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Bücher 2013 – 3

12. 9. 2013 11 Kommentare Aus der Kategorie »Lektüre«

Lektüre im Juni, Juli und August:

Bücher 3 - 2013

Catrin Bernsteiner. Fräulein Schläpples fabelhafte Steuererklärung.
Die Geschichte von Fred Eisenbogen und Sandra Schläpple: Sie ist eine chaotische Gärtnerin, er ein überkorrekter Finanzbeamter. Sandra hat einen Vater, der gerne bescheißt, Fred soll eine Steuerprüfung bei ihr im Hause machen. Natürlich steht Fred auf Sandra, und es kommt zu Verwicklungen. – Meine liebe Kollegin hat das Buch auch gelesen und fand es „schrecklich“, weil „furchtbar, furchtbar seicht“. Dem kann ich mich nicht anschließen: Es ist zwar furchtbar seicht, aber nicht furchtbar schrecklich. Halt etwas Vorhersehbares, bei dem man nicht nachzudenken braucht. Aber manchmal will man ja genau das. Eine Lektüre für Strand, Bus oder Bahn.

Mark Haddon. Der wunde Punkt.
George Hall ist Familienvater jenseits der 50. Die Kinder sind aus dem Haus: Die Tochter heiratet zum zweiten Mal, der Sohn ist schwul und hat endlich einen festen Partner. Seine Frau geht fremd. Eines Tages entdeckt er an seiner Hüfte einen dunklen Fleck. Eine hypochondrisches Drama beginnt. – Die Idee ist prima, die Geschichte hat Humor und schwankt zwischen Kömödie und Tragödie. Die Idee trägt allerdings nicht immer, das Buch hat ein paar Längen. Deshalb auch hier: ein hübsches Buch für Bus, Bahn und Strand.

Dr. med. Kinderdok. Babyrotz & Elternschiss.
Der liebe Herr Kinderdok hat sein Blog zu einem Buch ausgeweitet – das ist ja jetzt in. Das Buch enthält aber nicht einfach nur die Blogbeiträge, sondern behandelt, thematisch geordnet und ausführlicher einzelne Themen aus der Praxis: Filofax-Eltern, Väter, Helferinnen, Pharma-Vertreter, impfen, Homöopathie. Der Kinderdok macht das gut: Er plaudert munter dahin, man erfährt etwas über die Organisation einer Kinderarztpraxis und über die verschiedenen Elterntypen, die dort auflaufen. Wie auch das Blog lebt das Buch von den Extremen und der Zuspitzung, das heißt: Die normalen, vernünftigen Eltern kommen nicht so oft vor, dafür die unterschiedlichen Spezialtypen. Insgesamt eine nette (wirklich und im Wortsinne nette) Lektüre. Bus, Bahn, Strand.

Sue Reindke. Spam.
Auch die liebe Sue ist unter die Buchautorinnen gegangen: Sie hat mit bewundernswerter Akribie Spam gesammelt, katalogisiert und stellt ihn nun in seiner ganzen Pracht aus. Das Buch hat fast schon kulturhistorischen Wert: Während der Lektüre kam mir immer mal wieder der Gedanke, das Spam-Autoren (genauso wie die Autoren von Heftchenromanen) eine grob unterschätzte Spezies sind. Mein liebsten Stellen im Buch sind die, in denen Sue den Spammern antwortet und in eine Korrespondenz mit ihnen tritt. Leider macht sie das nur ein paarmal (oder hat nur ein maarmal Antwort erhalten). Das hätte gerne auch noch häufiger passieren können.

Sarah Stricker. Fünf Kopeken.
„Meine Mutter war sehr hässlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt.“ Das sind die ersten beiden Sätze des Buches. Großartige erste Sätze, wie ich finde. Die Geschichte: Eine Erzählerin erzählt das Leben ihrer Mutter. „Doofsein kannst du dir mit dem Gesicht wenigstens nicht erlauben“, hat deren Vater ihr einst gesagt. Daraufhin wurde die Mutter ein Wunderkind, machte alle stolz, in der Schule, musikalisch, bei der Berufswahl. Die Familie führt ein Geschäft. Die Mutter steigt ein. Zieht nach der Wende mit nach Berlin. Lernt einen Mann kennen – und eine große Liebe, allerdings in Person eines Nachbarn. Die Geschichte ist behutsam und poetisch erzählt, sehr schön. Bisweilen allerdings hätte ich mir etwas mehr Handlung und etwas weniger Geschwafel gewünscht.

Julia Stuart. The Matchmaker of the Perigord. (Der Liebeszauber des Monsieur Ladoucette)
Guillaume Ladoucette ist Friseur in einem 33-Seelen-Dorf. Als das Geschäfts nicht mehr läuft, sattelt er um und eröffnet eine Partnervermittlung. Er beginnt, die Singles unter den 33 Einwohnern miteinander zu verkuppeln. Gleichzeitig kehrt seine Jugendliebe ins Dorf zurück – und möchte auch Kundin werden. Die ganze Geschichte ist äußerst charmant und sehr liebevoll erzählt. Ich bin nur ab und an mit den Namen durcheinander gekommen.

*

Auf dem Kindle:

Linda Castillo. Pray for silence. (Blutige Stille)
Die gesamte Familie Plank wurde ermordet. Die zwei Töchter der Familie wurden übel zugerichtet. Die Familie gehört zur amischen Gemeinde in Painters Mill, Ohio. Dort ermittelt Polizeichefin Kate Burkholder nun in ihrem zweiten Fall und macht sich auf die Suche nach dem Motiv und dem Mörder. Solider Thriller – wie auch schon Band 1 der Kate-Burkholder-Reihe. Macht man nichts falsch mit.

Ken Follet. Winter of the World. (Winter der Welt)
Zweiter Teil der Jahrhundert-Saga. Es geht um die Kinder derer, die im „Sturz der Titanen“ auftraten. Die nächste Generation erlebt die Machtergreifung durch Hitler und den nächsten Krieg. Die Geschichte wirkt, im Gegensatz zum ersten Band, ein wenig bemüht: Jede Figur hat ihre Rolle, schließlich muss es Widerständler, Kommunisten, Juden, stramme Nazis, Gut und Böse geben. Das ist alles ziemlich stereotyp. Nichtsdestotrotz ist „Winter der Welt“ eine gute, unterhaltsame und auch lehrreiche Erzählung. Entsprechend werde ich auch den dritten Teil lesen.

Susann Pásztor. Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts.
Mila, eine hibbelige Frau in mittleren Jahren, besucht ein buddhistisches Schweigeseminar, muss drei Tage lang den Mund halten und meditieren. Sie erfährt etwas über das, was ihr so schwerfällt: das Loslassen. Im Anschluss an das Seminar nimmt sie Simon mit, fährt ihn in sein Hotel in der Stadt – und bleibt bei ihm. Die beiden verleben drei überraschende, leidenschaftliche Tage miteinander. Dann gehen sie auseinander – das Buch aber geht weiter. Die Geschichte ist ein typisches Frauenbuch, aber nicht schlecht. Eine hübsche Lektüre.

Kommentare

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  1. Ponder sagt:

    Den Kinderdoc habe ich auch gelesen und fand das Buch durchaus lesenswert – aber (vielleicht aufgrund der Dramaturgie und weil familiär vorgebildet) das Erzieherinnen-Bashing in den „ADHS-Kapiteln“ kann ich nicht nachvollziehen. Grade Erzieherinnen im Kindergarten haben mit den einzelnen Kindern viel mehr zu tun als ein Kinderarzt, der die Kiddies alle paar Monate mal sieht und können oft (bestimmt nicht immer) einschätzen, wie „normal“ ein Kind sich entwickelt.

    Vielen Dank für die Liste :)

    Es grüßt,

    der Ponder

    1. Nessy sagt:

      Es kommt wahrscheinlich auf die Sichtweise an. Ich kann mir schon vorstellen, dass etliche Eltern mit eigener oder zugetragener ADHS-Diagnose in einer Kinderarzt-Praxis stehen, nur weil Justin-Jason etwas lebhafter ist (oder Erziehungsdefizite hat). Inwieweit da immer Erzieherinnen hinterstecken, ist die Frage.

    2. kinderdok sagt:

      Es gibt sehr harte Kriterien, die die Diagnose ADS stützen. Und es ist eine medizinische. Bei all der Kritik, die den Ärzten zB bei der medikamentösen Behandlung begegnet, darf Kritik an den überbordenden Vermutungen von Erzieherinnenseite sehr wohl berechtigt sein.
      Hinweise sind wichtig und die nehme ich auch ernst. Bahnung der Diagnose gepaart mit Therapievorschlägen (Ergotherapie …) ist aber kein guter Weg.

  2. Steffi sagt:

    „Der wunde Punkt“ habe ich auch vor einigen Jahren gelesen, allerdings nur, weil ich das Debüt des Autors SO großartig fand. Letzteres ist eines der tollsten Bücher in meinem Regal, ich habe bereits etliche Ausgaben davon verschenkt, und jeder Beschenkte war ebenso begeistert wie ich und verschenkte oftmals noch weitere Ausgaben.
    Es handelt sich um dieses Buch: Klick.

    Kennen Sie das? Ansonsten kann ich es Ihnen wärmstens ans Herz legen.

    Viele Grüße, Steffi

    Beitrag editiert: automatischen Amazon-Verkaufslink mit Wort verlinkt/nessy.

    1. Nessy sagt:

      Kenne ich. Ich habe es vor Jahren gelesen und fand es auch gut. Deshalb habe ich „Der wunde Punkt“ gekauft. „Der wunde Punkt“ ist anders und weniger ausgefallen.

  3. Steffi sagt:

    (Ohje, ich wollte Ihr Blog nicht mit großformatiger Werbung plakatieren, sorry. Zudem lese ich gerade, es war nicht sein Debüt, sondern sein erstes Buch, das sich an Erwachsene richtet.)

    1. Nessy sagt:

      Habe den Beitrag kurz editiert und den Verkaufslink in einen normalen Link gerändert.

  4. kinderdok sagt:

    Oh. Vielen Dank, Frau Nessy. Das war jetzt sehr … nett. Im besten Sinne des Wortes.
    :-)

    kenne auch den „Wunden Punkt“. Mark Haddon hat was. Und einer der wenigen, der von Buch zu Buch reift. Lesen Sie mal „das rote Haus“, auch nicht schlecht.

  5. Ganz offensichtlich: Trend zum Zweitbuch ;-).

  6. falls Sie Leseratte gerne Bücher tauschen möchten, informiere ich Sie gerne über meine aktuelle Blog-Aktion:
    http://www.sapperlot-earny.blogspot.de/2013/10/meine-neue-aktion-bucher-tausch-paket.html
    ich würde mcih freuen, wenn Sie dabei sind!
    herzlichst, Earny

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