Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Journalistische Vermittlung #inderaktuellenSituation und Gratulation an Frau Dr. des. Gröner

22. 11. 2020 3 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Leibesübungen | Gestern wieder ein Morgenlauf: einmal um den See, ein bisschen Treppenspaß und danach wieder heim. Es ging gut von der Hand. Erstaunlich, wie schnell der Körper sich erinnert und an Belastungen anpasst.

Blick vom Hügel auf den Phoenixsee, auf den Bodene in Aufkleber "Möp"

Dennoch habe ich jedesmal Muskelkater nach dem Laufen – und heute auch im Bauch, wegen Sit-up-Performance auf dem Petziball. Aber es hilft ja nichts, ohne bekomme ich Rückenschmerzen, und der Winter ist noch lang.


Frau Dr. designatus | Frau Gröner hat ihre Doktorarbeit erfolgreich verteidigt – mein herzlichster Glückwunsch! Ich lese schon so lange bei ihr, erinnere mich an den Entschluss fürs Studium, an ihren Beginn an der LMU, an den Umzug nach München, an die wachsende Faszination und Leidenschaft fürs wissenschaftliche Arbeiten.

Anke verteidigte remote, vor dem Rechner in ihrem Arbeitszimmer. Es gab kein physisches Zusammentreffen einer hoch dekorierten Prüfungskommission, keine vor der Tür wartenden Freunde, kein Sektchen auf dem Campus.

Normalerweise hätte ich dann den Raum in der Uni oder im Zentralinstitut für Kunstgeschichte verlassen, F. und vielleicht noch ein paar andere Menschen hätten draußen auf mich gewartet, möglicherweise mit Sekt und einem gebastelten Doktorhut, aber das fiel gestern leider alles aus. Ich klappte den Rechner zu und guckte, wie ich mich so als Doktor fühlte und dann fing ich endlich an zu heulen. […]

Und dann stand ich weiter sinnlos im Arbeitszimmer rum und wusste nichts mit mir anzufangen. Das war doch ein arg antiklimaktisches (vorläufiges) Ende von acht Jahren Uni und drei Jahren Promotion.

Trotzdem natürlich großartig, und tags darauf gab es ein Menü to go plus Weinbegleitung (und Yoda-Kekse).

Ihre Erzählung erinnerte mich an meine Disputation 2012 (herrje, schon acht Jahre her!). Ich war am Ende nur froh, dass ich es geschafft hatte; dass ich durch war mit der Dissertation. Da war wenig Freude, nur Erleichterung und Erschöpfung nach diesem Langstreckenlauf, für dessen Ende ich mir einen Tag Urlaub von der Arbeit genommen hatte. Am nächsten Tag ging ich wie gewohnt zum Job. Ich habe gestern überlegt, wie es danach weiterging und wie ich am Ende die Promotionsurkunde bekam; ich glaube, sie kam irgendwann mit der Post, in einem Papp-Umschlag lag sie im Briefkasten. Ich steckte sie in eine Klarsichthülle und heftete sie linksgelocht ab. Das war alles sehr unglamourös.


Nachspielzeit | Anfang November brachte ich das Gewächshaus in Ordnung und erntete die letzten Thorstomaten 2020. Sie waren noch grün, wären im Gewächshaus aber auch nicht mehr rot geworden: zu kalt. Ich stellte sie auf die Heizung in der Küche.

Alle sind nachgereift. Gestern aß ich die letzten.


The Crown | Late to the party, ich weiß, aber in den vergangenen Tagen habe ich angefangen, The Crown zu gucken. Welch glückliche Fühgung, dass die Zeit des kalten Nieselregens, der Sofatage und Fernsehnachmittage beginnt. So großartig!


Vermittlungsfragen | In Unterhaltungen stoße ich viel auf Unverständnis, dass Restaurants geschlossen seien. Es gebe schließlich Hygienekonzepte, und es sei Abstand zwischen den Tischen. Manchmal vernehme ich Skepsis, ob Mund-Nasen-Bedeckungen wirklich etwas nutzen.

Ich sage dann stets, dass ich Restaurant-Innenräume ungeachtet dessen für maximal gefährlich halte. Gründe: viele Menschen, keine Masken wegen Essen, alle reden und lachen (und stoßen dabei viele Aerosole aus, mehr als schweigende Menschen im Zug), wenig bis keine Lüftung, viel Luftbewegung (und Verteilung der Aerosole) durch hin- und her laufende Kellner:innen und Toilettengänger. Die eineinhalb Meter Abstand zwischen den Tischen sind da nur Makulatur. Ich erzähle das dann alles. Meine Gesprächspartner:innen äußern Verärgerung darüber, „dass darüber nicht berichtet wird“.

Hier zwei Links, die darüber informieren, warum ich keine Restaurant-Innenräume aufsuchen werde und wie genau Masken helfen:

Das Gefühl, „dass darüber nicht berichtet wird“, halte ich für sehr bedenkenswert.

Die meisten Informationen erreichen mich über Twitter; ich habe eine Timeline, in der viele Wissenschaftler:innen, Wissenschaftsjournalist:innen und interessierte Laien vertreten sind. Außerdem ziehe ich Informationen aus dem Corona-Virus-Podcast mit Drosten/Ciesek/Hennig. Die Quellen sind anspruchsvoll, was den Aufwabd betrifft, die es zur Verarbeitung des Gelesenen und Gehörten braucht. Nicht jeder kann und möchte eine Stunde Podcast hören und sich nach einem anstrengende Arbeitstag noch mit komplizierten Quellen auseinandersetzen. Sie sind daher nicht unbedingt massenkompatibel; viele Menschen informieren sich vor allem über das TV und lesen die Regionalzeitung. Sind die vorhandenen Formate dort ausreichend? Ist die Auswahl der Nachrichten die richtige? Deren Aufbereitung hinreichend? Sollte die Berichterstattung sich mehr auf wissenschaftliche Ergebnisse, weniger auf politische Diskussionen und Grabenkämpfe konzentrieren? Mehr auf die Sache als auf Personen? Wie gelingt die Vermittlung komplexer Sachverhalte, bei denen wir fortwährend Erkenntnisse gewinnen, die die Sache noch komplexer machen? Wie gelingt es, positive, Demokratie stärkende Zukunftsbilder zu öffnen, wenn konsequentes, auf Wissenschaft beruhendes Handeln uns als Gesellschaft Verzicht abnötigt?


Geguckt | Passend zur obigen Frage: Transformationsforscherin und Politökonomin Maja Göpel im Interview mit Jörg Thadeusz. Das Video ist sehr sehenswert: wegen des künstlich-konfrontativen Interviewstils von Jörg Thadeusz und der zunehmend wütender werdenden und um Sachbezug ringenden Wissenschaftlerin Maja Göpel. Ausschnitt:

Gelesen | Zur gleichen Sache: Die eigentlichen Corona-Opfer kommen in den Medien viel zu kurz. Der Wissenschaftsjournalist Peter Spork argumentiert, dass Redaktionen kaum über die Corona-Krise berichten, sondern vor allem über die Lockdown-Krise. Menschen mit Corona-Infektionen, Wissenschaftler:innen und medizinisches Personal kämen kaum zu Wort, stattdessen Urlauber:innen, die auf Mallorca Maske tragen müssen, Karnevalisten und arbeitslose Nikolaus-Statisten.

Warum aber hören wir so wenig auf die Wissenschaft? Es scheint, als wolle niemand wahrhaben, dass sich diese Gesellschaft mit gutem Grund Kontaktbeschränkungen auferlegt hat. In einer fast schon narzisstisch anmutenden Selbstbespiegelung kreisen all ihre Gedanken nur um die eigenen Entbehrungen. Das Leid der wirklich Leidenden wird ausgeblendet. Und die Medien machen fröhlich mit.

Kommentare

3 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Berit sagt:

    Das Gefühl von „Da müsste doch eigentlich mehr kommen“ hatte ich auch nach Abgabe der Diplomarbeit. Man war froh das es weg war und es stellte sich ein „und nun?“ Gefühl und gähnende Leere und vor allem bleierne Müdigkeit ein.

  2. Alexandra sagt:

    Aber das ist doch der Hauptgrund, warum SUVs (und Pseudo-SUVs) gekauft werden: Weil man da leichter einsteigen kann! Ich weiß, wovon ich rede, ich bin fünfzig und fahre einen kleinen Dreitürer …

    Bei Jörg Thadeusz frage ich mich manchmal, ob gewisse Ungelenkigkeiten in den Äußerungen nicht vielleicht der ins Kindliche verrutschte Versuch sind, den „Advocatus Diaboli“ zu geben?

    Aber um das zu überprüfen werde ich jetzt nicht das ganze Interview anhören … ?

    Der Twitter-Satz @beyond_ideology gibt wunderbar wieder, wie welche Leser vergrault werden: „Wie soziale & ökologische Ziele versöhnen für Wege in eine nachhaltige Zukunft-gerade als Angebot in polarisierten Gesellschaften?“.

    Jut. Ick vasteh‘ den.

    Mir fallen aber spontan fünf Menschen ein, die ich kenne, die verständnislos abwinken täten, läsen sie diesen Satz.

    Det regt mer uff, wa!!

    Dieselben, die sich keinen einstündigen Podcast anhören, um coranainformiert zu sein, dieselben, zu denen ich vielleicht auch ein bisschen gehöre.

    Muss das nicht alles auf „Frag‘ doch mal die Maus!“-Niveau und/oder im „Physikanten“-Jargon breitbandig unters Volk gebracht werden!?

    Damit sich mehr Menschen hinlänglich informiert fühlen? Da klafft doch ’ne Kluft …

    Vielleicht brauchen wir eine Kampagne. Wie damals „Rolf“, der uns die fünfstelligen Postleitzahlen nahe gebracht hat …

    —–

    Bei mir war’s übrigens das Abschlussgespräch zum Bachelor, das mich so eigenartig leer zurück gelassen hat, nach immerhin beinahe fünf völlig irren Jahren – und da war „Corona“ noch bloß eine Biermarke. Feierliche Urkundenüberreichung war drei Monate nach diesem Prüfgespräch, das fühlte sich dann doch ein bisschen nach was an …

  3. Monitor sagt:

    Es ist erbärmlich, daß mit einer Arbeit auf dem Niveau „Die Entwicklung des Sackhüpfens im Dritten Reich“ ein Doktor-Grad erreicht werden kann. Geradezu lächerlich!

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