Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Bücher 2013 – 4

3. 12. 2013 22 Kommentare Aus der Kategorie »Lektüre«

Gelesen im September, Oktober und November:

Bücher 2013-4

Pierre Assouline. Das Bildnis der Baronin.
(Deutsch von Maja Ueberle-Pfaff)
Die Geschichte der Rothschild-Dynastie – erzählt von betty Rothschild, die nach ihrem Tod nur noch als Portrait existiert. Von der Wand aus verfolgt sie die Geschichte des berühmten Bankhauses und der gesamten jüdischen Familie von 1886 bis nach dem Zweiten Weltkrieg. In Frankreich ist das Buch ein Bestseller – hier hingegen wenig beachtet. Ich fand es manchmal etwas spröde, aber dennoch gut zu lesen.

Giulia Carcasi. Das Wörterbuch der Liebe.
(Deutsch von Claudia Franz)
Ein ganz kleines Buch – nur 128 Seiten. Es geht um Diego, Professor für Sprachwissenschaft, einen Kontrollfreak mit dementer Mutter. Im Zug lernt er Antonia kennen und lieben, die am Ende des Buches eine ganz andere ist, als sie zu sein vorgibt. Das Schöne in dem Buch ist das, was nicht gesagt wird. Der Leser muss sich vieles selbst erschließen. Sowas finde ich ja immer spannend.

Tracy Chevalier. Zwei bemerkenswerte Frauen.
(Deutsch von Anne Rademacher)
Die Geschichte von Elizabeth Philpot und Mary Anning – beides historische Figuren und beides Fossiliensammlerinnen. Aufgrund gesellschaftlicher Zwänge muss die unverheiratete Elizabeth Philpot London verlassen. Sie zieht mit ihren Schwestern in den Küstenort Lyme Regis. Dort entdeckt sie ihre Leidenschafts für Fossilien und lernt Mary kennen. Das Mädchen sucht ebenfalls Fossilien – und macht schließlich einen erstaunlichen Fund. – Mary Anning gilt als eine der ersten Paläontologinnen. Sie war vergleichsweise ungebildet und erschloss sich alles selbst. Die führenden männlichen Wissenschaftler boteten sue zu Lebzeiten aus. Was auf den ersten Blick langweilig klingt (Fossilien!), lässt sich sehr gut lesen. Die Geschichte wird in ruhigem Ton erzählt. Mir hat sie gefallen.

Luca di Fulvio. Das Mädchen, das den Himmel berührte.
(Deutsch von Katharina Schmidt und Barbara Neeb)
Der zweite Roman von Luca di Fulvio – nach „Der Junge, der Träume schenkte„. Er wurde mir angekündigt mit „mittelmäßig“und „nicht so gut wie der erste“. Mir jedoch hat er gefallen: ein klassischer historischer Roman ohne intellektuellen Anspruch, der aber sehr ordentlich unterhält. Hauptfiguren der Geschichte sind der jüdische Arzt Isacco und seine Tochter Guiditta, außerdem der Straßenjunge Mercurio und seine Gefährtin Benedetta. Alle vier schlagen sich in Venedig durch. Es geht um Freiheit, Rache, Liebe – die klassischen Themen für Historienschmöker.

Rebecca Gablé. Der dunkle Thron.
Eines der Bücher, das ich zum zweiten Mal gelesen habe – nicht, weil es so toll ist, sondern weil ich schlicht vergessen hatte, dass ich es schon einmal gelesen habe und es mir deshalb auf den Kindle lud. Ich hab’s trotzdem zu Ende gelesen. Denn genauso wie der di Fulvio unterhält diese Geschichte sehr solide. Stichworte zur Handlung: vierter Teil der Waringham-Saga nach „Das Rad der Fortuna“, „Die Hüter der Rose“ und „Das Spiel der Könige“; es ist die Zeit Henry Tudors (Heinrich VIII.), der junge Earl Nick of Waringham gerät in die Mühlen der Politik und der Reformation. „Der dunkle Thron“ ist nicht der beste Waringham-Roman, aber trotzdem flüssig zu lesen.

Paolo Giordano. Il corpo umano. 
(noch keine deutsche Übersetzung)
Eine fiktive Geschichte über den Militäreinsatz in Afghanistan. Im Mittelpunkt: die italienischen Soldaten René, Cederna, Ietri und Egitto, die in einem Außenposten stationiert sind. Zunächst passiert nichts; die Männer langweilen sich fürchterlich dort in der Steinwüste, beschäftigen sich mit sich selbst und ihren Kameraden, ehe es zu einem Einsatz kommt, bei dem einige von ihnen sterben. Das Buch ist beklemmend und schonungslos – eine Geschichte, in der es keine Helden gibt. Giordano schafft es sehr gut, Stimmungen zu erzeugen: die Langeweile, die Launenhaftigkeit der Männer, die Angst, die Ernüchterung. Lesenswert.

Donna Milner. Der Tag, an dem Marilyn starb.
(Deutsch von Sylvia Höfer)
Von Donna Milner habe ich bereits „River“ gelesen – „Der Tag, an dem Marily starb“ ist wieder ein Familienroman. Er plätschert – wie schon „River“ – munter dahin. Es geht um die junge Ethie, deren Mutter stirbt – und um die zwei Brüder und den Vater, die allesamt anders mit diesem Ereignis umgehen. Mit dem Tod des einer Frau sieht sich der Vater mit seiner und ihrer Vergangenheit konfrontiert – und dem Geheimnis, das er seit seinem Einsatz im Vietnamkrieg hütet. Die Geschichte ist abwechselnd aus Sicht des Kindes als auch des Vaters erzählt und nicht kitschig, weshalb ich es gut weiterempfehlen kann.

Charlotte Link. Die letzte Spur.
Das Buch stand lange bei mir im Regal; ich hatte immer im Kopf, Charlotte Link schriebe schlimme Schnulzenromane. Tatsächlich ist „Die letzte Spur“ ein spannender Krimi: Mauerblümchen Elaine Dawson verschwindet auf dem Weg zu einer Hochzeit. Fünf Jahre später rollt die Braut und Journalistin Rosanna Hamilton den Fall auf und macht sich die auf Suche nach Elaine. Die Geschichte nimmt einige Wendungen. Man weiß nie, wem man trauen kann – kurzum: gute Unterhaltung.

Beate Rothmaier. Atmen, bis die Flut kommt.
Konrad und Paule lieben sich. Dann wird Paule ungewollt schwanger. Sie bekommt das Kind – ein Mädchen. Sie nennen es Lio. Lio ist behindert. Paule lässt Konrad allein mit ihr zurück. Das Buch erzählt die Jahre bis zu Lios Volljährigkeit, es erzählt von Konrads Leben und der Beziehung zwischen Vater und Tochter. Mein Problem mit der Geschichte: Ich könnte Konrad pausenlos in den Hintern treten. Er ist Comiczeichner, kann mehr schlecht als recht davon leben, dazu noch das Kind, das besondere Zuwendung braucht. Die ganze Zeit über lässt er sich hängen, improvisiert sich durch den Alltag, lebt und leidet in seiner Situation, ohne sie zu verändern – sowas macht mich rammdösig.

Beim Betrachten des Bildes ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass wir einen umzugsbedingten Todesfall zu beklagen haben. Das Kännchencafé gedenkt in großer Dankbarkeit des Bücherhundes. Ruhe in Frieden, kleiner  Dekohund.

Kommentare

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  1. Hammwanich sagt:

    Danke für die Liste :)
    Nur eine kurze Anmerkung. „Der dunkle Thron“ ist der vierte Teil der Waringham-Reihe. „Der Hüter der Rose“ fehlt. Falls du es noch nicht gelesen hast, es lohnt sich.

    1. Nessy sagt:

      Oh, vergessen! Hab ich natürlich gelesen – und im Text ergänzt.

  2. Hammwanich sagt:

    Oh, und grad vergessen. Mein Beileid zum Verlust des Bücherhundes.

  3. Bücherhund!
    Wir werden dich vermissen.

  4. „Il corpo umano“ interessiert mich sehr, dieses Buch werde ich mir höchstwahrscheinlich selbst zu Weihnachten schenken.

    1. Nessy sagt:

      Nur zu! Ich kann es empfehlen.

  5. Clara sagt:

    Könnte der Bücherhund nicht eine Notoperation erhalten? Oder ist er schon jenseits der Reanimation?

    1. Nessy sagt:

      Weit jenseits.

  6. Nihilistin sagt:

    Isch möschte keine Buchbesprechungen ohne Büscherhund. Egal, ob der den Kopp unterm Arm trägt oder nischt. Isch fordere Gnadenhof und Gnadenbrot für Büscherhünde. Auch in Ihrer feschen neuen Wohnung, Frau Nessy!

    1. Nessy sagt:

      Vielleicht gibt’s demnächst ‚Ne Bücherkatze. Oder eine Bücherelfe. Elfen passen ja gut zu mir.

  7. Iche sagt:

    Der Bücherhund MUSS bleiben !einself! Egal wie…

    1. Nessy sagt:

      Der Bücherhund ist jetzt in einer anderen, besseren Welt.

  8. Lobo sagt:

    Sekundenklebertherapie oder Zweikomponentenkleberbehandlung schlage ich zur Rettung des Bücherhundes vor.

    Den Fehler Frau Link in die Schnulzenecke zu schieben machen viele, ähnlich wie Nora Roberts, die in einer ähnlichen Kategorie schreibt.

    1. Nessy sagt:

      Von der Frau Link werde ich noch einiges lesen. Das Werk oben war ausgesprochen unterhaltend.

  9. Filinchen sagt:

    Seit wann geben Sie so schnell auf? Den Kleinen kann man doch reanimieren. Im Falle eines Falles…. kann ein Uhu wirklich helfen!

    1. Nessy sagt:

      Uhu hilft nicht. Sekundenkleber auch nicht. Der Junge ist einfach durch.

  10. energist sagt:

    Werte Frau Nessy, Wortdoppelung beim Bild der Baronin („das Buch“).

    Ansonsten bin ich beeindruckt: hätte gewettet, daß bei dem ganzen Streß zurzeit mit Buch, Haus, etc.pp. keine Zeit mehr zum Lesen bleibt. Und dann gleich diese Menge? Wow :)

    1. Nessy sagt:

      Bei mir gibt’s Wörter noch umsonst dabei! Das ist Service.

      Lesen geht immer. Mindestens beim Bahnfahren und abends im Bett, vor dem Einschlafen.

  11. miss malicia sagt:

    Schön Charlotte Link in der „Bücherliste“ zu finden! Seltsamerweise hatte ich sie auch als Schnulzentante abgetan und ihre Bücher weitestgehen ignoriert. Was ich verpasst habe, habe ich gemerkt als Ich von einer Freundin „Das andere Kind“ geschenkt bekam. Auch dieses Buch kann ich nur empfehlen :-)

  12. fockaffe sagt:

    ui danke für die tips – hab den kindle voll gepackt, der urlaub kann kommen:)

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