Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Lektüre«

Twitterlieblinge im April

30. 04. 2013  •  3 Kommentare

Lieblingstweets 04/2013:

https://twitter.com/Einstueckkaese/status/319463925936689152

https://twitter.com/wortgourmande/status/319522365258231808

https://twitter.com/yellowled/status/320219582881222656

https://twitter.com/wortgourmande/status/320226629270003712

https://twitter.com/_ungenau_/status/321187897720074241

https://twitter.com/neingeist/status/321195162216833024

https://twitter.com/khaleesibitches/status/321506079873830913

https://twitter.com/HrFrankenstein/status/321515637451153408

https://twitter.com/prunio/status/322094023995179010

https://twitter.com/SchleifchensPom/status/323443659662041090

https://twitter.com/SciencePorn/status/323906783926157312

https://twitter.com/DoertheBeSt/status/324808048344461315

https://twitter.com/jardinduvin/status/328563209525133314

https://twitter.com/silvestah/status/329237590689583104

Alle Twitterlieblinge wie immer bei Frau Anne.

Links zum Lesen. Und Pandabären.

3. 04. 2013  •  10 Kommentare

Es ist Mittwoch nach Ostern, deshalb hier ein paar Links (nicht, dass es dahingehend einen Zusammenhang gäbe, aber man kann es ja einfach mal schreiben):

Zum Sichwiederfinden:
Fotos von Menschen, die Fotos von Essen machen. Es ist doch immer wieder erbaulich, wenn man sich mit einem Blogbeitrag identifizieren kann. (via @OlafKohlbrueck)

Zum Wundern:
Nerds sind tolle Leute.  Das Buch „Grundlagen der Polizeipsychologie“ hingegen warnt: Es hält Nerds für „sozial isoliert“ mit „beinahe autistische(n) Züge(n)“. Ich hoffe immer noch, dass das Zitat ein Fake ist. Sollte diese Fachliteratur allerdings echt sein, wundern mich die Erlebnisse von Aurelie und von Morné Mirastelle nicht.

Für die Seele:
Nördlich der Alpen, ein Tumblr-Blog über Sachen im nördlichen Europa – die älteste Fossilienlagerstätte nördlich der Alpen, die wichtigsten Küstenmammutbaumbestände nördlich der Alpen und die erste autonome Nacktdarstellung nördlich der Alpen. (via Katrin Schreib)

Fürs Auge:
Ein Russe steigt auf die Pyramide von Gizeh und macht Fotos. Das ist natürlich illegal. Schön sind die Bilder trotzdem.

Zum Freuen:
24 SMS, die Du nicht von Deinen Eltern bekommen möchtest.

Zum Gucken:
Ein Mann namens Messe Kopp läuft rückwärts, lässt sich dabei filmen und spielt den Film dann vorwärts ab. Ein Video für den zweiten Blick. (via @kinderdok)

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=X6jprOZ29wY&w=480&h=270]

Zum Schlucken:
Papa hat sich erschossen. Ein Text von Saskia Jungnikl im österreichischen Standard. Berührend, persönlich, voller Wut und Trauer.

Zum Nachdenken:
Das Nuf sieht jeden Tag eine Oma auf einem Balkon und macht sich Gedanken über das Alter, die echten Menschen und die im Internet. Lesenswert auch die Kommentare. Mit dabei, wie immer: Leute, die die Internetmenschen selbstsüchtig und sozial gestört finden.

Für den Hinterkopf:
Der Harlem Shake ist kein virales Phänomen, sondern wurde von Unternehmen gesteuert. Hach mensch, schlimm, schlimm, dieser Kommerz.

Fürs Herz:
Pandas, die über die Wiese rollen. (via Sue Reindke)

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=CdfJMZVt7pI&w=480&h=270]

Bücher 2013 – 1

3. 03. 2013  •  15 Kommentare

Mit Frühling, ohne Hund:

Bücher 2013 - 1: Mit Blumen, ohne Hund

Luca di Fulvio. Der Junge, der Träume schenkte.
Der junge Natale wandert mit seiner Mutter in die USA aus, heißt dort Christmas, seine Mutter verdient ihr Geld als Prostituierte und Christmas wächst in den Straßen New Yorks auf. Er hat ein großes Mundwerk, gründet eine Gang, lernt ein Mädchen kennen – und den Rest lesen Sie am besten selbst. Die Geschichte fließt munter dahin, ein prima Schmöker.

John Green. Das Schicksal ist ein mieser Verräter.
Hazel hat Krebs. So richtig schlimm. Gus hat auch Krebs, aber nicht mehr ganz so doll. Hazel verliebt sich in Gus – und Gus in Hazel. Hazels großer Wunsch: Peter van Houten treffen, den Autor ihres Lieblingsbuchs. – „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist ein Jugendbuch mit klarer Sprache und stringenter Handlung. Es ist okay zu lesen, aber … ach, ich weiß auch nicht. Mit Jugendbüchern werde ich nie so richtig warm.

Steve Hamilton. The Lock Artist. (Der Mann aus dem Safe)
Sein Vater läuft Amok, Mike versteckt sich im Safe, wird im Wasser versenkt. Mit dieser traumatischen Erfahrung verliert Mike seine Stimme – und wird zu einem der besten Safeknacker der Welt. Er manövriert sich in Schwierigkeiten, verliebt sich, lässt sich instrumentalisieren. – Die Geschichte wird auf drei dicht nebeneinander liegenden Zeitebenen erzählt, was ich anfangs schwierig fand, hinterher aber richtig gut. Ein ungewöhnlicher Kriminalroman. Auf jeden Fall einer der besseren.

Richard Russo. That Old Cape Magic. (Die alte Sehnsucht)
Jack ist Professor und Drehbuchautor und seit 30 Jahren mit seiner Frau verheiratet. Die Tochter ist aus dem Haus, heiratet bald. Seine Frau trennt sich von ihm, und die Urne seines Vaters wird er irgendwie nicht los. Jack wollte nie wie seine Eltern werden und muss nun, mit Mitte 50 erkennen, dass er ihre Geschichte doch wiederholt. Eine tiefsinnige, nostalgische, manchmal slapstickhafte Geschichte. Gut.

Rafik Schami. Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte.
Ein Buch, das nicht wirklich eine Geschichte enthält, sondern mehr ein Monolog des Autors ist, in dem er eine Lanze für das gesprochene Wort und die erzählte Geschichte, für das Märchen und für seine Heimat Syrien bricht. Schamis Worte sind leidenschaftlich, aber nicht immer interessant, oftmals redundant und mir deshalb fremd geblieben. Er wirkt in seiner Rede wie ein Missionar.

Chevy Stevens. Still Missing – Kein Entkommen.
Das Buch habe ich innerhalb von drei Tagen durchgelesen. Keine große Literatur aber ein spannender Thriller mit dichter Atmosphäre. Darum geht’s: Die Maklerin Annie wird bei einer Open-House-Besichtigung entführt und daraufhin in einer Hütte gefangen gehalten. Ein Psychospiel beginnt. Mehr verrate ich nicht.

Die letzten Bücher des Jahres

2. 01. 2013  •  7 Kommentare

Die Bücher des November und Dezember:

Bücher im November und Dezember

Jeffrey Kinney. Diary of a Wimpy Kid
Mehr ein Comic als ein Buch. Genauso nett wie „Calvin und Hobbes“, nur ohne Tiger. Greg Heffley hat es jedenfalls faustdick hinter den Ohren. Kurzweilig, nicht nur für Kinder.

Monika Maron. Animal triste
Sie ist Paläontologin, ihr Leben ist das Skelett eines Brachiosaurus im Berliner Naturkundemuseum. Dort trifft sie den Hautflügelforscher Franz. Die beiden beginnen eine Affäre, die zu ihrem Leben wird, auch nachdem sie beendet ist. Ein Buch übers Lieben, über Verlust, über Obsession und ein bisschen über die deutsche Wiedervereinigung, zwischendrin mit klugen Worten. Großartig bisweilen, auf jeden Fall aber hat es mich gedanklich beschäftigt.

Margaret Mazzantini. Mare al Mattino (Das Meer am Morgen)
Libyen, Sommer 2011: Jamila und Farid fliehen erst zum Meer, dann auf ein Boot in Richtung Italien. Dort steht Vito am Strand. Auch er, obwohl Italiener, floh mit seiner Mutter einst aus Libyen. Zwei Schicksale, zwei Flüchtlingsgeschichten, gut zu lesen. Ich mag Margaret Mazzantini generell und kann die Autorin nur empfehlen.

Danke an T., der nach meinem Wunschzettel gefragt und mir das Buch geschenkt hat.

Eugen Ruge. In Zeiten des abnehmenden Lichts
Der Roman wurde viel gepriesen, ich habe mit ihm – wie immer mit hochgelobten und mit dem Deutschen Buchpreis bedachten Werken – meine Probleme. Es geht um die Geschichte der Familie Umnitzer, um die Großeltern Wilhelm und Charlotte, um ihre Söhne Werner und Kurt sowie Kurts Frau Irina, um Enkel Alexander und Großenkel Markus. Die Familie wächst zwischen Sowjetunion und DDR auf. Die Geschichte wird nicht chronologisch, sondern in Episoden erzählt, die später ein Ganzes ergeben. Auf mich wirkt sie angestrengt – beim Lesen habe ich mich oft an Schullektüre erinnert gefühlt.

Judith Schalansky. Der Hals der Giraffe
Grandios! Inge Lohmark, Biologielehrerin, lebt den Darwinismus. Sie unterrichtet in Vorpommern, ihre Schule soll in vier Jahren geschlossen werden, ihre Schüler hält sie auf Distanz – bis sie sich verliebt. Das Buch und die Sprache Lohmarks stützen sich komplett auf die Biologie. Die drei Teile heißen „Naturhaushalte“, „Vererbungsvorgänge“ und „Entwicklungslehre“. Jede Doppelseite hat zudem eine eigene Überschrift, es gibt Illustrationen. Unbedingt lesen.

Urlaubslektüre

7. 11. 2012  •  37 Kommentare

Bücher Oktober 2012:

Bücher Oktober 2012 (Bücherstapel mit Hund)

Nicolas Barreau: Das Lächeln der Frauen.
Ein Frauen-Kitsch-Roman der übelsten Sorte: flache Handlung, flache Charaktere, flacher Schreibstil. Der Inhalt in Kürze: Frau entdeckt ein Buch, in dem sie vorkommt. Ist verzückt. Will den Autor treffen und lieben. Trifft stattdessen auf seinen Lektor, der allerdings in Wahrheit der Autor ist. Ab Seite 20 dachte ich: „Alta, hast du keine Eier in der Hose, oder was? Sag ihr doch einfach, was los ist!“ Ich musste aber bis Seite 320 warten. Dazwischen: Geblubber.

Alex Capus. Léon und Louise.
Die Geschichte einer Jugendliebe, die verloren geht, sich wieder findet, nicht sein darf, sich wieder verliert, sich wieder findet. Kein besonders tiefgründiger Roman, aber durch und durch nett, gut zu lesen, nicht anspruchsvoll, aber dennoch schön geschrieben. Ich habe das Buch in einem Tag am Pool gelesen. Rundum prima.

Chad Harbach. Die Kunst des Feldspiels. 
Ein Buch über Baseball, übers Erwachsenwerden, übers Versagen, übers Zu-sich-Stehen, irgendwie über alles, nun ja, vielleicht nicht alles, aber immerhin vieles, was das Menschsein ausmacht. Ein großer Roman, perfekt komponiert, mit ausreichend Nähe und Distanz zu den Figuren. Er verknüpft das Leben von fünf Personen: Henry, dem jungen Baseballspieler, seinem Zimmergenossen Owen („Ich bin dein schwuler Mulattenmitbewohner“), Henrys Mentor Mike, dem College-Rektor Affenlight und dessen Tochter Pella. Absolut lesenswert.

Haruki Murakami. Naokos Lächeln.
Toru lernt Naoko kennen, aber Naoko kann keine Nähe zulassen, hat psychische Probleme. Toru lernt auch Midori kennen, die temperamentvolle Studentin, das Gegenteil von Naoko. Und doch zieht ihn alles zu Naoko. Aber auch ein bisschen was zu Midori. Der Roman ist still, aber stimmungsvoll. Die Charaktere bleiben angenehm im Vagen, es gibt viel Raum zur eigenen Interpretation. Das gefällt mir. Die Erzählung gleitet leider ein bisschen ins Pubertär-Pornöse ab. Es fehlt an Tiefe. Aber im Großen und Ganzen ist sie gut, kann man lesen. Ich werde es auf jedenfalls noch ein zweites Mal mit Murakami probieren.

Thomas Pletzinger. Gentlemen. Wir leben am Abgrund.
Absolut spannend: eine Saison mit dem Basketball-Bundesligisten Alba Berlin. Sie ist nicht unbedingt besonders abwechslungsreich, und auch Pletzingers Schreibe reißt nicht vom Hocker, aber etwas an dem Buch hat mich gefesselt. Vielleicht ist es die totale Subjektivität, mit der Pletzinger berichtet, die Nähe, die Authentizität. Vielleicht der einzigartige, intime Einblick in die Mannschaft und in die Mechanismen des Profi-Sports. Wie auch immer: ein gutes Buch.

Siba Shakib. Eskandar.
Die Geschichte des Irans, erzählt an der Geschichte des Lebens von Eskandar, einem Jungen aus einem Dorf im Südiran. Er erlebt die Entdeckung des Erdöls, die erste Ölförderung, die wirtschaftliche Okkupation durch die Briten, Militärputsch, die erzwungene  Säkularisierung des Landes, den Zweiten Weltkrieg, Mossadegh und den Angriff des Irak. Knapp 600 Seiten, nie langweilig erzählt, keine trockene Abhandlung, sondern ein lebendiges Buch, das hilft, Einiges zu verstehen, was Iraner bewegt.

Pralinés

18. 10. 2012  •  13 Kommentare

Ich bin jetzt ein paar Tage nicht im Café – muss wichtige Dinge erledigen. Damit Sie derweil nicht auf dem Trockenen sitzen, hier ein paar Pralinés, mit denen Sie sich die Zeit versüßen können:

Frau Gminggmangg
Ist jüngst drei Monate lang mit Mann, zwei Kindern und einem Campingbus durch Südeuropa gereist. Das können Sie alles nachlesen. Jetzt ist sie wieder da und bloggt – wie zuvor auch – munter aus ihrem Alltag. Lese ich total gerne.

Antje Schrupp.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich je ein feministisches Blog lesen würde – bei einigen Beiträgen wundere ich mich auch tatsächlich, was man alles zu einem Problem aufblasen kann bzw. manches ist mir einfach zu akademisch. Andererseits zeigt mir Frau Schrupp immer wieder neue Sichtweise und gibt Gedankenanstöße. Das schätze ich.

Herr Buddenbohm.
Den kennen Sie bestimmt. Ich schreibe ihn trotzdem nochmal auf. Der Mann hat zwei Söhne und neigt zu norddeutscher Ausgelassenheit. Mehr muss man nicht sagen.

Herr Jojo.
Ich bin großer Jojo-Fan und würde ihn heiraten, wenn er nicht schon Nadini und den Nomster hätte und immer diese komischen Filme gucken würde.

Ikea Hackers.
Machen Sie doch mal was Nettes aus Ihren Ikea-Möbeln.

Graphitti Blog.
Hässliche Grafiken über unsinniges Zeug. Aber lustig. Außerdem stimmt immer alles.

Der Trafikant

9. 10. 2012  •  16 Kommentare

Ein Buch, das einen eigenen Beitrag verdient hat:

Der Trafikant

Als ich es in der Hand hielt, dachte ich als erstes: „Seethaler … Seethaler … den Namen kennt du doch …“ – und tatsächlich: Vor Jahr und Tag las ich „Die weiteren Aussichten„, ein mehr oder weniger fürchterliches Buch. Doch „Der Trafikant“ wurde mir mit warmen Worten anempfohlen, also bekam der Autor eine zweite Chance. Ich kann vorwegnehmen: zum Glück. Selten habe ich solch ein gelungenes, in sich stimmiges, sprachlich, geistig und emotional bereicherndes, mit einem Wort: wunderbares Buch gelesen.

Der Inhalt ist kurz erzählt: Franz Hucherl, ein Bub aus dem Salzkammergut, wird von seiner Mutter nach Wien geschickt, um beim Trafikanten Otto Trsnjek als Lehrling anzufangen. In Wien widmet er sich zunächst der Zeitungslektüre, auf Anraten eines gewissen Prof. Sigmund Freud begibt er sich dann auf die Suche nach einem Mädchen.

Und so schlüpfte er schon am nächsten Samstag, kurz bevor ihn die Trafik mit einem letzten, aufmunternden Geklingel ins Wochenende entließ, in seinen Sonntagsanzug, wusch sich sein Gesicht, den Hals und die Hände mit einem extra für diesen Anlass teuer erstandenen Stück Kernseife, schmierte sich einen Batzen Schweineschmalz in die Haare und zerrieb Blütenblätter einiger prächtiger Königsrosen unter seinen Achseln, die er auf einem nächtlichen Streifzug aus den um die Votivkirche akkurat angelegten Beeten gepflückt hatte. Alsdann trat er glänzend und duftend auf die Straße, wo das milde Herbstlicht das Pflaster wärmte, und bestieg die Straßenbahn in Richtung Wiener Prater, um dort sein Glück in Gestalt eines passenden Mädchens zu finden.

Er trifft die Tänzerin Anezka, eine pralle Böhmerin mit Zahnlücke, und verliebt sich sofort. Zudem geschehen seltsame Dinge: Trafikant Trsnjek ist nicht mehr wohl gelitten, weil er an Juden verkauft, und auch Prof. Freud muss sich vorsehen.

Das Buch ist ein Genuss, die Worte perlen aus den Seiten, malen Stimmungen und Charaktere.  Die Geschichte selbst ist nicht sentimental, erhebt keinen Zeigefinger, bleibt stets gelassen und lässt Lücken dort, wo die Fantasie des Lesers eindrücklicher ist als Erzählen.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass „Der Trafikant“ zu den zehn besten Büchern gehört, die ich bislang gelesen habe.

Bücher im September

3. 10. 2012  •  5 Kommentare

Mit Empfehlungen.

Bücher im September

Urs Augstburger. Als der Regen kam.
Als Mauro seine Mutter wiedersieht, erkennt sie ihn nicht wieder: Sie hat Alzheimer, lebt in einer eigenen Welt. Bei einem Fest tanzt sie mit ihrem unsichtbaren Geliebten. Mauro beginnt, den Mann zu suchen. Die Geschichte wird in Zeitsprüngen aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es ist zunächst nicht einfach zu folgen, was etwas nervt. Ab der Hälfte wird’s aber besser und das Buch noch gut.

André Kubiczek. Der Genosse, die Prinzessin und ihr lieber Herr Sohn.
Kubiczek ist Sohn einer laotischen Mutter, sein Vater ist Deutscher, er wuchs in der DDR auf. In dem Buch erzählt er seine Geschichte und die seiner Familie – mit Detailtreue, Freude am Schreiben und Sinn für Atmosphäre. Der Plot fließt dahin, nimmt mal Tempo auf, wird wieder langsamer – am Ende kann man gar nicht genau sagen, was eigentlich auf den letzten vierhundert Seiten stand außer: Es war gut.

Daniel Mezger. Land spielen.
Eine junge Familie – Mann, Frau, drei Kinder – zieht aufs Land um des Landlebens willen, um rauszukommen und neu anzufangen. Die Idylle erweist sich jedoch als Illusion; am Ende bleibt die Feststellung: Egal, wohin man flieht, man nimmt sich immer selbst mit. Ungewöhnlich am Buch ist die Position des Erzählers: Er nimmt die Wir-Perspektive ein und gibt damit der fadenscheinigen Harmonie ein sprachliches Gesicht. Gelungen.

Christoph Peters. Sven Hofstedt sucht Geld für Erleuchtung.
Ich muss vorweg schicken: Ich bin kein Fan von Kurzgeschichten. Trotzdem habe ich dieses Buch gelesen. Allerdings nicht komplett zu Ende. Denn: siehe oben. Die Geschichten an sich beginnen immer vielversprechend. Die Art des Erzählens gefällt mir auch; sie ist atmosphärisch dicht, alles gut. Aber es fehlt die Pointe. Immer. Deshalb habe ich das Buch irgendwann weggelegt.

Ferdinand von Schirach. Der Fall Collini.
Der Werkzeugmacher Fabrizio Collini geht in ein Luxushotel und tötet den Industriellen Hans Meyer. Dann stellt er sich der Polizei, ohne sein Motiv zu nennen. Anwalt Caspar Leinen übernimmt den Fall – und macht sie daran, das Rätsel darüber, was die Collini und Meyer verbindet, zu lösen. Die Anwaltsstory erinnert mich stark an die Carofiglio-Bücher; mir hat sie ausnehmend gut gefallen. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen.

Sommerbücher

8. 09. 2012  •  19 Kommentare

Der Lesehund ist wieder da:

Bücher im Juli und August

Ben Aaronovitch. Rivers of London.
Peter ist Polizist in London, hat gerade seine Ausbildung durchlaufen. Er wird Inspektor Nightingale zugeteilt, der eine eigene Abteilung innerhalb der Londoner Polizei bildet: eine magische. Er kümmert sich um Geister, Vampire und andere sonderbare Gestalten, die sich untereinander bekriegen – unter anderem den Themsegöttern. Der Schreibstil ist humvorvoll, aber die Story verworren. So richtig konnte ich mich auch mit den Charakteren nicht anfreunden. Deshalb habe ich das Buch irgendwann weggelegt.

Gianrico Carofiglio. Ad occhi chiusi (In freiem Fall).
Der zweite Fall von Anwalt Guido Guerreri – und der schwächste der ansonsten guten Reihe. Seine Klientin Martina Fumai will ihren gewalttägigen Ex-Freund vor Gericht, und nur Guerreri traut sich, dem bekannten Mann aus Bari die Stirn zu bieten. Das Buch beschäftigt sich mehr mit Guerreris Innenleben als mit dem Fall und ist deshalb etwas langatmig. Insgesamt ist die Reihe aber sehr zu empfehlen.

Linda Castillo. Die Zahlen der Toten.
Kate Burkholder ist eine ehemalige Amish und Polizeichefin in Ohio. Sie muss den Mörder einer jungen Frau finden, die eines Tages im Schnee auf einem Feld liegt – mit eine eingeritzten römischen Zahl. Natürlich läuft alle auf einen Serienmörder hinauf. Die Geschichte ist spannend erzählt und hat genau die richtige Anzahl interessanter Charaktere. Ich habe das Buch verschlungen, auch wenn am Ende ziemlich klar ist, wer der Mörder ist. Egal: gute Unterhaltung.

Herman Koch. Sommerhaus mit Swimmingpool.
Hausarzt Marc Schlosser verachtet seine Patienten. Er ist berechnend und arrogant, oberflächlich und eigennützig – und aktuell unter Verdacht, einen Kunstfehler begangen zu haben. Das Buch erzählt die Geschichte dieses Kunstfehlers, führt ins Sommerhaus eines Patienten, in dem Schlosser mit seiner Familie Urlaub macht – und in menschliche Abgründe. Herman Koch beobachtet sehr fein und schreibt mit viel Intensität. Mehr verrate ich nicht.

Pierre M. Krause. Hier kann man gut sitzen.
Fernsehmoderator Krause zieht aufs Land in den Schwarzwald und erzählt, was er dort erlebt. Launige Geschichten, leider mit zu wenig Lokalkolorit. Denn was er erlebt, kenne ich genauso aus dem Sauerland.

Bücher im Juni und Juli

23. 07. 2012  •  8 Kommentare

In den vergangenen eineinhalb Monaten gelesen:

Bücher im Juni und Juli

Markus Beckedahl, Falk Lüke. Die digitale Gesellschaft.
Untertitel: „Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage.“ Beckedahl/Lüke reißen alles mal kurz an: Freiheit, Terrorismus und Internet; Schule, Wissen und Internet; Geld, Wirtschaft und Internet; Netzpolitik, Urheberrechte und Internet. Das Buch ist eine gute Zusammenfassung, bleibt aber rein deskriptiv und steigt nirgendwo tief ein. Es ist nützlich, um den Eltern mal zu zeigen, warum so vieles Mist ist, was übers Internet gesagt und geschrieben wird. Wer das bereits weiß, findet nicht viel Neues.

Paul Beldt. Wollmann widersetzt sich.
Bernd Wollmann ist Hausmann, Blumenliebhaber, verheiratet mit Jutta und zeltet seit Neuestem im Garten des gemeinsamen Hauses. Wie es dazu kommt, erzählt Paul Beldt in einer kleinen Geschichte – launig und kurzweilig. Die Story selbst ist nicht tiefschürfend und manchmal etwas übertrieben, prima ist aber, dass der Autor Bernds Charakterstudie bis zum Ende durchhält. Ich hab’s gern gelesen – eine gute Zug- und Liegestuhllektüre.

Rebecca Hunt. Mr. Chartwell.
1964. Die Bibliothekarin Esther Hammerhans möchte ein Zimmer untervermieten. Einziger Bewerber ist ein großer, schwarzer Hund, der sich als „Mr. Chartwell“ vorstellt und vorgibt, aus beruflichen Gründen in der Stadt zu sein. Esther findet ihn äußerst unangenehm, nimmt ihn aber trotzdem bei sich auf. „Der schwarze Hund“ – so hat Winston Churchill seine Depression genannt. Ihn nennt Mr. Chartwell auch als seinen Auftraggeber. Der Ausgangspunkt des Buches ist gewitzt; die Geschichte selbst nicht immer. Beim Lesen dachte ich mehrmals: „Da muss doch jetzt noch ein Höhepunkt, eine Pointe kommen!“ Kommt aber nicht. Trotzdem kann man das Buch gut lesen.

Margaret Mazzantini. Non ti muovere. (Geh nicht fort).
Timoteos Tochter Angela hat einen Unfall und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Während sie in Lebensgefahr schwebt und operiert wird, legt Timoteo Rechenschaft über sein Leben ab und erzählt die Ereignisse rund um Angelas Geburt, als er eine Geliebte hatte, sie schwängerte, seine schwangere Frau verließ und … nein, ich verrate nichts weiter. Die Geschichte klingt nach Klischee, ist jedoch vorsichtig, hintersinnig und und mit feinem Gespür für Timoteos Charakter erzählt. Ich wusste während des Lesens nicht, ob ich ihn verachten oder verstehen soll. Ein überaus gutes Buch.

Klaus Hoffmann. Philipp und die Frauen.
Ich gebe zu: Ich neige momentan dazu, Bücher über Männer in mittleren Jahren zu lesen. Die Story diesmal: Ein Schauspieler fährt auf eine Nordseeinsel, wohnt in einem Haus mit drei Frauen und rekapituliert sein Liebesleben. Diesmal ist die Geschichte jedoch fahrig erzählt, nichts findet zueinander, und auch der Stil ist wenig erhebend.

Moritz Rinke. Der Mann, der durchs Jahrhundert fiel.
In Worpswede droht sein Elternhaus im Moor zu versinken. Paul Wendland-Kück macht sich deshalb auf, um sein Erbe zu retten, und kehrt zurück an den Ort seiner Kindheit, der Künstlerkolonie mitten im Teufelsmoor.  Die Figuren sind herrlich verschroben, die Geschichte einfallsreich und die Atmosphäre dicht. So wird Pauls Onkel, der das Haus seit dem Fortzug der Familie allein bewohnt, allgemein „Nullkück“ genannt, weil er angeblich kein richtiger Kück ist. Von seinem Trecker aus hat der wortkarge Nullkück den Frauen in seiner Jugend Liebesbriefe zugeworfen; heute bewahrt er die übergroßen Bronzemenschen im Garten des Künsteranwesens vor dem Absinken. Das Buch hat ein paar Längen, alles in allem aber trägt die Geschichte und nimmt zum Ende hin noch einmal Fahrt auf.

Maarten ‚t Hart. Das Wüten der ganzen Welt.
Als Kind beobachtet der Komponist Alexander Goudveyl den Mord am Polizisten Vroombout. Das Verbrechen lässt ihn nicht los; während seiner gesamten Jugendzeit, sogar bis ins Studium hinein, sucht er immer wieder nach dem Mörder, sammelt Indizien und landet in Sackgassen. Das Buch verknüpft geschickt die Geschichte Alexanders mit der Geschichte einer Kleinstadt, in der sich wiederum die Geschichte der Niederlande nach dem Zweiten Weltkrieg spiegelt. Ein gutes Buch, das unaufdringlich und leise erzählt.



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