einen Tag Schule, dann sind Herbstferien.
Der Weg nach Hause führt den Berg hoch. Der Berg kann hier sehr steil sein.
Als ich oben bin, kommt noch einmal die Sonne heraus. Ich lehne meinen Stock ans Haus und ziehe die Schuhe aus. Sie sind noch immer voller Erdklumpen. Als ich gerade die Tür schließen möchte, kommt Paolo den Weg hinauf. Ich höre seinen Jeep, höre, wie die Steine unter den Reifen wegspringen. Er müsse heute Abend kurz die Heizung durchbürsten, sagt er, ich solle mich darauf einrichten, dass es einen Moment lang kalt bleibe. Hier wird mit Pellets geheizt, in Säcken liegen sie in der Garage.
Am Abend gehe ich auf einen Kaffee zu den beiden runter, sie haben mich eingeladen. Es ist gemütlich in der kleinen Küche, die sie mit einem Holzofen beheizen. Paolo und Elisabetta erzählen, wie sie das Haus gekauft und hergerichtet haben. Bis in die Siebziger Jahre haben hier Bauern gewohnt; sie hatten Vieh auf den Weiden und bewirtschafteten das Land. Danach stand es mehr als dreißig Jahre lang leer. Paolo und Elisabetta kauften es mitsamt dem Wald, der sich anschließt.
In ebendiesen Wald hinter dem Haus ging Paolo auch, um Bauholz für seine Hütte zu schlagen; alles, was in meinem Wohnraum ist, einschließlich der Empore, stammt aus diesem Wald. Wo ich heute wohne, war nichts als Ruine. Fast jeden Tag fuhr Paolo nach der Arbeit auf den Berg, um hier zu arbeiten; damals waren die beiden noch nicht in Rente. Wir schauen uns alte Bilder an.
Sie sind besorgt um mich, den morgen sind sie den ganzen Tag nicht da, und ich bin alleine hier. Viermal, nein, sechsmal fragen sie nach, ob das auch wirklich in Ordnung für mich sei, ob ich noch etwas brauche. „Es wird morgen regnen, wir werden bestimmt nicht bis in den späten Abend fort bleiben.“ Und: „Wir haben ein Handy dabei! Wenn etwas ist, ruf uns an.“ Sie zeigen mir, wo sie den Schlüssel zu ihren Räumlichkeiten deponieren, damit ich mir jederzeit holen kann, was fehlen sollte. Ich beteuere mehrmals, dass nichts fehlt und dass alles gut sei, tutto bene, aber sie sind skeptisch.
Am Samstag, sagt Elisabetta, sei sie den ganzen Tag zu Hause, dann werde sie, wenn ich wolle, Polenta für mich kochen, polenta bergamascha mit Käse aus der Region. Drei bis vier Stunden müsse sie auf dem Herd stehen und garen. Ich könne nicht fahren, ohne Polenta gegessen zu haben, auf keinen Fall. Wir machen aus, dass ich am Samstag nach Bergamo fahre und Paolo mich am Abend wieder in La Vetta abholt, Shuttle Service im Jeep. „Lass dir Zeit, ruf uns einfach an, wenn du in Bergamo losfährst. Und iss nichts zu Abend!“
Als ich später wieder auf meine Schlaf-Empore klettere, ruft in der Ferne ein Käuzchen. Sonst ist es still.
Auf Reisen | Auf der Rückbank sitzen drei hechelnde Pekinesen. Ihre platten Gesichter wirken betroffen. Es ist früher Nachmittag. Ich habe gerade 580 Kilometer zurückgelegt, von Schriesheim bis an die Gotthard-Raststätte. In der Ferne warten, nebelverhangen, schneebedeckte Berge. Aus dem Auto neben mir glotzen mich die Hunde an. Sie warten darauf, dass es weitergeht in Richtung Italien.
Ich mache eine Pause, bevor ich in den Tunnel fahre. Die Toiletten auf der Raststätte sehen überraschenderweise aus wie eine Saunalandschaft. Holzverkleidete Kabinen, steinerne Waschbecken. Wäre ich woanders, röche es nach Zitrone und Bergamotte. Hier riecht es nur nach nichts, was auf einer Autobahntoilette schon großartiger ist, als man erwartet.
Ich fahre durch den Gotthard, um Mailand herum nach San Pellegrino, den Ort des Mineralwassers. In einem Supermarkt kaufe ich Brot, Müsli, Joghurt, Nudeln und Gemüse. Dann klettere ich mit dem Auto hinauf nach La Vetta, wo Paolo und Elisabetta mit ihrem Jeep auf mich warten.
Auf der Ladeflächen liegen Säcke mit Maronen. Wir packen mein Gepäck dazu, und ich steige auf die Rückbank. Anschnallen ist nicht vorgesehen, und so rumpeln wir über einen Wirtschaftsweg bergan, es wirft uns im Wagen hin und her. Im Sommer, erzählen sie, wohnen sie dort oben, im Winter indessen „giù, giù, giù“, unten, ganz unten. Es geht über bewaldetete Serpentinen hinauf zum Borgo di Sussia, so langsam, dass man nebenher laufen könnte, wenn es nicht so steil bergauf ginge. Als Alternative zu diesem servizio navetta, dem Shuttle Service, sagt Elisabetta, sei ein einstündiger Gepäckmarsch. Während ich durchgeschüttelt werde, überlege ich, ob diese Umstände im Inserat der Unterkunft gestanden hatten; ich konnte mich nicht erinnern, und es ist mir auch gar nicht mal angenehm, die nächsten Tage gefangen auf meinem Berg zu verbringen. Aber Urlaub ist die Zeit des Loslassens, und, sage ich mir: Nun ist es eben so, wie es ist. Einfach annehmen, was das Leben bietet.
Nach zwanzig Minuten öffnet sich der Weg und wir sehen La Cà Fonta, die Blockhütte an der Quelle.
Paolo hat das Haus selbst restauriert, jede Schraube, jedes Stück Holz hat er in der Hand gehabt. Jetzt, wo er und seine Frau in Rente sind, möchten sie diesen Ort mit Gästen teilen. Dafür lernt Elisabetta nun Sprachen, Englisch und auch ein bisschen Deutsch; sie tue das lentamente, ganz langsam, denn, so sagt sie, kaum habe sie einen Satz gelernt, habe sie den vorherigen schon wieder vergessen, aber irgendwas bleibe am Ende doch hängen.
Es gibt einen Esstisch, ein Sofa und eine Küchenzeile. Auf einer Empore liegen Matratzen. Es ist auf rustikale Weise behaglich. Ich fühle mich sofort wohl.
Ich packe meine Sachen aus und nehme meine Wärmflasche in Betrieb; zwischen September und Mai habe ich auf Reisen immer eine Wärmflasche dabei. Elisabetta schenkt mir Eier – außerdem Zucchini und Tomaten aus ihrem Gewächshaus, das sie immer abschließen muss. Sonst kommen Bergziegen und fressen ihr alles weg.
Ich koche mir Penne Rigate, Nudeln mit Tomaten, Basilikum und Sahne, und gebe Elisabettas Zucchini dazu. Als es dunkel wird, klettere ich auf meine Empore und schlafe sofort ein.
Gehört | SWR1-Leute mit Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann. Sie sagt: Klimaschutz und Wachstum gehen nicht zusammen; wir brauchen eine neue Wirtschaftsordnung. Sie plädiert für eine Überlebenswirtschaft – die allerdings deutlich mehr Luxus bietet als überleben. Vielmehr geht es um ein Leben in der Kreislaufwirtschaft, bei dem wir nur produzieren, was wir auch (ver-)brauchen. Das entspräche einer Wirtschaftsleistung, wie wir sie im Jahr 1978 hatten – allerdings mit deutlich mehr technischem Fortschritt.
Ein Ausflug nach Rostock | Anfang der Woche fuhr ich nach Rostock. Management Summary: Tolle Stadt. Guten Workshop gemacht. Strand gesehen.
Ein kurzer Ritt durch die Ereignisse, beginnend mit An- und Abreise. Die Rückfahrt verlief trotz dreier Umstiege reibungslos pünktlich. Na gut, zwischen Schwerin und Hamburg musste mein Waggon evakuiert werden – Klimaanlage kaputt und keine Frischluftzufuhr. Im Zug von Hannover nach Hamm war in meinem Waggon ebenfalls die Klimaanlage kaputt, „aber Sie können sich setzen, die Frischluftzufuhr funktioniert, es ist nur ein bisschen warm.“ Ein Zwergelefant aus Borneo hätte es bestimmt „nur ein bisschen“ warm gefunden; für alle anderen war es brühheiß.
Rostock hat direkt mein Herz erobert: Trambahnfahrt am Rathaus und dem Neuen Markt vorbei in die Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Hotel fußläufig zum Wasser, zum Kunden und zum Veranstaltungsort. Alles hübsch überschaubar und voller Hanse-Charme. Ich fühlte mich von der Stadt emotional abgeholt. Ich fuhr auch nach Warnemünde – mit der S-Bahn bis fast an den Strand.
Gearbeitet habe ich zwischendurch auch: einen Tag im Büro des Kunden, zwei Tage Workshop im Hotel. Jeweils mit Blick aufs Wasser. Geschäftsreisen an die Ostsee scheinen mir ein Konzept zu sein, das ich ausbauen sollte.
Bemerknisse:
Schiffe gucken beruhigt ungemein.
Warnemünde verfügt über ein ähnlich illusteres Publikum wie Dortmund, nur ohne Leute mit Migrationshintergrund, dafür mit Menschen aus Sachsen. Bandbreite von „Polohemd mit hoch gestelltem Kragen und Segelschuhen“ bis zur Familie mit Fluppe auf’m Zahn und „Fresse da hinten im Bollerwagen! Es gibt gleich Pommes!“
Die Nicolaikirche wird bewohnt, ist aber nicht entweiht: Im Turm sind Büros, unterm Dach Wohnungen, und im KIrchenschiff finden Gottesdienste und Konzerte statt. Spannendes Konzept.
Im Petrikeller kann man intensiv trinken. Ich habe das angetestet, Stichwort „Metgebräu“, aber nicht weiter verfolgt, Stichwort „Kopfschmerzen“.
Heiß | Heute war der erste Tag dieser Woche, an dem ich nicht durchgehend schwitzte. In Rostock fühlte ich mich wie ein Pritt-Stift: Schon kurz nach dem Frühstück klebte alles an mir. Die Hitze legte sich über Bewegungen und Gedanken. Nur die Klimaanlage des Hotelzimmers kam gegen die Schwüle an, so dass ich immerhin gut schlafen konnte. Ich sehnte ein Freibad herbei – oder auch nur ein Tauchbecken.
Broterwerb, zurückliegend | Das Graduiertenkolleg „Privacy and Trust for Mobile Users” ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zwischen Doktorand:innen aus Informatik, Rechtswissenschaft, Soziologie, Psychologie und Wirtschaftswissenschaften. Für die weiblichen Mitglieder habe ich im Juni einen Seminarworkshop gestaltet – Workshop for Female RTG members: “Moderating with Confidence” with Dr. Vanessa Giese. Gerade in der interdisziplinären Arbeit gibt es so einige Haken und Ösen; eine gute Moderation von Gesprächen und Projektreffen kann Missverständnissen vorbeugen und Konflikte vermeiden. Gerade das wissenschaftliche Umfeld ist zudem von Besonderheiten geprägt, die sowohl Haltung als auch Fingerspitzengefühl erfordern.
Barcamp Dangast | Wir bleiben im Strandkontext: Am 17. September findet wieder ein Barcamp Dangast statt – in den Räumen des Weltnaturerbes Wattenmeer. Eine kleine Konferenz, die Agenda entsteht am Vormittag. Direkt am Strand treffen sich Menschen und tauschen Wissen und Erfahrungen aus. Ich bin dabei. Themen: offen. Ziel: dort sein, aufs Watt gucken, nette Menschen und am Ende des Tages schwimmen gehen. Denn dann ist Flut.
Mit dabei sind (unter anderem) Frank, Christian, Annette. Es sind noch Plätze frei! Kosten: ein paar Euro für den Raum. Verpflegung und Unterkunft trägt jeder selbst. Verbindliche Anmeldungen unter barcampdangast@ewe.net.
Historisches Bilddokument aus 2018:
Zum Barcamp in Dangast regnet es traditionell. Ich hoffe es innig. In Dortmund weiterhin seit Wochen kein Tropfen. Die Dürre macht Angst vor der Zukunft.
Schatöchen | Manche Unternehmungen sind mehr als andere dazu geeignet, ihre Akteure mit Erinnerungen zu munitionieren für die fernen Tage, in denen sie hüftsteif und reisesatt in einem Lehnsessel sitzen. Zu diesen Unternehmungen gehören zweifellos die Ausflüge aufs Schatöchen, die 2018 ihren Anfang nahmen.
Der letzte Ausflug ist drei Jahre her. Seuchenbedingt mussten wir 2020 und 2021 vorbeiziehen lassen; nun war es daran, den bereits Ende 2019 bezahlten Aufenthalt endlich abzuwohnen. Im vergangenen Wochenende reiste ich wieder dorthin, gemeinsam mit drei Handvoll Freunden.
Was werden wir uns erzählen, wenn wir in vierzig Jahre im Sessel sitzen, die Augen trüb, aber die Erinnerungen klar?
Weißt du noch, das Unwetter? Als wir bei 38 Grad Grad dort ankamen und wir uns nachts mit wehendem Gewand gegen die Fenster des Schlosses stemmten?
Wir werden uns daran erinnern, wie das Wasser in die Zimmer lief und wir versuchten, in der stockfinsteren Nacht die Flügel zu schließen, während Regen prasselte und Blitze die Szenerie erhellten. Der Wind drückte gegen die Fenster, und es dauerte, bis es uns gelang, die Mechanik zu überwinden und sie zuzudrücken.
Weißt du noch, wie wir uns die Leiste zerrten, während wir versuchten, das Einhorn zuzureiten?
Wir werden uns daran erinnern, wie wir uns erst den Arm lahm pumpten, um Herbert, das zwei Meter dreißig lange und ein Meter breite Gay Pride Unicorn, zu Wasser zu lassen. Wie wir zunächst erfolglos versuchten aufzusitzen, bis wir den Bogen raus hatten: Man durfte nicht zu weit vorne aufsteigen und musste seinen Po schwungvoll-beherzt, aber ohne hastige Überstürztheit in der Rückenmitte platzieren und sich sofort gegen den Schweif lehnen.
Weißt du noch, der Notarzteinsatz?
Wir werden uns daran erinnern, wie ich mir beim Ausstieg aus dem Pool den Fuß anschlug, und wir dachten, ich hätte mir den Zeh amputiert. Dabei war es nur ein Nagel. Die Ameisen waren sehr interessiert am üppig tropfenden Blut. Schließlich kam der Zahnarzt, legte einen Druckverband an, und die Sache fand ein zwischenzeitliches Ende. Details verbleiben im Nebel der Erinnerung.
Weißt du noch, wie wir aßen und tranken?
Wir werden uns daran erinnern, wie wir gemeinsam in der Küche standen und die Mahlzeiten zubereiteten, wie wir Gemüse schnitten und Feta würzten, wie wir Eintopf und Nudeln kochten, Kartoffel schälten und Gratin buken, wie wir alles hinaus trugen auf die lange Tafel vor dem Pool, wie wir die Töpfe und Platten herumreichten, bis wir uns schließlich zurücklehnten und stöhnend überstreckten, damit die guten Dinge tiefer hinunter sacken und Platz machen konnten für einen Magen schließenden Digestiv.
Weißt du noch, die Besuche im Paradies?
Wir werden uns erinnern, wie wir in den Leclerc fuhren und wieder auf Neues entzückt waren angesichts der Käsen und Pasteten, der Pasten und Marmeladen. Wir kauften Baguette und zehn Sorten Weichkäse – den im Schälchen mehrmals -, wir packten Panaché und Rosenkekse in den Wagen, suchten Geschenke für Daheimgebliebende, nahmen Suze mit nach Hause und schnupperten wie Süchtige an Seifen.
Weißt du noch, das Pferdewasser?
Wir werden uns erinnern, wie uns die Bremsenbremse begleitete, „Ultrafresh Insektenschutz für Tier und Mensch“: Fünfzig Milliliter fürs Kleinpferd, neunzig Milliliter fürs Großpferd, auf den Menschen passen zwanzig. Wir sprühten uns ein und dufteten wie fünf Zitronenbäume.
Weißt du noch, unsere Fahrt über die Dörfer? Wie ausgestorben alles war?
Wir werden uns daran erinnern, wie wir nach Vertus fuhren und dort nichts erleben, außer dass die Boulangerie schloss, als wir ankamen. Entgeistert standen wir vor verschlossenen Türen und drückten unsere Nasen platt – die Macarons unerreichbar und wir untröstlich. Wir fuhren daraufhin zu einem Champagnerwinzer, verköstigten vier Sorten, kauften drei und fühlten uns wieder besser.
Weißt du noch, die Baguettes in den Mehlsäcken?
Wir werden uns daran erinnern, wie es zwei unserer Männer trotz mäßigen Französischs gelang, die Bäckerei zu dreimaliger Lieferung von Baguettes und Croissants zu überreden. Die Baguettes kamen in Mehlsäcken und dufteten köstlich. Croissants hatten sie wohlweislich mehr bestellt, als wir Reisende waren. Es blieb an keinem Tag etwas übrig.
Weißt du noch, wie wir einfach beieinander waren?
Wir werden uns nicht mehr daran erinnern, worüber wir sprachen, aber wir werden noch wissen, dass wir Gespräche führten über große und kleine Dinge des Lebens, Freuden, Zweifel und Alltägliches. Mehr als unser Kopf wird unser Herz wissen, wie es uns gefiel, befreundet zu sein und diese Freundschaft zu feiern, mit diesem Aufenthalt, ohne Programm. Denn das Programm waren wir selbst.
Wir werden uns an all dies erinnern, wenn wir in unseren Lehnstühlen sitzen und nicht mehr reisen können – oder vielleicht nicht mehr reisen wollen, weil wir so voll sind von Erlebnissen, dass wir sagen: Jetzt ist es genug, jetzt genügen die Erinnerungen, denn sie sind schön und ohne Beschwernis.
Serviceblog | Chateau de Pleurs, Rue du Château, 51230 Pleurs, Frankreich. Buchbar über Olivers Travels oder Airbnb France. Man kann nur das ganze Schloss mieten, die Nacht kostet 1.515 Euro – geteilt durch die Anzahl der Personen, mit denen man reist. Wir waren noch zum preiswerteren 2019er-Kurs dort. Wenn Sie es wie wir machen und eine WG-Kasse eröffnen, aus der Sie Essen und Trinken bezahlen, rechnen Sie mit etwa 40 Euro pro Person für drei Tage, Kinder die Hälfte.
Die Anreise | „Dafür, dass wir eben so schnell waren, sind wir jetzt ganz schön langsam“, sage ich, als wir auf freie Strecke stehen, und es nicht weitergeht.
Eine halbe Stunde zuvor, auf dem Weg nach Lüdinghausen, wir fahren gerade an einem Maisfeld vorbei und die Sonne kommt heraus, frage ich: „Wann fährt der Zug?“ – „Halb“, antwortet der Reiseleiter. Ich sehe auf die Uhr. „Das wird aber knapp“, sage ich, „dann haben wir nur noch eine Viertelstunde.“ – „Das wird knapp“, sagt der Reiseleiter. Synchron schalten wir auf ein größeres Ritzel und geben Hackengas. Genau fünfzehn Minuten später fahren wir mit quietschenden Reifen direkt auf den Bahnsteig und in die geöffneten Türen des Zuges.
Im Zug | Ein Mädchen mit wilden, blonden Locken trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Find your inner Minion“. Eine Frau, die Blondierung herausgewachsen, knallroter Nagellack, schiebt vier goldene, kühlschrankgroße Hartschalenkoffer in den Zug, am Griff Flugetiketten. Zwei Niederländer, ebenfalls mit Fahrrädern unterwegs und routiniert organisiert, blicken während der Fahrt stumm aus dem Fenster. Eine Herrengruppe in Schalke-Trikots trinkt mit erstaunlicher Zielstrebigkeit Sixpacks; bei einem längeren Halt in Coesfeld steigen sie aus und pinkeln gruppendynamisch gegen einen Schmetterlingsflieder.
Angekommen in Gronau lobt ein Mann, zwei Meter groß, Bartschatten, Typ Kuschelbär, mein Fahrrad. Er liebe tolle Fahrräder, sagt er , er komme aus Dortmund, vier seien ihm schon geklaut worden. Ich sage, dass ich auch aus Dortmund komme. „Dann treffe ich doch dort vielleicht mal, Inshallah. Ich kann tolles Essen kochen.“ In dem Moment schiebt sich der Reiseleiter hinter einem Wagenstandsanzeiger hervor. „Dein Freund?“, fragt der Bär. In seinen Augen erlischt ein Leuchten. Doch dann erwacht Kampfgeist. Er zeigt auf den Reiseleiter. „Kann der kochen?“ Ich nicke. Der Bär streckt seine Brust vor. „Aber ich kann besser kochen.“
Geschmeidigkeit | Fahrradfahren in den Niederlanden unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt vom Fahrradfahren in Deutschland: Man bangt nicht um sein Leben.
Als wir die Grenze überqueren, ist der Radweg plötzlich betoniert, glatt betoniert, ohne Wurzelwerk und Hindernisse, breit und auslandend, und er führt immer weiter: durch Felder und Wiesen, Landstraßen entlang, durch Kreisverkehre, mit Richtungs- und Fahrbahnwechseln. Es gibt Ampeln für Fahrräder, Beleuchtung und Pfosten, an denen man sich festhalten kann, ohne abzusteigen. Alles ist so durchdacht, die Fahrt so geschmeidig, man möchte weinen.
Als wir nach Deventer hineinfahren, aus dem Vorort in die Innenstadt, haben wir eine grüne Welle. Auf dem Rückweg entdecken wir, warum: Jeweils 30 Meter vor der Kreuzung fahren wir über einen Anforderungskontakt. Die Autos müssen halten, und wir haben freien Weg. Es ist fantastisch.
Flüsse und Hügel | Gibt es einen Berg, neigen die Niederländer dazu, direkt ein Naturschutzgebiet drumherum zu legen, hier wie dort. Kilometer um Kilometer fährt man durch Heide, Wald und Ginster, vorbei an Birken, Eichen und Kiefern. Der Boden ist sandig. Es geht auf und ab, aber eben auch bergauf. Man wundert sich, schließlich sollte hier doch alles flach sein, so erwartet man das.
Auf dem Weg
Zweimal kreuzen wir auf kleinen Fähren die Ijssel, Fußgänger zahlen einen Euro, mit Fahrrad einszehn. Wir kommen an einen Badesee. Am Natuurzwemmen Lathumse plas springen wir ins Wasser. Das Ufer fällt sofort steil ab. Am Ufer flirrt die Hitze, das Wasser ist schön kalt.
Auf dem Weg gibt es Cafés. Nicht so viele, wie man sich wünschen würde, aber ausreichend. Ein Lokal trägt den Namen „Bike & Eat“ , mein Motto. Wir trinken alkoholfreies Bier, der Elektrolyte wegen.
Die Rückreise | Die Strecke von Emmerich zurück nach Haltern könnte schön sein – gäbe es mehr Züge. Doch zwei Verbindungen fallen aus, andere verspäten sich; einige Linien werden bis September gar nicht bedient, sie sind komplett aus dem Programm genommen: Personalmangel. So schlagen wir uns durch, gemeinsam mit hunderten anderen. Es ist bummsvoll in den Zügen. Handys plärren, Hunde bellen. Das Mitführen von Gepäck, Kinderwagen, Fahrrädern, Rollstühlen oder Rollatoren ist nicht vorgesehen, schon gar nicht zum gleichen Zeitpunkt. Man arrangiert sich und möchte danach in Sterilium baden: Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass man zum Sprechen und Husten die Maske auflässt – wenn man denn eine trägt. Eine Haltung christlicher Nächstenliebe ist gefragt: Um diese Fahrt zu genießen, muss man Menschen mögen wollen.
Es stellt sich heraus, dass Oberhausen einen gar nicht mal so schönen Bahnhof hat. Die Getränkeautomaten sind leer, auf dem Nachbargleis kollabiert eine Frau; Menschen helfen. Der Kiosk in der Unterführung hat noch kalte Cola vorrätig, immerhin. Auch Gelsenkirchen ist nicht hübsch; doch von hier fährt der Regionalexpress – und er fährt tatsächlich, sogar fast leer. Nur weg.
Wunderschönes Oberhausen
Zu Hause, nach einer kalten Dusche und einem noch kälteren Radler, geht’s dann schon wieder. Der Reiseleiter erwärmt eine Pizza. Bike & Eat.
Serviceblog | Etappen:
Von Haltern nach Lüdinghausen, circa 10 Kilometer. Von Lüdinghausen mit dem Zug nach Gronau. Von Gronau über Losser nach De Lutte, circa 20 Kilometer
De Lutte
Von De Lutte nach Deventer über Oldenzaal, Borne, Bornerbroek, Enter, Rijssen, Nationaal Park de Sallandse Heuvelrug, Okkenbroek und Lettele, circa 70 Kilometer
Deventer
Von Deventer nach Emmerich über Epse, Gorssel, Klaerenbeek, Loenen, Nationaal Park Veluweezoom, Rheden, Lathum, Zevenaar und Elten, circa 70 Kilometer. Von Elten mit diversen Zügen, wie gerade verfügbar, nach Haltern. Von dort raus aufs Dorf, nochmal 10 Kilometer.
Uns Uwe | „Wir sind noch im Spiel, Digga.“ – „Ja, noch sind wir im Spiel.“
So! | Kurze Zusammenfassung der Ereignisse: Von Garmisch-Partenkirchen aus bin ich nach Karlsruhe gefahren. Der Reiseleiter ist in den Zug ins Münsterland gestiegen. Ich hingegen bin ins Hotel eingecheckt: zwei Tage Arbeit beim Kunden und einige weitere Termine. Insgesamt vier Tage vor Ort. Koffer Eins (Garmisch) blieb im Auto, Koffer Zwei (Business) kam mit ins Hotel.
Am Montag spazierte die Kundin mit mir durch Karlsruhe und zeigte mir die Stadt.
Ich lernte etwas über den Städtebau und über Absolutismus, über den Markgrafen Baden-Durlach, über die Bundesgartenschau 1967, über die Schwarzwaldhalle und das Bundesverfassungsgericht.
Bei unserem Rundgang gelangten wir auch in die Zooterrassen.
Die Zooterrassen sind ein Café. Als wir es betraten, katapultierte uns ein unsichtbarer Fluxkompensator ins Jahr 1965. Am Kopfende des Raumes ziert ein Mosaik die Wand, blau-weiße Schwäne wippen über eine braune Backsteinwand. Von der Decke regnet es Lichttropfen aus dem Lampendesign. Die Tapete über der Holzvertäfelung trägt ein heimeliges Nikotingelb, ebenso die Tischdecken. An der Garderobe baumelt, eingespannt in einen Zeitungsstock, Lektüre. In einer Vitrine warten vier Kuchen auf Gäste.
Die Speisekarte enttäuscht den Besucher nicht. Es gibt Irish Coffee mit Tullamore Dew Whisky (4cl), dazu Vanilleeis und Sahne. Wer es fruchtig mag, entscheidet sich für einen „Kaffee Kirsch“ mit echtem Schladerer Kirschwasser. Auch zu haben: „1 Salamibrot, reich garniert“, der gemischte Eisbecher „Rheindampfer“ (natürlich mit Schladerer Kirschwasser), „1 Paar orig. Frankfurter mit Kartoffelsalat“, dazu Rothaus-Pils „Tannenzäpfle“.
Ich nahm einen Eiskaffee („gemischt nach Original Barrezept“), und glauben Sie es mir oder nicht: Es war einer der besten Eiskaffees, die ich je getrunken habe.
Nach der Arbeit in Karlruhe bezog ich Quartier in Schöllbronn. Das Quartier dort, eine Ferienwohnung, hatte den gleichen Innenarchitekten wie die Zooterrassen. Es war also rundherum großartig.
In Schöllbronn gibt es einen Dorfladen, das Gasthaus „Zur Krone“ und viel Landschaft.
Wer dort einen Preis gewinnt, bekommt … mich! Also, wenn er oder sie will. Die Preisträgerinnen und Preisträger dürfen sich nämlich Unterstützung auswählen, die ihr Projekt, Team oder ihr Unternehmen weiter voranbringt. Ich habe mich sehr gefreut, als ich angefragt wurde und war sofort dabei.
Gelesen | Ich habe ein Buch über Aale gelesen. Ja, tatsächlich, über Aale – über diese schwarzen, sich schleimig schlängelnden Fischtiere. Es heißt Das Evangelium der Aale und war verrückterweise ziemlich gut. Ich wusste vorher nichts über Aale – nur, dass sie ziemlich stinken, wenn man sie von der Nordsee mitbringt und unter dem Beifahrersitz des Autos vergisst (alte Familiengeschichte).
Eigentlich bin ich nicht an Aalen interessiert, schon gar nicht kulinarisch (*grünes Brech-Emoji*). Aber irgendwas in mir ließ mich zu diesem Buch greifen. Vielleicht war es das Zitat auf der Rückseite:
Ein Sachbuch wird in 30 Sprachen übersetzt, und es geht um … Aale? Da muss also was dran sein, und da ist was dran.
Sven Stillich, Zeit Wissen
Aale sind, ich hatte mich vorab noch nie mit ihnen befasst, rätselhafte und faszinierende Tiere. Alle europäischen Aale – und auch die amerikanischen – werden im Atlantik geboren, in der Nähe der Bahamas, in der Sargassosee. Der Aal ist dann klein wie ein Weidenblatt und sieht auch so aus. Schwimmend und mit den Meeresströmungen gelangt er ans europäische Festland. Dort verwandelt er sich, wechselt vom Salz- ins Süßwasser, wird vom Weidenblatt zum durchsichtigen Glasaal und sucht sich einen Platz in der Welt. Er schwimmt dabei Flüsse und Seen hinauf, durchquert Moore und geht teilweise über Land. Irgendwann hält er an und bleibt: in einem Fluss in England oder zwischen Schilf im Saarland, in einem Gewässer in Polen oder irgendwo in Schweden. Warum er sich welchen Platz aussucht, weiß niemand. Man weiß nur: Dort verwandelt er seine Gestalt erneut und wird zum Gelbaal. Und: Nimmt man einen Aal, trägt ihn dort und wirft ihn hunderte von Kilometer weiter in ein Gewässer, schwimmt er zu genau dieser Stelle zurück, zu der ihn auch sein Weg von den Bahamas geführt schon hat. Als Gelbaal bleibt er viele Jahr an diesem Ort, manchmal Jahrzehnte. In dieser Zeit macht er nichts anderes als herumliegen und fressen.
Irgendwann macht der Aal sich auf den Rückweg. Er schwimmt die Seen und Flüsse zurück ins Meer und zurück in die Sargassosee. Auf dem Weg dorthin schwinden seine Organe und es wachsen im Geschlechtsorgane. Die hatte er vorher nicht. Was in der Sargassosee geschieht, weiß eigentlich niemand. Noch nie hat jemand gesehen, wie ein Aal sich fortpflanzt. Noch nie hat jemand einen Aal gesehen, der gestorben ist, nachdem er dort gelaicht hat. Die Aale verschwinden einfach in diesem Meeresgebiet, genauso wie sie von dort aufgetaucht sind.
Das ist nur ein Rätsel rund um den Aal. Dass wir überhaupt wissen, woher er kommt, damit hat unter anderem auch die Carlsberg Brauerei zu tun. Aber ich möchte nicht zu viel verraten. Lesen Sie das Buch einfach selbst.
Mist, Mist, Mist | Ich hab etwas verbaselt: Ich habe eine Webinar-Kundin so richtig vergessen. Leider kann ich im Nachhinein nicht mehr tun, als aufrichtig um Entschuldigung zu bitten und ein Angebot für die nächste Teilnahme zu machen. Ich ärgere mich über mich.
Immerhin ist mir klar, woran es gelegen hat, und ich habe eine Idee, wie ich das in Zukunft abfange. Trotzdem Mist, Mist, Mist.
Idee für den nächsten Newsletter | Ich werde etwas über den Unterschied zwischen Selbstorganisation und Selbstüberlassung schreiben. In vielen Unternehmen ist es nämlich ein Problem, dass das Management ein Flaschenhals ist, was Entscheidungen angeht; wenn es sich dann noch schwer tut, Entscheidungen zu treffen, steigt der Frust und sinkt die Beweglichkeit der Organisation. Oftmals wird Verantwortung dann einfach „nach unten“ abgegeben, die Leute werden damit allein gelassen. Falls Sie mehr dazu lesen möchten: Hier gehts zum Newsletter Abo.
Das Thema passt gut zum ersten Präsenzseminar, das ich in diesem Jahr anbiete: Souverän Führen in dynamischen Kontexten. Dort beschäftigen wir uns mit dem Arbeiten in der traditionell-hierarchischen Welt, im agilen Umfeld und dazwischen: In Unternehmen, die alte Strukturen aufbrechen oder das vorhaben. Es geht ums Delegieren, um Entscheidungsprozesse und um Handlungssicherheit bei gleichzeitiger Flexibilität.
Westfalenpark | Die Stadt Dortmund hat den Robinson-Spielplatz im Westfalenpark saniert. Die Beutekinder sind sehr angetan. Bilder vom Spielplatz hier. Für eigene Bilder war zu viel los. Als Ersatz idyllische Parkbilder:
Eins | Rauflaufen und Runtergucken ist eine super Sache.
Zwei | Für das obige Bild sind wir allerdings raufgefahren und nur ein Stück gelaufen. Das war angenehm. Die Möglichkeit bot sich allerdings nur einmal. Denn die meisten Bergbahnen befanden sich in Revision und waren geschlossen, und außerdem befanden der Reiseleiter und ich uns ja in einem Wanderurlaub und suchten die körperliche Herausforderung (nach unseren Möglichkeiten.)
Nach dem Hinauffahren mit der Bergbahn und nach den Serpentinen, die auf den Gipfel des Herzogstands hinauf führen, lag auf dieser einen Wanderung der Grat vor uns.
Der Gratübergang vom Herzogstand zum Heimgarten ist eine der schönsten Wanderungen, die ich in der Umgebung rund um Garmisch kenne. Zweimal habe ich sie schon gemacht, mit diesem Urlaub das dritte Mal. Man steigt über einen felsigen Pfad von einem Gipfel, dem Herzogstand, zum anderen, dem Heimgarten. Dabei kann man sowohl tief hinab als auch weit in die Ferne gucken. Das macht es ganz wunderbar und tröstet über die Mühen hinweg.
„Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfolderlich“, heißt es dazu im Wanderführer. Es gibt Drahtseilsicherungen, denn der Weg ist teils ausgesetzt.
„Alpine Erfahrung erforderlich“, sagt das Schild am Einstieg zum Grat.
Es ist allerdings nicht so arg, wie es auf dem Bildern ausschaut: Der Pfad ist ausreichend breit, und wenn er über Felsen führt, wenn man kraxeln muss oder wenn es luftig wird, kann man sich gut festhalten. Das ist dann auch ganz spannend. Es weht ein leichter Wind, die Sonne brennt, und man kommt sich abenteuerlich und verwegen vor.
So richtig anstrengend ist das nicht. Das wirklich Anstrengende an dieser Gratwanderung ist nur das letzte Stück hinauf zum Heimgarten, zumal noch Schnee lag, als wir es begingen. Der Anstieg war knackig, der Altschnee war verharscht und unter der Oberfläche schon weggetaut. Vor uns Laufende waren durch die Schneedecke gebrochen und hatten Löcher hinterlassen, wo der Schnee nicht mehr trug. Das verhinderte aber nicht, dass auch ich mehrmals tief einsackte.
Pause und Gipfelpanorama:
Sagte ich, das Forderndste sei das letzte Stück zum Gipfel gewesen? Das stimmte nicht. Denn danach ging es knapp 1.000 Höhenmeter hinab: drei Stunden in Serpentinen hinunter zum Walchensee. Als wir unten ankamen, konnten wir keinen Schritt mehr gehen. Ja, wir mussten nach Rückkehr in unsere Unterkunft sogar für nur ein Stockwerk den Aufzug benutzen: Der Aufstieg zum Zimmer und vor allem der Abstieg zum Abendessen hätten uns den Rest gegeben.
Drei | Ich hatte die Anstrengung des Bergsteigens durchaus in Erinnerung, aber die Erinnerung war leicht getrübt, um nicht zu sagen: erheblich verklärt. Alles in allem hatte ich mich leichtfüßiger in Erinnerung.
„Bei meinen bergsteigerischen Unternehmungen“, wird der 1906 geborene Bergführer Anderl Heckmair zitiert, „hatte ich allzeit den Grundsatz: Es kommt nicht auf die Leistung, sondern auf das Erlebnis an.“ So sagte ich es mir auch. Wenn ich nicht grad nach Luft schnappte.
Vier | Wir nächtigten in der Jugendherberge in Garmisch-Partenkirchen. Wir mögen Jugendherbergen. Man hat ein Bett, einen Tisch, einen Schrank und ein eigenes Bad, mehr braucht es nicht für einen guten Aufenthalt. Es ist sogar sehr schön, keinen Fernseher zu haben und auch kein WLAN auf dem Zimmer. Dann schaut man keine Nachrichten. Man schläft und liest viel. Das ist gesund für die Seele.
Das Essen war gut und unprätentiös: Nudeln mit Soße, Chili con Carne (sogar vegetarisch) oder Gnocchi – gute Mahlzeiten ohne Gewese. An der Rezeption gab’s Weißbier und Radler für kleines Geld, und wenn wir uns abends in die Gemeinschafträumlichkeiten setzten, konnten wir mit Leuten reden, mussten aber nicht. Wir konnten auch einfach nur vor uns hin gucken oder lesen. Alles geht in der Jugendherberge, nichts muss. Ohne Schickimicki, dafür mit viel Freundlichkeit und Herzenswärme.
Fünf | Die Menschen in den bayerischen und den Tiroler Wäldern können sehr schön Holz stapeln.
Sechs | Nach Tirol fuhren wir, um die Berge von der anderen Seite anzugucken. Auch sehr schön!
Zartes Sissi-und-Heidi-Gefühl. Pausenaussicht:
Sieben | Nach der Gratwanderung besuchten wir eine Therme. Wir lagen im warmen Wasser, auf Liegen und Bänken, schliefen ein, wachten wieder auf und bejammerten unsere schmerzenden Beine. Ich las Der Sommer meiner Mutter von Ulrick Woelk. Schon der erste Satz dieses Buches haut rein:
Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben.
Doch danach startet die Geschichte erstmal in den Bilderreigen der alten Bundesrepublik. Auf nur 190 Seiten findet die Einbauküche ihren Platz, der piefig-verspannte Ingenieurshaushalt trifft auf alternativ-progressive Nachbarn, Sexualität erwacht, ebenso die weibliche Emanzipation, Jeans werden modern – und Janis Joplin. Im Hintergrund: die Mondlandung und der Vietnamkrieg. Woelk bringt dies alles im Spannungsverhältnis von sechs Personen unter. Eine großartige Erzählung, die ich in einem Rutsch durchgelesen habe.
Acht | Die Partnachklamm war auch wieder sehr schön. Jedesmal, immer aufs Neue, beeindruckend, wie das Wasser durch die Schlucht drängt.
Neun | Der Berggasthof auf dem Eckbauer guckt erstaunt, wenn Leute vorbeikommen:
Wenn man hinter der Partnachklamm weitergeht, den Berg hinauf, immer in Serpentinen, dann über Wiesen und weitere Serpentinen, immer began, kommt man dorthin. Es gibt Radler, Apfelschorle und Buttermilch – und, falls man keine Brez’n dabei hat, etwas zu essen.
Hinunter geht es über die andere Seite, mit Ausblick:
Zehn | In Dortmund wohne ich in der Nähe des Phoenixsees, jenem künstlich angelegten See, der an sonnigen Wochenenden Volk aus allen Himmelsrichtungen anzieht.
Der Eibsee scheint ein bisschen wie der Phoenixsee zu sein. Es ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, denn der Eibsee ist nicht künstlich, sondern natürlich und weitaus majestätischer. Seine Kulisse ist romantischer, die Gesamtästhetik am Fuße der Zugspitze deutlich vortrefflicher.
Setzt man sich aber auf eine Bank und betrachtet die Flanierenden – es gibt viele -, erkennt man eine ähnliche Rollenverteilung wie in Dortmund: E-Bikes fahren Slalom um Fußgänger, Fußgänger laufen herum, Paare lassen sich fotografieren, Menschen mit Stöcken staksen zielstrebig an allen vorbei, Influencerinnen mit kleinen Influencer-Hunden posieren und alle würden, wenn sie könnten, mit dem Auto bis direkt ans Ufer fahren. Auf den Parkplätzen staut sich das Blech.
Expedition | Sich zu amüsieren, ohne zum Infektionsgeschehen beizutragen, ist dieser Tage nicht einfach. Weder kommt es in Frage, mehrere Leute zu treffen noch in Innenräumen zu turnen oder auf andere Weise Luft zu verwirbeln. Wandern im Nieselregen wäre möglich und vertretbar, ist aber außerhalb des Denkbaren: Nach dem Pandemiewinter 2020/21 bin ich davon immer noch gesättigt.
Ich fuhr nach Heidelberg zu einer Freundin. Leider war Heidelberg an diesem Tag kein Ort des Amusements, wahrlich nicht.
Wir verbrachten die Abende mit Klönschnack und die Tage mit Arbeit. Die Freundin war im Büro, ich machte in ihrer Wohnung Homeoffice am Esstisch. Dank virtuellem Hintergrund sah alles aus wie immer; ich hätte überall sein können.
In der Mittagspause ging ich eine Runde in den Weinberg. Ich dachte über die Sache mit dem virtuellen Hintergrund nach. Vielleicht könnte ich mich ja auch in Italien befinden. Oder auf Madeira. Oder in Spanien. Im kommenden Jahr wäre das – mit guter Planung – eine Option.
Am Abend schlenderten wir durch Heidelberg.
Die kleinen Dinge | Alltagsbemerknisse ohne Relevanz:
Ich habe stapelbare Kisten gekauft, für den Keller. Im vergangenen Jahr bin ich ja ins Marmeladenbusiness eingestiegen. Das bringt mit sich, dass sich in meinem Haushalt jetzt leere Marmeladengläser ansammeln, nämlich alle, die leer gegessen wurden. Dank der Kisten kann ich sie nun strukturiert verräumen. Das macht mich glücklich.
Weiter überall Einschläge. Das Leben fühlt sich an wie ein Jump’n’Run-Spiel, Level 49. Ich teste mich zweimal pro Woche (Die große Würg-Wein-Show, live vor dem Badezimmerspiegel), außerdem bei Befindlichkeiten (Müdigkeit, Kopfschmerzen) oder wenn ich Leute außerhalb des engsten Zirkels treffe.
Als Ausgleich zum seit Wochen trüben Wetter kaufte ich provenzalische Dufterzeugnisse, Erfurter Pralinen („Zum trockenen Weißwein“) und eine Sushi-Dip-Mischung, die man in Sojasoße mischt; ein Experiment.
Die Heidelberg-Schriesheimer Freundin hat zwei Meerschweinchen. Eins davon heißt Lucien. Lucien pflegt passiv-aggressive Kommunikation an der leeren Futterschale.
Bemerknis | Die Durchseuchung der Kinder, das Alleinlassen der Lehrkräfte, Eltern und Familien, der Erzieherinnen und Erzieher, dazu die absurde Weigerung, Realität und Erkenntnis anzuerkennen, erschüttert mein Vertrauen in unsere Gesellschaft und unseren Staat in den Grundfesten. Das ist auf Jahre irreparabel.
Was, bitte, ist das für ein heilsamer Präsenzunterricht, in dem die halbe Klasse fehlt – und zugleich das Lehrpersonal? Was ist das für eine Schule, in der jedes Kind über kurz oder lang mit einem Virus infiziert wird, von dem wir nicht wissen, wie hoch das Risiko für Langzeitschäden ist? Was ist das für eine Wirtschaftspolitik, die durch Beharren auf Präsenzunterricht verhindern will, dass Eltern als Arbeitskräfte ausfallen, die durch dieses Beharren aber dafür sorgt, dass ihre Arbeitskaft erst recht wegbricht, weil die Eltern sich unweigerlich bei ihren Kindern anstecken, mit dem Risiko langfristiger Leistungseinbußen? Was ist das alles für ein seltsames Theaterstück, in dem wir mit aller Kraft Normalität spielen, während um uns herum Kollegen, Mitschüler, Nachbarinnen erkranken?
Cupcake Ipsum | Für Grafiker:innen und alle, die Blindtext benötigen und eine Schwäche für Gebäck haben: Cupcake Ipsum.
In dem Zusammenhang: Es gab am Wochenende eine Waffelsituation.
Im Kontext Waffeln wurden die neuen Klemmbausteine bespielt. Zum denen kam ich so: Eine Blogleserin meldete sich auf diesen Tagebucheintrag. Sie sagte, ihre Kinder seien aus dem Lego-Alter heraus, sie habe allerdings noch jede Menge vorrätig, elf Kilo. Sie fragte, ob ich das haben wolle, sie werde es anderweitig nicht los; als Spende wolle es niemand annehmen. Wir vereinbarten eine Win-Win-Win-Situation: Ich spendete einen Beitrag an die Hochwasserhilfe, sie spendete mir im Gegenzug das Lego. Zack, drei Gewinner: Ich bekam ein Riesenpaket, die Blogleserin hat freie Regale, und die Hochwasserhilfe Geld.
Eigentlich gibt es sogar sechs Gewinner, wenn man die Beutekinder mitzählt.
Geschaut |Die Wannseekonferenz. Eindrücklicher Film, unbegreiflich in der Sache.
Berliner Schnipsel | Nun ist es schon eine Woche her, dass ich aus Berlin zurückkam. Einige Schnipsel möchte ich dennoch notieren.
Ich besuchte den Hamburger Bahnhof, das Museum für Gegenwart. Moderne Kunst und ich, wir passen nicht recht zusammen; sie lässt mich ratlos zurück. Aber man muss sich ja konfrontieren – immer wieder, gerade auch mit den Dingen, die einem nicht liegen. Ich wollte herausfinden, ob sich etwas geändert hat an der Kunst oder an mir. Auch der eigene Blick auf die Welt wandelt sich ja mit der Zeit.
Bei all meinen Konfrontationen ist es außerdem so, dass immer etwas dabei ist, das ich dann doch gut finde. Diesmal war es das Werk von Joana Hadjothomas und Khalil Joreige, die anhand von Bohrkernen die Geschichte Beiruts, Paris‘ und Athen zeigen. Die Kerne hängen wie Zeitkapseln im Raum und zeigen die unter der Oberfläche befindlichen Überreste vergangener Städte. Eindrücklich und zum Denken anregend, senkrechte Menschheitsgeschichte.
Ich betrachtete die Bohrkerne gemeinsam mit jemandem, den ich in meiner Mediationsausbildung kennengelernt habe. Wir trafen uns weiland in Bad Waldliesborn, dem Epizentrum des ostwestfälischen Kurwesens. Es war Nachmittag, und wir standen an der Rezeption eines trutschigen Hotels, dessen Leitfarben Türkis und Dunkelbraun waren. Wir waren beide zu früh angereist und wussten nichts mit uns anzufangen; als Übersprungshandlung gingen wir zusammen Bienenstich essen. Es entsponn sich ein angeregtes Gespräch. Dieses Gespräch hält bis heute an. Er ist Professor für Betriebswirtschaftlehre, ist in den Sechzigern, war lange Jahre Unternehmensberater und hat allerlei anderen, sehr interessanten Hintergrund. Wir treffen uns regelmäßig auf Zoom, um voneinander zu lernen und uns zu inspirieren, ein schönes Arrangement. An diesem Tag in Berlin trafen wir uns real; er ist gebürtiger Berliner, und wir lustwandelten durch die Stadt. Das eigentliche Ziel war ein Baumkuchencafé an der Spree; weil so schönes Wetter war und weil man selbst als engagierteste Baumkuchenliebhaber nicht den ganzen Tag Baumkuchen essen kann, bauten wir weiteres Programm drumherum.
Passend zu den Bohrkernen besuchten wir den Invalidenfriedhof – ebenfalls Zeuge vergangener Zeiten. Ich sagte es schon einmal: Ich mag Friedhöfe. Sie erzählen hunderte von Geschichten.
Der Invalidenfriedhof erzählt nicht nur preußische Militärgeschichte, sondern auch die Geschichte der deutsch-deutschen Trennung: Die Mauer ging mitten durch die Anlagen.
Auf dem Weg zum Baumkuchen kamen wir am Schloss Bellevue vorbei. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, hätte ich den Professor nicht auf den Rasenmähroboter aufmerksam gemacht, der neben einem Bäumchen auf der Wiese stand – ein Trumm von einem Gerät, kantig und in militärischem Grau. „Er stört mein ästhetisches Empfinden schon sehr“, sagte der Professor. „Das würde ich gern klären.“ Sprach’s und marschierte auf das Tor des Schlosses zu. Dahinter stand ein Polizist, ein rundlicher Mann in gesetzem Alter, darauf aufpasste, dass niemand Unfug trieb, die Daumen hinter die Weste geklemmt.
Ob es sich tatsächlich um einen Mähroboter handelte, fragte der Professor, und erntete ein freudiges Nicken. Der Polizist war sichtlich angetan von der Unterbrechung seines Wachdaseins.
Es entwickelte sich ein angeregtes Gespräch über Mähroboter und Mulchmaschinen, und wir erfuhren, dass der Rasen vor dem Zaun – im Gegensatz zu dem direkt vor dem Schloss – nicht mit dem Roboter gemäht wird, sondern klassisch. Die Gartenbaufirma, sagte der Polizist, bearbeite das Gras mit derselben Technik wie den Rasen im Stadion. Wir schauten genauer hin und sahen das Streifenmuster; ein Abseits wäre hier wunderbar zu erkennen. Am ästhetisch fragwürdigen Vorhandensein des Mähroboters änderte unsere Unterhaltung jedoch nichts: Der Roboter, sagte der Polizist, stehe halt, wo er stehe, er könne auch nicht weggetragen werden, dafür sei er zu schwer. Beschwingt durch das erquickliche Gespräch, aber dennoch asthetisch enttäuscht zogen der Professor und ich von dannen.
Am nächsten Tag reisten der Reiseleiter und die drei Beutekinder an, und wir verbrachten drei Tage in den Straßen der Stadt, an Frittenbuden und als Spione im Museum. Es folgt eine Erzählung in Bildern.
Außerdem entdeckten wir die Hinterhöfe und Spielplätze – Orte, denen ich in Berlin bislang nicht so viel Beachtung geschenkt hatte. Aber mit Kindern, so hört man, ändert sich ja das Leben; das trifft offenbar sogar dann zu, wenn es nicht die eigenen sind.
Vier Stunden, mit Pausen, in denen wir Methoden, Formate und Tools vorstellen, mit denen man Teams in Verantwortung bringt und die Führungskräften helfen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Käte | Cathrin Brackmann vom WDR hat sich mein Buch angeschaut und erzählt im WDR darüber. Auf Youtube stellt meine Lektorin Katharina Dittes „Die Frau, die den Himmel eroberte“ vor:
Es ist noch mehr passiert. Nichts Weltbewegendes, aber dennoch allerlei Schönes. Das erzähle ich in den nächsten Tagen.
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