Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Broterwerb mit und ohne Prosit und Verlängerung im Freibad

21. 9. 2020 Keine Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Broterwerb | Führen, wenn man den Weg nicht kennt. An Führungskräfte wird gerne der Anspruch gestellt, alle Antworten zu kennen – nicht zuletzt haben sie selbst oft diesen Anspruch an sich. Viele Dinge wissen wir aber nicht. Trotzdem müssen wir agieren, Entscheidungen treffen, Wege einschlagen. Ich habe aufgeschrieben, inwiefern Führung bedeutet, den Weg zur Lösung zur moderieren – anstatt auf alles selbst Antworten zu haben.


Broterwerb mit Stößchen | Am Samstag war ich seit ewig mal wieder auf einer Veranstaltung. Der Alumni-Verein des Instituts für Journalistik an der TU Dortmund feierte sein 25-jähriges Bestehen. An dem Institut habe ich mal gearbeitet, ich wurde dort promoviert und habe immer noch eine gute Beziehung dorthin – und manchmal Lehraufträge, bei denen dann sowas entsteht.

Bei der Veranstaltung wurde der „Will-Schaber-Preis“ verliehen. Er würdigt herausragende Abschlussarbeiten. Den ersten Platz belegt die Wissenschaftsjournalistin Katrin Ewert mit ihrer Masterarbeit über die Qualität von Wissenschaftsjournalismus in den sozialen Medien. Sie hat einen Kriterienkatalog für wissenschaftliche Social Clips hergeleitet und ihn anhand des Facebookauftritts der WDR-Sendung Quarks überprüft. Sehr aktuell in dieser Zeit.

Danach wurde auf der Veranstaltung noch über die Relevanz der öffentliche-rechtlichen Medien in der Corona-Krise diskutiert. Auf dem Podium waren Jörg Schönenborn, Programmdirektor beim WDR, die Professorin Annika Sehl aus München, Matthias Walter (ehemals Chefredakteur RTL2) und Christian Beisenherz vom WDR-Studio Dortmund.

Aus der Diskussion möchte ich nur einen Satz herausgreifen: „Veränderung ist die zentrale Konfliktlinie unserer Gesellschaft.“ Das hat Jörg Schönenborn gesagt. Auf der einen Seite gebe es die ängstlichen Bewahrer, auf der anderen Seite die Veränderungsbereiten. Er schilderte die Schwierigkeiten, beide Gruppen in der Berichterstattung gleichermaßen abzubilden – auch, weil Journalist:innen eher der veränderungsbereiten Gruppen angehören und die Ausgewogenheit daher besondere Aufmerksamkeit brauche.

Christian Beisenherz sagte, dass er und seine Redakteurinnen und Redakteure sich immer wieder mit Populisten auseinandersetzen und Ansätze suchten, ins Gespräch zu kommen. Er sagte am Beispiel Corona: Seine Redaktion versuche zu trennen zwischen denjenigen, die die Corona-Maßnahmen kritisch sehen und denen man sachlich begegnen möchte, und denjenigen, die Kritik und Ängste für sich instrumentalisieren. Nachdem die Redaktion Beiträge veröffentliche, gebe es von den Lautesten allerdings solchen Gegenwind, dass es zu einer alles überlagernden, wüsten Kommentarflut komme. Eine inhaltsbezogene Auseinandersetzung in Form einer sachlichen öffentliche Diskussion sei dann nicht mehr möglich.

Nach der Veranstaltung standen wir draußen und sprachen noch. Ich traf unter anderem einen ehemaligen Student und eine ehemalige Studentin. Wir haben länger geschnackt. Das war super und hat mich sehr gefreut.

Das Ganze fand im Baukunstarchiv des Landes NRW statt.

Die Corona-Regeln waren übrigens: Abstand und Maske bis zum Platz – dort konnte man sie ablegen. Ich behielt sie auf.


Leibesübungen | Das Dortmunder Volksbad gibt eine Zugabe und hat wegen guten Wetters zwei Tage länger geöffnet. Große Freude! Heute also noch ein Freibadschwumm, zweieinhalb entspannte Kilometer.

Das Publikum war illuster. Triathleten zogen Bahnen. Das Büdchen verkaufte Frittiertes. Seniorinnen, das silberne Haar toupiert, saßen in Klappstühlen und aßen kichernd Pommes. Schmalschultrige Männer mit Bäuchen wie Bowlingkugeln brutzelten auf Bänken, ölig wie Bodybuilder, braun wie Maikäfer. Hinter der Hecke, im Beachvolleyballsand, küssten sich Teenager Knutschflecke in die Halsbeuge.

Zuerst dachte ich, ich käme nicht voran. Nach der dritten Bahn verstand ich, warum: Das Volksbad hat keine Kacheln. Wenn ich dort schwimme, schaue ich auf einen ebenen, blauen Boden. Während ich in meinem Stammfreibad an den Fugen sehe, dass ich mich vorwärts bewege, gibt es im ewigen Blau des Volksbads keinen Anhaltspunkt. Als ich das begriffen hatte, fühlte ich mich dynamischer.


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