Freddie sitzt der Schalk im Nacken. Er hat immer einen guten Witz auf Lager, kennt in der Stadt Hans und Kranz, jedes Gerücht und jedes Döneken. Im wirklichen Leben verkauft er kleine, asiatische Autos von mäßiger Qualität – nichts könnte besser zu ihm passen. Denn er verkauft sie, wie er sich selbst verkauft: im Bewusstsein um ihre kleinen Mängel preist er sie mit so viel Herzenswärme an, dass niemand widerstehen kann.
Seit vorgestern aber hat Freddie eine Thrombose. Das war nicht leicht festzustellen; Freddie hat keinen Hausarzt. Seit 25 Jahren hat ihn niemand untersucht, warum auch, er war ja nie krank, hatte höchstens mal einen Kater und ein bisschen Rücken. Als ihm plötzlich das Bein schmerzte, ging er zu Bosse, seinem Kumpel. Bosse ist Allgemeinarzt, Freddies Kumpel von der Volksschule, der Exfreund seiner Exfrau – und damit prädestiniert für eine Konsultation unter Freunden.
Bosse erkennt sofort den Ernst der Lage und schickt Freddie direktemang ins Krankenhaus – ein Ort, den Freddie noch nie betreten hat. Nicht mal seine Eltern musste er jemals dort besuchen; vom Hospital sahen beide, nachdem ein Infarkt sie wie ein Blitz erschlagen hat, nur die Pathologie – und dort musste Freddie ihnen keinen Obstkorb und kein Edelkirsch mehr vorbeibringen.
Nun liegt Freddie also im Krankenhaus und kriegt alle Untersuchungen, die er in den vergangenen 25 Jahren verpasst hat. Er wird den Ort als kranker Mann verlassen: Leberwerte, Cholesterin, Bluthochdruck – um Freddies Schwächen zu diagnostizieren, braucht niemand eine Blutprobe.
Seine Frau allerdings ist gottfroh, dass die Ärzteschaft sich seiner annimmt. Nur eines wundert sie: „Im Kopp hamse bislang nix gefunden!“
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