Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Liebes Familienministerium,

17. 12. 2012 177 Kommentare Aus der Kategorie »Lebenslage«

du fragst dich, warum meine Generation so wenige Kinder bekommt und hast deshalb eine Studie in Auftrag gegeben.

Das ist insofern bedauerlich, als dass diese Studie bestimmt sehr teuer war und du auch durch Nachdenken zu einem Ergebnis hättest kommen können. Aber Schwamm drüber. Schauen wir lieber in die Zukunft. Damit du demnächst das Geld sparen und es für gute Kinderbetreuung einsetzen kannst, hier mal ein paar Eckpunkte, die uns Mitt- und Enddreißiger im Zusammenhang mit dieser Kindersache bewegen.

1. Wir wollen, aber können nicht.
Unglaublich, aber wahr: Viele von uns möchten sehr gerne Kinder haben – können jedoch keine bekommen. Weiß der Geier, was im Einzelnen der Grund dafür ist, aber ich kenne einige Paare, die schon lange nicht mehr verhüten. Trotzdem stellt sich keine Schwangerschaft ein.

2. Wir haben keinen Partner.
Desgleichen kenne ich viele Menschen, denen der Partner oder die Partnerin fehlt. Mal liegt es an den Männern, die mit Mitte 30 noch den Lebenswurf von 16-Jährigen haben, mal an den Frauen, die kein Auge für Normalos haben und sich einen Prinzen auf dem Pony wünschen. Mal liegt es auch an den Umständen, an häufigen Jobwechseln, an Schichtarbeit, Umzügen, am sich ständig wiederholenden Sich-neu-einleben – oder daran, dass wir müde werden auszugehen, weil wir einfach erschöpft sind von all den Ansprüchen, denen wir genügen sollen.

3. Einer will, der andere nicht.
Oft ist es der Mann, der nicht will – so zumindest mein Eindruck quer durch den Bekanntenkreis. Kinder? Lieber nicht, zu anstrengend, zu unbequem. Bei einer Trennung hat er oft keinen Anspruch mehr aufs Kind, muss aber Unterhaltszahlungen leisten. Oder: Er würde sich gerne fortpflanzen, aber nur, wenn er keine Abstriche machen muss. Das macht sie aber nicht mit. Also bleibt das Paar kinderlos, oder wir sind wieder bei Punkt zwei.

4. Wir sind schwul oder lesbisch.
Dann gibt es noch die (gar nicht so kleine) Gruppe derer, die gerne Kinder hätte, aber keine bekommen kann – und auch keine großziehen soll, zumindest nach Willen der Politik. Ich kenne sowohl schwule als auch lesbische Paare, die gerne Kinder erziehen würden.

5. Wir leben nicht an einem gemeinsamen Ort.
Ihr im Familienministerium, ihr pendelt doch bestimmt viel. Guckt euch mal an, wer freitags und sonntags am Bahnsteig steht, zwischen den Kegelclubs. Oder wer über die Autobahn brettert. Das sind alles junge, gebährfähige Menschen. Menschen, die pendeln, um Beruf und Partnerschaft unter einen Hut zu kriegen. Genau die, die so begehrt sind, weil sie mobil sind; die, die in ihrer Heimat keine Anstellung finden; oder die, bei denen es Teil des Jobs ist: Studenten, Handwerker, Manager, Projektleiter, Arbeiter auf Montage, Soldaten, Fernfahrer. Bekommen sie Kinder, ist einer der Partner unweigerlich allein erziehend. Oder die Frau muss ihren Job aufgeben, weil sie zum Partner zieht – denn umgekehrt wäre es ja Schwachsinn: Ihr Gehalt fällt nach der Geburt schließlich erstmal aus.

6. Wir müssen arbeiten.
Es ist eine gern genommene Phrase: Ein Kinderlachen entschädigt für alles. Das mag stimmen, wenn wir von durchwachten Nächten reden. Aber nicht, wenn es um die Existenz geht. Ich kenne kaum einen in meinem Alter (und wenn, dann sind es in der Mehrheit Männer oder LehrerInnen), die einen unbefristeten Job haben. Was passiert, wenn frau schwanger wird und der Arbeitsvertrag regulär endet, ist leicht auszumalen. Die Tatsache, dass Frauen Mitte 30 bisweilen, sagen wir, kuriose Bewerbungsgespräche führen müssen, verstärkt diesen Eindruck. Okay – man könnte argumentieren: Ist ja kein Problem – der Partner hat einen Job, die Frau bleibt eh erstmal zu Hause und stillt. Das stimmt – aber was kommt nach Ende des Elterngeldes? Viele Paare, auch Akademiker, haben das Problem, dass ein Gehalt nicht ausreicht, schon gar nicht in Großstädten, wo aber die Arbeit ist.

7. Wir wollen arbeiten.
Wir sind keine Arbeiter- oder Agrargesellschaft mehr. Wir sind eine Dienstleistungsgesellschaft, viele von uns leben vom Denken, vom kreativen Schaffen, vom Erfinden oder Verbessern von Produkten, von der Forschung, vom Verkauf. Arbeit ist nicht nur Maloche, Arbeit ist auch ein Stück Persönlichkeit. Wir arbeiten gerne, weil wir gerne gestalten. Oder weil wir gerne mit Menschen zusammen sind, gerne Menschen helfen. Das hört mit der Geburt eines Kindes nicht auf.

8. Teilzeitarbeit und Anwesenheitskultur
Selbst Freunden, die in großen Konzernen arbeiten, wurde Teilzeitarbeit abgelehnt – „das geht bei uns in der Abteilung nicht“. Wenn Teilzeit möglich ist, gehören eine berufliche Weiterentwicklung und Verantwortung oft der Vergangenheit an. Besonders Frauen sind in Teilzeit nicht mehr „die Fachkollegin, die Projekt Y betreut“, sondern nur noch „unsere Teilzeitkraft Frau B.“, als ob jegliche Qualifikation mit der Geburt des Kindes abhanden käme. Hinzu kommt die Anwesenheitskultur: Als fleißig gilt, wer lange da ist.

9. Es gibt keine ausreichende Kinderbetreuung.
Nehmen wir nur mal eines der größten innerstädtischen Einkaufszentren Deutschlands, den Limbecker Platz in Essen, eröffnet im Jahr 2009. Wie kann es sein, dass fast 80.000 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen, 200 Geschäfte, ein Center, in dem rund 2000 Menschen arbeiten – und die Betreiber erhalten nicht die Auflage, Betreuungsplätze für die Kinder dieser 2000 Menschen einzurichten? Wo sollen die Verkäufer und Verkäuferinnen bis zum Verkaufsende um 22 Uhr ihre Kinder betreuen lassen? Die Kinderbetreuung in Deutschland ist ein Witz, ist zu teuer und basiert immer noch auf dem Gedanken, dass um 16 Uhr Feierabend ist oder die Oma es zur Not richten wird. Aber viele meiner Freunde, ich eingeschlossen, müssen auch mal länger arbeiten, müssen flexibel sein, wohnen nicht mehr in der Nähe ihrer Eltern. Oder die Eltern arbeiten selbst noch. Oder sind krank. Oder bereits tot.

10. Die Atmosphäre ist kinderfeindlich.
Anwohner klagen gegen Kitas, gegen Spielplätze, gegen spielende Nachbarskinder. Eine fünfköpfige Familie findet in der Stadt kaum bezahlbaren Wohnraum. Die Bürgersteige sind zugeparkt mit Autos, kein Kind kann mehr auf der Straße spielen, nicht mal mit dem Kinderwagen kann man zwischen Beifahrertür und Hauswand entlangschieben, weil alles dicht ist. In den U-Bahnen funktionieren die Aufzüge nicht, beim Tragen hilft niemand. Lacht ein Kind dort oder schreit es: genervte Blicke. Mehrwertsteuer auf Hundefutter: sieben Prozent, auf Babynahrung: 19 Prozent. Eine Kita-Gebühr, die schon im ersten Monat alles übertrifft, was man jemals für sein Studium bezahlt hat. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, aber ihr wisst, was ich meine.

11. Eltern können es niemandem recht machen.
Arbeiten Frauen, sind sie Rabenmütter. Bleiben sie zu Hause, sind sie Glucken. Nehmen Männer Elternzeit, können sie ihre Karriere begraben. Nehmen sie sie nicht, sind sie egoistische Machos. Eine Mutter soll stillen, aber nicht länger als sechs Monate, sonst klammert sie. Stillt sie nicht, wird das Kind ein fettleibiger Allergiker mit Bindungsstörung. Spielen die Kinder im Hof zu laut, sind es schlecht erzogene Gören. Spielen sie drinnen, sind es computerabhängige Psychopathen. Man kann sich jetzt hinstellen, den Eltern ermunternd auf die Schulter klopfen und ihnen raten: Schert euch nicht darum, was andere sagen. Doch permanente Beurteilung, gerade wenn sie nicht wohlwollend ist, zermürbt – auch bei dickem Fell.

12. Wir haben die Wahl.
Die Pille wurde in den 60ern erfunden. Unsere Eltern sind die erste Generation, die sie angewendet hat, alle Generationen davor konnten das Kinderkriegen nicht sicher verhindern. Wir sind dementsprechend die erste Generation, die von Eltern erzogen wurde, die uns das Bewusstsein dieser Wahlmöglichkeit mit auf unseren Weg gegeben haben. Außerdem sind wir die erste Generation, in der Mann und Frau nicht nur auf dem Papier gleichberechtigt sind, sondern die diese Gleichberechtigung auch bewusst leben möchte; in der Frauen wie Männer in gleichem Maße Abitur machen, ein Studium aufnehmen und mit gleichen Amibitionen ins Berufsleben starten, in der Frauen finanziell unabhängig sind und in der sie bewusst entscheiden. Wir haben die Wahl – und wir machen davon Gebrauch.

Kommentare

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  1. frauvau sagt:

    Gut, dass ich das alles „damals“ vor 18 Jahren nicht so gewusst habe und meine Kinder einfach bekommen habe. Die Quittung habe ich allerdings bei der Trennung bekommen. Rentenanspruch? Berufswiedereinstieg? Pustekuchen. Ich hatte Glück und konnte mich selbstständig machen, was allerdings zusammen mit dem Job der Alleinerziehenden gleich doppeltes Armutsrisiko bedeutet. Und trotzdem möchte meine Tochter Kinder haben. Allerdings geht sie davon aus, dass der Mann zuhause bleiben muss, sie wird schließlich studieren. Mal sehen, was daraus wird.

    1. Nessy sagt:

      Die Sache ist: Die Generation, die jetzt Kinder bekommen möchte/soll, die weiß das eben. Weil sie es bei ihren eigenen Eltern erlebt hat.

    2. frauvau sagt:

      Ja, ich hoffe wirklich, dass meine Tochter schlauer ist als ich und nicht blauäugig in Ehe und Mutterschaft rennt. Auch wenn es bitter klingt. Schöner wäre es ja, man könnte das.

    3. energist sagt:

      Blauäugig in irgendetwas hineinzurennen ist nie klug. Und ich widerspreche: es wäre auch nicht schöner, wenn man das bei einer Schwangerschaft könnte. Da „spielt“ man nämlich mit einem Leben, ein bisschen überlegt sollte das schon sein.

      Ein Teil meiner Kindheit habe ich in einem sozialen Brennpunkt (v)erlebt, da sind 16-jährige Mädels blauäugig in das Projekt Schwangerschaft gerannt – die Kinder haben unendlich viel Leid erfahren, bevor sie das Jugendamt irgendwann, nach Jahren, abgeholt hat. Und abgeholt hat es sie alle.

      Das spricht natürlich nicht gegen die Pläne Ihrer Tochter. Solange der Mann auch davon ausgeht, daß er zuhause bleiben muß ;) scheint sie ja einen sinnvollen Plan zu haben. (Gerade als Studentin scheint ein Kind übrigens ganz gut mit dem Alltag vereinbar zu sein: finanzielle Unterstützung über BaFög oder Härtefalltöpfe der Uni ist recht gut zugehbar, Schwangere und Eltern haben zumindest hier bevorzugten Anspruch auf Plätze in Studentenwohnheimen und an der Uni findet sich Kindern gegenüber sicherlich mehr Toleranz als in der „echten Welt“.)

    4. Annette del Moral sagt:

      Alles was hier geschrieben steht stimmt, alles habe ich teils selber erlebt oder durch andere erfahren – doch, das BESTE was mir in meinem Leben passiert ist, das sind meine KINDER!

  2. typ3typ sagt:

    Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.

  3. Ich stimme bei ganz vielen Punkten von Herzen zu! Und erweitere:

    Wir sind „junge Erwachsene“
    So, wie „der Jugendliche“ als Phase zwischen Kindheit und Erwachsensein eingefügt wurde, entwickelte sich in den letzten Jahren auch noch der junge Erwachsene. Vermutlich dadurch, dass mehr Leute studieren und länger zu wenig Geld verdienen, um Familien ernähren zu können. Meine gebärfähigen Altersgenossen sitzen in Studentenbutzen, Wgs, muffigen Wohnheimen oder noch bei Muttern und versuchen die Zeit des Studiums heile zu überstehen. Da ist an Kinder kaum zu denken… Zumal wir uns ja selber noch wie Kinder fühlen! Die veränderte Art des Studiums (Bachelor/Master) gängelt uns, es ist wie in der Schule, nur teurer. Nach der Uni kommt die Jobsuche, unbezahlte Praktika und dann geht es auch schon bei Ihren Punkten 6) und 7) weiter.

    1. Nessy sagt:

      Ich bin kein „junger Erwachsener“. Ich fühle mich erwachsen, seit ich 25 bin. Aber ich kann nachvollziehen, was Sie meinen.

    2. Anne sagt:

      Ich glaube, da spielen mehrere Punkte zusammen. Ich finde es schön, dass man heute nicht mehr zwingend dauernd „erwachsen“ sein muss, nur weil man ein bestimmtes Alter erreicht hat. Auf der anderen Seite bedeutet das vielleicht, dass man das Gefühl hat, man wäre für die klassische Elternrolle nicht geeignet. Das ist natürlich Unfug, und geht eher in die Richtung von Punkt 11. Dabei müsste man sich einfach nur von dieser erwarteten Rolle lösen und so sein, wie man ist, auch als Eltern. Was eben auch noch da reinspielt ist der Punkt, dass man gar nicht sesshaft werden will, zumindest nicht in allen Bereichen. Man will mal die Firma wechseln oder den Wohnort und nicht 40 Jahre im gleichen Betrieb arbeiten und sich mit Anfang 30 das eine EIgentumshaus kaufen, das man dann bis zur Rente hat. Und bei diesen Punkten wird es dann eben mit Kindern wieder schwierig.

  4. _Quaestor_ sagt:

    sehr schön zusammen gefasst .. hab ich gleich mal bei twitter rausgehaun.. aber mir fehlt noch ein Punkt ..

    Diese Welt ist einfach so scheiße.. die möchte ich niemanden ungefragt antun .. das meine ich ganz ehrlich. Wollt ihr heute noch mal 15 sein? Ich nicht.. und ich möchte auch nicht in 15 Jahren 15 sein .. also hat sich das Thema für mich erledigt.. mal abgesehen davon verdiene ich zu schlecht, die staatlichen Schulen sind zum kotzen, und es fehlt die Frau ..

    1. Nessy sagt:

      Nein, die Welt ist nicht scheiße. Die Welt ist super. Schonmal gereist? Da sieht man erstmal, wie super die Welt ist. Aber auch hier: alles okay. Wir sind die Welt. Wenn Sie die Welt scheiße finden, verändern Sie sie.

    2. jpr sagt:

      Es ist uebrigens nicht nur generell gar nicht so schlecht auf diesem Planeten (hier in Europa allen voran), sondern es ist auch effektiv dieses Jahr besser, als zumindest all die anderen Jahre, in denen man sich schon die Muehe macht das aufzuzeichnen und zu bewerten: http://www.spectator.co.uk/the-week/leading-article/8789981/glad-tidings/.

    3. Kiki sagt:

      Meine Mutter erzählte mir neulich, sie habe sehr lange darüber nachgedacht ob sie in eine Welt, in der überirdische Atomtests stattfinden, noch ein Kind bringen will. Ich bin sehr froh, daß sie sich dafür entschieden hat, damals, 1967. Und ich kenne viele Kinder — teils junge Erwachsene, sollte ich sagen — die nach Tchernobyl, nach 9/11, nach Fukushima geboren wurden.

      Die Welt ist wunderbar. Wir machen sie wunderbar.

    4. _Quaestor_ sagt:

      zum Reisen fehlt mir das Geld und bevor jetzt die argumente kommen „hey ein flug da und da hin kostet doch nur 200€“ 200 € sind für mich sehr viel .. am ende stimmt eben doch was Marx sagte.. “ Das Sein bestimmt das Bewußtsein“

    5. crucco sagt:

      Das ist mal wieder so typisch. Wenn jemand mit Recht drastisch wird, wird sie/er niedergemacht. Wie will man die Welt verändern wenn man selbst meint, man hätte für sich den einzig richtigen Weg dazu gefunden. Blogs schreiben bringt da nicht so viel, man müsste sich schon eher zusammentun. Aber damit fängt dann das Problem an. Aushalten, das andere anders sind. Vor 120 Jahren gings da komischerweise besser, da gabs noch Klassen und die Politik musste reagieren. Heute ist denen das wurscht auch wenn Millionen Blogs geschrieben werden….

    6. energist sagt:

      Quaestor: dem ollen Marx halte ich mal ein freundiches „Geist triumphiert über Materie“ entgegen :) Schnappen Sie sich einen Rucksack, eine Jacke und trampen Sie an die Nordsee. Mein kleiner Bruder hat das ein paarmal gemacht – seine Ausgaben waren exakt = 0 und er erlebte sicherlich mehr als jeder Pauschal-Malle-Tourist. Inklusive drei Tagen in einem Leuchtturm.

  5. Croco sagt:

    Ja, so ist es, leider.
    Es ist einerseits ein Problem, das die Politik lösen muss, und andererseits eine Sache der gesellschaftlichen Einstellung. Und dafür sind wir alle zuständig, Tag für Tag, mit unseren Gedanken, unserem Reden, unserem Handeln.
    Ich arbeite ja im Lehrberuf. Wie oft höre ich:
    Du Arme! Die Kinder sind ja heute unerträglich.
    Nein, das sind sie nicht, gebe ich dann zurück.
    Sie sind halt so wie Menschen sind, nur eben etwas offener und wilder als Erwachsene, das ist alles.
    Ich liebe Kinder, ich liebe meinen Beruf.
    Und ich möchte nicht, dass mir die Arbeit ausgeht.

    1. Nessy sagt:

      „Kinder sind ja heute unerträglich.“ Das höre ich so oft, nicht nur von Rentnern, die das auch vor 100 Jahren schon behauptet haben (und wahrscheinlich schon in der Steinzeit). Warum ist das so?

    2. Frau Vorgarten sagt:

      das liegt daran, dass die paar fiesen lauten Gören lauter sind als die vielen lieben und freundlichen Kinder, die es gibt.
      Aber das war ganz, GANZ sicher schon immer so.

    3. jpr sagt:

      Das ist ja nicht nur bei den ‚fiesen‘ Goeren so. Auch die Erwachsenen nervigen Lautsprecher sind lauter, auffaelliger und tendenziell mehr in der Wahrnehmung, als die Menge der netten Menschen. Im Zweifel reicht eben ein Mensch um eine Situation zu kippen (in beide Richtungen).

    4. crucco sagt:

      Das ist leider doch anders als damals. Heute ist man nach einem Arbeitsleben viel ausgelutschter als früher und kann daher Signale aus der Umgebung, die nervig wirken, viel schlechter ertragen als früher. Das gilt für laute Kinder genau so wie für Straßenlärm. Aber das könnt ihr 30-jährigen euch ja noch nicht vorstellen.

  6. crocodylus sagt:

    Vermutlich weil sie nicht mir ihnen reden, sondern über sie. Und so wird die Distanz zwischen den Generationen immer größer.
    Einfach nur Spass haben mit Kindern, unvorstellbar für viele. Und dabei sind sie so witzig, ich könnte mich manchmal kringeln. Und sie sind lieb und herzlich, orginell und manchmal laut, interessiert und neugierig, frustriert und wütend, halt alles, aber zum ersten Mal.
    Dass man darauf verzichtet will, nur weil so ein unplanbares Wesen nicht in die eigenen Pläne passt, wie schade.

  7. susa sagt:

    So einen dicken Stift wie ich das alles dick unterstreichen will, hab ich gar nicht. Es wird zwar nichts nützen, aber vielleicht schicken Sie dem Familienministerium diesen Link mal.

    Was allerdings immer noch offen bleibt: Die wirtschaftliche Situation ist in kaum einem anderen Land anders als hier in Deutschlnd, in nicht wenigen eher schlechter. Dennoch ist die Geburtenrate fast überall in der Welt höher als in Deutschland.

    Und das ist etwas, was die Politik nicht lösen kann. Kinder werden hier zusehends als Kostenfaktor, als Störfaktor angesehen. Diese unsäglich grausame Redewendung „sich ein Kind anschaffen“ spricht ja alleine schon Bände.

    Es ist nicht nur die unsichere Zukunft, der befristete Job, die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie, die Wochenendbeziehung etc. Es ist eine Entwicklung, die nicht nur deswegen bedenklich ist, weil „wir“ dann irgendwann aussterben (das sei dann eben so, andere werden den Platz einnehmen), es ist ein Symptom einer schrecklichen gesellschaftlichen Krankheit, der sozialen Kälte, des Egoismus, der schwindenden Solidarität.

    1. Nessy sagt:

      Eben. Es liegt nicht am Geld. Vorausgesetzt, dass ein sicherer Job da ist, liegt es nicht am Geld. Die Politik kann das Kindergeld verdoppeln, eine Herdprämie und eine Putzhilfe bezahlen: Es wird nichts nützen.

  8. FF sagt:

    Jo. Dem ist nichts hinzuzufügen. Bis auf eines vielleicht: Liebe „Politiker“, schafft bitte dieses „Familienministerium“ auch de jure ab! De facto ist es ja längst abgeschafft – wenngleich noch mit einigen Tausend bräsigen, hochbezahlten Bürokraten-Hinterteilen üppig bestückt.

    Was die wohl den ganzen Tag dort so treiben: Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr? Ein Witz, das.

    PS.: Nein, den Namen des CDU-Blondchens im Chefsessel dieser unglückseligen Behörde nenne ich hier auf gar keinen Fall. ;-)

    1. Nessy sagt:

      Bitte keine Beleidigungen, auch nicht gegenüber Politikern. Was sie treiben, ist mir schon klar – nur kreisen sie so sehr um sich selbst, dass sie gar nicht sehen, was sonst allen klar ist. Man nennt es wohl „Die Ökonomie der Bürokratie“ oder so ähnlich.

  9. amstgt sagt:

    Schöner, emotionaler, Text. Ein Argument fehlt meines Erachtens noch, Rente. Der Bund sollte ja eigentlich auch ein kinder-bekomm-freundliches Klima schaffen, sonst gibt es kein Instrument gegen die, schon seit 30 Jahren bekannte, demografische Tatsache. VG

    1. Nessy sagt:

      Dahingehend bin ich mir gar nicht mal sicher. Das Umlageverfahren ist eine prima Idee, vorausgesetzt, alle machen mit. Bevölkerungszahl ist außerdem nicht gleichzusetzen mit Wertschöpfung, d.h. weniger Leute erwirtschaften nicht per se weniger. Alles sehr kompliziert.

  10. jpr sagt:

    Nun ist die Lage schon so prekaer und dann kommen Sie daher und graben auch noch den strahlenden Forschern die Zukunft ab, in dem Sie hier mit einfachem Realismus die Umstaende beschreiben, die man im Kontakt mit den Menschaen wahrnehmen kann. Und dann auch noch kostenlos im Internet. Da kauft doch in Zukunft niemand mehr Studien und prompt koennen noch weniger Menschen Ihren Nachwuchs mit in Ihre Lebensplanung integrieren.
    Und dann diese einfachen Worte. Warum sprechen Sie denn nicht von der ‚Fertilitätssituation‘ oder der ‚Vielschichtigkeit des generativen Verhaltens‘ und dem ‚Megathema‘ ‚demografischer Wandel‘? So glaubt doch jeder, dass er versteht was Sie sagen. Am entwickeln sich da noch Meinungen….

  11. Christiane sagt:

    Bravo! Mehr ist nicht zu sagen. Obwohl hier kommentierend mit Kind, aeh, Teenager. Glück gehabt. Erbaermlich, wie es trotz aller (Schein?) -Initiativen nicht ein Stück besser wird. Spricht meiner Meinung nach von erfolgreicher Abnabelung der Politiker von der Wirklichkeit. Wo waechst man da eigentlich auf?

    1. jpr sagt:

      Im Kindergarten des Bundestages fuer den gegebenen Fall?

    2. Nö, der Kindergarten des Bundestages ist für die Kinder der Verwaltungsangestellten.

  12. creezy sagt:

    Bin jetzt ein bisschen stolz auf die Frau Nessy, weil sie das so schön und so wahr geschrieben hat.

    .

  13. Großartiger Post, spricht mir direkt aus der Seele. Bei 2. fällt mir noch ein: Wir sind global vernetzt und müssen uns unsere Partner nicht mehr im eigenen Dorf suchen, deshalb werden wir wählerisch, wählerischer und noch wählerischer. Wir haben das Gefühl, dass immer noch jemand Besseres kommen könnte, deshalb wollen wir uns nicht binden, wenn es nicht auf den ersten Blick schon zu 100% passt. Wir haben keine Geduld mehr dafür, was es heißt, sich an einen anderen Menschen mit all seinen Stärken und Schwächen heranzutasten, ihn kennenzulernen, sich etwas mit ihm aufzubauen – wir wollen einfach nur, dass es funktioniert, ohne uns dafür anzustrengend. Wir suchen uns unsere potenziellen Partner wie Wohnungen online aus, basteln uns den Traumprinzen (oder die Traumprinzessin) und jagen dem Ideal hinterher, mit Scheuklappen vor den Augen, die nichts zulassen, was nicht genau in unser Bild passt.

    1. Nessy sagt:

      Das ist die Sache mit dem Prinzen auf dem Pony. Kommt vor. Weil das mi dem globalen Dorf so ist, gibt es (unter anderem) auch so viele Fernbeziehungen. Und ja: sich festlegen ist schwierig, wenn so viele Möglichkeiten gibt.

    2. Frau Vorgarten sagt:

      nicht nur sich festlegen ist schwierig, sondern auch den Richtigen finden ist schwierig!
      da purzelt man dann auf der anderen Seite vom Pferd.

  14. Top zusammengefasst. Gestern habe ich irgendwo die Idee gelesen, man solle doch die 200 Millionen EUR Mehrkosten, die die Elbphilharmonie verschlingt, in den Kita-Ausbau stecken. Gar keine so schlechte Idee.
    Ich persönlich glaube, dass die Kinderbetreuung für arbeitende Menschen einer der zentralen Schlüssel ist, wenn wir bzgl. Kindern da auf einen grünen Zweig kommen wollen.

    1. Nessy sagt:

      Kinderbetreuung, Kinderbetreuung, Kinderbetreuung – und ein familienfreundlicheres Klima, überall.

    2. Captain sagt:

      Und was mache ich mit Kindern über zehn Jahren? zu Hertha in den Hort? Kann man vergessen. Kinderbetreuung ist wichtig, flexible Kinderbetreuung noch viel wichtiger. Aber sie ist kein Allheilmittel.

      Kinder fressen Zeit. Nutzt ja nix.

  15. Konrad sagt:

    Nein, nachzudenken reicht in einer solchen Frage eben nicht – als Grundlage für die Fragestelltung, in wieweit Politik hier was verändern kann, braucht es eben schon handfeste Zahlen, die belegen, was Sache ist. Sozialwissenschaften funktionieren so, dass sie eben auch Dinge ernsthaft absichern, die angeblich sonst ja auch so offensichtlich sind. Aber ist dieser eine Grund für 30% relevant, oder für 70%? Und wie sieht es denn ausserhalb Deiner eigenen Bezugsgruppe aus – haben andere soziale Schichten vielleicht doch andere Gewichtungen?

    1. Nessy sagt:

      Ich spreche den Sozialwissenschaften nicht die Existenzgrundlage ab. Aber vieles ist doch nun wirklich offensichtlich – in und außerhalb meiner Bezugsgruppe -, da fragt man sich wirklich, warum die 106. Studie zum gleichen Thema – steuergeldfinanziert – noch einmal zeigen muss, was Sache ist. Ich habe bisweilen den Eindruck, die Politik selbst lebt nur noch in ihrer Bezugsgruppe, ohne Bezug zur Lebenswirklichkeit. Da hilft dann auch keine Empirie. Da hilft nur Empathie.

  16. Ja. Ja! JA!!!

    (Mit dem 4. Kind im Arm. Sind wir nicht totaaaal verrückt?!)

    1. Nessy sagt:

      Sie sind völlig durchgeknallt, mutig und toll.

  17. Manu sagt:

    Liebe Frau Nessy,
    Sie sprechen mir in soo vielen Punkten aus der Seele.
    Ich gehöre zwar zu den besagten LehrerInnen (so „scheiße“, wie einer meiner Vorkommentatoren behauptet, sind die staatlichen Schulen, die ich kenne, übrigens nicht, auch wenn ich diesbezüglich vielleicht nicht ganz objektiv bin) und bin gerade mit unserem zweiten Kind schwanger, aber das Problem mit den mangelnden Betreuungsplätzen habe ich auch schon am eigenen Leib erfahren. Und ich musste mir natürlich auch schon mal anhören, wie ich es denn verantworten könne, nach einem Jahr wieder zu arbeiten….
    Viele meiner Freunde sind natürlich auch von zahlreichen der anderen Punkte betroffen.
    Also: DANKE für diesen Beitrag

    1. Nessy sagt:

      Alles Gute fürs Zweite – und fürs Erste natürlich auch!

    2. _Quaestor_ sagt:

      Hi, ich weiß es nur aus meiner Schulzeit und aus der Schulzeit meines Neffen.. und das waren schon abschreckende Beispiele. Es gibt tolle Leherer die sich Bein ausreißen um jedem Schüler eine Chance zu geben und diese Menschen meine ich auch nicht. Ich meine das System an sich.

      Kinder die aus einem Elternhaus kommen, wo Arbeitslosigkeit zum Leben gehört, haben keine Chance.. ganz egal was sie tun. Also heißt es richtig viel Geld verdienen und dann kann ich auch gleich eine Privatschule organisieren, die besser ausgestattet sind und zum Teil auch viel bessere Lehrer haben

  18. Super Beitrag. Alles wahr!! In unserer Gesellschaft ist Platz für Autos, aber nicht für Kinder.

    (4 Kinder, getrennt, verarmt, gearscht … aber ich liebe sie! :))

  19. Chris sagt:

    Danke für diesen Beitrag. Ich bin froh, das meine Kinder weit weg zur Welt kommen durften. Wo Kinder erwünscht und gefördert und es völlig selbstverständlich ist, das Eltern sich die Elternzeit teilen und danach wieder voll arbeiten. Wo man sich bemüht hat, soviele Kindergartenplätze zu schaffen, wie Kinder da sind (es klappte nicht ganz, aber man hat sich wirklich bemüht). Wo Kinder kein Störfaktor, sondern Teil der Gesellschaft sind.
    Leider bin ich dort nicht mehr, aber das ist eine andere Geschichte. Dadurch durfte ich das ganze in Deutschland kennenlernen. Die gesamte Bürokratie um Kindergeld, Nachweise, Geburtsurkunden hier und dort, Kitaamt und Untersuchungen. Und ein Land was zwar davon spricht, das Kinder im Kindergarten gefördert werden (und in einem Bundesland, wo Kinder ab 3 Jahren wunderbarerweise sogar kostenlose Kindergartenplätze bekommen), wo aber der Anspruch bei einem arbeitslosen Elternteil höchstens halbtags ist, da die Eltern ja anscheinend nur faul zu Hause sitzen oder so. Wo man eine Verlängerung über den Sozialpädagogischen Dienst mit vielen Briefen des Kindergartens beantragen muss. Tolle Betreuung.
    Wo anderswo nur danach gefragt wurde, wie lange das Kind gehen soll.
    Nein, Deutschland ist nicht kinderfreundlich, in Deutschland hängt man der Idee der 50er Jahre an, das die Frau zu Hause zu sein hat um die Kinder zu erziehen und das Kinder als Störfaktor ansieht. Solange sich daran nichts ändert, sehe ich schwarz. Die aktuelle (Fehl)Besetzung im Familienministerium macht das nicht wirklich besser.

    1. Nessy sagt:

      Das ist bitter – und wahrscheinlich noch bitterer, wenn man den Vergleich hat und sieht, dass es auch anders gehen kann.

  20. Ori On sagt:

    13. wir selber kommen auch nicht gerade aus geburtenstarken jahrgängen und sollen jetzt alles auffangen? also bei uns ist nach kind 3 schluss und ich bin mit 33 die erste im freundeskreis, die ein kind hat…

    liebe grüße von einer arbeitenden rabenmutter ^^ ;-)

  21. Yvonne sagt:

    Wo ist der Like-Button? :)
    Wunderbarer Artikel!

  22. enebo sagt:

    Sehr gute Beschreibung der Realität! Und ich kann das aus dem Blickwinkel eines Vaters mit 5 Kindern bestätigen, der in der Hamburger Innenstadt lebt. Zuweilen wird man sogar angefeindet und lautstark beschimpft. Das mindeste aber ist Kopfschütteln, wie wir 5 Kinder in diese kinderfeindliche Welt setzen können.

  23. sue108 sagt:

    Auf den Punkt. Vor allem Nummer 11 ist rasiermesserscharf.

  24. >> Nein, die Welt ist nicht scheiße. Die Welt ist super. Schonmal
    >> gereist? Da sieht man erstmal, wie super die Welt ist. Aber auch
    >> hier: alles okay. Wir sind die Welt. Wenn Sie die Welt scheiße
    >> finden, verändern Sie sie.

    Schön gesagt. Möglicherweise gibt es aber auch genügend Menschen, die gar keine Kraft mehr haben, sich der Veränderung hinzugeben, weil sie mit dem täglichen Sein beschäftigt sind?

    1. _Quaestor_ sagt:

      japp.. ich habe versucht die welt zu verändern.. aber irgendwann ist damit einfach schluss, da kraft nur endlich vorhanden ist …

    2. Nessy sagt:

      Mit Welt verändern“ meine ich keine Revolutionen. Es fängt schon damit an, freundlich zu seinen Mitmenschen zu sein, der Mutter mit dem schreienden Kind zuzulächeln, ihr den Kinderwagen die Treppe herunterzutragen, mit den Nachbarn zu reden anstatt sie beim Vermieter anzuschwärzen. Wenn wir das alle machen, wird die Welt direkt besser.

  25. 13: Fehlende Rollenmodelle
    Mal von Frau van der Leyen abgesehen, es fehlen die Vorbilder. Familien werden in Randbezirke gedrängt, oder gleich aufs Land, weil familiengerechte Wohnungen im innerstädtischen Bereich fehlen oder nicht leistbar sind. Der Stress zwischen Kita – Arbeit – Kita, vielleicht noch dem frühkindlichen Förder-dies und dem Babyschwimmen, man will ja dem armen Wurm nicht das Leben mit einem suboptimalen Start versauen (siehe auch 11), führt zur Ghettoisierung von Familien. Im gemütlichen Biergarten ums Eck sind auch nie Kinder.
    Man trifft die Kollegin noch am Arbeitsplatz, aber schwupp ist sie nach Dienstschluss weg und kommt nicht mehr auf den Plausch mit um die Ecke.
    So bleiben die frisch gebackenen Familien unter sich und die kinderlosen Paare und Singles wundern sich wie langweilig doch das Leben dieser Gebärer geworden ist, wie müde und abgehetzt sie aussehen. Und wie wenig spontan! Die schönen Seiten des Familienlebens sieht man nicht, die Kinder bekommt keiner zu sehen. Achso mal raus in jwd, am Wochenende, nein das tut mir leid, da bin ich zum Surfen/auf Städtetour oder ist da nicht die Party von Klaus? Nein das will man doch wirklich alles nicht für sich!

  26. opalkatze sagt:

    “ aber ihr wisst, was ich meine.“ – meinze aber gezz nich wirklich, oder?

    Noch einer. Der stets drohende Einkommensverlust lässt die rechte Lust auf Lebens- und Familienplanung auch nicht aufkommen.

  27. Wendelherz sagt:

    Super Text. Und so wahr.
    Dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen.

  28. Tinchen sagt:

    7 Milliarden Nachbarn, Tendenz steigend. Die Welt ist nicht unterbevoelkert und ich fuehle mich nie einsam. Das Konzept „Mehret Euch und seid fruchtbar“ ist ganz furchtbar gut erfuellt worden. Monokulturen sind nur extrem kostspielig dauerhaft aufrecht zu erhalten.

  29. Iche sagt:

    Sehr geehrte Frau Nessy,

    Ein wundervoller Beitrag und so voller Wahrheit. In Anlehnung an den Punkt „Wir müssen arbeiten“: Selbst wenn man einen unbefristeten Vertrag hat und nicht Lehrer o.ä. ist, wenn man dabei mehr als das doppelte an Stunden arbeitet, der Chef aber nicht (pünktlich) zahlt, dann können Sie noch nicht einmal Ihr eigenes Leben finanzieren. Geschweige denn einen Rahmen für ein Kind schaffen. Denn man muss ja jeden Monat noch genug „übrig“ behalten, um die Miete für den nächsten zahlen zu können, falls der Chef mal wieder den Lohn vergisst. Und dann haben Sie mal noch einen Partner, der nix verdient, weil er an der Uni tätig ist und dort erstmal nur über Praktika bzw eine unbezahlte Doktorantenstelle tätig ist. Sie können sich die Situation ausmalen, denk ich, oder?
    Ergo, nicht nur ein Job, sondern auch ein verlässlicher Job, wäre eine Grundlage, damit man nicht 2 oder 3 machen muss, um ein Leben zu stämmen.
    Mit vielen lieben Grüßen und Dank für Ihren Beitrag,
    Iche

  30. Vielen Dank Nessy für diesen super Blogbeitrag. Dem kann ich nichts hinzufügen.

  31. Syndikater sagt:

    Ich denke viele scheuen Verbindlichkeiten in der Beziehung. Kinder sind verbindlich.

  32. Und es gibt noch den Punkt, dass Frauen durchschnittlich 22% weniger Geld verdienen als Männer. Bei selbstständigen Frauen sind es teilweise 39% !!
    Sicher passiert das nicht in den Ministerien, nein, denn da sind alle Beamte und alle sind Gleichgestellt.
    Aber in der Wirtschaft, wo um einen „lächerliche“ Frauenquote gerungen wird, bei der niemand darauf schaut ob die Frauen genauso verdienen, wie ihre männlichen Kollegen. Das macht die Frauenquote vielleicht etwas beliebter, wenn man-n weiss, das man ihnen mindestens 20% weniger bezahlen muss. Und die meisten Frauen die ich kenne, leisten auch noch etliches mehr, als ihre Kollegen.
    Was sollen Frauen denn noch alles für weniger Geld machen?! Kinder kriegen reicht nicht, das ist schon immer „Frauensache“.
    Die Liste dessen, was Frauen „bekommen“ hat sich erweitert um:

    – keine bis sehr geringe Rente
    – 12 Monate 67% vom Einkommen, ein Witz!
    – kaum Chancen wieder in den Job einzusteigen
    – Lohnsteuerklasse 5
    – Magengeschwüre und Burn-Outs weil keine Betreuung zu finden ist
    – ein schlechtes Image, egal ob zuhause oder arbeitend
    – Bruchbude statt einer Wohnung mit Terrasse (weil nicht mehr bezahlbar und zu störend für die Single-Nachbarn oder die Rentner)
    – jeden Tag die Sorge, das einer den Job verlieren könnte, weil der Vertrag nicht verlängert wird oder die Firma pleite geht

    Auch das lässt sich sicher beliebig fortsetzen.

    1. Nessy sagt:

      Die Sache mit dem Gehalt sehe ich kritisch. Richtig ist natürlich, dass in „weiblichen“ Branchen zu wenig gezahlt wird. Bei gleicher Qualifikation, gleichem Job, gleichem Unternehmen schrumpft die Differenz meines Wissens auf acht Prozent. An dieser Stelle stoßen meiner Einschätzung nach zwei Sachen aufeinander: Die männlichen Chefs kalkulieren direkt Ausfälle wegen Schwangerschaft und Kinderbetreuung mit ein, die Frauen lassen es mit sich machen. Wenn ich sehe, wie auch der letzte männliche Dummschwätzer sich bisweilen aufplustert wie ein Pfau – und wie er dafür noch Anerkennung bekommt, kriege ich Pickel.

      Zwölf Monate 67 Prozent vom Einkommen finde ich übrigens super – nur muss es danach halt die richtige Infrastruktur geben. Dann ist frau auch nicht Lohnsteuerklasse fünf, sondern beide sind vier.

    2. energist sagt:

      Das geht nicht gegen Sie, aber ich habe den Eindruck, daß es einerseits die Eltern (bzw. Mütter) gibt, die auch in problematischen Verhältnissen einfach anpacken und sich durchwurschteln, andererseits aber auch viele, die – egal wie gut die Rahmenbedingungen sind – wirklich immer was zu meckern haben. Einige der Statements von oben scheinen mir aus dieser Ecke der Luxusprobleme zu kommen, bspw.
      – keine Wohnung mit Terrasse?
      – Sorge um das Image?
      – Weniger Verdienst in der Selbständigkeit?

      Wie sähe denn Ihr Gegenentwurf aus, werte Mika? In Bezug auf den Umgang mit schwangeren Mitarbeitern, auf die Lohnfortzahlung und die Einkommensunterschiede bei Selbständigen?

  33. Dennse sagt:

    Danke, es ist alles gesagt.

    – Der Kindergarten für unter 2-jährige kostet bei uns 120€ pro Monat.
    – Ganztagsbetreuung bedeutet dort von 7:30 – 16:30 und Freitags bis 14:00.
    – Der Große hatte am Freitag keine Schule weil EINE Lehrerin krank ist.

    z.B. gibt es auch (quasi) keine Pauschalreisen für Familien mit 5 Personen

    Ich könnte diese Liste beliebig fortsetzen.

    Ich könnte auch die anderen Themen nochmal aufgreifen, wovon das alles bezahlt werden soll in Zukunft oder die fortschreitende Umweltverschmutzung, oder, oder, oder….

    Trotzdem liegt hier gerade unser drittes KInd neben mir (Clara 5Mon.) und ich möchte es nicht missen!

    1. Nessy sagt:

      Bezüglich der Ganztagsbetreuung hört man ja gerne: „Wie schlimm! Die wollen ihre Kinder am liebsten komplett in die Verwahranstalt abschieben.“

      Nee. Kein Mensch will sein Kind für 23 Stunden in die Kita bringen. Was es braucht, sind flexible Zeitfenster.

    2. Chris sagt:

      Eines der Probleme ist, das es als schlecht gilt, Kinder im Kindergarten betreuen zu lassen. Es ist ja nicht so, das ich die loswerden wollen würde…

  34. Nicole sagt:

    Ich – Krankenschwester, nur Nachtdienste

    Der Patient: und wo sind ihre Kinder wenn Sie arbeiten?
    Ich: bei ihrem Vater
    Der Patient: ist der arbeitslos?
    Ich: Äh…nein
    Der Patient: Schämen Sie sich nicht?
    Ich: Hä? Warum denn?
    Der Patient: So was Ihrem Mann zuzumuten
    Ich: Hä?
    Der Patient: Ihr Mann arbeitet die ganze Woche hart und dann muten Sie ihm das zu!!!!
    Ich: Oh, stimmt, da haben Sie recht. Wie kann ich es meinem Mann nur zumuten sich mit seinen eigenen Kindern zu beschäftigen….

    So lange diese Mentalität aus den Köpfen der meist älteren Politikern nicht raus ist wird sich nichts ändern

    Ich bin mir so was von sicher das es noch so einige Prämien geben wird damit das Kind nicht in die Kita gezwungen wird und bei Mama zu Hause an der Brust bleiben kann.

    (manchmal frage ich mich ob der logische verstand einfach aussetzt sobald man eine gewisse position errreicht – und das nicht nur in der politik)

    1. Nessy sagt:

      Ja – so ist es. Kein Mann muss sich anhören, er sei ein Rabenvater, weil er um 7.30 Uhr zur Arbeit fährt und erst zwölf Stunden später wiederkommt. Aber wenn er mal auf die Kinder aufpasst, opfert er sich in den Augen oben beschriebener Menschen (darunter übrigens genauso viele Frauen wie Männer) direkt auf.

    2. Liebe Nessy direkt – ich bedauere beim Lesen vor Allem der Kommentare sehr, dass sich das Thema immer noch viel zu oft zwischen den Geschlechtern aufrollt. Zitat „Keinen Mann nennt man einen Rabenvater, wenn er…“ und manche mehr.

      Um an der allgemeinen Kinderunlust etwas zu ändern, sollten Männlein und Weiblein endlich dies elende Thema Gleichberechtigung ad acta legen und sich nicht so sehr verbissen zerstreiten, sondern GEMEINSAM ändern.

      Und dies schreibt ein alleinerziehender Vater, der die ganze Palette an Problemen am eigenen Leib erfährt, der seine Tochter gern hat und keine Minute missen möchte, der keine Rente bekommen wird und der sich obendrein als Vollzeit-Vater noch den ganzen Käse von wegen „und wo ist denn die Mutter?“ tagein-tagaus anhören muss und nicht EINMAL auch nur irgendeinen respektvollen Kommentar für seine jahrelange liebevolle Arbeit erfährt. In „Frauenhäusern“ kann ich mich ebenfalls nicht blicken lassen, dort bekommen Frauen wenigstens Gehör und Respekt und Streicheleinheiten.

      Wissen Sie wirklich, wie schwer es für einen Mann in Frauenrolle derzeit ist?

      Aber, wie oben erwähnt: Es ist sinnlos, die Geschlechterkämpfe um dieses Thema weiterzuführen, stattdessen sollte man heutzutage die Unterschiede lieber in „pro und kontra Kind“ definieren als stumpf im ewig selben „Frau kontra Mann“!

    3. Nessy sagt:

      „ich bedauere beim Lesen vor Allem der Kommentare sehr, dass sich das Thema immer noch viel zu oft zwischen den Geschlechtern aufrollt. Zitat “Keinen Mann nennt man einen Rabenvater, wenn er…” und manche mehr.“

      Das kritisiere ich ja auch – ich habe versucht, meinen Text so neutral wie möglich zu formulieren, weil die meisten Männer sich inzwischen gerne um ihre Kinder kümmern. Es gibt natürlich auch noch die konservativen, das hat dann auch nichts mit dem Alter zu tun, aber um die geht’s ja grad nicht.

      Ich möchte auch gar nicht wissen, was man als Mann in Pekip-Gruppen ertragen muss oder welche Sprüche man von Rentnern gedrückt kriegt. Ein paar sind hier ja in den Kommentaren gefallen.

  35. Karen sagt:

    Frage an die Lehrer/innen und andere, die Schule in Deutschland gestalten. Ich habe arbeitenderweise 2 Kinder bis ins Teenageralter in Deutschland großgezogen und mich immer gefragt, wie diese völlig idiotischen Schulzeiten in ein modernes Arbeits- und Familienleben passen sollen: 7.30 Uhr bis 12.30 ist die Kernzeit im Süden Deutschlands. Dann stehen die Kinder auf der Straße. Als Arbeitgeberin habe ich die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiterinnen fluchtartig ihren Arbeitsplatz um 12 Uhr verlassen müssen. Es ist schwierig diesen teilweise hoch qualifizierten und motivierten Müttern einen verantwortungsvollen Job zu geben – das geb ich zu.
    Doch die Probleme gehen weiter: Kommen die Kinder in die Pubertät sind sie in Trance, wenn man sie um 6.30 weckt, und das mindestens bis zur 2. Stunde.
    Seit 2 Jahren leben wir im Ausland. Schule bzw. Kindergarten von 9.00 bis 15.00 Uhr ist selbstverständlich, schon ab 5 Jahren. Mütter bekommen Teilzeitstellen viel einfacher, denn es gibt mehr, weil Arbeitszeiten möglich sind, in denen die Berufswelt aktiv ist.
    Und: Meine Kinder gingen plötzlich fröhlich und ausgeschlafen morgens aus dem Haus, hatten bessere Noten und mehr SPASS.
    Was um Himmels Willen sollen diese abartigen deutschen Schulzeiten und warum sind sie nicht kleinzukriegen?

    1. Ja, gebe Dir von A bis Z recht. Was sollen Kinder und Jugendliche, dann auch noch verwirrt von Umstellungen Sommer und Winterzeit, verfroren an den Bushaltestellen morgens um 6 Uhr wenns noch fast 2 Stunden lang stockdunkel ist?

      Irgendwo las ich den Vorschlag, die Uhr abzuschaffen und sich wieder nach Tageszeiten zu richten. Zugegeben ein bisschen old fashioned, diese Idee, aber im Kern so wahr. Haben wir uns eventuell das Leben leichter gemacht in dem wir 9 Uhr als Bürostartzeit definierten anstatt uns dem Sommer und dem Winter flexibel anzupassen? Liegts eventuell daran, dass wir dem Pünktlichkeitswahn und der messbaren Vereinfachung unseren gesunden Menschenverstand – und unser Gefühl für Sinn und Unsinn geopfert haben?

  36. Torsten sagt:

    Es tut mir leid, aber ich bin völlig anderer Ansicht!
    Es ist interessant zu sehen, dass es wahrscheinlich das erste
    mal in der Menschheitsgeschichte, einen gesellschaftlichen
    Zustand gibt in dem ein grosser Teil einer Gesellschaft sich nicht
    mehr fortpflanzen will.
    Ich kann nur immer wieder betonen, es war noch nie so sicher
    und einfach für die Menschen in unserem Kulturkreis Kinder
    zu bekommen und sie sicher gross zu ziehen.
    Noch während meiner Kindheit (34) schwebte die Gefahr eines Atomschlages und das eingeschränkte Leben in der DDR, über den Köpfen meiner Eltern, was sie nie davor abschreckte Kinder zu bekommen. Auch in der BRD war die Gefahr des Krieges präsent,
    und die Lebensverhältnisse der Eltern schwieriger als heute.
    Meine Grosseltern bekammen Kinder während eines verherrenden Krieges in dem jederzeit die Möglichkeit bestand, dass der Vater nie
    mehr nach Hause kommt, oder die Kinder bei einem Bombenangriff
    umkommen würden. Ganz zu schweigen von der Ernährungsituation.

    Und so könnte man weiter gehen, wahrscheinlich bis zum Anfang
    der Geschichte der Menschheit.

    Es scheint mir mehr so zu sein, dass umso sicherer die Lebens- verhältnisse sind, sich der Indivitalismusgedanke erhöht und dies letztendlich den Menschen von der Fortpflanzung abhält.

    Ich will damit aber nicht sagen dass man in unserer Familienpolitik nichts mehr verbessern kann. Man kann natürlich auf den Fortschritten
    die geschafft wurden aufbauen!

    1. Nessy sagt:

      Das Argument „Meine Grosseltern bekammen Kinder während eines verherrenden Krieges“ zählt nicht. Sie hatten keine Möglichkeit der Verhütung, außer sich Mull in die Vagina zu stecken und zu hoffen, dass es schon gut geht. Es gab keine Pille, es waren keine Präservative zur Hand, weil es ja nicht mal Kartoffeln gab. Also wurden Frauen schwanger.

      Atomanschlag – gut. Aber in der DDR gab es eine ganz andere Familienpolitik, eine ganz andere Infrastruktur und eine ganz andere Gemeinschaft. Hier in Deutschland war es Gang und Gäbe, dass Mutter Hausfrau wurde, wenn ein Kind kam – Vater hat die Familie ernährt (das ging), es wurde ein Reihenhaus gebaut. Die Ein- und Zweikinderfamilie war damals schon Gang und Gäbe – ich kenne nur wenige Altersgenossen, die mehr als ein Geschwisterkind haben.

    2. Honki sagt:

      @Nessy:
      „…in der DDR…“
      „…Hier in Deutschland…“

      Darüber kann man auch mal nachdenken.

      Unabhängig davon aber gut zusammengefasst.

    3. trommelschlumpf sagt:

      Zuerst mal: 100% Zustimmung zum Beitrag! Meine langhaarigere Hälfte und ich fallen genau in den beschriebenen Personenkreis. Ich Ende 30, sie Ende 20. Zusammen haben wir genug Geld um gut über die Runden zu kommen, da können wir uns nicht beschweren. Sollte allerdings ihr Gehalt wegfallen wird es schon schwieriger… Und das wäre der Fall, wenn wir Nachwuchs bekommen würden, da sie sich von einem Zeitvertrag zum nächsten hangelt und das schon seit 10 Jahren…

      @Torsten:
      Ich widerspreche da einfach mal. Und meine Eltern würden das auch tun. Unsere Generation ist so ziemlich die erste, in der z.b. die Großeltern nur bedingt bei der Betreuung der Kinder helfen können. Meine Eltern und meine Großeltern lebten im selben Haus. Und das war bei fast allen meiner Schulkameraden so. Wenn nicht im selben Haus, dann in der Nachbarschaft. Man kam vom Derfe und da blieb man auch. Wir leben 30 km von meinen und 350 km von den Eltern meiner Freundin entfernt. Nicht weil wir das unbedingt wollen, sondern weil es berufsbedingt nötig ist. Da einfach mal der Oma sagen, sie möchte mal das Kind aus der KiTa abholen, weils an der Arbeit ne Stunde länger dauert geht einfach nicht! Bei meinen Eltern war das kein Problem.

      Die Lebensverhältnisse in den 70er & 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren (zumindest bei uns im Westen) definitiv nicht schwieriger (zumindest für die normale Mittelklassefamilie). Und schon gar nicht billiger. Selbstverwirklichung usw. hin oder her: Die meisten Mütter in meinem Bekanntenkreis wären gerne nach der Geburt des Kindes länger zuhause geblieben, konnten es sich aber einfach nicht leisten…

      Und die Welt ist heute sicherer? Wirklich? Ist es unwahrscheinlicher, dass irgendein Spinner auf den großen Knopf drückt und die Welt zurück in Richtung Urknall bombt als vor 20-30 Jahren? Mittlerweile ist es vielleicht nicht mehr der pöhse Russe, aber da sind genug andere. Spätestens wenn die Ölreserven mal RICHTIG knapp werden, schlagen sich deswegen alle die Schädel ein. Oder mal abwarten, wie lange es dauert, wenn die europäische Wirtschaft den Bach runtergeht (und das wird sie) bis rundrum die ersten Bürgerkriege los gehen. Vielleicht nicht direkt in Deutschland, dazu sind wir zu sehr die Schafe, die alles mit sich machen lassen, aber in anderen Ländern ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es irgendwann knallt. Was die Nordafrikaner können, können wir auch.

    4. Nessy sagt:

      @Honki: Das war tatsächlich nur ein Flüchtigkeitsfehler: „Westdeutschland“ sollte es heißen.

      @trommelschlumpf: Terrorismus, Bomben an Bahnhöfen – unabhängig davon, wie real die Gefahr wirklich ist, es wird genauso Panik geschürt wie damals in Sachen Atomschlag.

  37. konrad sagt:

    Zur letzten Antwort: die relevante Frage ist ja: Was war denn genau in der DDR anders? Und zwar, wenn ich das richtig verstanden habe, so sehr anders, dass die Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern immer noch signifikant sind. Also: Woran lags? Was waren denn die zugrundeliegenden Faktoren, die anders gesehen wurden? Und in welcher Weise wurde darauf Infrastruktur ausgerichtet?

    1. Chris sagt:

      In der DDR gab es eine flächendeckende Betreuung von Kleinkindern (die war auch nicht reines Gold, aber es gab sie). Es war auch gesellschaftlich völlig akzeptiert, das Frauen Vollzeit arbeiten (und sich nicht zu Hause für die Familie aufopfern), es gab dafür sogar extra Haushaltstage. Das war zwar alles mit „sozialistischem Hintergedanken“ und Politik, aber eine Familienpolitik existierte. Nein, ich will die DDR nicht zurück.

    2. Nessy sagt:

      Mein Eindruck (der zugegebenermaßen rudimentär ist, weil ich nicht in der DDR aufgewachsen bin und auch nie lange in den östlichen Bundesländern gelebt habe) ist, dass es auch einen Mentalitätsunterschied gibt – oder gab, vielleicht ist er ja inzwischen weg. Jedenfalls erlebe ich „Ossis“ oft als sehr gemeinschaftlich, zupackend, hilfsbereit und solidarisch. Im Westen gibt’s das auch, aber irgendwie ist es im Osten nochmal anders … schwierig zu beschreiben. Aber vielleicht kann mir ja jemand auf die Sprünge helfen.

  38. Das ist DER Artikel des Jahres, Frau Nessy.

    Wieder einmal kann ich nur sagen: DANKE DAFÜR!

  39. Torsten sagt:

    Da haben sich ja dann die Lebensverhältnisse und damit auch die Absicherung der Mütter verbessert. Dennoch ist die Angst Kinder zu bekommen so gestiegen, dass es viele Menschen gibt die gar kein Kind mehr in die Welt setzten wollen. Ich denke der gestiegene Individualismusgedanke ist nicht zu unterschätzen. Für viele ist es ja schon schwierig sich an einen zweiten Erwachsenen emotional langfristig zu binden.

  40. Tine sagt:

    Danke, das ist ein wirklich genialer Beitrag, denn ich voll und ganz unterschreiben kann.

  41. Torsten sagt:

    Das habe ich natürlich gelesen!
    Na ja, mich hat es nicht davon abgehalten Kinder zu bekommen, mein Leben darauf einzustellen und ich habe es nie als Verlust sondern immer als Bereicherung empfunden. Die Bedingungen heutzutage sind nicht so schlecht, dass man es als unmöglich empfinden muss in einer Familie glücklich zu werden. Ich will jungen Paaren nur Mut machen diesen Weg auch zu gehen!

  42. @ Nessy 18. Dezember 2012 um 09:34

    Das mit der Verhütung stimmt so nicht. In Frankreich ging die Kinderzahl schon weit vor der Erfindung der heute bekannten Verhütungsmittel zurück, ohne daß vollkommene Enthaltsamkeit eintrat.

    http://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/bevoelkerungsdynamik/regionale-dynamik/kinderreichtumin-deutschland.html unter „Seit 250 Jahren die Sorge wegen fehlender Kinder“ lesen.

    Wenn die Informationen und die kulturelle Einstellung aber dafür nicht da sind, klappt das natürlich nicht. Frankreich steht wohl auch ziemlich alleine mit dieser Entwicklung, auch wenn es vereinzelt ähnliches in anderen Gegenden gegeben hat. Aber dies nur am Rande.

    Ich kann Deine Punkte zwar durchaus nachvollziehen, aber der eigentliche Knackpunkt muß ein anderer sein. Punkt 1 bis 9 trifft auf die USA nach meinem Wissen genauso zu wie auf Deutschland. Nach allem, was ich lese (war leider noch nie da) kriegen Amerikaner aber trotzdem weitaus mehr Kinder als Deutsche. Die genaue Verteilung über die Bildungs- und Einkommensklassen kenne ich nicht, aber aus allen Quellen, die ich so über die USA habe, erscheint es mir auch für jüngere Menschen viel selbstverständlicher, einmal Kinder haben zu wollen. Das ist gar keine Frage. Auch jüngere Schauspielerinnen oder Sängerinnen stellen sich nicht die Frage, ob sie Kinder haben wollen, sondern nur wann. Ich habe dazu keine Erhebung gemacht, es ist mir nur im Laufe der Zeit anhand von Äußerungen aufgefallen.

    Kinder scheinen mir bei uns viel optionaler und verzichtbarer zu sein. Man muß keine Kinder bekommen. Kinder sind zwar wieder „im Trend“, und bei Frauen mit tickender biologischer Uhr wird wohl häufiger nachgefragt als noch vor einigen Jahren (las ich gerade in zwei Blogs), aber prinzipiell sind Kinder bei uns eher die Folge einer Entscheidung, keine Zwangsläufigkeit.

    Das bedeutet natürlich nicht, daß nicht viele Hürden für ein Familienleben bei uns beseitigt werden müssen. Klar. Aber wer sich die ganze Zeit überlegt, ob ein Kind überhaupt sein muß, dem sollte vielleicht gar nicht durch staatliche Maßnahmen ein Kind schmackhaft gemacht werden.

    Unter Familienleben verstehe ich in diesem Zusammenhang übrigens die längerfristige Möglichkeit des Zusammenlebens der Familienmitglieder, nicht nur eine Fixierung auf die ersten zwei Lebensjahre.

    Dieter

    1. Nessy sagt:

      Für diese Mentalitätsunterschiede, die Sie ansprechen, habe ich leider auch keine Begründung. Vielleicht liegt es daran, dass Europa zweimal in Schutt und Asche lag – die USA aber ihre jüngsten Kriege aus der Ferne führen und deshalb das Sicherheitsbedürfnis nicht so groß ist?

  43. Großartig!
    Ganz besonders nickte ich beim „Limbecker Platz“. Was wäre es Menschen geholfen, wenn große Firmen/ Institutionen solch ein Netzwerk aufziehen würden. Als ein kinder- und familienfreundliches Unternehmen gelten – was wäre das für eine großartige PR!

  44. Ja und Nein… zu diesem Artikel. Den einerseits sind die Argumente wahr – richtige „Zivilisationsargumente“. Andererseits sind dies die Ausreden derjenigen, die dem nüchternen Verstand huldigen und nicht begreifen (möchten), dass wir Menschen immer noch Tiere sind, mit Instinkten und Trieben.

    Ich selbst bin trotz vieler dieser Argumente „reingerutscht“ ins Kinder Haben. Sogar ins alleinerziehend, mutterseelenalleinerziehendes Vatersein… . Und glaub mir, was hab ich vorher mit der Mutter ebendiese Argumente ausgetauscht. Und jetzt? Jetzt werde ich keine Rente kriegen weil ich nicht regelmässig arbeite. Jetzt kriege ich in meinen besten Jahren keine Freundin, weil das Kind im Mittelpunkt steht. Jetzt kriege ich in der Leistungsgesellschaft überall keinen Respekt sondern nur den Vogel gezeigt – und trotzdem mag ich das Lachen meiner Tochter beim Aufstehen nicht missen – und trotzdem ist das Leben ohne all diese Argumente allemal lebenswerter, jawoll!

    Anschauen, das ganze „Elend“ könnt ihr auch, unter u.A. Webadresse :-D

    1. Nessy sagt:

      Sympathische Website!

  45. Was für eine treffende Zusammenfassung – und das ganz ohne Studie!

    Beeindruckt
    Marie

  46. Zwerg Gwion sagt:

    Jain…

    Punkt zwei zum Beispiel: Nicht, dass ich mir das wieder wünschen würde, aber der Wandel des Familienbildes und letztendlich auch die Emanzipation haben massiv dazu beigetragen, dass Beziehungen nicht mehr lange genug halten, um überhaupt die weitere Planung von Familie und Kindern zu diskutieren. Heutzutage wird in vielen Beziehungen viel zu schnell aufgegeben. Das war früher anders. Früher gab es viel weniger Scheidungen, warum? Weil jeder nicht einfach weggelaufen ist, wenn es ein Problem gab, sondern gekämpft hat. Die Emanzipation und Selbstverwirklichung der Frau hat dazu beigetragen, dass Männer und Frauen in der Arbeitswelt gleichere Chancen haben und gleichermaßen Karriere machen können. Das ist durchaus gut und wünschenswert. Es hat aber auch dazu beigetragen, dass Frauen schneller sagen: Dann zieh ich halt aus, ich brauch Dich net! Und Männer brauchen an dieser Stelle weniger Verantwortung zu übernehmen, weil die Frau ja auch einen tollen Job hat. Bequem. Meine Ma hat früher immer gesagt: Wer Freunde ohne Fehler sucht, bleibt ohne Freund. Dies gilt wohl bei Partnern ganz genauso.

    Punkt drei: Zu anstrengend? Zu unbequem? Abstriche machen? Ja, genau das! Ja, es ist anstrengend, ja es ist manchmal unbequem, ja, man muss vielleicht Abstriche machen, aber man wird belohnt! Jede Anstrengung ist vergessen, wenn man beobachten darf, wie das Wunder des Lebens geschieht. Wenn man sieht wie aus einem kleinen rosanen Bündel ein wuselndes Kleinkind wird (weiter bin ich noch net:-)), das mit glänzenden Augen ehrfürchtig vor einem geschmückten Weihnachtsbaum steht, oder einem stolz die selbst gebackenen Kekse präsentiert. Und wenn man sich einig ist, hat jeder immernoch genug Freiraum für die alten Freunde, Hobbys und Arbeit…

    Punkt sechs: „Viele Paare, auch Akademiker, haben das Problem, dass ein Gehalt nicht ausreicht, schon gar nicht in Großstädten, wo aber die Arbeit ist.“ Gut, über Großstädte kann ich nichts sagen. Im Einzugsbereich einer Großstadt lebe ich schon am Rande einer Kleinstadt. Die Akademikerpaare kommen zu uns in unser Neubaugebiet. Dann wird eine Hütte hingestellt mit 300 m² Wohnfläche und allem Zipp und Zapp und Joop-Fliesen in den Erlebnisbädern und Vorwerk Thermomix in der High-End-Küche und einem Garten, der natürlich vom Landschaftsbauer angelegt ist, weil man sich ja nicht noch in der Freizeit den Rücken krumm und die Finger dreckig machen möchte, da geht man ja lieber auf den Golfplatz… Und dann hat man natürlich einen Lebensstandard erreicht, der nur durch zwei volle Akademiker-Gehälter zu finanzieren ist. An dieser Stelle: Vorher nachdenken! Etwas die Ansprüche runterschrauben, dann hat man auch was für die Kinder übrig. Sonst sind so große Häuser nämlich ganz schön leer.

    Punkt zwölf: Ja, wir haben die Wahl und es entscheiden sich halt leider relativ wenige fürs Familienglück. Ich glaube, irgendjeamnd hat uns eingetrichtert, dass Familie und Selbstverwirklichung ein Widerspruch sind. Falsch. Nur Familie ist in zu wenig Fällen ein Teil der Selbstverwirklichung. Mir macht es einfach Spaß mit meiner Familie zusammen zu sein. Es ist toll, einen Kurzurlaub mit Kleinkindern in 50 km Entfernung zu machen. Natürlich fällt der Wochenendtrip nach Paris aus, aber man bekommt dafür strahlende Kinderaugen im Streichelzoo. Paris finden die Kids dann mit 15 toll.

    Alles in allem glaube ich, dass unsere Gesellschaft zu egozentrisch geworden ist. Jeder muss sich selbst genau nach seinen Träumen verwirklichen. Bei der ersten Schwierigkeit mit einem Partner wird aufgegeben. Kinder stehen der persönlichen Entfaltung im Weg. Nachbars Kinder stören meinen Mittagsschlaf und verwüsten mein Rosenbeet, weil die ja ihren Fußball nicht kontrollieren können. Sie kosten Geld, das man dann nicht für den neuen Sportwagen ausgeben kann.

  47. Vielen Dank dafür, liebe Frau Nessy.
    Ich bin genau die angesprochene Altersgruppe und gerade mit unserem ersten Kind schwanger. Allerdings habe ich den Luxus einer Festanstellung. Dafür einen studierenden Ehemann…
    Aus eigener Erfahrung: „Passen“ tut ein Kind nie. Aber wir wollen eins. Mindestens. Das wird schon klappen. Trotzdem wäre es schön, wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern würden.

    1. Nessy sagt:

      Schöne Einstellung. Alles Gute! Ich drücke die Daumen.

  48. Dagger sagt:

    Sehr gut. Dies sollte Pflichtlektüre sein.

  49. stonie sagt:

    Ja moin,
    die Argumente sind leider wahr, das ist bestürzend und ein Zeichen dafür, wo unsere Gesellschaft heute steht. Zu gerne würde ich die vielen guten Aussagen kommentieren, aber das schaffe ich nicht. Hier sind meine Gedanken dazu:
    Ich bin 39 Jahre verheiratet und habe zusammen mit meiner Frau fünf Kinder großgezogen, vier eigene und ein Pflegekind. Zeitweise hatten wir noch ein zweites Pflegekind dabei. Alle sind heute erwachsen, nur einer noch zuhause. Das war manchmal sehr schwer, zum Teil aus wirtschaftlichen Gründen (ein Gehalt war wirklich sehr knapp) zum Teil auch, weil irgendein Kind immer gerade in „Topform“ war und damit sehr anstrengend. Trotzdem sagt meine Frau heute, dass die Jahre, die sie mit den Kindern zuhause verbracht hat, ihre glücklichste Zeit waren und ich möchte auch keine Sekunde vermissen.
    Es stimmt leider, dass Kinder heute nur wenig Lobby haben und dass das Klima eher gegen Kinder und gestresste Eltern geht. Aber wie Nessy ja schon geschrieben hat: wenn wir das nicht richtig finden, müssen wir es ändern, denn wir sind die Gesellschaft. Dann müssen wir Eltern beistehen und sie unterstützen. Nicht mit großen Aktionen, sondern mit kleinen Gesten, freundlichen Worten oder etwas Hilfsbereitschaft. Manchmal reicht auch einfach nur etwas Verständnis und ein bisschen Bereitschaft „mitzuleiden“, wenn Kinder gerade mal nicht „funktionieren“. Wenn Eltern das merken und sich unterstützt fühlen, dann fällt vieles leichter. Heute ist alles so viel leichter als früher, aber viele machen es durch ihr kollektives Verhalten trotzdem noch schwerer. Schade eigentlich. Da ging in der letzten Woche ein Video herum, in dem Leute gezeigt wurden, die sahen, wie andere mit etwas Hilfsbereitschaft gutes taten und das dann selbst auch machten. Das wäre hier ein guter erster Schritt.
    E i n f a c h m a l a n f a n g e n !

  50. Iris sagt:

    13 Jahre Wochenendbeziehung sind genug! Da hat man zu viel verpasst.

  51. swuuj sagt:

    Vorschlag: den Link zu diesem Beitrag an „seine(n)“ Bundestagsabgeordnete(n) senden, damit Nessys Studie die Wirkung erzielt, die sie verdient.

    Danke insbesondere für den Hinweis zu Mobilität kontra Fertilität.
    Die beste Methode Kinder zu bekommen, ist mindestens alle 3 Tage Sex zu haben, sagte mein Frauenarzt- Bei gesunden Paaren garantiere er spätestens in Jahr zwei eine erfolgreiche Schwangerschaft.
    Wie soll das gehen, bei Fernbeziehung plus 4-Schichtsystem?

  52. anna sagt:

    Ich kenne mittlerweile mehr Frauen, die keine Kinder bekommen wollen als Männer. Hat nicht nur was mit dem Job zu tun, sondern auch damit, dass man in DIESE Welt einfach keine mehr setzen will. Ich auch nicht.

  53. Astrid sagt:

    Selten habe ich etwas gelesen, was so ganz und gar der bitteren Wahrheit entspricht und dabei in keinem Moment polemisch wirkt. Danke für die hervorragende Aufstellung, die auch all die Punkte beinhaltet, die eben nicht durch eine Verordnung geändert werden können. Besonders gelungen finde ich übrigens das treffende Beispiel der fehlenden Kinderbetreuung für das Einkaufszentrum.

  54. Trulla sagt:

    Ich bin 29, habe eine 5-jährige Tochter. Die habe ich während des Studiums bekommen. Ich habe einen Universitätsabschluss, trotzdem „nur“ einen Minijob. Ich habe nichts anderes bekommen. Mein Mann ist ebenfalls Akademiker. Das Geld reicht knapp bis zum Ende des Monats. Alleinerziehend wäre ich vermutlich regelmäßig im Jobcenter.
    Meine Tochter ist es mir wert und ein Haus brauche ich nicht zum glücklich sein.

    1. Nessy sagt:

      Diese Situation ist genau das, was frustriert.

  55. Liebe Nessy,

    Danke für Deinen Post.

    Kurze Vormerkung: Die Studie des BIBB ist gar nicht in unserem Auftrag erstellt worden. Deshalb haben uns die Ergebnisse genau so wenig überrascht wie Dich. Und: Wir investieren weit über 4 Milliarden Euro in den Ausbau der Kinderstagesbetreuung (obwohl der Bund dafür gesetzlich gar nicht zuständig ist, aber das lassen wir an dieser Stelle mal). Im Übrigen gehören auch wir (das „Twitter-Team“) zu den Mitt- und Enddreißigern ;) Damit Du weißt, wer hier schreibt.

    1. Wir wollen, aber können nicht.

    > Richtig. Deshalb haben wir ein Programm zur ungewollten Kinderlosigkeit aufgesetzt, einschließlich einer besseren Förderung von Kinderwunschbehandlung.

    Die betreffende Förderrichtlinie ist zum 1. April 2012 in Kraft getreten. Damit stellt der Bund 7 Millionen Euro für das laufende Jahr und 10 Mio. für 2013 Euro zur Unterstützung ungewollt kinderloser Paare zur Verfügung. Zurzeit arbeiten wir daran, dass sich möglichst viele Bundesländer daran beteiligen. Gemeinsam mit den Ländern soll der Eigenanteil der Paare – also der Teil, den die Krankenkassen nicht übernehmen – deutlich gesenkt werden. Konkret: Der Eigenanteil verringert sich in aller Regel um bis 25 Prozent für den ersten bis dritten Versuch (bislang: 50 Prozent). Im vierten Versuch reduziert sich der Selbstbehalt der Familien auf bis zu 50 Prozent (bislang: 100 Prozent), da die Krankenkassen diesen vierten Versuch in der Regel nicht fördern.

    Es wird dazu noch in diesem Jahr eine eigene ausführliche Webpage geben, die wir dann natürlich u.a. twittern.

    2. Wir haben keinen Partner.

    > Tatsächlich ist dies nach Umfragen sogar der Hauptgrund für Kinderlosigkeit. Daran können wir als Ministerium unmittelbar wenig ändern.

    3. Einer will, der andere nicht.

    > Auch richtig. Wichtig ist hier unseres Erachtens, dass auch Männer sich von überkommenen Rollenbildern verabschieden. Viele Männer wollen das ja, sie wollen eine Familie und sie wollen sich mehr um diese kümmern. Das zeigt sich u.A. auch daran, wie die Partnermonate beim Elterngeld genutzt werden. Inzwischen gehen wir auf die 30 Prozent bei der Väterbeteiligung zu.

    Nur: Häufig ist es das soziale – und vor allem das betriebliche – Umfeld, das noch nichts damit anfangen kann, wenn ein Mann um 17:00 geht, weil er die Kinder von der Kita abholen muss. Hier brauchen wir einen kulturellen Wandel.

    Wir haben deshalb eine eigenständige Jungen- und Männerpolitik initiiert, die sich mit Rollenbildern von Jungen und Männern befasst. Und wir haben in der Familienpolitik das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Mittelpunkt gestellt. Dazu gehört zum Beispiel die Charta für familienfreundliche Arbeitszeiten. Und auch frauenpolitische Programme spielen hier eine wichtige Rolle, etwa die Förderung von fairen Chancen für Frauen auf Führungspositionen.

    Aber richtig ist auch: Ein kultureller Wandel lässt sich nicht verordnen, das ist ein Prozess. Und wir stecken mittendrinn.

    4. Wir sind schwul oder lesbisch.

    > Viele von uns auch. Nach aktueller Rechtslage können Homosexuelle das leibliche Kind ihres Lebenspartners adoptieren, aber nicht ein von diesem adoptiertes Kind. Diese Frage wird im Übrigen just heute vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt!

    5. Wir leben nicht an einem gemeinsamen Ort.

    > Ja, erhöhte Mobilität und Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt beeinflussen natürlich auch die Entscheidung zur Familiengründung.

    In Deutschland wird dies auch sichtbar am durchschnittlichen Alter bei Geburt: Seit dem Jahr 2003 bekommen in Deutschland Frauen unter 30 Jahren weniger Kinder als Frauen über 30 Jahren. In vier Jahrzehnten ist das durchschnittliche Alter bei der Geburt des ersten Kindes um vier Jahre angestiegen: von 24,9 Jahren 1965 (BRD) auf 28,8 Jahre 2010. Diesen neuen Müttertyp gibt es in allen europäischen Ländern. Allerdings ist in Deutschland der Trend zur späteren Geburt noch nicht zum Stillstand gekommen, in anderen Ländern trotz erhöhter Mobilität schon.

    6. Wir müssen arbeiten. 7. Wir wollen arbeiten. 9. Es gibt keine ausreichende Kinderbetreuung.

    > Genau deshalb ja der Ausbau der Kinderbetreuung und der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. August 2013: http://www.fruehe-chancen.de !!! Und: Wir haben ein neues Programm „Betriebliche Kinderbetreuung“ gestartet (http://www.erfolgsfaktor-familie.de/default.asp?id=348). Kein Arbeitgeber kann sich da rausreden.

    8. Teilzeitarbeit und Anwesenheitskultur

    > Richtig. Diese Anwesenheitskultur ist ein großes Problem (siehe auch Antwort 3). Sie ist auch einer der Gründe für unsere Initiative „Familienbewußte Arbeitszeiten“ (http://www.erfolgsfaktor-familie.de/default.asp?id=516).

    10. Die Atmosphäre ist kinderfeindlich.

    > Deshalb hat der Bund da, wo er das verfassungsrechtlich kann, die Gesetze geändert. So muss zB Kinderlärm von Spielplätzen oder Kindertagesstätten künftig von Anwohnern toleriert werden und ist keine „schädliche Umwelteinwirkung“ mehr (wie es vorher hieß).

    11. Eltern können es niemandem recht machen.

    > Stimmt leider. Gerade Mütter gelten wahlweise als „Rabenmutter“ (wenn sie arbeiten gehen und ihr Kind schon früh in eine Kita geht) oder als „Heimchen am Herd“ (wenn sie sich länger als 1 Jahr selbst um das Kind kümmern wollen). Auch hier geht es um Rollenstereotype. Und wir halten BEIDE Zuschreibungen für eine Frechheit.

    12. Wir haben die Wahl.

    > Und wir wollen, dass neben die Optionen „Kinder“ oder „Karriere“ die dritte Option „Kind und Karriere“ treten kann. Das ist Aufgabe der Politik und der Unternehmen – aber wählen muss jeder selbst.

    Beste Grüße!

    1. Nessy sagt:

      Danke für den Kommentar. Ich habe ihn in einen eigenen Beitrag gehoben: http://dieliebenessy.wordpress.com/2012/12/18/liebe-nessy/

  56. hyperpac sagt:

    Auch wenn ich bei mehr als 3 Punkten mit dem Kopf genickt habe, ist es auch ein langer Katalog von Ausreden. Augen zu und durch, ist glaube ich eine ganz gute Einstellung für jemanden der zur Zeit Kinder haben möchte. Klar sind die Bedinungen nicht optimal (sind sie das jemals?), aber wir haben keinen Krieg in Deutschland, ein halbwegs stablies soziales Sicherungssystem und recht gute politische Verhältnisse. Kinder haben heißt auch Verzichten, und zwar zu den eigenen Ungunsten und für das Wohl der Kinder. Habe ich erst spät gelernt, aber mit Blick auf meine Eltern fällt mir das jetzt immer mehr auf.

    1. Nessy sagt:

      Die Entgegnung „Das sind alles Ausreden“ ist in meinen Augen ziemlich ignorant: Ungewollt kinderlos, keinen Partner, keinen Job – alles Ausreden! So kann man es auch einfach abtun.

  57. Guido sagt:

    … und die Wildcshweine haben lauter Schweinereien zu fressen bekommen!

  58. Torsten sagt:

    Oh man da muss ich (34) ja echt glücklich sein.
    Ich habe mit 21 mein Kind bekommen, nie
    hat mir einer meiner Freunde oder meine
    Familie dafür ihr Bedauern ausgedrückt.
    Viele fremde Menschen lächelten mein Kind an,
    schenkten ihm ein Eis, ein Brötchen beim Bäcker,
    oder ein Würstchen beim Fleischer.
    Es konnte die verschiedensten Sportarten ausprobieren,
    Kunst und Kultur genießen und auch seine Bildungsmöglichkeiten
    waren für uns nie ein Problem aufgrund unserer geringen finanziellen
    Möglichkeiten.
    Selbst die zornige alte Frau die ich in meiner Kindheit
    immer ertragen musste, blieb ihm erspart.
    Für das Glück meiner Frau auch arbeiten gehen
    zu können habe ich super gern den Weg meiner
    Karriere angepasst und so viel Zeit mit meinem
    Kind verbracht.
    Das Geld war manchmal knapp, das Glück dafür umso
    größer!
    Ich bin immer lieber mit Familie im Zelt in den Urlaub gefahren,
    als allein in ein Hotel mit Pool.
    Da muss ich dann wohl meiner Familie und meinen Freunden
    zur Weihnachtszeit mal nen Extraknutsch geben, dafür das
    ich nie die bösen Schrecken erleben musste, die hier so viele
    Menschen erlebt haben.
    Und als Bonus wird es mir wahrscheinlich nie passieren, dass ich
    irgendwann allein zu Hause auf meiner Couch sitze und feststellen muss
    das Wichtigste im Leben verpasst zu haben;)

  59. fr.Säuerlich sagt:

    Ich finde es sehr enttäuschend, dass viele denken man wolle keine Kinder aus Gründen des Verzichtes auf das Hobby oder der Freizeit. Die Gründe die in den meisten Fällen dazu führen, dass man sich gegen ein Kind entscheidet, da man einem Kind auch etwas bieten muss wie z.B. Bildung, die in den deutschen Schulen immer mieserabler wird, fehlende bis schlechte Kitaplätze, welche mit der Herdprämie von der nur reiche (welche weniger als 20% der Bevölkerung ausmachen) helfen, eine soziale Absicherung wie z.B. eine Vollzeitstelle mit der man auch mal den Alltag bestreiten kann, anstatt ALG II beantragen zu müssen da es vorne und hinten nicht reicht…… diese Gründe werden leider eher nach hinten gedrängt und behauptet „man müsse doch zeitlch auch Abstriche machen….“
    Als wenn es die Zeit wäre, warum man sich gegen Kinder in der heutigen Zeit entscheidet. Was soll man wenn man Zuhause sitzt oder sich von Zeitarbeitsstelle zu Zeitarbeitsstelle ackert denn bitte schön seinen Kindern beibringen? Lerne und arbeite hart, damit du belohnt wirst? Oder eine gute Ausbildung ist das halbe Leben? Wofür, um danach wieder in schlechtbezahlten Seasonjobs oder Zeitarbeit zu enden? In einer Welt wo Leistung und Tugenden nichts mehr wert sind soll man KInder zur Welt bringen? Warum soll man diese Welt den Kindern antun? Wir selbst schaffen es nicht einmal diese Welt zu ändern, bzw. viele interessieren sich maximal dafür womit sie sich zu Silvester die Birne vollkippen oder ob Deutschland EM-Meister wird….
    Tolle Vorraussetzungen für Kinder. Aber hey, hauptsache es sind ja noch die Hobbys da, die wahrscheinlich am meisten Schuld sind, warum man sich gegen ein Kind entscheidet, oder der Joop-Teppich…

  60. Ein toller Beitrag!

    So zwischen den Zeilen durchklingend, aber nie explizit erwähnt wäre da noch „Wir werden verarscht“.

    Als meine Frau und ich das erste Kind bekamen, verdiente meine weitaus bessere Hälfte als technische Angestellte eines großen Konzerns fast soviel wie ich als berufsanfangender Ingenieur in einem Familienbetrieb. Für sie war von Anfang an klar, dass sie 2 oder 3 Jahre zu Hause bleiben wollte, da sie sich in ihrem Job in einem DAX-Konzern ohnehin nicht mehr besonders wohlfühlte. Ich wollte ihr das gerne ermöglichen, und sagte „Das klappt schon. Ich werde ja mit zunehmender Berufserfahrung mehr verdienen, und zur Überbrückung gibt es ja auch noch das Elterngeld.“

    Zunächst stellt sich dann heraus, dass die 12 Monate Elterngeld tatsächlich nur 11 sind, da ja im Mutterschutz nach der Geburt noch Mutterschaftsgeld gezahlt wird, welches wiederum auf’s Elterngeld angerechnet wird.

    Und auch für den Rest gilt – der Staat nimmt was er gibt. Während wir noch im Vorjahr als Doppelverdiener eine deutlich vierstellige Einkommensteuerrückerstattung in Höhe eines vollen Brutto-Monatsgehalts erhielten, mussten wir im ersten Jahr mit Kind ebenfalls einen vierstelligen Betrag NACHZAHLEN!

    Warum? Weil meine Frau sich erdreistete „steuerfreies“ Elterngeld zu beziehen. Und weil meine mittelständische, inhabergeführte Familienfirma auf Grund der Wirtschaftslage fast ein ganzes Jahr lang Kurzarbeit anmelden musste, sprich ich ebenso „steuerfreies“ Kurzarbeitergeld bezog.

    Doppelt sozialschmarotzend wie wir also waren, rechnete der Fiskus diese beiden „steuerfreien Geschenke“ vollumfänglich auf die Progression an, mit oben beschriebener Folge. Trotz Rückgang des Bruttofamilieneinkommens um 60%, bei gleichzeitig deutlich gestiegenen Ausgaben, zahlen junge Familien mit dieser Konstellation auf einmal Steuern nach. Im Bekanntenkreis sind wir mit dieser Erfahrung nicht alleine.

    Und dennoch…wir haben ein zweites Wunschkind bekommen, und meine Frau bleibt wieder bewußt und freiwillig zu Hause, und ich habe ebenfalls ein paar Monate Elternzeit genommen. Mit finanziellen Anreizen hatte das allerdings herzlich wenig zu tun…

    1. Nessy sagt:

      „Trotz Rückgang des Bruttofamilieneinkommens um 60%, bei gleichzeitig deutlich gestiegenen Ausgaben, zahlen junge Familien mit dieser Konstellation auf einmal Steuern nach.“

      Die Erklärung dafür haben Sie ja gegeben und sie ist auch einleuchtend – steuerrechtlich. Aber dass Sie sich verarscht fühlen, ist auch einleuchtend. Trotz sachlicher Richtigkeit bleibt deshalb das schale Gefühl, dass hier was falsch läuft.

  61. Maria sagt:

    Ich bin zwar nicht von Deutschland, kann dem Blogeintrag aber nichts mehr hinzufügen… außer, dass es eben nicht nur Frauen/Paare/Mütter etc in Deutschland betrifft….

  62. Julia sagt:

    danke danke danke für diesen text.

  63. Underpopulation has not been a problem for many, many years. There is no golden rule saying we must become more and more people all the time. If the human population over time shrank to half of what it is today, it would not be a disaster. It would be a lot easier on the planet, in fact.

  64. Andreas sagt:

    Liebe Nessy,
    Populaerwissenschaftlich gut geschriebener Beitrag, sachlich, ruhig und gut verstaendlich.
    Dennoch faellt der Beitrag m.E. in die Kategorie „(Ver-)Intellektualisierung“ – oder hochdeutsch „Zerdenken“ – von emotionalen Entscheidungen. In diesem Falle der Entscheidung: „Wollen wir ein Kind?“

    Beschreibung eines normalen Wochentages eines Vaters:
    – 5:30Uhr aufstehen, selbst duschen, dann den 3-Jaehrigen duschen, anziehen, essen, knuddeln, ab ins Auto
    – 6:50Uhr Abfahrt zum Kindergarten;
    – 7:20Uhr Ankunft, ist seine Kindergaertnerin schon da? Werde ich es noch rechtzeitig durch den Morgenstau zur Arbeit schaffen? kleines Fruehstueck und seine Lieblingsmilch aufbauen und nix wie ab
    – 7:45Uhr (hoffentlich) Ankunft auf Arbeit
    – 17:00Uhr (!!!) muede und geschafft raus und zum Kindergarten gerast, wo der Kleine nach KiTa, extra Englisch (bezahlt), extra Spielbetreuung (bezahlt) nun gegen 17:30Uhr endlich seinen Daddy in die Arme schliessen kann – nach insgesamt also mehr als 10 Stunden – und sich nun schon riesig auf den Spielplatz mit Trampolin freut, auf den es gleich geht.
    – 18:00Uhr Superboy wird motiviert und ueberzeugt, dass es doch nun Zeit sei, nach Hause zu gehen ;-)
    – 18:30Uhr bis 20:00 duschen, essen, Zaehne putzen, Trickfilm, Bilderbuch im Bett und Gesellschaft beim Einschlafen leisten
    – 20:30Uhr Feierabend-Bier! :) und Frau kommt nach Hause

    Das alles findet nicht in Deutschland statt, sondern irgendwo in Suedostasien :).
    Wir zahlen fuer den Kindergarten umgerechnet etwa 350,-Euro pro Monat, plus Extra-Betreuung und warme Mahlzeit am Nachmittag sind es ca. 500,-Euro pro Monat!

    Und nein, ich werde als erziehender Vater nicht als der aufopfernde Held angesehen, sondern eher: „Hast wohl Deine Frau nicht unter Kontrolle?!“.
    Wochenenden fuer mich selbst sind Fehlanzeige – am Wochenende ist die KiTa geschlossen – denn da heisst es Rund-um-die-Uhr-Betreuung des Kleinen. Und der steht meist gegen 7:00 auf der Matte.

    Ziemlich lange Vorgeschichte?! :) Okay, hier die Moral:

    sachlich betrachtet stressig, ermuedend und auslaugend, die politischen Spielchen im Betrieb mit einem Laecheln zu nehmen; dem schwindenden Freundeskreis immer wieder sagen zu muessen: „Skyfall schauen? Muss mich um den Kleinen kuemmern! Auf’s Meer raus angeln? Muss mich um den Kleinen kuemmern! Pool Billard und Bierchen? Muss mich um den Kleinen kuemmern!“; Einem 3-Jaehrigen mit Geduld und Spucke nach einem vollen Arbeitstag immer wieder zu erklaeren und zu zeigen, was er wann, wo, wie machen darf und was nicht…. letzter freier Tag nur fuer mich: vor 7 Monaten.
    Diese Perspektive wuerde wahrscheinlich dazu fuehren, sich keine Kinder anzuschaffen.

    Emotional betrachtet: bereichernd, Traenen lachen, Stolz und Liebe; mit dem eigenen Sohn am Strand ne Burg bauen; ihn vom Kindergarten abholen und er singt einem stolz „Row, row, row your boat“ vor; frueh morgens vom Kleinen gesagt zu bekommen: „Daddy, los, Hose anziehen!“ :D; ihn beim Doraemon puzzlen verzweifeln zu sehen und es dann gemeinsam loesen, usw.

    Oder auf Klar-Deutsch: Hoert auf, alles zu zerdenken! Wo ist denn die gute alte deutsche Tugend: „Macht das Beste draus!“ geblieben? „Planen“ kann man Kinder nicht, es wird nie die „richtige“ Zeit sein und es wird nie „perfekt“ sein.
    Packt an und baut auf! Gebt den Kindern Liebe und so viel Zeit, wie ihr koennt. Kein Kind erwartet 24h Betreuung, sondern Warmherzigkeit, Fuehrung und Eltern, die sich kuemmern. Da gehoert der Beruf genauso dazu wie die KiTa, ein passender Kinderfreundeskreis und Natur.
    Das Geld ist zweitrangig! Dem Kind ist es viel wichtiger, am Samstag morgen mit dem Papa gemeinsam das Ruehrei zu machen, als mit dem neuesten (ueberteuerten) iPad „slap the cat“ zu spielen!

    1. Fabian sagt:

      Oh Mann Andreas, wir scheinen ein Parallel-Leben zu führen. Allerdings wird bei uns nicht so viel geduscht. Keine Zeit ;-) Und bei uns ist Nummer 2 jetzt 7 Monate, was die Sache nochmal spannender macht. Ich kann Deinem Beitrag aber wirklich voll zustimmen und vor allem der Aussage zwischen den Zeilen: „Wir sind tolle Väter und das sollte verdammt nochmal auch so gesehen werden“ ;-) In diesem Sinne – wir sehen uns in 3 Jahren beim ersten freien Tag nur für uns…
      Grüße,Fabian

    2. Marc sagt:

      Nur ganz kurz: Volle Zustimmung, es ist einfach so bereichernd, die Kleinen beim Aufwachsen zu begleiten.

    3. Friedel sagt:

      Jaaaa, recht hast du, aber……was ist mit den jungen Leuten, die gar keine Arbeit haben und nicht auf Kosten des Staates angewiesen sein wollen?
      Die keine Zukunft planen können, weil sie nicht wissen, hab ich selbst morgen noch Arbeit ?
      Ich stamme noch aus einer Generation, die es nicht schwer hatte Arbeit zu finden, aber auch da galt es eigentlich schon als assozial, wenn man drei Kinder hatte , wie wir.
      Eine Wohnung zu finden und bezahlen zu können war auch damals schon ein Kunststück.
      Wir haben uns nie auf den Staat verlassen sondern haben selbst Wege gefunden, ordentliche und verantwortungsbewußte Menschen aus unseren Kindern zu machen.
      Ich hoffe, das viele junge Menschen den Mut haben, das Leben zu wagen, auch mit Kindern.

  65. Petra sagt:

    Andreas, danke dafür! Genauso ist es. Niemand bekommt Kinder, weil nebenan ein kostenloser Kita-Platz für das drei Monate alte Kind angeboten wird! Das ist eine Bauchentscheidung, die – wie alle Entscheidungen – beinhaltet, dass man auf etwas Anderes verzichten muss. Und manche bekommen Kinder und andere nicht, ich glaube nicht einmal, dass das so eine bewusste Entscheidung ist. So what? Soll doch jeder glücklich werden, wie er will. Ich bin froh über meine drei und genieße die Zeit mit ihnen. War das Beste, was mir im Leben passiert ist :-)

    1. jacqueline sagt:

      Ich bin 51 und kinderlos. Leider. Ich habe einen Partner gehabt, mit dem ich Kinder wollte. Ich war noch sehr jung, er war älter, hatte bereits ein ungewolltes uneheliches Kind und wollte nicht.

      Die Jahre später kam dann einfach nicht mehr der Richtige vorbei. In dieser Zeit bekamen meine Freundinnen ihre Kinder: von One-Night-Stands, von langjährigen Lebenspartnern/Ehemännern, von verschiedenen Lebnspartnern. Und sie trieben ab, von 8 Fällen weiß ich. Nur noch zwei Mütter sind mit dem Erzeuger zusammen.

      Als bei mir dann die biologische Uhr tickte fragte ich mich: Will ich alleinerziehend sein? Wer sollte der Vater sein? (Ich nehm ja nich Jeden.) Wie kriege ih das ohne Großeltern in der Stadt und ohne sichere Jobperspektive gewuppt? Will ich mein Kind und mich der Sozialhilfe aussetzen? Ich habe „Nein“ gesagt.

      Wenn ich jetzt sehe (Fortbildung/Callcenter), dass mir hauptsächlich junge alleinerziehende Mütter, Mütter mit mehreren Kindern und Mütter gegenübersitzen, deren Kinder aus dem Haus sind und die sich jahrelang mit Jobs über Wasser hielten, bestätigt das meine meine Entscheidung.

      Und wenn ich dann noch höre, dass in Callcentern oftmals keine „Mu(ttischichten“ angeboten werden, weil sich der Rest der Belegschaft gegen die Bevorzung wehrt und auf Gleichberechtigung pochtn, brauch ich wohnicht weiter zu schreiben.

      L :( vom Smartphone zu schreiben)

      Als bei mir dann die

  66. Daniel sagt:

    Sauspannendes Thema. Nur eines stört mich: In Deutschland werden die wenigsten Kinder geboren, aber am meisten gejammert. (Nein, damit meine ich definitiv keines der allein erziehenden Elternteile in den Kommentaren!) Dieses „Wir haben es so schwer wie niemand anderes und niemand vor uns“ geht einfach nicht. Es beleidigt zu viele Menschen. Richtig: Die Entscheidung „Wann Kinder?“ ist nicht einfach – aber dass das heute überhaupt eine Entscheidung ist, ist schon mal Luxus.

  67. Lobo sagt:

    Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

    (Sokrates, gr. Philosoph, 470-399 v.Chr)

    Ich liebe diesen Spruch und muß ihn fast zwangsweise immer bringen, wenn es um die ach so bösen Kinder von heute geht !

    Soviel dazu!

    Vile der angesprochenen Punkte sind absolut richtig und es gibt bestimmt einiges was man machen kann, um die Situation zu verbessern.
    Nur :

    Ich glaube kaum, das diese Dinge einen absoluten Kinderwunsch wirklich verhindern können. Wie einige Kommentatoren hier sehr schön ausgeführt haben, kann man sich sehr wohl durchbeissen, wenn man es eben will.

    Ich sehe die Probleme tatsächlich eher in der Partnersituation, also in der Gesellschaft. Die Idealbilder die von den Medien suggeriert werden, die es normalen Menschen garnicht ermöglichen mitzuhalten.

    Dieser Diät-, Fitness, Wohlstandswahn. Alles Neuer, Teuerer und Besser.

    Wir könne daran nur etwas ändern, wenn wir diesen ganzen Hype links liegen lassen und wieder lernen zu leben.

  68. Konrad sagt:

    Den ganzen Tag denke ich immer wieder an diesen Beitrag und bin und bin mit meinen ausformulierten Gedanken noch nicht glücklich. Aber ich glaube, ein Kernpunkt meines Störgefühls an der ganzen Situation lässt sich am ehesten so zusammenfassen:

    Solange Kinder vor allem als eine Belastung wahrgenommen werden, für die das Gemeinwesen auf die eine oder andere Form Ausgleich anzubieten oder zu schaffen hat, solange wird sich nicht grundsätzlich was an der Situation ändern.

    Ich bin glücklicher Vater zweier Kinder. Es gibt nichts, es gibt wirklich im Leben gar nichts, was einen dermaßen mit Glück erfüllen kann, wie die bedingungslose Liebe der eigenen Kinder. (Ja, sie sind noch vor der Pubertät.) Nichts im Leben hat mich bislang mehr herausgefordert, mehr an meine Grenzen geführt, zu mehr persönlicher Entwicklung geführt als meine Kinder. Um nichts, aber um wirklich gar nichts würde ich mein Leben ohne Kinder zurückhaben wollen.

    Kinder machen reich. Nicht finanziell, aber auf so viele andere Arten und Weisen, das man sagen möchte: Traut Euch doch einfach. Irgendwie wird es sicher schon klappen. Ja, es wird nicht immer einfach sein; ja, es wird auf jeden Fall auch Herausforderungen geben. Aber ehrlich: Generationen vor uns haben auch in schwierigeren persönlichen Lebenssituationen Kinder bekommen, und es hat geklappt. Natürlich hatten die damals nicht in der Form die Wahl wie wir heute. Aber: es hat eben trotzdem geklappt.

    Und eben die Situation bezüglich der Firmen: Klar muss sich in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch viel ändern – und wenn man ehrlich ist, für Väter und für Mütter. Aber man kann die Änderungen auch über die andere Front beschleunigen: Wenn es eben plötzlich viel mehr Kinder gibt, wenn es für Unternehmen untragbar wird, weiter wie bisher zu agieren, dann ist das eben auch ein politischer Prozess.

    Aber den müsste man sich ja auch mal trauen.

  69. Paul Bademeister sagt:

    Könnte nicht auch ein ganz anderer Grund eine Rolle spielen? Es ist ja nun nicht so, dass gar keine Kinder mehr geboren werden, sondern dass etwas weniger Kinder geboren werden. Also nicht mehr die 2+x-Kind-Famile als Zielmarke dient. Vielleicht haben Eltern schlichtweg keine Lust auf ein zweites oder drittes Kind. „Jetzt ist es aber auch gut gewesen.“ als Satz, der die Sache auf dem Punkt bringt. Denn Kinder haben nun einmal eine nervig-nervende Komponente.
    Das hat nichts mit ach so bösem Hedonismus zu tun, sondern mit schlichten Erwartungen an ein gelingendes Leben. Die Geburtenrate ist niedrig, seit es eine Wahl gibt. Also seit den 70ern.
    Zwar gibt es die Pille schon länger, aber erst seit der Zeit flächendeckend anständige Arbeit für Frauen. Davor war Frauenarbeit, von Ausnahmen abgesehen, ein Unterschichtenphänomen, und Heirat, Familie und Kinder eine Chance diesem Schicksal (und Fabrikarbeit zu der Zeit war Schicksal) zu entkommen.
    Die Gesellschaft war de facto nie kinderfreundlicher als heute. Die Eltern, die sich über Kinderfeindlichkeit beschweren, sind wahrscheinlich zu jung, um sich an die klassischen Blockwartgestalten und Hausmeister zu erinnern.

    1. Karen sagt:

      Unter dem Risiko, mir die Finger zu verbrennen, ein Eindruck zum Thema „Kinderkriegen heute“: ich sehe viele Eltern, Mütter vor allem, die es nicht schaffen, das Kind als natürlichen Teil in ihr Leben zu integrieren – sie zäumen das m.E. verkehrt herum auf. Wer mehr oder weniger planlos Kinder kriegt baut sie flux einfach mit ein, anstatt sein Leben um sie herumzubauen. Es muss Grenzen geben, zwischen den Erwachsenen und den Kleinen. Kinder können lernen, dass sie sich nach den Regeln der Erwachsenen durch die Welt bewegen und nicht umgekehrt. Nicht zu glauben, aber wir hatten tatsächlich so ziemlich von Anfang an getrennte Schlafzimmer mit unseren Kindern, haben sie erleben lassen, dass wir Geld verdienen und sie sich solange still verhalten müssen, haben sie freundlichen Babysittern überlassen, um ohne sie Spaß zu haben. Sie sind ganz wunderbare, soziale Menschen heute, keine gröberen Schäden zu erkennen, und das Wertvollste, was wir haben. Und ich glaube, sie freuen sich heute noch daran, dass unsere Partnerschaft ihr Aufwachsen überlebt hat.
      Wer als Noch-Kinderlos diese Superklammer mit anschaut, die da zum Teil praktiziert wird, Kinder, die ständig ungeteilte Aufmerksamkeit fordern, der soll da noch Lust drauf haben! Ich muss ganz deutlich dazu sagen, der übertriebene Kinder-Kult ist kein Massenphänomen, aber erschreckend verbreitet, vor allem nach sorgfältiger Familienplanung. Vielleicht täte weniger Psycho-Stress dem ganzen Klima gut.

  70. Helga sagt:

    Früher war das so, da haben Männer einfach mehr Geld für die gleiche Arbeit bekommen als Frauen. Frauen konnten zuhause bleiben und ohne schlechtes Gewissen Mutter sein. Der Mann sorgte für seine Familie und musste es auch. Ach was war das früher einfach.

    Gleichberechtigung und Fernsuggestion haben vielleicht doch auf Dauer nicht recht obwohl es das Gesetzt vorschreibt. Dann hat sich die Gesellschaft halt überlebt in einem umgesetzten falschen Selbstbild.

    Mals sehen wohin das führt.

    Ok, das war jetzt böse – aber es ist auch ein Standpunkt.

  71. Mia sagt:

    Wahre Worte! Ich hoffe, dass das liebe Familienministerium diese Zeilen auch liest und ordentlich drüber nachdenkt.

  72. cyberbratfisch sagt:

    hm, sorry, aber ich finde diese ‚es geht doch trotzdem immer irgendwie‘ und ’soo schlecht isses doch gar nicht‘-einstellung irgendwie widersprüchlich.
    Wenn sich alle mit der Situation abfinden und halt ‚das beste draus machen‘ wird sich doch nie was ändern .. wenn die Leute sich arrangieren statt lautstark ihre Rechte einzufordern. (wie z.B. anständige Bezahlung! und feste Arbeitsverträge)
    Verstehe schon, dass nach der Logik dann wahrscheinlich keiner mehr kinder bekommen würde. Aber ich finde diesen unterordnungs-gedanken in unserer (deutschen) gesellschaft allgemein so schlimm. Wir geben so schnell auf und akzeptieren scheiss bedingungen als schicksal.

    Warum _muss_ man denn z.B. zelten statt Pauschalreisen? Warum diese ganzen Abstriche akzeptieren obwohl es anders sein könnte? Wenn man zelten lieber mag, okay, aber muss man sich auch noch ein niedriges Einkommen schön reden? Und dann auch noch stolz darauf sein dass man es ‚trotzdem irgendwie schafft‘?

    Höre so oft den Satz: In anderen Ländern geht es den Leuten noch schlechter. (Zusammenhang egal) Es wird einfach so vieles akzeptiert in unserem, eigentlich reichen Land.
    Und die jungen Eltern gehen natürlich nicht auf die Strasse weil sie dafür schlicht keine Zeit haben. Wie praktisch für die Regierung.

    Und trotzdem werden weiter die gängigen Parteien gewählt; ich werde nie verstehen, warum. Immer mehr Aufstocker, immer mehr prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Minijobs, keine Rente, Verarmung … Die Darstellung als sei all das alternativlos…
    Im Endeffekt haben wir die Bedingungen, die wir verdienen.

    Alles andere (z.b. ungewollt kinderlos) kann man als Grund für den ausbleibenden Baby-Boom ins Feld führen, aber das sind halt Faktoren an denen man nichts ändern kann.
    Deshalb sehe ich das Hauptproblem in der Politik.

    Ich (w) bin jetzt fast 30 und wurde nach meinem Studium erst mal desillusioniert. Früher wurde einem erzählt, als Akademiker läuft schon alles, streng dich nur immer schön an, leiste was!
    Trotzdem gab es immer nur Zeitverträge und Unsicherheit. Und das, wenn man eh schon so ‚alt‘ ist und sich endlich mal was aufbauen will.
    Von der Bezahlung brauche ich gar nicht zu reden.

    Mittlerweile habe ich mich selbstständig gemacht und fühle mich sicherer als mit einem regulären job! Das hätte ich vor ein paar Jahren niemals geglaubt. Das ist doch irgendwie krank ..
    Kinder kommen für mich erst in Frage wenn ich ihnen mehr Sicherheit und Zeit bieten kann und das geht hierzulande eben nur mit Geld. Alles andere sind Kompromisse die ich persönlich einfach nicht haben will, weil sie einfach nicht sein müssten.

    Niemals würde ich mein Kind schon nach einem Jahr in eine Kita stecken, und von Ganztagsschulen halte ich auch überhaupt nichts. Ich möchte meinen Nachwuchs selbst erziehen, ohne Indoktrination der sogenannten ‚Leistungsgesellschaft‘. Das sind einfach Modelle, die die ungute Entwicklung und überbordende Flexibilität im Jobsektor noch verfestigen, weil sie es ermöglichen ‚trotzdem‘ ein Kind zu bekommen.
    Dann will ich lieber gar keins.

    Wenn man vom fiesesten ausgeht könnte man sogar denken, das alles sei politisch gewollt – ist doch gut, wenn gebildete Menschen keine Kinder bekommen, die sind viel zu anspruchsvoll! Und wer kann schon eine Horde Freidenker gebrauchen? Dank Bologna-Prozess wird einem das Denken bzw. Freiheit und persönliche Entfaltung doch schon im Studium abgewöhnt.
    Und am besten wachsen Kinder gleich in Armut auf, damit sie sich schon mal daran gewöhnen dass es so bleibt.
    Sorry für die Polemik ..

    Das ist natürlich nur meine subjektive Meinung, ich will niemanden angreifen der ‚trotzdem‘ ein Kind bekommt. Ich finde nur die ganze Situation beschissen.

  73. Die Liebe beginnt da, wo der Gang zum Geld aufhört.
    Dein Beitrag ist sehr gut, ich habe ihn verlinkt.
    Und es erübrigt sich eigentlich jeder Kommentar, denn treffender und glaubwürdiger geht nicht.!!!!

  74. Dennis Adler sagt:

    Denke die Liste ließe sich noch fortsetzen. Als Mann ist neben all den oben genannten Punkten besonders bitter, dass man bei klarem Verstand kein Kind zeugen sollte, wenn man nicht verheiratet ist. Gleichzeitig spricht sehr viel dafür nicht zu heiraten, sofern man nicht nur auf die Steuervorteile aus ist und diese die Nachteile aufwiegen. Kombiniert man diese Aussagen, verringert sich die Gruppe der potentiellen Väter doch deutlich. Zum Glück für das Familienministerium gibt es noch genug Kerle, die lieber nicht drüber nachdenken.

  75. kylanna sagt:

    Zu krass ausgedrückt

  76. soeren sagt:

    Ich rege mich schon lange über diese Diskussion auf.
    Eigentlich „forscht“ das Ministerium doch nur aus dem Grund, die immer grösser werdende Rentenlücke zu stopfen. Es geht nicht um weiche Faktoren. Die suchen nicht wirklich nach den wahren Ursachen.
    Themen, wie Erziehung, Bildung oder individuelle Förderung gehen denen am Arsch vorbei.
    Schnell junge Menschen produzieren, die möglichst früh in das Rentensystem einzahlen (siehe Schulreform). Das ist das alleinige Ziel.
    Trotzdem Kinder bekommen wollen klingt da wie Hohn.

    Ein frustierter Vater von 5 Kindern.

  77. Heike sagt:

    Als jetzt 61-jährige seit etlichen Jahren wieder Vollzeit arbeitende geschiedene Akademikerin kann ich nur sagen: Kinder sind ein Armutsrisiko! Die Zeiten der Kindererziehung mit Teilzeitarbeit und der längeren Ausbildung reissen gewaltige Löcher in die Altersversorgung.
    Die Anrechnung von je 1 Jahr Erziehungszeit für jedes vor 1992 geborene Kind auf die Altersrente ist nur ein schlechter Witz.
    Frauen haben jetzt eben die Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob sie KInder bekommen sollen. Und sie durchdenken die Konsequenzen immer genauer. Alle Punkte, die es schwer machen Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen wurden hier schon angesprochen.
    Es ist wirklich in erster Linie ein monetäres Problem.
    Wenn ein Alleinverdiener, egal ob Mann oder Frau, eine Familie ernähren könnte und auch die Miete für eine angemessene Wohnung zu bezahlen wäre, wäre man nicht gezwungen, Säuglinge in Kitas unterbringen zu müssen, um wieder arbeiten gehen. Es ist doch nicht nur die Selbstverwirklichung und der Spass an der Arbeit, die Eltern dazu bringt verzweifelt einen Kitaplatz zu suchen. Heute müssen doch meist beide Eltern Vollzeit arbeiten um ein ganz normales Leben finanzieren zu können.
    Allein die Miete incl. Nebenkosten frisst z.Bsp. oft die Hälfte oder mehr des Einkommens auf. Jedenfalls in der Großstadt.
    Solange die Politik nicht endlich die Themen Mindestlohn, viel mehr Sozialwohnungsbau, Deckelung der Mietsteigerungen, verlässliche flexible Kinderbetreung, anständige Anrechnung von Kindererziehung in der Rente angeht, wird sich die Geburtenrate nur nach unten bewegen.
    Die einzigen, die jetzt noch mehr Kinder bekommen sind oft Empfänger von Transferleistungen, für die lohnt es sich ja meist sogar.

  78. Captain sagt:

    Vorab: Der Beitrag ist super, die Diskussion zum Thema toll. Ich finde mich wieder, ich finde vieles logisch und richtig.

    Dennoch muss es ga nicht immer so kompliziert sein… Richtig ist, dass die Geburtenziffer seit den 70er Jahren nahezu konstant (niedrig) ist. Die oben angeführten Gründe treffen auf die Generation heute sicher zu, nicht aber auf die Familien in den 8oer und 90er Jahren, die mit anderen Problemen und Weltsichten zu kämpfen hatten. Die Geburtenziffer sinkt übrigens auch in anderen Gesellschaften mit völlig unterschiedlicher Familienpolitik und Kinderfreundlichkeit.

    In Wahrheit ist es – glaube ich- ziemlich einfach: ab einem bestimmten Wohlfahrtsniveau in einer Gesellschaft kann ich als Alleinstehender eine wundervolle Lebensqualität erreichen. Ich bin bei einer ökonomischen Versorgung, die zumindest im langen Vergleich seines Gleichen sucht, in Jobs unterwegs, die mir bei guten Arbeitsbedingungen schlicht Spaß machen. ich kann mich in einem kulturellen Umfeld selbstverwirklichen und zudem noch die ganze Welt bereisen. Das ist toll, wann hat es das denn eigentlich schon mal gegeben.

    Die Entscheidung für Kinder und für die Familie (in welcher Form auch immer) beendet diesen Wohlstand und diese Autonomie unwiderruflich. Ich habe drei Kinder, aber ich kann jeden sehr gut verstehen, der sich anders entscheidet. (Und würde mich wieder für Kinder entscheiden).

    Die Begründungen gegen Kinder sind aus dieser pragmatischen Sicht manchmal auch etwas anstrengend, denn häufig lenken sie von einer eher einfachen -und nachvollziebaren- Entscheidung schlicht ab.

    Ärgerlich kann es dort werden, wo in bester deutscher Tradition nach dem Staat gerufen wird, der es richten soll. Aber das ist eine Fiktion. Zumindest in einer freiheitlichen Gesellschaft ist es völlig undenkbar und übrigens auch ganz und gar nicht zu finanzieren, dass die Allgemeinheit die Kosten der Entscheidung für Kinder übernimmt.

  79. Franz Sturm sagt:

    Ich weis gar nicht mehr wie Wir und mit welchen entberungen unser Kind gros zogen Einen normalen Kiga platz zu finden war schon schwer und wenn ich daran denke welche möglichkeiten es heute gibt und welche Förderungen frage ich mich wirklich warum ich es Mir 1988 antat und Vater wurde es ist für mich sicher Wir Hatten nicht so ein anspruchsdenken und es war nicht leicht aber heut zu Tage möchten die zukünfigen Eltern auch noch alles frei haus geliefert bekommen,
    am leibsten wär Ihnen warscheinlich noch eine Persönliche Betreuere/in zu haus.

  80. Ansch sagt:

    Da steckt viel Wahres drin! Aber jammern nützt nix! Ich habe auch studiert, das erste Kind bekommen, nach drei Jahren habe ich wieder gearbeitet. Ja, nicht in meinem Wunschjob, aber egal. Der Kiga hat um 16 Uhr geschlossen, so dass mein Kind anschließend noch zur Tagesmutter musste. Hat viel Geld gekostet. Aber wir waren zufrieden! Nachdem unser zweites Kind ca. 3 Jahre habe ich mich von
    meinem Mann getrennt. Ich war als Tagesmutter

    tätig, habe mich dann noch zwei Jahre auf die
    Schulbank gesetzt und arbeite seit 7 Jahren in
    Vollzeit (40 Std.+). Es ist nicht immer einfach, bin auch ab und zu unterwegs,

    1. Ansch sagt:

      Ups, da fehlt noch der Schluss. Also, ich hätte gern manchmal mehr Zeit für meine Kinder, aber es ist so wie es ist. Ich bin froh, dass ich sie habe, hätte sicher gern auch wieder einen Mann an meiner Seite, denn zu zweit geht Vieles einfacher. Aber so lange machen wir das Beste daraus. Es gibt immer einen Weg!

  81. No_Comment sagt:

    Ich kann die ganzen Punkte nachvollziehen. Natürlich muss alles gut überlegt sein und wir wollen natürlich alle gute Eltern sein und und und. Aber hätte man ähnliche Argumente nicht immer finden können? Was war denn nach dem Krieg? Mit dem Schrecken der Zerstörung Kinder in die Welt setzen, wohl wissentlich, wozu Menschen in der Lage sind? Oder in Zeiten, in denen Erdöl knapp war oder der saure Regen die Wälder vermeintlich kaputt machen sollte? Oder nach Tschernobyl?

    Ich will sagen, Gründe um keine Kinder in die Welt zu setzen, gibt es wahrlich genug. Um bewusst und gewollt Kinder in Welt zu setzen, gibt es ganz individuelle Gründe. Ich denke, dass sich einige doch auch selbst zu Nahe sind und vor lauter Zweifeln und Negativdarstellungen (Auflistung im ursprünglichen Beitrag) sich lieber für eine kinderlose Zukunft entscheiden.

    Kinderbetreuung, Wohnraum, kinderfeindliche Umwelt etc. sind Wohlstandsprobleme. Ein Blick in andere Länder lohnt sich da.

    Und so kinderfeindlich ist unsere Gesellschaft gar nicht. Nur weil da eine Hand voll pressewirksame Klagen im gesamten Bundesgebiet laufen? Kinder sind in unserer Gesellschaft absolut willkommen. Diese Erfahrung machen wir immer wieder aufs Neue.

    Ich stimme aber gerne anderen Kommentaren zu. Mit welcher Erwartungshaltung gehen die Pärchen eigentlich los? Einerseits soll sich der Staat in nichts einmischen, aber bitte schön alles zur Kindererziehung organisieren und am besten auch noch bezahlen.

    Familie zu haben ist echt Arbeit. Von Nachtwachen am Kinderbett, über den Fahrdienst zu diversen Veranstaltungen bis hin zu Hilfe bei Schulaufgaben, ohne die die Grundschule nicht ihr Pensum schaffen würde. Und – das war schon immer so und das wird auch so bleiben bzw. sich verschärfen.

    Dafür hat man etwas, was andere nicht haben – EINE FAMILIE!

    Allen zusammen frohe Weihnachten und
    ein gutes neues Jahr.

    no_comment

  82. JayMom sagt:

    Besonders Punkt 8 könnte ich so unterschreiben.
    Teilzeit bei meinem AG, in meiner Abteilung? Etwas, wovon ich wohl vergeblich träume. Trotzdem bin ich inzwischen Mutter.
    Nach meinem Jahr Elternzeit stieg ich Vollzeit wieder ein, trotz aller Planung und Vorkehrungen steckte man mich in eine andere Abteilung. Die Tatsache, dass ich mich nicht gerade um Überstunden reiße (und dennoch meine Arbeit schaffe), wurde zum Teil eher argwöhnisch betrachtet.
    Und doch bin ich gerade schwanger mit Maus Nr. 2. Die Reaktion meines Abteilungsleiters – nachdem ich erst vor kruzem wieder in meine alte Abteilung gewechselt habe – war eher verhalten. Mein Mann ging in Elternzeit, als unsere Maus 1 Jahr alt wurde. Er arbeitet Teilzeit und wurde zeitweise gern mal belächelt von seinem SchwagerChef. Der nun aber eingesehen hat, dass er auf diesen Mitarbeiter nicht verzichten kann und will: er weird das Vollzeitgehalt meines Mannes erhöhen, damit ich die Möglichkeit habe, beim zweiten Kind länger zu Hause zu bleiben. Denn es waren keineswegs Karrierepläne, die mich nach einem Jahr zurück ins Büro trieben, sondern ein einfaches Rechenbeispiel – wer mehr verdient, ernährt die Familie.

  83. Helena sagt:

    Hm. Auch wenn sich die Punkte im Artikel alle so lesen, dass ich sie sofort glauben würde (und der Geburtenrückgang ja wohl auch eine Tatsache ist), habe ich völlig andere Erfahrungen gemacht.
    Ich habe problemlos 7 Monate Elternzeit bekommen (wenn ich gewollt hätte, auch mehr), und jetzt, wo ich wieder arbeite, ist mein Mann Vollzeitpapa. Das Elterngeld ist einfach großartig, da es uns erlaubt hat, uns diese Zeit gemeinsam um unsere erste Tochter kümmern zu können, und von den allermeisten im Umfeld bekomme ich zu hören, wie toll das doch bei uns wäre.
    In der Krabbelgruppe ist mein Mann auch sehr willkommen, alle freuen sich, dass es nicht nur Mamas unter sich sind.
    Selbst eine Reduzierung meiner Arbeitszeit ist ohne weiteres möglich.
    Ein Familienfeindliches Klima habe ich hier (in Stuttgart) auch noch nicht beobachtet. Schon während der Schwangerschaft sind Leute aufgesprungen, um mir ihren Platz in der Ubahn anzubieten, und ich weiß nicht wieviele Leute mir schon beim Kinderwagen-die-Treppen-hoch-transportieren geholfen haben. Liegt es vielleicht auch an meiner positiven Einstellung?

  84. Ich habe dieser Welt 7 Kinder geboren mit 2 Männern. Keiner taugte als Vater und ich habe keine Lust auf die netten Blicke derer, die mich so gerne als Sozialschmarotzerin sichten wollten. Trotzdem ich eine hochqualifizierende Ausbildung genossen habe, aber ich gelte nach den Kindererziehungszeiten samt der Mithilfe im ehelichen Betrieb ( komplette Arbeit im Betrieb lief über mich außer der Technik ) als unqualifiziert und schlage mich bei einer Leiharbeitsfirma herum.
    Gut, dass es „Die Tafel“ gibt.
    Kinder und Qualifikationen sind leider nicht vereinbar.
    Und wenn ich mich irgendwo hinstelle und sage: Ich kann das aber, learning by doing ist bei mir normal…dann gelte ich als eingebildet.
    Personalchefs zu erklären, dass die Kinder nie krank waren, bzw. ansonsten gut versorgt sind..Pustekuchen…so weit kommt man nicht mal.
    Meinen Jungs rate ich die Ausbildung durchzuziehen und mit kiener Frau und Kindern zu behindern. Meinen Töchtern rate ich, nur nie Kinder zu bekommen.

    Schade, oder?

  85. Ingo sagt:

    Schön geschrieben. Aber was ist die Aussage? Die Politik ist schuld und soll es richten? Oder es ist halt so und es ist gut so? Oder man soll trotz allem Kinder bekommen? Das ist mir alles zu larmoyant.

    1. Nessy sagt:

      Der Text bewertet nicht, ob etwas gut oder schlecht ist. Er stellt fest. Die Punkte selbst sagen ja: Nicht an allem ist die Politik Schuld, nicht alles kann sie ändern.

  86. kanschat sagt:

    Reblogged this on kanschat.

  87. saphiera sagt:

    Absolut Großartig! auf den Punkt. Ich bin beeindruckt, wie es die Situation haarscharf gezeichnet ist.

    1. saphiera sagt:

      *zeichnet …(das war das zweite Glas Wein)

  88. Milly sagt:

    Es gibt auch noch die, bei denen es einfach nicht klappt mit dem schwanger werden, obwohl sie beide kerngesund sind. Und die sich dann eine künstliche Befruchtung nicht leisten können, weil sie dummerweise nicht verheiratet sind. Denn die ges. Krankenkassen dürften die Kosten nur übernehmen, wenn das Paar verheiratet ist. So eine künstliche Befruchtung kostet inkl. Medikamente 5.000 €. Und das ist nur der erste Versuch … bei dem es ja auch nicht unbedingt klappen muss. Ein verheiratetes Paar würde 1.500 € dafür zahlen.

    Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum ein Paar verheiratet sein muss, damit die Kassen die Kosten anteilig übernehmen. Wird man zu besseren Eltern, wenn man verheiratet ist? An anderer Stelle akzeptiert der Staat ja auch die Eheähnliche Lebensgemeinschaft, wenn z.B. der Lebenspartner bei Sozialhilfe oder ALG II unterhaltspflichtig ist.

  89. Giorgione sagt:

    Ich hab das jetzt mal bei Facebook reingestellt, unter einen Spiegel-Artikel mit dem Vorspann:
    „SPIEGEL ONLINE
    Wer hätte das gedacht? Selbst Politiker kämpfen um einen Kita-Platz und leiden unter Zeitmangel. Als Folge nehmen einige ihr Baby sogar mit in den Plenarsaal.
    Zehn Jungpolitiker haben uns verraten, wie sie sich eine moderne Familienpolitik vorstellen und was sie an der aktuellen Diskussion nervt.“

    Mal sehen, was da passiert.

    1. Nessy sagt:

      Bis jetzt nichts. Nicht mal in der Statistik. Vielleicht haben Sie den Link nicht freigegeben.

  90. Giorgione sagt:

    Eine hats gefälltmirt, danach 28 Kommentare, aber nichts zu dir. Schade.

  91. Cassandra sagt:

    Hallo Nessy,

    ich bin gerade über Deinen Blogg gestolpert, Du sprichst mir aus der Seele! Was mich seit langem aufregt: als Frau wirst Du allein dadurch diskriminiert, weil Du im gebährfähigen Alter bist. Es wird einfach mal vorausgesetzt, dass Du irgendwann einmal Kinder zu bekommen hast (jawohl – es wird gar nicht erst nachgefragt ob Du willst / kannst – wird einfach vorausgesetzt und Deine Unterlagen landen auf dem Absagestapel )

    Das Schlimme: Du wirst nicht wegen Deinem Können oder Deiner Leistungsfähigkeit aussortiert, sondern schlichtweg wegen dem Geschlecht!

    Ich denke, deshalb gibt es auch u.a. so wenige Kinder in Deutschland: eine gut ausgebildete junge Frau, die viel Aufwand und evtl. auch viel Money in ihre Ausbildung/Studium investiert hat überlegt es sich dann zweimal, gerade weil es so schwierig ist einen guten Job zu bekommen, ob sie das alles dann einfach für Kinder hinschmeißt! Das würde ein Mann auch nicht machen…

    Jede/r sollte selbst entscheiden ob Kinder oder nicht – aber bitte nicht immer diese elenden Diskussionen in den Medien „Jammer, die Deutschen bekommen so wenige Kinder…“ Selbst Schuld! Wenn Arbeitgeber mehr qualifizierte Arbeitnehmerinnen im gebährfähigen Alter einstellen und auch unterstützen würden, dann wäre dies auch vereinbar!

    Ich, verheiratet, Anfang 30, gut ausgebildet, habe etliche Bewerbungen verschickt (ich bewerbe mich aus ungekündigter Anstellung) und bin gerade 2 mal zu einem Gespräch eingeladen worden. Ich habe vor einigen Jahren neben meiner 40 – Stunden -Woche zusätzlich BWL studiert, erfolgreich bestanden, mein AG hat dies Null interessiert, ich hatte weder Chancen auf eine besser bezahlte Stelle noch eine andere Aufstiegsmöglichkeit. Vor ein paar Jahren konnte ich mich noch locker bewerben und hatte fast immer ein Vorstellungsgespräch und anschließend eine Stelle

    Bis mir dann durch Recherche im I-Net bewusst wurde, dass ich ja die biologische 4-fach-Pest habe:

    Frau, verheiratet, über 30, gut qualifiziert (keine Chance auf Herumkommandiererei durch Arbeitgeber…)

    Trotz allem werde ich mich nicht damit zu frieden geben als Frau nur ein „Arbeitgeber 2. Klasse“ zu sein!

    Mein Mann und ich werden KEINE Kinder bekommen (der Grund ist Privatsache und wird hier nicht diskutiert). Was mich am meisten anko**** ist, dass ich keine direkte Möglichkeit sehe, diesen Missstand aktiv ändern zu können (es liegt ja nicht am „Können“ sondern scheinbar am Geschlecht, dass so viele Frauen Ü30 auf einmal keine Stelle mehr bekommen)!

    Das wollte ich mir schon lange mal von der Seele schreiben!

  92. Cassandra sagt:

    „Arbeitnehmer 2. Klasse“ sollte es heißen – sorry!

  93. Gisela sagt:

    Auf den ersten Blick alles schlüssige Punkte. Aber eben nur auf den ersten Blick. Das größte Problem ist, dass sich heute alle selbst verwirklichen wollen, super Ausbildung, toller Job, tolles Auto, hippe Klamotten, schöne Wohnung oder Haus, täglich frische Klamotten, Designer-Taschen, Designer-Kulis, Designer-Parfüm… usw.

    Natürlich für IHN und (!) für SIE. Aber das Leben ist eigentlich kein Ponyhof auch wenn das die „Generation Golf“ so gewöhnt ist.

    Wenn schon alle Generationen eine solche Liste von „Jammerpunkten“ aufgestellt hätten, wäre die Menschheit schon längst ausgestorben. Es ist sehr leicht, Punkte zu finden, warum etwas nicht geht. In jedem Bereich. Aber die Menschheit kam immer nur voran, wenn Menschen einfach mal „gemacht“ haben, sich entwickelt haben, neue Wege einfach mal gegangen sind.

    Alle wussten: Das geht nicht! Bis einer kam, der es gemacht hat. Man hatte ihm nicht gesagt, dass es nicht geht…

    Kinder muss man grundsätzlich WOLLEN. Vernünftig Leben muss man grundsätzlich WOLLEN (und gelernt haben). Wer schon nicht ordentlich für sich selbst sorgen kann, der wird auch keine Kinder ordentlich großziehen können. Schon bevor man Kinder hat, ist es besser, wenn man nicht jeden einzelnen Euro für Partys und Klamotten raushaut. Es reicht auch, wenn man sich nicht monatlich neu einkleidet. Man braucht auch nicht 18 Paar Schuhe, 15 Jeans und 35 Hemden/ Blusen.

    Wer „alles“ will, was gerade durch die Werbung eingetrichtert wird, wird „alles“ wollen – nur keine Kinder. Da ist man ja nicht flexibel, kann nicht machen was man will und nicht alle richten sich nach einem. Da muss man stattdessen Verantwortung übernehmen (Verantwortung???), anpacken, andere Werte bewusst leben und erleben.

    Verantwortung übernehmen ist aber out. Da müsste man ja ggf. mal im Projekt einen Fehler zugeben, anstatt ihn zu vertuschen, da müsste man ja mal 2 Stunden länger arbeiten, vielleicht im Verein ehrenamtlich für die Allgemeinheit tätig sein, Vorbild sein, sich anständig benehmen, Konsequenzen tragen müssen…. wer will das schon? In der Werbung kommt sowas nicht vor.

    Wie gesagt, Kinder muss man WOLLEN und nehmen. Der Rest ergibt sich (im positiven Sinne!) von alleine. Zu meinem Bedauern ist die „Generation Golf“, oder besser gesagt, die „Generation doof“ so verwöhnt worden, dass sie nicht weiß, was es heißt zusammen etwas aufbauen zu müssen, gemeinsam auch mal Abstriche zu machen, sich nicht immer das kaufen können, was man gerade sieht. Einfach mal MENSCH sein.

    Nach dem Krieg wurden auch Kinder gezeugt, Häuser gebaut, Autos gekauft, Möbel angeschafft – und nackt waren die Leute auch nicht.

    Alles eine Frage der Sichtweise.

    Eine Ausredensammlung ist typisch für die Generation doof. Alles haben wollen, alles muss gehen, alles muss verfügbar sein. Aber wenn etwas nicht vorliegt oder etwas nicht funktioniert, sind „natürlich“ immer die anderen dran Schuld. Die Politik, der Chef, die Lehrer, die Grünen, die Amerikaner…. alles Blödsinn.

    Nehmt Euer Leben in die Hand, tragt Verantwortung und Konsequenzen aus Eurem handeln gerne. Dann klappt es auch mit den Kindern!

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