Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Neuer Job, neue Mittagsroutinen.

Am Fuße des Bürogebäudes, in dem ich nun arbeite, befindet sich eine Verkaufsbude. Sie gehört Körri-Karl. Körri-Karl hat genau drei Gerichte im Angebot: Currywurst-Pommes, Currykrakauer-Pommes, nur Pommes. Man munkelt, er arbeite mit dieser Trias gerade an seiner vierten Million.

Tatsächlich steht vor Körri-Karl fast immer eine Schlange. Er beschäftigt vier Damen, die in dem engen Wagen jeweils einen festen Platz haben: Eine nimmt die Bestellungen entgegen, die andere sorgt für ausreichend Würste auf dem Grill, die Dritte legt Wurst und Soße auf einen Plastikteller, die Vierte füllt Pommes auf. Sie stehen in einem Quadrat an den vier Wänden des Standes, ihre üppigen Hintern treffen sich fast in der Mitte.

Die Damen sind sehr tüchtig. In der Mittagszeit geht ungefähr jede halbe Minute eine Portion Currywurst-Pommes über die Theke, 120 in der Stunde, 360 zwischen halb zwölf und halb drei. Das ergibt ca. 1400 Euro Einnahmen, plus zusätzlichem Umsatz aus den Segmenten „Ketchup/Mayo“ und „Extra scharf“. Das ist das Kerngeschäft.

Meine Bürogemeinschaft ist natürlich nicht ganz unschuldig an Körri-Karls guter Bilanz. Die Nerds überlegen sogar, eine Körri-Karl-Käm zu installieren, um auch den Kollegen, deren Büros nach hinten raus gehen, gegen 13 Uhr einen spontanen Blick auf die Schlangenlänge zu ermöglichen. Das Projekt ist hoch priorisiert.

Ich habe am Freitag zum ersten Mal Körri-Karls Currywurst probiert, schon allein wegen der Integration in die Gruppe. Man muss sich schließlich den Gepflogenheiten anpassen. Und in der Tat: Die Soße ist richtig gut.

Zwei Läden weiter befindet sich übrigens – quasi als Ausgleich für Körri-Karl – ein Obstladen, den die Kollegen angesichts seiner Preise „Früchte-Juwelier“ getauft haben. Ab und an kann man dort eine Nektarine erwerben, für das gute Gewissen. Allerdings nicht zu oft, wurde ich gewarnt. Das werde sonst zu teuer.

Kommentare

45 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. zimtapfel sagt:

    Auf der Internetseite des Studentenwerks meiner Uni gab es so eine Webcam ins Mensafoyer. Da konnte man vor dem Start zum Mittagessen einen Blick auf die Schlangenlänge werfen: Reichten sie weit bis ins Foyer – besser Dönerbude.

    1. Nessy sagt:

      Guter Service. Und gut, dass es noch etwas anderes in der Nähe gab. Bei mir war die Alternative nur: Butterbrot, selbstgeschmiert.

  2. juniwelt sagt:

    Früchte-Juwelier gefällt mir :-)

  3. energist sagt:

    @zimtapfel: ist eine lange Schlange nicht eher als Indiz dafür zu werten, daß man in der Mensa ausnahmsweise mal Essen kann, ohne sich den Magen zu verderben? Oder ist das nur bei uns so?

    1. Nessy sagt:

      Die Mensen haben sich in den vergangenen Jahren echt gemacht, nicht nur bei Ihnen. Die Zeiten, als es nicht einmal Teller gab, sondern das Essen in Mulden im Tablett geklatscht wurde, sind wohl vorbei.

    2. zimtapfel sagt:

      Unsere Mensa hatte zu meiner Zeit generell einen recht guten Ruf (auch verdient, meine ich) und nach ein paar Semestern wusste man, was sich hinter welcher Bezeichnung verbirgt und was davon gut essbar ist und was eher nicht. Das meiste war gut essbar. Die „Spätzle-Gemüsepfanne mit Käsesauce“ – eigentlich lecker klingend – entpuppte sich regelmäßig als dicker, pappiger Klumpatsch, der in breiten Quadern aus der Großküchenpfanne geschnitten und aufs Tablett geknallt wurde. Eher nicht so essbar. Nach dem dritten oder fünften Mal hatte ich mir das dann auch gemerkt und nahm dann was anderes…

    3. rebhuhn sagt:

      die quader! wie cool [oder eher nicht!] – die haben wir auch, allerdings in der instituts-kantine. bei uns ist es allerdings nudelgratin, mit krisskross-knusprigen braun-verbrannten nudeln ohne käse als topping :(… auch nicht empfehlenswert.

    4. Lobo sagt:

      Die Quader kenne ich von der Bundeswehrkantine …. üärgs

      Das Einzige was da immer schmeckte waren die Suppen und Eintöpfe, aber die verlieren ja auch nicht so sehr an Geschmack wenn sie lange suddeln, eher im Gegenteil.

  4. shelkagari sagt:

    „Früchte-Juwelier“ gefällt mir auch ausnehmend gut. :mrgreen: Dieser Ausdruck passt perfekt auf die Standl-Inhaber auf dem Viktualienmarkt. :lol:

  5. Tanja sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job!

    In meiner Stadt koexistieren so ein Früchte-Tiffanys und das Wurstbüdchen direkt nebeneinander. Beim Obst hängt ein mahnendes Schild: Bitte! Nicht drücken! Nicht anfassen! Und beim Bezahlen kommt das Gefühl auf, mindestens ein Trüffelscheibchen mit in der Tüte zu haben… die Currywurst nebenan ist da irgendwie handfester.

    1. Nessy sagt:

      Ich habe für eine Banane und zwei Nektarinen 3,50 Euro bezahlt. Das ist schon ein mutiger Preis.

    2. kvinna sagt:

      Eine Banane und zwei Nektarinen. Eine Banane und zwei Nektarinen. Bild! Geh‘ aus meinem Kopf! ;)

    3. Nessy sagt:

      Frau Kvinna! Also bitte.
      Unschuldiges Obst.

    4. kvinna sagt:

      Wieso?! Ist doch alles Natur….

    5. kvinna sagt:

      …und stößt mir auch keineswegs wegen der Sittlichkeit auf; sondern mehr, weil’s Bild so ’ne Art Wurm ist… so ähnlich wie der Ohrwurm, nur eben für’s innere Auge.

    6. jpr sagt:

      Von wegen unschuldiges Obst. Hier ist das Internet, hier gibt es Rule 34 (Bild in etwa inhaltlich verwandt).

    7. Nessy sagt:

      Ich sag‘ besser nix mehr.
      Es würde alles nur noch schlimmer machen.

      //*lalala

    8. Lobo sagt:

      Zur weiteren inhaltlichen Vertiefung empfehle ich :

      „Guck mal was da steht“
      EAN : 9783426655047

      ;-)

  6. queenofsoup sagt:

    abgesehen von der versorgungslage in der mittagspause: das klingt doch alles nach sehr brauchbaren neuen kollegen. da freu ich mich aber für die frau nessy!

    1. Nessy sagt:

      Yep, ausgesprochen brauchbar! Ich freue mich schon auf ein anstehendes Teamwochenende.

    2. Frau Vorgarten sagt:

      da gibt es sicher bald anregende Unterhaltungen hier… natürlich alles total anonymisiert, falls der Chef in anonym auch hier liest, man weiß ja nie…..

      /guckt erwartungsfroh/ ja?

    3. Nessy sagt:

      Hier gibt es anregende Unterhaltungen über Körri-Karl und die Mittagspause. Ansonsten: „Don’t blog the Office“ – goldgänzende Regel mit kleinen Glitzersteinchen.

  7. andi sagt:

    Hoffentlich gibt es auch noch einen Pizzastand neben Körri-Karl, nicht dass sich die Nerds zu einseitig ernähren.

    1. Nessy sagt:

      Fußläufig sind ein McDonald’s und ein BurgerKing erreichbar. Die Nerds sind ideal versorgt.

  8. jpr sagt:

    Wie bei ‚Umzu‘ habe ich wieder etwas über Sprache gelernt, für mich war Trias bis anhin ein Erdzeitalter, ich hoffe allerdings, dass KK doch frischere Ware bezieht.
    Ihren Nerds können Sie schweren Herzens mitteilen, dass man für solche Zwecke heutzutage doch eine Äpp baut, die hat dafür den Vorteil, dass man dann gleich so Social-Dings mit reinbauen kann und Millionen verdient.

    Oh, und wenn KK sowieso schon Dinge ohne Körri anbietet (Pommes pur), dann könnte er ja eigentlich mit dem Obst-Juwelier zusammenspannen: frittiertes Curry-Obst liegt in der Schnittmenge beider Kundensegmente und liefert gleichermassen ein aufregendes Geschmackserlebnis, wie ein gutes Gewissen…

    1. Nessy sagt:

      Bei einem Joint Venture mit dem Früchtejuwelier müsste Körri-Karl sich allerdings von seinen freundlichen Preisen verabschieden. Ich habe auch Zweifel, ob die Stammkundschaft solche Experimente gutheißt.

  9. Ich hoffe doch dass es außer Körri Karl noch Alternativen gibt? nicht dass ich mich um ihre ausgewogene Ernährung sorgen muss?

    1. Frau Vorgarten sagt:

      eben… ich dachte auch gerade an die ehrgeizigen Saisonziele… sportlicherseits…

    2. Nessy sagt:

      Es gibt noch eine Bäckerei, eine Salat- und Smoothie-Schmiede und bestimmt auch andere Dinge, die ich nur noch nicht entdeckt habe. Das Obst bringe ich mir aus dem Ghettonetto mit. Dort lecken zwar manchmal Ghettokinder über die Äpfel, aber es ist nur ein Drittel so teuer wie beim Früchte-Juwelier.

  10. Herr Jeh. Sollte das etwa der einzige Kontakt mit dem Lebensmittel sein?

    1. Nessy sagt:

      Vielleicht lernt er Früchte noch in Dosen kennen.

    2. jpr sagt:

      Sie meinen klassische Dosenfruechte, wie etwa Champignons?

    3. Nessy sagt:

      Genau. Diese Dinger, die in Konserven wachsen.

  11. Carsten sagt:

    Sicherlich ist deine Rechnung im Grunde genommen richtig und Körri Karl macht bestimmt auch so einen hohen „Umsatz“ aber auch mal an die Standgebühren, Personal und Co. gedacht? Vor lukrativen Plätzen (deinem Büro) usw. werden oftmals horrende Standgebühren verlangt. Für einen 1qm Stand so ab 1.000 EUR aufwärts. Das muss man erst einmal wieder abziehen! und dann wirds nichts mit der Million :-P

    Ich spreche da aus Erfahrung…. Gruß Carsten

    PS: Ich hatte dazu auch mal einen Artikel geschrieben -> http://imbiss-blog.de/2011/09/warum-sind-bratwurst-pommes-pizza-und-co-so-teuer-auf-einem-fest/

    1. Nessy sagt:

      Einkauf, Miete, Strom, Wasser, Personal … und ein Gewinn soll ja auch noch übrig bleiben. Ist mir schon klar. Ich denke aber, dass er trotzdem gut wegkommt. Denn besser kann solch ein Geschäft nicht laufen. Als nächster Schritt bleibt nur die Expansion.

  12. Carsten sagt:

    @Nessy, klar für Umme macht der das bestimmt auch nicht und wird bestimmt ein nettes Sümmchen damit einfahren. Viele denken aber Umsatz=Gewinn und sind dann tierisch neidisch auf solche Pommes Fritzen. Ach ja, das nette Finanzamt will ja dann auch noch nen Taler haben :-P

    Mit der Expansion ist so eine Sache, denn gerade im Imbiss-Geschäft sind gute Leute, auf die man sich zu 100% verlassen kann, eher die Ausnahme. Das kann auch nach hinten losgehen… Kann, muss aber nicht zwangsläufig.

  13. Also das hat mich jetzt dermaßen motiviert, heute mittag mal nach langer Zeit wieder zu unserem Currywurstmann zu gehen… und ich muss sagen:
    Das sollte man viel öfter machen! :-)

    Danke schön für die Anregung.

    PS: Bei unserem „Früchte-Juwelier“ um die Ecke war ich aber des Gewissens halber auch noch.
    Wie ich überhaupt einen Obstladen (Bio!) in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Currywurst-Tempel für DIE Geschäftsidee schlechthin halte!

    1. Nessy sagt:

      Eine Salatbar wäre auch gut. Dann könnte man die Currywurst auch mit Salat essen. Das ist dann sogar Trennkost.

  14. Croco sagt:

    Das soziale Zentrum für alle, die gerade anderswo sein sollten, und für abgängig erklärt wurden, ist die Pommesbude an de Ecke von die Schulzentrum. Dort findet man den Hausmeister, die, die gerade Kreide holen sollten und auch welche, die man für krank hält. Und die man zu Hause im Bett wähnt. Man raucht auch da.
    Die Herrin der Würste ist sehr schank, sehr blond und hat abenteuerlich gestaltete Fingernägel.
    Sie bringt das verdiente Geld wieder gut unter die Leute, allerdings unter die Maledivianer.Aber die brauchen das auch.
    Aus der Gegend bringt sie auch den Körrie mit, glaub ich.

    1. Nessy sagt:

      Wenn damals Gottesdienst war, am Donnerstagvormittag, war ich immer in diesem Café, wo es die leckeren Baguettes gab. Ich war beim Essen sehr andächtig. Es hat Gott sicherlich gefallen.

    2. kvinna sagt:

      Frau Nessy, das war vermutlich nicht in der Duisburger Altstadt? Das erinnert mich nämlich gerade stark an mich selbst…

  15. Ich will auch einen Körri-Karl vor der Tür!

    1. Nessy sagt:

      Machen Sie sich selbstständig!

  16. kvinna sagt:

    Soeben haben meine Kinder mir klargemacht, dass sie die von mir verfertigten Dubbels für die Schule leid sind. Verständlich. Mach‘ ich ja auch schon seit bald acht Jahren. Die verzuckerten Cerealien VOR der Schule sind auch nicht mehr der Brüller.

    Was mach‘ ich nun? Heiße Trinkschokolade aus ECHTEM Kakao und frischer Rohmilch von Nachbars Milchkühen vor der Schule.

    Und Geld für den SB-Bäcker auf dem Schulweg („Mama, in der Schulkantine sind die Stütchen viel zu teuer!“)

    Aber wie verhindere ich, dass gerade der Große nur Berliner, Donuts und Cola kauft?? Hm??

    Das ist sowas mit der Verpflegung außer Haus!

    Glücklicherweise findet zumindest mein Holder das Essen in der Werkskantine meist gut und kommt nicht hungrig wie eine siebenköpfige Raupe heim…

  17. Ursula sagt:

    @Kvinna : also HIER treibst Du Dich rum, hm ?! „Bild“, ich hab mich schlappgelacht !!

    @Frau Nessy, herzlichen Glückwunsch zu der kabarettfreifen Speisekarte :) Einfach nur HERRLICH !!
    3,50 EURO für etwas Kleinobst, nee danke, dann warte ich, bis unsere Bananen und Mangos reif sind…

    Gruss Ursula

Die Kommentare sind geschlossen



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen