Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Eine Expedition zu einem Barcamp nach Leipzig

15. 9. 2019 10 Kommentare Aus der Kategorie »Expeditionen«

Eine besondere Stadtführung | Ich war in Leipzig. Eigentlich zu Zwecken der Weiterbildung, dazu später mehr.

Berufliche Expeditionen sind auch immer ein guter Anlass, sich die Welt außerhalb des eigentlichen Reisegrunds anzuschauen. Und um Menschen zu treffen.

Immer, wenn ich in Leipzig bin, also einmal im Jahr, treffe ich Claudia. Schon zum zweiten Mal erhielt ich eine Stadtführung von ihr – einmal unter kunsthistorischen Gesichtspunkten. Dieses Jahr mit Anekdoten aus der Stadtgeschichte. Claudia ist die Queen of Random Knowlegde.

Unter anderem erfuhr ich, dass das Wort „verlottern“ seinen Ursprung in Leipzig hat: Schuld ist Hieronymus Lotter, ehemals Bürgermeister von Leipzig und Bauherr wichtiger landesherrlicher Projekte. Allerdings war er dabei so schlecht organisiert, dass man von „verlotterten“ Baustellen sprach.

Claudia machte mich auf die Türklinken des Neuen Rathauses aufmerksam. Dort thronen Schnecken.

Metallene Schnecke auf Türklinke

Der Architekt des Hauses hat seiner Einstellung gegebenüber dem Beamtentum Ausdruck verliehen.

Ich lernte außerdem, dass Theodor Fontane Apotheker in Leipzig war, und dass Karl May sich auf dem Leipziger Brühl einen Pelzmantel erschlich, ins Gefängnis kam, und dort seine Schriftstellerkarriere begann.


Keine Klima-Karmapunkte | Ich bin mit dem Auto nach Leipzig gereist. Viel lieber hätte ich den Zug genommen. Doch die Fahrt hätte sechs statt vier Stunden gedauert. Ich hätte in einem alten, sehr unkomfortablen IC gesessen; das kenne ich aus den vergangenen beiden Jahren. Kosten: Das Dreifache der Tankfüllung, die ich nun benötigt habe. Da wir zu Zweit gereist sind sogar das Sechsfache. Bitter.


Weiterbildung | Den Großteil des Samstags und des Sonntags verbrachte ich auf dem Agile Barcamp. Es war mein dritter Besuch auf der Veranstaltung – nach 2017 und 2018. Der Aufwand, nach Leipzig zu fahren, lohnt sich jedesmal.

Die Alte Baumwollspinnerei und das Spinlab, die Orte des Geschehens:

Was ich dort gelernt habe, lesen Sie auf meiner Job-Website: Zwei Tage mit Design Sprints, alternativen Vergütungsmodellen und Agilität im öffentlichen Dienst.


Gelesen | Die Art und Weise, wie unsere Großmütter unsere Eltern erzogen haben, beeinflusst unsere Generation. Sie haben uns Verhaltensmuster vererbt – etwa die Unfähigkeit, über Gefühle zu sprechen, weil die Verletzungen vergangener Generationen sie unausprechlich gemacht haben. Folgen können sein: eine Scheu vor Konflikten oder Beziehungsunfähigkeit, aber auch Ekel vor dem eigenen Körper oder das Einhalten strenger Essensdisziplin.

Gelesen | In den vergangenen 18 Jahren sind die Kosten fürs Autofahren um 36 Prozent gestiegen. Wenn wir den ÖPNV nutzen, zahlen wir 76 Prozent mehr. Was ist da schiefgelaufen?

Gehört | IT@DB ist ein Podcast für IT-Fach- und Führungskräfte. Die Deutsche Bahn erzählt von ihren IT-Projekten. Ich habe die Folgen zum CoLab365 und zu den Reisendeninformationen gehört. Fand ich interessant. Acht von zehn Punkten auf dem Nerd-o-Meter.

Kommentare

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  1. Die Toni sagt:

    Eine Überlegung:
    Warum ist eigentlich für uns oft so klar (ich schließe mich ein!), dass wir nur dann Bahn fahren, wenn es schneller oder günstiger oder wenigstens nahezu gleich ist, im besten Fall beides? Ist es für uns gesetzt, dass wir Anspruch auf das günstigere/schnellere Verkehrsmittel haben? (Zudem bekannt, aber gern vergessen: Die Folgekosten der Autofahrt sind ja nur nicht eingepreist, die bezahlen wir einfach nur nicht.)

    Vielleicht ist der notwendige Beitrag für unsere enorme Mobilität, dass wir in Zukunft höhere Kosten und/oder längere Fahrzeiten in Kauf nehmen? Auch wenn wir ein Auto vor der Tür haben? Weil der alleinige Vergleich nur mit der alternativen Autofahrt zu kurz greift? Und es schon in der Vergangenheit zu schnell, zu billig, zu viel war?

    LG
    Die Toni

    1. Vanessa sagt:

      Berechtigte Einwände, die ich unterschreibe und mir damit selbst an die Nase fasse.

      Das Verhältnis zwischen den Vorteilen des Autos und den Nachteilen des Zugfahrens macht es mir persönlich in solch einem Fall schwer, mich für den Zug zu entscheiden. Wenn es nur die Zeit gewesen wäre. Oder nur die Kosten. Oder nur der Komfort. Doch es waren Zeit, Kosten und Komfort, die für das Auto sprachen. Da fällt es mir als durchaus willigem Menschen schwer, mich für den Zug zu entscheiden.

  2. Birgit sagt:

    Ja, die Johanna Harrer… ich denke, dass ich ebenfalls ein spätes Opfer ihrer Ideologie bin. In meinen ersten drei Lebensjahren ließ mich meine Mutter stundenlang alleine, ohne sich dabei auch nur das Geringste zu denken- wie ich später von einer Tante erfuhr. Zur Lieblosigkeit kamen noch Prügel aus nichtigen Gründen hinzu. Ergebnis: ich dachte lange Zeit, dass meine Bedürfnisse keine Rolle spielen und habe dadurch auf meinem Lebensweg einige Chancen liegen gelassen. Mit meinen eigenen Kindern habe ich bewusst einen anderen Umgang gepflegt, was meine Mutter nicht verstanden hat.

    1. Vanessa sagt:

      Es gibt mittlerweile ja einigermaßen viel Literatur zun den Nachkriegskindern und Nachkriegsenkeln. Die Arbeit von Matthias Lohre finde ich dazu sehr interessant. Er spricht ebenfalls von „emotionaler Unerreichbarkeit“ der Eltern und von Sprachlosigkeit, die sich vererbt.

  3. ANNA sagt:

    Kein Zug.Kein Halt am HBF in Leipzig. Kein Heißgetränk im schönen Bahnhofscafé. Ein Trauerspiel.

    1. Vanessa sagt:

      Völlig richtig.

  4. Die Toni sagt:

    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch,; Sie müssen ja gar nichts erklären. Ich mache das auch und sehr viele andere, genau diese Begründungen hört man doch häufig.

    Ich habe nur den Gedanken, dass der Vergleich mit dem Auto einfach total falsch sein könnte. Weil das Auto vielleicht einfach nicht (mehr) die richtige Meßgröße ist.

    Und zudem: Aus irgendeinem Grund wird Bahnfahren wohl nicht kurzfristig besser, schneller, günstiger. Und Millionen scheffelt die Bahn ja offensichtlich auch nicht. Wollen wir also wirklich warten, bis die Bahn uns besser passt? Könnte ja dauern.

    Ich möchte gar nicht hier in Ihren Kommentaren rumnerven ; -), aber das beschäftigt mich zur Zeit echt: Vielleicht MUSS unser Leben schlechter (im Sinne von mühsamer, teurer … whatever) werden, wenn es nachhaltiger werden soll. Im Vergleich zu jetzt. Weil das ‚jetzt‘, mit dem wir vergleichen halt falsch ist.

    (Und jetzt gebe ich Ruhe;-)) Gute Nacht!

    1. Vanessa sagt:

      Ich mache mir dieselben Gedanken – und sehe das ähnlich. Ich wünsche mir, dass Strukturen es mir leichter machen, die Bahn zu benutzen, und gleichzeitig schwerer, das Auto zu nehmen. Ich bin deshalb für Fahrverbote in Innenstädten, auch wenn ich selbst fluchen werde, wenn ich mal nicht mit dem Auto in die Innenstadt fahren kann, es aber praktisch wäre.

      Nach Berlin fahre ich zum Beispiel, zumindest wenn ich alleine unterwegs bin, immer mit der Bahn. Ich käme nie auf die Idee, nach Berlin mit dem Auto zu fahren, weil der ÖPNV in Berlin gut ist und ich mich dort deutlich besser zu Fuß und im ÖPNV bewege als mit dem Auto.

      Ich frage mich allerdings: Wie viel mehr Menschen verträgt die Bahn? Denn in den Zügen ist es auch jetzt schon sehr voll.

  5. Friederike sagt:

    Dortmund-Leipzig sechs Stunden mit dem Zug? Das muss aber eine unterirdische Verbindung gewesen sein; da habe ich tatsächlich schon bessere erlebt!
    Zum Neuen Rathaus: Hat die Stadtführerin Ihnen/Dir auch gezeigt, dass der Eingang am Burgplatz (Halbe Treppe hoch) von Steinstatue mit Maschinenpistolen bewacht wird? (Das Rathaus wurde 1913-15 gebaut, also zu Beginn des ersten Weltkriegs)
    Und ansonsten habe ich mich gefreut, auf einem der Instagram-Fotos unsere erleuchteten Wohnungsfenster zu entdecken! ;-)

    1. Vanessa sagt:

      Die Verbindung war schlecht – wegen einer Baustelle, die einen Umstieg in Hamm erzwang. Zudem gibt es eine Baustelle innerhalb Dortmunds, die mir den Weg zum Bahnhof erschwert. In Leipzig hätte ich auch noch die Straßenbahn nehmen müssen. So summiert sich alles auf mindestens sechs Stunden von Haustür zu Haustür.

      Maschinenpistolen? Die habe ich nicht gesehen. Und das Wohnungsfenster auch nicht. Bitte demnächst winken!

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