Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Eine weitere Erlebnisreise mit der Deutschen Bahn, ein Hauch von Herbst und eine Entscheidung für ein E-Auto

25. 9. 2023 13 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Eine Idee von Herbst | Ein Hauch von Herbst liegt über dem Dorf. Kühl weht die Luft ins Schlafzimmer. Man kann sich nun nachts zudecken, sogar schon ein bisschen einmummeln ins Federbett. Man will nicht mehr, dass Füße herausschauen, auch die Schultern sollen nicht frieren.

Nach Sonnenaufgang leuchtet der Garten nun in warmen Farben. Die Tomaten sind abgeerntet, viele Stauden zurückgeschnitten. Der Ahornbaum zeigt erste Anzeichen herbstlicher Zerrupfung. Blätter fallen hinunter ins Schweinegehege. Die Schweine sind angetan, sie streiten sich um jedes Blatt und fressen es mit Wonne, ebenso die verblühten Sonnenblumen. Am Wochenende gab es Kürbissuppe.

Garten am Morgen

Nur die Mücken haben noch keinen Herbst. Sie sirren durchs Zimmer, um den Kopf herum, verfangen sich in den Haaren und tun so, als wäre es noch praller August, als kämen wir gerade aus dem Freibad, die Luft schwer und gewittrig. Nachts wache ich auf und kann nicht mehr einschlafen, weil meine Arme und Beine jucken und ich mich gegen Angreifer verteidigen muss. Ich bräuchte ein Moskitonetz, aber dafür ist die Saison zu weit fortgeschritten, das Anbringen lohnt sich nicht mehr. Also begnüge ich mich mit einem Gerät aus dem Drogeriemarkt. Es steckt in der Steckdose und stößt einen penetranten Geruch aus. Ich werde davon ganz benommen, die Sinne schwinden mir, ich schlafe glückseelig und merke nicht mehr, wie mich die Mücken verspeisen.


Expedition nach Chemnitz | Eine Woche zuhause liegt hinter mir, ohne Reise, mit Vorbereitungen für zwei Reisewochen. Heute bin ich dann von Haltern nach Chemnitz gefahren, zu einem Engagement an der TU. Dort darf ich drei Tage lang mit Nachwuchskräften über Macht sprechen, zunächst mit Mentees eines Führungskräfteprogramms, danach mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Es wird um Selbstbehauptung gehen, darum, sich mit herausfordernden Persönlichkeiten auseinandersetzen. An Tag Zwei kommt Katja King dazu, die beste Rollenspielerin für derartige Anlässe. Gemeinsam werden wir die Leute fordern, für sich einzustehen, sich Status zu verschaffen und Konflikte auszuhalten.

Bis Leipzig verlief die Zugfahrt ereignislos, abgesehen von zwanzig Minuten Verspätung, die mir Aufenthalt in Leipzig bescherten. In Leipzig kann man sich gut aufhalten, wenn man den Bahnhof von Dortmund gewohnt ist.

Leipziger Hauptbahnhof

Auf Gleis Dreiundzwanzig wartete der RE6, eine Art Museumszug: betagte Waggons der Deutschen Reichsbahn, weder barrierefrei noch klimatisiert, aber mit dem entscheidenden Vorteil, dass man die Fenster öffnen kann. Ich hatte Klassenfahrtsgefühle und war versucht, den Kopf aus dem Fenster zu schieben und den Menschen an der Strecke zu winken.

RE6 nach Chemnitz

Einzig, dass der Zug nicht fuhr: Streckensperrung. Eineinhalb Stunden harrten wir am Gleis aus. Menschen stiegen wieder aus, andere stieg ein, wieder aus, wieder ein. Es dämmerte schon, als die Waggons sich quietschend in Bewegung setzten.

In Chemnitz angekommen, war Pioniergeist gefragt. Ich fühlte mich an meine Expedition nach Alt-Duvenstedt erinnert, als ich in in der Rendsburger Prärie unter Grillenzirpen auf den letzten Bus wartete, um 16: 30 Uhr. Heute stand ich nicht in Holzbunge, sondern in Hutholz, es war 19:30 Uhr, ich wartete auf den Bus nach Klaffenbach und blätterte derweil die dreihundertste Seite in meinem Buch um. Endlich kommt man mal zum Lesen.

Er kam dann auch, mit einigen Minuten Verspätung. Ich war der einzige Fahrgast. Jetzt residiere ich im Wasserschloss Klaffenberg, dem nächstgelegenen Haus zur Veranstaltungsstätte. Eine standesgemäße Residenz – vermute ich. Ich habe sie ja nicht mehr im Hellen gesehen.

Hotelzimmer mit Doppelbett und Plüschsessel

Ein Gruß geht raus an zwanzig Jahre verpennte Verkehrspolitik.


Update | Die Bahn hat uns die Zugfahrtkarten nach Südtirol anstandslos erstattet, Hin- und Rückfahrt, ohne Stornierungsgebühr.


Medizin-Dienstleistung | Meine neue Hausärztin ist nicht nur voll digitalisiert – Online-Terminvergabe, eRezept, Chat, Videosprechstunde -, sie bietet nun auch Impftage an Samstagen an: 10 bis 14 Uhr, einfach hingehen, ohne Termin, Spritze rein, fertig. Super Sache.


E wie elektrisch | Eine Entscheidung steht an. Mein Geschäftswagen, ein Skoda Octavia Diesel, ist inzwischen 160.000 Kilometer gelaufen und nun auch aus der Abschreibung raus. In Anbetracht dessen, des Klimawandels und der Tatsache, dass ich Langstrecken ohnehin mit dem Zug absolviere, möchte ich auf E-Mobilität umsteigen.

Der Reiseleiter hat die Projektleitung in dieser Angelegenheit, er hat Modelle und Anbieter recherchiert und finanzielle Berechnungen angestellt, die er mir jeweils zur Entscheidung vorlegt – wir haben hier eine klare Arbeitsteilung. Nach der ersten Entscheidungsrunde spitzt sich die Sache auf zwei Lösungen zu: einen Tesla Model 3 oder Model Y im Abo bei E-Flat oder einen MG4 oder MG5 als Leasing vom Autohaus. SAIC Motor, Chinas größter Automobilkonzern, hat die einst britische Marke MG aufgekauft und geht unter diesem Label nun mit Elektromobilität auf den europäischen Markt.

Die Entscheidungskriterien sind Kosten, Reichweite und Platz auf dem Fahrersitz: Ich habe lange Beine und möchte nicht Go-Kart fahren. Ach, und: Ein SUV kommt nicht infrage, wir sind ja keine Förster.

Am Wochenende haben wir uns den MG4 und MG5 Eletric angesehen, und ich bin überraschend angetan. Kompaktklasse, jede Menge Beinfreiheit, kluges Innenraumdesign mit vielen Ablagen, Minimum 380 Kilometer Reichweite, guter Preis. Möglich also, dass wir bei einem chinesischen Auto landen.


Geguckt | Irgendwann ist auch mal gut. Habe mich gut unterhalten gefühlt.

Gelesen | Septembertropen. Ich bin sehr bereit für vierzehn Grad und Regen, der gegen die Scheiben klatscht.


Schwein des Tages | Der Dicke mampft Sonneblume.

Verlbühte Sonnenblume, an der versonnen ein Meerschwein knabbert
Kommentare

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  1. Nihilistin sagt:

    Herzliches Beileid zu den Mückenstichen.
    Frage: würden es ggf. auch Fliegengitter tun? (Das Niedrigschwellige vom dm zum Kleben) Wir befürworten sie seit Jahren im Schlafzimmer. Hält auch Spinnen, Schnaken und Fliegen ab.

    1. Vanessa sagt:

      Mit den preiswerten Gittern zum Aufkleben habe ich schlechte Erfahrungen gemacht: Alle fielen immer binnen kurzer Zeit ab. Wir haben uns bereits Angebote für fest installierte Gitter kommen lassen, haben die Investition aber für diesen Sommer noch gescheut. Diese Meinung werden wir ggf. ändern. Allerdings frage ich mich, ob nicht ein Moskitonetz NOCH effizienter wäre. Mein Eindruck ist, dass die Mücken nicht nur über das Schlafzimmerfenster reinkommen, sondern sich auch aus andereren Räumlichkeiten dort hinfliegen.

  2. Chris sagt:

    Dafür, das Chemnitz die drittgrösste Stadt Sachsens ist, ist die Anbindung unterirdisch. Fast so, als wolle man verhindern, das man von dort wegkommt.
    Das Wasserschloss selber ist hübsch anzusehen, die Besichtigung lohnt aber nicht. Ausser man mag alte Spielsachen ansehen. Die Lage ist aber toll.

    1. Vanessa sagt:

      Im Wasserschlos wohne ich nur. Gutes Hotel, leichter Derrick-Anmutung, aber sehr freundliche Menschen und Zimmer und Bett sind top. Preislich auch – anders als man vielleicht vermutet – völlig im Rahmen.

      Die Anbindung ist tatsächlich … uhm … spannend. Eine Regionalverbindung ist ja okay. Aber nur einmal in der Stunde? Die Verbindung war rappelvoll. Mit den alten Reichsbahnwagen hatte ich persönlich kein Problem. Aber ohne Barrierefreiheit ist ein Zug im Jahr 2023 natürlich weder zeitgemäß noch akzeptabel.

  3. Andreas sagt:

    Was Mücken angeht, könnte man dieses Jahr meinen, die hätten alle keine schulpflichtigen Kinder mehr und machten Urlaub in der Nebensaison. Nicht ohne Grund habe ich im Januar (!) eine Fliegengittertür am Terrassenausgang und Plissees an den Dachfenstern im Bad angebracht. Immerhin mit Erfolg: Wir haben jetzt alle Lüftungsfenster vergittert; in den normalen Fenstern sind diese alugerahmten Klemmelemente.
    Das war insbesondere im warmen Teil dieses Sommers eine Wohltat, querlüften zu können, ohne sich ungebetene Gäste ins Haus zu holen.
    Nachteil: Wenn aber mal was durch die Haustür mit reingeschlüpft ist, isses erst mal drin, die Fenster sind ja alle vergittert. ¯\(ツ)/¯

    Wenn mich mal eine Mücke erwischt, greife ich zu meinem Insektenstichbrutzler von Beurer. Den habe ich vor 2 Jahren bei Freunden im Einsatz gesehen, testen dürfen und will seitdem nicht mehr ohne. Je nach Einsatzstelle zwiebelt das Ding schon ganz anständig, aber es ist so etwas wie ein „belohnender“ Schmerz. Und anschließend juckt es nicht mehr.

    Die Spinnen ums Haus sind von den Mücken übrigens ganz angetan und bauen hier fleißig Netze. Gemessen an ihrer Größe ist die Beute reichlich und nahrhaft.

    Am Haus gegenüber haben sich unter den Dachziegeln Wespen eingenistet. Wir haben hier in der Region allerdings vornehmlich eine recht gechillte Spezies, (Vespula frisia orientali) mit der es sich gut aushalten lässt. Wenn man morgens das Badezimmerfenster öffnet, (für diesen Vorgang muss das Plissee hochgezogen sein) sitzt dort häufig schon eine von ihnen und kommt herein, um sich etwas aufzuwärmen. Leider reagiert das Kind (noch) panisch darauf, ansonsten könnte man diesen Satz mit so etwas wie „irgendwie putzig“ beenden.

    1. Vanessa sagt:

      Die Mücken werden auch gar nicht müde. Ey Leute, es ist bald Oktober! Den Bruzzler habe ich auch, wunderbar. Von mir aus könnte der auch noch länger bruzzeln. Ich halte den immer dreimal laaaange drauf. Danach geht’s.

      Wir haben Wespen nahe des Arbeitszimmers. Erstaunlicherweise fliegt kaum je eine ins Arbeitszimmer, trotz weit aufstehenden Fenster. Sie fliegen zielsicher die Spalten an, in die sie reinkriechen. Für dieses Jahr sah ich deshalb keinen Handlungsbedarf. Mal schauen, wie es im kommenden Jahr ist. Ich meine gelesen zu haben, dass die Wespen nicht unbedingt zurückkehren.

  4. Sigrid sagt:

    Herzlich Willkommen in meiner Heimatstadt. Ja die Zuganbindung ist immer noch abenteuerlich und wird es Bus zum Ausbau der Strecke bleiben. Wenigstens soll es bald modernere Züge geben.
    Für zukünftige Ausflüge nach Hutholz kann ich Ihnen gern meine Nummer geben und Taxi spielen. Aber eigentlich würde die C11 direkt bis Klaffenbach fahren.
    Auf jeden Fall haben Sie sich bestes Wetter für das Wasserschloss mitgebracht und wenn Sie b7s Sonntag bleiben würden, würde sich auch der Schlosshof füllen.

    1. Vanessa sagt:

      Dankeschön fürs Angebot!

      Ich kam so am Bahnhof in Chemnitz an, dass die C11 gerade abgefahren war und erst in 50 Minuten wieder fahren würde. Die App zeigte mir die Verbindung mit Straßenbahn und Bus an. Das klappte ja auch soweit ganz gut, abgesehen von etwas Wartezeit und Einsamkeit in Hutholz.

      Bis Sonntag bleibe ich leider nicht. Ich fahre am Donnerstagmittag wieder, nach Ende der Veranstaltung. Immerhin war ich heute in der Innenstadt. Sehr prima!

  5. Anne sagt:

    Meine E-Auto-erfahrene Freundin hat seit kurzem einen MG4 und ist sehr zufrieden. Ich habe einen iD3, aber halt kurze Beine…
    Statt Reichweiten würde ich eher die Akku-Kapazität vergleichen, da Reichweite sehr vom variierenden Verbrauch abhängt (Winter / Sommer, gleichmäßig Autobahn / Stadtverkehr, rasen / segeln, Ebene / Sauerland…). Für gelegentliche Langstrecke sollte er 70-80 kWh schon haben.
    Viel Erfolg und vor allem dann Spaß damit :-)

    1. Vanessa sagt:

      Danke für die Erfahrung. Der Reiseleiter hatte schon einmal ein e-Auto. Wir haben etwas Erfahrung, was Verbrauch und Reichweite angeht. Da passte das alles in allem ganz gut – im Winter war die Reichweite natürlich geringer als im Sommer. Aber für uns ist es ehrlicherweise nicht so relevant, wenn ich im Winter 50 Kilometer weniger fahren kann; die Anwendungsfälle, dass wir tatsächlich an die Reichweitengrenze rankommen werden, werden sehr gering sein.

  6. Sokrates sagt:

    Auch wenn ich den E-Autos nichts abgewinnen kann trotzdem ein Tipp: Kein Tesla, zumindest kein Model 3, zumindest nicht wenn man das als Langzeit-Invest plant. Mit 3 Jahren Leasing und dann weg damit – jederzeit. Aber länger nicht. Der Model 3 ist Teslas erstes Auto aus Stahl (die davor waren aus Alu). Das Niveau bzgl Langzeit ist ungefähr das, wo etablierte Autobauer vor 20 Jahren standen. Ein Tesla rostet dir nach 5 bis 6 Jahren teilweise so weit dass der TÜV nein sagen könnte…

    1. Vanessa sagt:

      Danke für den Hinweis. Sollte es so sein, wäre es im konkreten Anwendungsfall nicht relevant. Den Tesla würde ich in Dauermiete fahren. Käme er nicht mehr durch den TÜV oder gäbe es gravierende Mängel, würde ich dem Anbieter sagen: „Kaputt, brauche neues Auto.“

      (Natürlich bräuchte es in dem – unwahrscheinlichen – Fall ein paar Tage, bis ein neues Fahrzeug gestellt ist. Das wäre aber nicht dramatisch.)

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