Ich bin in einem Alter, in dem ständig umgezogen wird.
Menschen ziehen zusammen, auseinander, von der WG ins eigene Appartment, in eine Wohnung mit Kinderzimmer, ins Eigenheim oder aus dem Ausland zurück nach Deutschland.
Bei Handballmannschaften ist es eine unausgesprochene Regel, dass der Teamgeist auch außerhalb des Spielfeldes gilt. Zieht eine Spielerin um, helfen alle. Bei 14 bis 16 Teammitgliedern zieht allerdings gefühlt alle acht Wochen jemand um. Hinzu kommt der übrige Freundeskreis. Im Jahr sind also so fünf bis sechs Umzüge zu machen.
Aus diesem Grund verfüge ich inzwischen über ausgeprägte Erfahrungen im richtigen Packen von Kisten, im Auseinander- und Zusammenbau von Standardmöbeln und dem Beladen von Kleintransportern.
Ich habe auch schon alle Arten von Umzügen mitgemacht. Da war zum Beispiel jener Tag, an dem wir gegen 8 Uhr an der Wohnung ankamen und zunächst dachten, wir hätten uns im Datum vertan. Das umziehende Pärchen saß beim Frühstück, und die Wohnung schaute aus, als sei heute nichts weiter geplant als ein bisschen durchzufeudeln. Wir begannen sofort mit dem Packen der Kisten, schraubten alles auseinander, verstauten es, fuhren es rüber, kauften uns zwischendurch eine Pizza, bauten das Zeug auf, entpackten es, brachten Lampen, Bilder und Vorhänge an, kauften uns noch eine Pizza – und um 24 Uhr sah die neue Wohnung aus, als wohnten die zwei Herzchen schon fünf Jahre dort. Ein Meisterstück.
Allen, denen ich helfen soll, erzähle ich diese Geschichte allerdings mit gerunzelter Stirn und mahne im gleichen Atemzug, dass ich derartiges nicht noch einmal tun werde, sondern mich bei mangelnder Vorbereitung und fehlendem Catering nicht scheue, direkt wieder zu gehen.
Der beste Umzug war im Gegenzug jener, bei dem nicht nur alles fertig zerlegt und gepackt war, sondern die Kisten und Möbelteile auch mit einem Farbcode aus Panzerband gekennzeichnet waren: rot = Küche, blau = Schlafzimmer, braun = Wohnzimmer.
Der heutige Umzug war ebenso strukturiert – und es gab nicht einmal Bücherkisten zu tragen; die waren nämlich schon dort. Nach geschätzten 25 Umzügen mit geschätzten insgesamt 1000 Bücherkisten mit einem geschätzten Gesamtgewicht von sechs Tonnen war ich beinahe enttäuscht. Entsprechend waren wir bereits um 14 Uhr fertig, inklusive Aufbauen. Wir aßen Suppe und Kuchen direkt hintereinander, tranken im Anschluss das Feierabendbier und sitzen nun auf unseren Sofas und wissen nicht, was tun.
Zum Glück sehen wir uns heute abend schon wieder, um unsere Heldentaten zu feiern.