Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Auf Achse | Am Wochenende habe ich einen Franz-Meersdonk-Gedächtnissieg eingefahren, im Gegenzug zweimal verloren.


#dieaktuelleSituation | Heute erster Einkauf ohne Maskenpflicht. Alle Kund:innen mit Maske, alle Angestellten ohne. Keine Wertung, nur Chronistenpflicht.


Bucha | Keine Worte.


Kurzes Bemerknis zu Social Media | Man kann über Twitter viel Negatives sagen, kein Zweifel. Ich allerdings bin gerne dort, denn es ist, bei richtiger Anwendung, eine ebenso gute Informationsquelle, wie es das bei falscher Anwendung nicht ist.

Seit Beginn der Corona-Pandemie folge ich vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, nicht nur Virolog:innen. Zum Beispiel folge ich Stefan Rahmstorf, Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam und Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Er schrieb jüngst über die Auswirkungen eines Öl- und Gasembargos. Ich folge Maja Göpel, Politökonomin, Transformationsforscherin und Honorarprofessorin an der Leuphana-Universität in Lüneburg. Außerdem entdeckte ich Rüdiger Bachmann; er ist Ökonom und Professor an der University of Notre Dame in den USA. Er ordnete die Aussagen von BASF-Check Brudermüller zur Abhängigkeit von russischem Gas ein.

Es sind diese kleinen Dinge, die mich weiterbringen, kurze Einlassungen im Kontext weiterer Berichterstattung.


Neues aus der Wissenschaft | Es gibt jetzt Roboter aus magnetischem Schleim. Wenn jemand etwas Metallisches verschluckt hat, sammelt der Schleim es im Körper ein. Beim Anblick des Videos möchte man augenblicklich eine Büroklammer verschlingen.


Altes aus der Wissenschaft | Wir waren im LWL-Museum für Naturkunde in Münster. Was soll man sonst auch tun bei zwei Grad und Schneeregen? Es gab Dinos und Mammuts, vergrößerte Käfer und einen Blick in die Welt unter dem Wald. Ein gutes Vergnügen für zwei bis drei Stunden. Highlight: Beim Sandschaufeln die Landschaft verändern und Seen, Flüsse und Berge erschaffen.

Gelernt: Man hat inzwischen 20 Dinosaurierarten entdeckt, die Federn hatten. 70 Prozent unseres Trinkwassers stammt aus dem Wald. Bärtierchen heißen so, weil sie sich so tapsig fortbwegen; sie können extreme Umweltbedingungen überleben, indem sie ihren Stoffwechsel mehr oder weniger einstellen. Man sollte recyceltes Klopapier kaufen. Eines der ersten, in der Steinzeit angebauten Getreide war Emmer. Der Giraffenhals ist so lang, weil die Wirbel länger sind. Dino-Hälse waren noch länger und hatten Luftblasen in den Wirbeln.


Der Immobilienmarkt in Belize | Wir bleiben im Themengebiet „Natur“. Dort herrscht, wie bei uns, Wohnungsnot.

Einsiedlerkrebse nutzen verlassene Schneckenhäuser als Wohnwagen. Sie ziehen mit ihrem Hinterleb darin ein und laufen damit durch die Gegend, damit sieie unter der tropischen Sonne nicht austrocknen. Wenn die Krebse wachsen, wird das Schneckenhaus zu eng. Dann brauchen sie ein neues. Aber es findet sich nicht immer ein passendes. Manchmal nur ein viel zu großes. Egal! Sie ziehen in das Haus ein und warten, bis Kollegen vorbeikommen, mit denen sie tauschen können. So bilden sich regelrechte Warteschlangen zum Durchtauschen:

Crabs from John Brown on Vimeo.

Nicht übel.


Gehört | Die Erschöpfung der Frauen: Wider die weibliche Verfügbarkeit von der Soziologin und Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach. Klappentext (Ausschnitt):

In unserer Gesellschaft wird Weiblichkeit gleichgesetzt mit Fürsorglichkeit. Frauen sind, ob in der Frauen haben heute angeblich so viele Entscheidungsmöglichkeiten wie nie zuvor. Und sind gleichzeitig so erschöpft wie nie zuvor. Denn nach wie vor wird von ihnen verlangt, permanent verfügbar zu sein. Die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach schreibt über ein System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt – und darüber, wie Frauen sich dagegen auflehnen und alles verändern: ihr Leben und die Gesellschaft.    

Auf der Verlagsseite bei Droemer-Knaur

Im Ansinnen gut. In der Umsetzung so lala. Franziska Schutzbach bearbeitet kapitelweise die sexuelle Selbstbestimmung der Frau, Ursachen schlechten Selbstvertrauens, Körperscham, Mutterschaft, emotionale Verausgabung im Beruf und Zuständigkeiten in Haushalt und Familie. Ich habe Einiges gelernt, besonders in Hinblick auf den historischen Kontext, den Schutzbach immer wieder gibt. Es steckt viel Wahres in den Kapiteln – allein die Anstrengung, die es Frauen abverlangt, sich im öffentlichen Raum zu bewegen, weil sie mehr als Männer bewertet und kommentiert werden und mehr als Männer ihre Sicherheit abwägen: Nehme ich den Weg, der an der Gruppe junger Männervorbeiführt? Wo setze ich mich in der Bahn hin? Wo ist das geringste Belästigungspotential?

Gleichzeitig empfinde ich das Buch, das fast schon eine Streitschrift ist, als einseitig. Es ist, bei aller Verantwortung, die das gesellschaftliche System trägt, nicht nur eine Opferrolle, die Frauen haben. Nicht alle Nachteile, die Frauen erfahren, sind ausschließlich gesellschaftlicher Erwartung und Zuschreibung oder systemischen Grenzen geschuldet. Sie liegen auch im eigenen Gestalten; Frauen sind mir zu wenig aktiv dargestellt. Diese Differenziertheit hat mir gefehlt. Hinzu kommt eine sehr akademische Sprache; sie hat es mir schwer gemacht, richtig warm zu werden mit den Inhalten.


Gelesen | Zsuzsa Bánk: Der Schwimmer. Die Geschichte zweier Kindern im Ungarn der 1950er und 60er Jahre. Nachdem die Mutter die Familie verlassen und in den Westen gegangen ist, zieht der Vater mit den Kindersn durchs Land, zu Freunden und Bekannten. Er verliert sich in Melancholie, während die Kinder sich selbst überlassen sind, schwimmen lernen, die Orte und ihre Menschen erkunden.

Zunächst habe ich nicht gut ins Buch gefunden. Dann hat die Stimmung mich doch bis zum Ende getragen. Ein leises Buch ohne große Spannungskurve, aber doch lesenswert. Die Ereignislosigkeit muss man aber mögen.

Kommentare

9 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Susanne sagt:

    War heute früh um 7 auch beim lokalen Edeka. Auf Schild draußen bittet man darum weiterhin Maske zu tragen. Meine Beobachtung: 9 von 10 der Kundschaft taten es. Die Nicht-Edeka Mitarbeiterin der Bäckerei auch. Von 5 Angestellten: 1x OP Maske korrekt, 1x OP Maske unter der Nase, 3 ganz ohne. Davon auch die Person an der Kasse mit dem meisten Kundenkontakt. Ich bin da echt ratlos. Überlege aber schon ob ich dem entsprechend Inhaber der Filiale doch mal schreibe um zu fragen was das Schild vor der Tür soll….

    1. Vanessa sagt:

      Ich kann nachvollziehen, dass es etwas anderes ist, den ganzen Tag Maske zu tragen als nur einmal kurz beim Einkauf eine halbe Stunde. Andererseits: Bei so viel Publikumsverkehr …? Der Einzelne hat eine Eigenverantwortung; wenn durch diese Eigenverantwortung vieler Einzelner am Ende aber Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Betriebe lahm liegen, ist auch niemandem geholfen.

  2. Christian sagt:

    „Der Schwimmer“ von Zsuzsa Bank, den habe ich sehr gerne gelesen. Noch besser hat mir der „Nachfolger“ gefallen:
    Die hellen Tage

    1. Vanessa sagt:

      Das habe ich schon gelesen, fand ich auch noch einen Tacken besser.

  3. Chris sagt:

    Einkaufen habe ich heute auch so beobachtet. Wobei einige lächerliche Nasenpimmel waren wieder zu sehen. Trauen die sich nicht, die Maske abzusetzen oder sind die wirklich zu blöde?
    Twitter liebe ich auch dafür. Es hat die Möglichkeit zur schnellen Information (so habe ich eigentlich alle Großereignisse der letzten Jahre dort zuerst gelesen, teilweise Stunden von den klassischen Medien), es bietet viele kleine Perlen und tolle Momente. Man muss aber sehr aufpassen, das man sich nicht in die „falsche Ecke“ begibt oder Trolle eintritt. Dann wird es unschön…

    1. Vanessa sagt:

      Bislang hatte ich wenig falsche Ecken, vielleicht Glück, vielleicht bin ich gut im Ignorieren und gehe einfach vorbei.

  4. Alexandra sagt:

    Frauen sind keine Opfer, I totally agree. Manchmal sind sie aber auch statt passiv zu sein, hyperaktiv am anderen Ende der Skala – nämlich darin, weibliche sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung als ungehörig zu schmähen – unterstützt auch von denjenigen Männern, die mit eben diesen Objekten der Schmähung überfordert sind und versuchen, sie durch Abwertung irgendwie „in den Griff“ zu kriegen.

    Zugegeben, auch das ist wieder eine Schuldzuweisung an mein eigenes Geschlecht. Es ist aber auch verdammt komplex und die historischen Ursachen dieses Phänomens – das noch dazu keine Gleichzeitigkeit in der gesellschaftlichen Entwicklung hat – sind verzweigt und verflochten mit … nahezu Allem.

    Just my two cents!

    1. Vanessa sagt:

      Ich denke: Schutzbach hat mit allem recht, was sie aufführt. Wer wäre ich auch zu behaupten, es besser zu wissen – sie ist schließlich die Forscherin. Dennoch empfinde ich die Darstellung als unglücklich; vielleicht liegt es auch an der Sprache, das ich die Ausführungen zum Teil als eindimensional empfinde.

  5. Susanne sagt:

    Zurzeit meide ich aus Gründen Twitter, lese aber intensiv auf Blogs und folge den verlinkten Artikel. Vielleicht ist auch demnächst te.ma einen Besuch wert? Ich bin gestern über diese neue Plattform gestolpert und bin gespannt, ob das Konzept aufgeht: „Wissenschaft für alle? Es ist kompliziert. Deshalb bauen wir te.ma: Eine Plattform für open science und civil discourse. Einen Ort, an dem gesellschaftlich brennende Wissenschaftsthemen fundiert diskutierbar werden.“ Die Plattform wird mit drei „Themeninseln“ starten: Gentechnik/Bioethik; Sprache und Gesellschaft; Wahrheit vs. Meinung.

    Herzliche Grüße aus Göttingen von einer Handballrentnerin

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