Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Moderate Osterpause, Hitze und Handball in Heidelberg

8. 4. 2024 Keine Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Moderate Pause | Die Woche nach Ostern verbrachte ich halb pausierend, halb arbeitend. Ich hatte nur zwei Termine, beide am Mittwochnachmittag. Die restliche Zeit vertrödelte ich, las, und manchmal arbeitete ich auch: Buchhaltung, Angebote schreiben und kommende Termine vorbereiten. Erholsame Tage, allein schon dadurch, dass ich mir alles völlig frei einteilen konnte, ohne Fremdbestimmung.


Ausflug in den Süden | Am Freitag fuhr ich nach Dortmund und packte dort meine ehemalige Dorfnachbarin ins Auto. Gemeinsam fuhren wir nach Baden-Württemberg und besuchten unsere Sportsfreundin. Man kann es ein Klassentreffen nennen: Vor Jahr und Tag haben wir alle drei als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der TU Dortmund gearbeitet, in der Journalistik. Lediglich die Dorfnachbarin ist noch im Kerngeschäft tätig, beim ZDF und beim WDR. Die Sportsfreundin und ich haben den Journalismus schon vor etlicher Zeit verlassen: Sie leitet inzwischen eine Unternehmenskommunikation, ich tue das, was ich eben tue.

Wir aßen und tranken, wanderten, bummelten, schauten Handball, freuten uns gemeinsam über die Niederlage der Fußball-Bayern, betrauerten die Niederlage des BVB und tauschten umfänglich Klatsch und Tratsch relevante Netzwerkinformationen aus.

Bei 29 Grad spazierten wir, eingesalbt mit Piz Buin, durch sonnige Weinhänge. Zwei Tage zuvor trug ich im Münsterland noch Winterjacke, als ich mein Fahrrad von der Inspektion abholte und es mir dabei kalt ins Gesicht nieselte. Die Wärme am Weinhang war entschieden vergnüglicher; dennoch fehlte es mir an der inneren Haltung, mich unbefangen über sie zu freuen. Klimakrise, Sie wissen schon.

Panoramaaufnahme: Links Weinhänge mit einem sich schlängelnden Weg, rechts zu Füßen ein Dorf

Vor der Abfahrt hatte ich meine Sonnenbrille gesucht. Jedes Frühjahr suche ich meine Sonnenbrille; das hat Tradition. Ich habe für meine Sonnenbrille einen festen Platz in der Kommode im Flur. Dort ist sie auch sehr zuverlässig – im Sommer. Den Winter verbringt sie an Orten, an denen ich sie zuletzt benutzt habe, sie ruht in einem Rucksack, in einer Handtasche oder im Auto. Seit ich mir vor zwei Jahren eine Sonnenbrille gekauft habe, die nicht aus einer Drogerie stammt, suche ich sie umso intensiver, denn sie hat mehr als neun Euro neunzig gekostet. Diesmal ist die Brille außergewöhnlich nachhaltig weg; ich habe alles abgesucht und finde sie nirgends. Ich bin mir aber sicher, dass sie sich irgendwo in diesem Haus befindet; es muss so sein. Ich erinnere nämlich, dass ich sie im Dezember oder Januar in einem Rucksack fand, mit dem ich in Südtirol war. Ich erinnere mich auch, dass ich sie sehr bewusst verstaut habe, weiß aber nicht mehr, wo. Es macht mich leicht irre. Ich werde mir also erstmal eine Übergangssonnenbrille kaufen müssen – für neun Euro neunzig.

Wir besuchten auch Weinheim. Die meiste Zeit verbrachten wir bei einer Goldschmiedin, bei der wir dann doch nichts kauften, die uns aber einen Grund gab, ein Sparkonto einzurichten und zu gegebener Zeit wiederzukommen, irgendwann. Mein Ziel ist es ja ohnehin, irgendwann Privatier zu sein; vielleicht geht das miteinander einher.

Wir aßen den ersten Spargel der Saison, um 20 Uhr und draußen, tranken Aperölchen und fuhren dann mit der Bahn heim. Mit einem hervorragenden Chardonnay sackten wir noch bei der Sportsfreundin ab und später auch ins Bett. Bestens.

Zufällig war es so, dass die Damen-Nationalmannschaft mehrere Spiele in Heidelberg hatte, als wir dort waren: EM-Qualifikation. Wir sahen uns Israel – Deutschland an, eine eindeutige Partie: 12 – 35 für Deutschland. Spannung gab es also nicht, dafür außerordentlich schöne Spielzüge der deutschen Frauen, außerdem ein faires und freundschaftliches Miteinander während und nach dem Spiel. Das war fein, eine rundum zufriedenstellende Angelegenheit.

Szene eine Handballspiels. Alle Spielerinnen in Bewegung.

Abends wieder langer Draußensitz.


Gelesen | Der Sohn des Friseurs von Gebrand Bakker, aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. Ein Buch, das sich leicht herunterliest: Simon, Mitte vierzig, betreibt einen Friseursalon. Er führt ein bescheidenes, ereignisarmes Leben. Den Salon hat er von seinem Vater und Großvater geerbt. Der Vater kam bereits vor seiner Geburt bei einer Flugeugkatastrophe auf Teneriffa ums Leben. Simon, von Hause aus Phlegmatiker, hat sich bislang nicht für ihn interessiert. Erst als einer der Stammkunden, ein Schriftsteller, sich für die Geschichte des Vaters interessiert, wächst auch in Simon der Wunsch, mehr zu erfahren. Die Handlung ist vorhersehbar, auch weil bald eine zweite Perspektive hinzu. Die Geschichte ist dennoch nicht langweilig.

Die Szenen, in denen der Protagonist, mehr oder weniger gezwungen durch seine Mutter, als Aufsicht im Schwimmbad fungiert, hinterlassen bei mir den einen Nachgeschmack. Ableismus und Missbrauch sind hier sehr nah. Simon wacht über eine Gruppe junger Menschen mit geistiger Behinderung und fühlt sich von einem der Jugendlichen angezogen. Ich halte dem Autor zugute, dass er die Gedankenwelt des Protagonisten wiedergibt.

Gelesen | Anke Gröner liest und zitiert zur Entnazifizierung und juristischen Vergangenheitsbewältigung nach 1945

Gehört | Im Podcastplayer gehört: Klimajuristin Roda Verheyen im Interview bei Tilo Jung. Ein interessanter Einblick in die juristische Ebene des Klimaschutzes: Wer wann klagen darf, wer wogegen mit und ohne Erfolg bereits geklagt hat und welche gesetzgeberischen Möglichkeiten die Politik hat, um Klimaschutz zu betreiben. Spoiler: viel mehr, als sie nutzt; es fehlt allein am politischen Willen. Insgesamt ein Interview, das zwar schlauer, aber wenig gute Laune macht.


Schweine | Immer freundlich und guter Dinge.

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