Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Unverkennbar weihnachtlich

22. 12. 2023 5 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Glühwein und Kekse | Das Leben ist nun unverkennbar weihnachtlich. Auf der Terrasse steht ein Baum, der eingestielt und verwohnzimmert werden möchte. Geschmückt wird traditionell am 23. Dezember.

Am vergangenen Wochenende habe ich Plätzchen gebacken, fünf Sorten. Das war entspannend.

Untertasse mit fünf Sorten Keksen drauf: Nusskordeln mit Schoko-Enden, Vanillekipferl, Kokosmakronen, Schoko-Crossies, Engelsaugen mit Marmelade.

Ich habe vor mich hin geknetet, Teigwürste gedreht, Kügelchen gerollt, Cornflakes zu Schokobergen zusammengeschoben und dabei Hörbuch gehört. Der Reiseleiter hatte eigene Pläne. Niemand wollte mit mir reden. Es war wunderbar.

Am Samstagabend, der Reiseleiter weilte außerhäusig, die Kinder waren bei ihrer Mutter, veranstaltete ich meine betriebliche Weihnachtsfeier. Ich stellte einen Topf mit Glühwein auf den Herd, hörte weiter Hörbuch, trank den Topf leer und fühlte mich beseelt.

Die Geschenkesache habe ich auch im Griff. Ich muss nur noch einpacken. Einpacken ist allerdings wie Basteln, und Basteln ist ein schwieriges Thema in meinem Leben.


Backstage | Die letzten Arbeitstage waren noch einmal knackig. Drei intensive Workshoptage beim Kunden, Weichen stellen für 2024. Das Unternehmen befindet sich in stetem Wandel. Ich arbeite dort sehr partnerschaftlich mit internen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Es macht große Freude, gemeinsam zu gestalten.

An einem der Tage war ich noch für einen anderen Kunden unterwegs, ein Führungskräftetraining. Es kommt nicht oft vor, dass ich aus dem Hotelzimmer arbeite. Aber manchmal ergibt es sich so. So sieht dann das Setting aus:

Schreibtisch im Hotel unter einem Fernseher, darauf ein Laptop auf einem Ständer und ein Licht für Videokonferenzen.

Ich habe einen Bildschirmhintergrund in meinem Corporate Design. Das Bett hat also niemand gesehen. Für den Kunden war alles wie immer. Am Abend zuvor absolvierte ich auch meine Weiterbildung an der Fernuni Hagen so.

Ein Gruß geht raus ans Hotel: Drei Stunden auf dem Höckerchen sind übel. Ein Stuhl wäre toll gewesen.


Schlauer werden | A propos Weiterbildung: Die ist super. Ich bin glücklich, mich dafür entschieden zu haben, und bin sehr zufrieden mit der Qualität der Lehre. Systemisches Coaching auf Universitätsniveau, mit promovierten Psycholog:innen, sehr praxisnah, mit wissenschaftlicher Tiefe. Ich habe schon viel gelernt, das ich bereits anwende. Die Ausbildung ist ihr Geld, rund 7.600 Euro, auf jeden Fall wert. Meine Kund:innen werden gut profitieren.

Es ist allerdings auch genauso zeitintensiv, wie es super ist. Unzählige Dienstagabende, dazu Freitage und Samstage digital von daheim, vier Wochenende in Präsenz, 25 Coachingstunden mit Reflexionsbögen, ein fünfseitiger Supervisionsbericht, 25 Stunden kollegiale Intervision, Entwicklungsgespräche und eine Gesamtreflexion – das ist neben dem Job eine Menge Holz. Aber es macht jedesmal Spaß, weil es mich auch jedesmal weiterbringt. Gestern hatten wir die ersten beiden Intervisionsstunden, also kollegialer Austausch in einer kleinen Gruppe Lernender. Meine Intervisionsgruppe besteht aus vier Menschen aus verschiedenen Branchen, erfahrene Leute, die klug und aufgeräumt sind. Wir sind bereits sehr vertraut miteinander. Ich bin mit viel Energie aus dem Abend gegangen.

Das Schöne ist: Ich stehe erst am Anfang. In 2024 kommt noch so viel! Das wird toll.


Juchee! | Es gab ein Geburtstagsereignis. Es ist inzwischen schon etwas her, aber es soll nicht unerwähnt bleiben.

Kuchen mit einer 14 und Legosteinen aus Fondant, außerdem mit 14 brennenden Kerzen.

Der Kuchen ist nicht von mir, der ist von der Oma. Lob und Ehre gehen also dorthin. Die Legosteine haben sie den letzten Nerv gekostet. Ich bitte um besondere Würdigung.


Gelesen | Ein Blick aus der Schweiz: Deutschland kippt nach rechts.

Auch wenn der Verfassungs­schutz mit seiner jüngsten Entscheidung zu Sachsen nun schon den dritten Landes­verband der AfD als gesichert rechts­extremistisch eingestuft hat: Angst vor dem Inland­geheimdienst hat die AfD nicht mehr. Ihre Kooperationen mit Neonazis, staats­feindlichen Reichs­bürgerinnen und Über­schneidungen zum rechts­terroristischen Untergrund sind gut dokumentiert, empören aber immer weniger. 

Gelesen | Alles für die Kohle: Wie ein Konzern unser Wasser abgräbt. Eine Recherche über den Kohlekonzern Leag, der in Brandenburg, einer der trockensten Regionen Deutschlands, jahrelang viermal so viel Wasser schöpfte wie genehmigt. Konsequenzen: keine. Stattdessen Schweigeklauseln mit Städten, überforderte Behörden, Männerbünde, fragwürdige Gutachter und Seen, die austrocknen.


Bemerknis | Es ist nur anekdotische Evidenz aus meinem Umfeld, aber inzwischen empören sich auch Menschen über mangelnden Fortschritt in Klimabelangen, die bislang ganz und gar nicht in Verdacht standen, linksideologischem Gedankengut anzuhängen. Es sind Menschen an Kaffeetafeln und Mittagstischen – metaphorisch umschrieben als alte weiße Männer -, die finden, man möge doch bitte „endlich Nägel mit Köpfen machen“, klimaschädliche Subventionen streichen und Inlandsflüge verteuern, außerdem ein Tempolimit einführen, denn „natürlich fahre ich gerne mal schnell, aber die Zeiten von 220 auf der Autobahn sind irgendwie vorbei“. Man findet, in die Sache müsse jetzt mal Klarheit und Verbindlichkeit rein, das „Geeiere“ geht „auf die Nerven“.


Stillstand 2024 | Derweil driftet Nordrhein-Westfalen in Richtung Stillstand. Das Jahr 2024 wird interessant. Wer sich in NRW und insbesondere im Ruhrgebiet auskennt, kann den folgenden Absatz überspringen. Für alle anderen folgen sechs Sätze Kontext, bevor es ins konkrete Thema geht.

In der Metropole Ruhr leben mehr als 5,1 Millionen Menschen und wollen sich bewegen (zum Vergleich Berlin: 3,9 Millionen). In Nord-Süd-Richtung durchkreuzen vier große Autobahnen das Ruhrgebiet: die A3, die A43 und die A1. Außerdem führt die A45 direktemang vom östlichen Ruhrgebiet, also von Dortmund, nach Frankfurt. Von Osten nach Westen sind die A2, die A 42, die A 40 und die A46 die wichtigsten Verkehrsadern. Es gibt eine Menge mehr Autobahnen, aber das sind die Verkehrsadern, die für mich am relevantesten sind. In etwa parallel fahren auch die Züge. Besonders durch den Korridor Dortmund – Essen – Duisburg führen stark frequentierte ICE-Verbindungen, unter anderem die Verbindung von Berlin-Ostbahnhof in die Schweiz, die stündlich bedient wird; dazu Regionalzüge im 20-Minuten-Takt, Intercitys und S-Bahnen. Hinzu kommt der Durchgangsverkehr – nicht nur der deutsche, sondern auch der Personen- und Güterverkehr aus den Niederlanden und Belgien.

Nehmen wir die A45, die Dortmund mit Frankfurt verbindet. Die BrüLüLü – die Brücken-Lücke Lüdenscheid, das Loch in der Autobahn – macht diese Strecke für den Fernverkehr für mehrere Jahre unbenutzbar. Die regionale Umleitung ist seit Anbeginn der Sperrung völlig am Limit, der Verkehr fährt 100 Kilometer lange Umwege über die A4 und die A3 oder fährt über Dörfer. Auf anderen Nord-Süd-Achsen sieht es nicht wirklich besser aus: Auch Brücken in Leverkusen (A1) und in Recklinghausen (A43) sind marode. Seit Langem sind hier Waagen eingerichtet, Lkws werden abgeleitet und müssen die Brücken umfahren, der Pkw-Verkehr stockt.

Seit ein paar Tagen ist nun auch die A42, eine relevante Ost-West-Achse, komplett gesperrt: Zwischen Bottrop und Essen ist eine weitere Brücke so marode, dass niemand sie mehr überqueren darf, nicht einmal mit einem Fiat Panda. Bis Frühjahr 2024 bleibt die A42 geschlossen, für Lkws auch länger, für immer. Die Wege, die Lkw-Fahrer im Ruhrgebiet nehmen können, werden immer weniger. Sie suchen sich Strecken durch Städte, fahren sich fest, und weichen auf die verbleibende A2 oder auf die A40 aus, die auch ohne den zusätzlichen Verkehr bereits verstopft sind.

Hinzu kommt der Umbau des Kreuz Kaiserbergs in Duisburg, ein Knotenpunkt mit täglich 145.000 Fahrzeugen. Der Umbau betrifft sowohl Autobahnen als auch den Schienenverkehr und legt die ganze Umgebung lahm. Will ich nach Duisburg zum Kunden, eine Strecke von 78 Kilometern, dauert das mit dem Auto eindreiviertel Stunde. Mit dem Zug dauert es noch länger.

Denn auf der Schiene ist die Lage nicht besser: Nicht nur die Schienen rund um die Baustelle in Duisburg werden regelmäßig gesperrt. Die Strecke zwischen Essen und Dortmund, also die Ost-West-Hauptachse in der 5,1-Millionen-Ruhrmetropole, ist (erstmal) für sieben Wochen gesperrt. Teile des Regionalverkehrs fallen komplett aus. (Die aufmerksame Leserin erinnert sich: Die Ost-West-Autotrasse A42 ist wegen kaputter Brücke auch tot.) Was fährt, wird nördlich über Gelsenkirchen und Herne umgeleitet – auch der gesamte Fernverkehr, der das Ruhrgebiet quert. Die Umleitungsstrecke ist allerdings auch ohne Mehrbelastung schon störanfällig; es wird spannend. Der Regionalexpres 11, der zwischen Kassel und Düsseldorf verkehrt und dabei das Ruhrgebiet quert, wird eingestellt. Allerdings nicht wegen der Baustelle, sondern wegen Personalmangels, auf unbestimmte Zeit. In Nord-Süd-Richtung ist es auch hakelig. Dort baut die Bahn zwischen Ruhrgebiet und dem Münsterland. Der Regionalbahnhof vor meiner Haustür wird deshalb bis April 2024 nicht angefahren.

Wenn ich Fahrten unternehme, die gemäß Fahrplan oder Navi länger als drei Stunden dauern, plane ich mittlerweile nur noch ganze Reisetage ein. Städte im eigenen Bundesland, in die ich eigentlich pendeln könnte, fahre ich einen Tag früher an und übernachte in Hotels. Denn egal ob mit Zug oder Pkw: Die Unwägbarkeiten sind so groß, dass alles andere unkalkulierbar ist.


Schweine | Alles wie immer, nur etwas schläfriger. Die Schweine hadern damit, dass sie Schweine und keine Murmeltiere sind. Wären sie Murmeltiere, könnten sie sich einrollen, den Regen, Wind und Sturm verschlafen und erst wieder aufwachen, wenn das Gras wächst und der Löwenzahn sprießt. Melancholische Sehnsucht:

Meerschweine beim Essen. Meerschwein Eins schaut puschelig in die Kamera.

Ich wünsche Ihnen allen schöne Weihnachtstage und eine gute Zeit zwischen den Jahren!

Kommentare

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  1. Bee.Tee.Berlin sagt:

    Gratulation zu deiner systemischen Weiterbildung an der Fernuni. Ich habe dort im Alter von 55 Jahren neben einem Vollzeitjob ein Psychologiestudium begonnen (und vor einigen Jahren auch erfolgreich mit dem Master abgeschlossen). Ich habe mal geschaut, wer die Weiterbildung leitet. Viktor Vehreschild habe ich selbst noch als sehr engagierten Studierenden kennengelernt und Leonie Manthei hatte als Dozentin bereits einen hervorragenden Ruf. Da kannst du nichts falsch machen. Ich wünsche dir noch viel Freude an deiner Weiterbildung, aber erst einmal besinnliche Feiertage und einen guten Übergang in ein neues interessantes Jahr.

    1. Vanessa sagt:

      Die beiden sind super, ja. Sie waren auch ein Grund, warum ich mich nach Infoveranstaltung entschieden habe, die Weiterbildung zu belegen.

      Danke für die Wünsche, die ich gerne zurückgebe!

  2. […] siehe hierzu auch Vanessas Schilderung der Verkehrslage in NRW unter der Überschrift „Stillstand 2024“. Das Thema wird uns unweigerlich weiterhin beschäftigen, soweit man es heute absehen kann, das […]

  3. Arev sagt:

    Ich musste gestern an Sie denken, denn am 22.12.23 kam im WDR2 ein Bericht zum Geburtstag von Käthe Paulus! Vielleicht ist es ja interessant! ;-)

    https://www.ardaudiothek.de/episode/der-stichtag-die-chronik-der-ard/22-12-1868-geburtstag-kaethe-paulus/bremen-eins/12986507/

    Schöne Weihnachtstage, Gesundheit und alles Gute für 2024!

    1. Vanessa sagt:

      Dankeschön! Auch, dass Sie an mich gedacht haben.

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