Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Schneetreiben, Ehrenamt und die Trinkhalle am jenseitigen Ende des Stadtteils

28. 2. 2020 13 Kommentare Aus der Kategorie »Allgemein«

Ums Eck | Die Welt der DHL-Filialen wird stetig größer und bunter. Hier im Ruhrgebiet bieten immer mehr Kioske Paketannahme und -abholung an. Meine Pakete landen deshalb neuerdings in einer Trinkhalle am jenseitigen Ende des Stadtteils. Der Name des Besitzer ist sehr lang und liest sich wie eine bergige Eisenbahnstrecke. Das Internet sagt mir, dass es sich um einen tamilischen Namen handelt.

Der Ort des Tamilen ist ein wunderbarer. Rechts neben dem Eingang befinden sich, auf Regalbrettern aufgereiht, eine ganze Wand voller Gläsern mit Weingummi: Frösche und Colaflaschen, saure Fritten und süße Zungen, Münzen, Mäuse, Haie, Lakritzschnecken und -brezeln, Schlangen, Brausebonbons und viele Sorten mehr. Wäre ich ein Kind, würde ich berichten, es seien „Tausende! Tausend Gläser!“, was natürlich nicht stimmt, aber sich so anfühlt.

Der restlichen Laden weitere Schätze: Kaffee und Haargummis, belegte Brötchen und Rasierschaum, Zeitschriften und Wassereis. Links des Eingangs sind unter den Zeitschriften Regalbretter freigeräumt. Dort stapeln sich Pakete. Und hinter der Theke. Und neben der Theke.

Ich betrat dieses Wunderland und legte meinen Ausweis auf die Kassentheke. Der Mann hinter der Theke sprach in einer sehr fremden Sprache in ein Handy. Er hielt es sich wie eine Pizzaschnitte vor den Mund, die Worte flogen wie ein Tischtennisbälle durch den Raum. Wenn er Pause machte, redete jemand anderes schnell und knarzend aus dem Telefon.

Einhändig nahm er meinen Ausweis, machte sich auf die Suche nach dem Paket und sprach ununterbrochen weiter. Es handelte sich offenbar um ein wichtiges Gespräch, es wogte hin und her. Er nahm das Paket aus dem Regal, kam zurück, nahm ein zweites Handy, scannte und schob es mir rüber. „Name und „Vorname“ stand auf dem Display. Ich tippte beides ein. Er pantomimte mir, ich solle irgendwas drücken, und sprach jetzt ruhig, aber weiterhin schnell in seine Pizzaschnitte; die andere Seite lauschte erst und unterbrach ihn dann vehement. Ich drückte auf „Weiter“. Er pantomimte, ich solle unterschreiben, und ich unterschrieb mit dem Finger. Er hob den Daumen, nahm mir das Handy weg und winkte mir.

Ich schaute noch einmal auf die tausend Gläser und überlegte mir, ob ich mir noch eine süße Tüte zusammenstellen sollte. Aber das erschien mir angesichts der Umstände zu kompliziert. Ich nahm mir jedoch vor, zu meinem Geburtstag dort hinzugehen und mir die beste süße Tüte seit 1988 zu schenken.

Im Paket war übrigens Kaffee vom Dealer aus Hannover:

Vier Pakete gemahlener Kaffee. Aufschriften: "Hausmischung No 1" und "Malabar".

Schneetreiben | Am Dienstag fiel Schnee. Viel Schnee. Nasser, schwerer Schnee. Straßen glatt, Lkws stellten sich quer, Staus. Fahrzeit zum Kunden: 1 Stunde 45 Minuten.

Straße, verschneit, umrahmt von verschneiten Bäumen, Autos in einer Schlange.

Für den Rückweg brauchte ich allerdings nur rekordverdächtige 40 Minuten. Offenbar waren alle Leute, die morgens auf der Straßen waren, früh aufgebrochen. Gegen 18:30 Uhr hatte ich jedenfalls freie Straßen.

Heute, zwei Tage später, schien nach dem Aufwachen die Sonne, und es sah schon fast aus wie Frühling. Das hat mich sehr gefreut.

Der Regen – und noch schlimmer: das Grau – machen wir fürchterlich schlechte Laune. Noch zwei Monate und zwei Tage bis Freibaderöffnung.


Ehrenamt | Diese Woche habe ich mit dem Dortmunder Ladies‘ Circle die Jahresplanung für unsere Serviceaktionen gemacht, also die Events, mit denen wir Spenden sammeln möchten.

Wer in der Gegend von Dortmund wohnt, kann sich schonmal notieren:

  • Samstag, 5. Juli 2020: Wir veranstalten ein Tennisturnier in Unna. Der Erlös kommt zwei Zwecken zugute: dem Kinderhospiz Unna. Außerdem möchten wir Tennispatenschaften für Kinder finanzieren, die sich den Sport nicht leisten können. Die Patenschaft soll ein Jahr Unterricht und die Erstatsstattung umfassen (Schuhe, Kleidung, Schläger). Wir werden dazu voraussichtlich mit einer Unnaer Schule zusammenarbeiten.
  • Samstag, 22. August 2020: Physik ist, wenn’s knallt. Judith und Marcus Weber lesen aus ihrem Familien-Physik-Buch und machen kleine Experimente, die man zuhause nachmachen kann. Zielgruppe: Familien mit Kindern im Alter 6+. Wohin der Erlös aus Eintrittskarten und Speisenverkauf geht, entscheiden wir noch.
  • Sonntag, 22. November 2020: Charity-Frühstück – im Seepavillon im Dortmunder Westfalenpark laden wir zu einem Familienfrühstück. Im vergangenen Jahr konnten wir danach fast 1.200 Euro an die Neven-Subotic-Stiftung spenden.

Außerdem machen wir noch einige kleinere Dinge und begleiten im Winter wieder das Päckchensammeln für den Weihnachtspäckchenkonvoi. Wir haben das jetzt alles mal durchgeplant und Teams gebildet. Die Termine sind zwar noch eine Weile hin, aber mit Location-Suchen und der ganzen Organisation drumherum haben wir auch schon jetzt zu tun.

Nach intensiven Arbeitstagen, Schneefahrten und zwei langen Ehrenamtsabenden war ich etwas platt.


Ausflug | Ich habe ein Zimmer in Karlsruhe reserviert. Dort bin ich nächste Woche. Bin gespannt: Ich war noch nie in Karlsruhe. Danach geht’s nach Heidelberg. Danach zurück nach Dortmund.


Gelesen | Zwei Handvoll Leben von Katharina Fuchs. Begonnen im Urlaub, zu Ende gelesen heute Morgen, als ich vor dem Wecker erwachte. Das Buch wird beworben mit dem Text:

Zwei starke Frauen – zwei deutsche Schicksale. Und die Geschichte des Berliner Kaufhauses KaDeWe in einem anrührend authentischen historischen Roman

Droemer Knaur

Leider hat die Geschichte wenig Tiefe. Ich kam den Figuren nicht wirklich nah – und die historischen Ereignisse, vor deren Hintergrund die Handlung spielte, blieben Kulisse. Alles in allem aber eine völlig okaye Geschichte für eine Urlaubs- und Strandlektüre. Der Wechsel zwischen den Figuren hält die Spannung aufrecht, und der KaDeWe-Glamour ist auch fein.

Kommentare

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  1. PaulineM sagt:

    Karlsruhe ist im touristischen Sinne keine besonders schöne Stadt. Aber wir haben ein sehr prunkvolles Schloss mitten in der Stadt mit einem großen Schlosspark, in dem die Karlsruher im Sommer leben. Wir haben das Bundesverfassungsgericht und eine ewige U-Bahn- und Autotunnel-Baustelle. Beides hat nichts miteinander zu tun, prägt die Stadt aber gleichermaßen. Wenn das Projekt mal fertig ist, wird es in der Stadt bestimmt noch schöner. Nicht so viel zum Vorzeigen, besonders wenn daneben Heidelberg winkt, aber richtig gut zum Leben. Ich wohne seit 2012 mitten in der Stadt und habe es nie bereut.

    1. Vanessa sagt:

      Sie verdienen den Titel „Realistische Werbetexterin“. :)

    2. PaulineM sagt:

      Als gebürtiger Westfälin sind mir überschwengliche Beschreibungen wohl eher fremd. Dafür sind wir treu. ;-)

  2. Almut sagt:

    Wenn Sie eine Schwäche für Wände voller Süßigkeitengläser haben und in Heidelberg sind, müssen Sie eigentlich den Heidelberger Zuckerladen besuchen, falls Sie den noch nicht kennen. Schönste Grüße!

    1. Vanessa sagt:

      Ob das dasselbe ist wie Ruhrgebietstrinkhalle? Auch das Flair kauft man ja mit.

    2. Almut sagt:

      Wahrscheinlich hat es nicht dasselbe Flair. Aber ein besonderes schon – jedenfalls war das früher so. Ich bin leider schon wirklich lange nicht mehr dort gewesen…

  3. Vielleicht gib es anlässlich des Geburtstages ja sogar ein Foto dieser wunderbaren Trinkhalle?

    1. Vanessa sagt:

      Das ist leider nicht mit der DSGVO vereinbar.

  4. Gundula sagt:

    Karlsruhe ist meine Heimatstadt. Falls etwas Freizeit vorhanden sein sollte hier 2 Ideen:
    das ZKM, ein sehr innovatives und lohnenswertes Museum. Bei der Eröffnung haben damals Kraftwerk gespielt. In der Südstadt gibt es ein wundervolles Kino, die Schauburg, davor oder danach kann man in der Bar Milano hervorragend ein Getränk nehmen oder im Brauhaus Wolf am Werderplatz reichlich und lecker essen.

    1. Vanessa sagt:

      Danke für die Tipps. „Bar Milano“ klingt ansprechend. Einfach schon, weil sie „Bar Milano“ heißt.

  5. Birgit sagt:

    Möglicherweise haben wir den gleichen Paketshop. Genauso habe ich es auch erlebt, nur mit weiblicher Besetzung.

    1. Vanessa sagt:

      Möglich ist es.

  6. Frau Marjorie sagt:

    Mein Trinkhallenpaketshopinhaber hat auch einen vielsilbigen Nachnamen, ist allerdings spiegelverkehrt eingerichtet und vor allem hat er seine Paketaufbewahrung nicht gut im Griff. Jedesmal zuerst Diskussion, ob das Paket überhaupt dorthin geliefert wurde, dann Suchen an drei verschiedenen Stellen und schließlich doch die Übergabe mit Namen-selber-tippen usw. Großer Vorteil des Ladens: im Gegensatz zu Postfiliale stört es hier nicht, dass mein Perso schon länger abgelaufen ist.

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