Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Testfahrt mit dem neuen Fahrrad und ein häusliches Projekt, außerdem Garten-Content

29. 5. 2021 12 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

So! | Sprachen wir schon über die Schwierigkeiten des Tagebuchbloggens in Zeiten hoher Termindichte, während sich das Leben in zwei Städten abspielt?


Garten | Erdbeeren und Johannisbeeren sind am Start. Im vergangenen Jahr habe ich genau drei Heidelbeeren geerntet und feierlich gegessen – es sieht aus, als seien es in diesem Jahr mindestens fünf. Die Kirschen haben unter dem späten Frost gelitten: Der Baum trägt nicht gut. Aber ein paar Kirschen sind dran. Zumindest gab es in diesem Jahr genug Wasser.

Abteilung Gemüse: Den Thorstens und den Gurken geht es gut, ebenso dem Salat. Nur der Kürbis kränkelt. Das wird wohl nichts. Kartoffeln, Radieschen und Zucchini nehmen die Herausforderung an, ebenso der Pak Choi. Die Situation bei den Möhren ist angespannt: Eigentlich müssten sie schon längst ihr Grün aus der Erde strecken.

In der kommenden Woche wird es endlich warm. Dann dreht der Garten bestimmt durch.


Auswärtsfahrt | Das neue Fahrrad ist da, montiert und testgefahren. Der Onlinehändler hat den Link zu einem Montagevideo mitgesendet. In dem Monatgevideo baute ein junger Mann das Rad zusammen. Ich konnte es ihm eins zu eins nachtun, jeder Handgriff ist dort vorgemacht, wie bei der Maus. Der Knuffelcontact hat die Scheibenbremse finalisiert und den Anschlag der Schaltung nachjustiert. Danach war alles tippditoppe.

Anschließend Testfahrt durch Industriekultur, vorbei am Stadion den Dortmunder Süden entlang und durch die City wieder zurück, rund zwanzig Kilometer. Das Rad hat die richtige Rahmengröße, die Kraftübertragung ist spitzenmäßig, es fährt sich super. Fühle mich sehr dynamisch. Der Lenker kann noch etwas höher, da schauen wir mal, ob wir noch Spacer reinkriegen. Den Sattel werde ich austauschen, er ist zu breit; es drohen Schmerzen am Allerwertesten.

Insgesamt aber die richtige Entscheidung. Das Rad kommt ziemlich nah an meine Bedürfnisse.

Eine Leserin hat mir eine ergonomische Sitzberatung bei Juliane Neuss in Clausthal-Zellerfeld geschenkt, das ist großartig. Man kann die Beratung digital oder vor Ort wahrnehmen. Ich fahre vielleicht sogar hin. Mein Urlaubsmonat Juli hat dahingehend Spielraum. Ich freue mich sehr.


Schwenk zu einer anderen Investition:

Vorrede | Vor einem Jahr manifestierte sich in mir der Wunsch nach einer neuen Matratze. Meine vorhandene ist elf Jahre alt, mein Liege-Erlebnis braucht ein Update, man wird ja nicht jünger. Dann kam erstmal der Sommer, ich war damit beschäftigt, ins Freibad zu gehen. Dann kam die zweite Welle. Dann die dritte. Währenddessen wuchs in mir der Gedanke, dass ich nicht nur eine neue Matratze, sondern auch ein neues Bett gebrauchen könnte – das vorhandene ist ein preiswertes schwedisches Modell und hat sein Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht. Bevor ich nun aber ein neues Bett aufstelle – wäre es da nicht schlau, auch im Schlafzimmer Parkett zu legen? Das habe ich bislang nur im Wohnzimmer. Dazu würde ich einen Parkettleger benötigen. Wenn aber nun schon ein Parkettleger kommt, kann er auch gleich im Gästezimmer Parkett legen, nicht nur im Schlafzimmer. Im gleichen Atemzug kann er das vorhandende Parkett überarbeiten, ist ja ein Abwasch.

Mein Matratzenwunsch setzte also eine Prozesskette in Gang. Inzwischen habe ich einen Parkettleger, ein Angebot und ein Verlegedatum. Fehlen noch Bett und Matratze.

Komplexitätsreduzierung | Gestern war ich in einem Möbelhaus. Ich war sehr willig, dort und nur dort zu kaufen und im Anschluss nirgendwo anders hinzufahren. In Konsumfragen betreibe ich nämlich Komplexitätsreduzierung. Durch die Anfahrt mehrerer Möbelhäuser erhalte ich nämlich viel Auswahl, und viel Auswahl führt zu Verwirrung und Missstimmung: Je mehr Auswahl ich habe, desto eher habe ich das Gefühl, eine schlechte Entscheidung zu treffen, die mich wochenlang martert. Also schränke ich die Auswahl von vorne herein ein, indem ich ein Möbelhaus anfahre, bei dem ich mir sicher bin, ein Bett zu finden, dem ich mindestens 8 von 10 Punkten geben würde. Auf die Möglichkeit, die Punktzahl auf 9 zu erhöhen, verzichte ich; der funktionale und emotionale Gewinn dieses einen Punktes ist geringer als das Ungemach des Aufwandes und des marternden After-Sales-Gefühls.

Entscheidung | Das Möbelhaus war gähnend leer, ich war die einzige Kundin. Die Verkäuferin zeigte sich entsprechend beratungsfreudig – so beratungsfreudig, dass ich ihr irgendwann sagte, dass ich mich in Anwesenheit Dritter nicht entscheiden kann und dass sie mir bitte ein bisschen Zeit lassen möge, die Schlaffrage mit mir selbst zu diskutieren. Ich betrachtete daraufhin lange und stillschweigend Betten und legte mich auf diverse Matratzen. Die Matratzenauswahl befand sich auf einer Empore. Ich konnte von dieser Empore aus in den Verkaufsraum gucken, aber niemand konnte mich sehen. Es ist ja auch nicht nötig, Menschen beim Nachdenken über Matratzen zu überwachen; niemand steckt sich heimlich eine Federkernmatratze in die Handtasche und haut damit ab. Ich legte mich also auf Matratzen, wippte und wendete mich, und immer wenn ich lag, verschwand ich hinter der Leichtbauwand der Empore. Weil eine Matratze fundiert ausgesucht sein will, rollte ich auf jeder vom Rücken auf die Seite und auf den Bauch, blieb eine Weile liegen und schlief dabei fast ein.

Am Ende entschied ich mich für eine von vier Matratzen und eines von vier Betten und freue mich nun. Wunderbar.


Käte | Mein Buch wird auch ein Hörbuch, und inzwischen steht die Sprecherin fest. Ich bin beglückt: Es ist die Stimme einer älteren Frau, aber nicht zu seniorig, kraftvoll und klar. Gleichzeitig trifft sie auch empfindsamere Töne. Sehr schön.


Da war ja noch was | Jüngst war Pfingsten, es ist schon ein bisschen her. Ein langes Wochenende, in das ich mich kopfüber hineinstürzte, mit Anlauf und einem Köpper, mitten aus dem Arbeitstrubel. Am Freitag klappte ich den Rechner zu, und dann war sowas von Wochenende, wochenendiger kann ein Wochenende nicht sein. Ich startete mit Kuchenbacken, und als der Kuchen gerade aus dem Ofen kam, traf auch schon Katja ein. Mit ihr nahm ich eine Podcastfolge auf, Thema: ihre Arbeit als Anti-Gewalt-Trainerin. Am Rande ging es auch um Bestatter, Laubsägearbeiten und allerlei andere Dingen, hören Sie selbst.

Zum Wochenende gehörte außerdem ein Besuch im Auenpark in Selm, ein Ort, der im vergangenen Jahr erst fertig gestellt wurde. Der Selmer Bach schlängelt sich im Schleifen den Park entlang, es gibt Turborutschen und eine Lichtkuppel. Klein, aber fein und ausreichend für einen Nachmittagsausflug. #serviceblog

Nächstes Wochenende nochmal ein langes Wochenende, das wird toll.


Gelesen | Frau Herzbruch, im echten Leben Professorin der Linguistik, nimmt uns mit auf einen unaufgeregten Exkurs zum Gendern.

Der allergrößte Teil der Linguist:innen befasst sich ausschließlich mit diesem beobachtbaren Regelsystem einer Sprache, nicht mit der Normierung dessen. Die Begriffe „richtig“ und „falsch“ kommen in der täglichen Praxis üblicherweise nicht vor, das ist nämlich ein von Menschen obendrübergestülptes Bewertungssystem, welches komplett losgelöst ist von der Frage, wie Sprache funktioniert. Und – und das kann ich kategorischer formulieren – niemand beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Frage, ob etwas schön oder nicht schön ist. Es gibt sehr viele konkurrierende Prinzipien, die auf Sprachstruktur einwirken. Die Frage, ob konservative Politiker:innen etwas schön finden, ist keines davon. 

Selbstverständlich meldet sich ein männlicher Kommentator zu Wort, der anderer Meinung ist und – wie es Sitte ist – auch gleich persönlich wird:

(…) Bei allen anderen müsste man fragen, ob sie [sic!] das Proseminar wissenschaftliches Arbeiten im ersten Semester nicht bloß besucht, sondern auch dem Sinn nach und dem tieferen Sinn nach verstanden haben und verinnerlicht haben.

Kommmentar von fritz_

Frau Herzbruch kontert:

Ich erklär es ihnen gerne noch mal so, dass Sie folgen können, und dann möchte ich Sie hier nicht mehr lesen. Danke.

Ich habe Ihnen zu keinem Zeitpunkt ein Gespräch angeboten, sondern ich habe lange Jahre als Professorin für genau das Thema gearbeitet, und das übrigens vor allem deshalb, weil ich unfassbar viel dazu weiß, zum Beispiel viel mehr als Sie, und ich habe die Perspektive, die eine Sprachwissenschaftlerin einnimmt, hier aufgeschrieben. Dann kommen Sie, werfen mir irgendetwas vollkommen sinnfreies mit Esperanto vor, was in wenigen Sätzen zeigt, dass Sie ein bisschen mansplainen wollen, weil es wohl opportun erscheint, einfach mal zu blöken, (…) das Fallenlassen von irgendwelchen Einzelbegriffen mag Ihnen reichen, um eine Diskussion auf Augenhöhe zu führen, wenn von Ihnen aber doch überhaupt gar kein sinnvolles Argument kommt, worauf soll ich denn da einsteigen, bitteschön? Lustigerweise ist es ja sogar so, dass alle Argumente, die ich hier nenne, nicht einmal ein abgeschlossenes Grundstudium erfordern, das ist alles absolutes Basiswissen. Das wussten meine Student:innen alles nach dem ersten Semester. Und deshalb ist es auch übrigens müßig, mit Ihnen darüber zu diskutieren. Es gibt ja gar nichts zu diskutieren, das ist alles ja ganz einfachster Stand der Forschung.

Kommentarentgegnung

Halten wir fest: Für die Sprachwissenschaft gilt das Gleiche wie für die Virologie. Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sind keine Meinung, sondern Erkenntnisse. Man kann über diese Erkenntnisse diskutieren, indem man über die Methoden diskutiert, mit denen sie zustande kommen. Aber man kann nicht einfach anderer Meinung sein, weil man die Erkenntnisse doof findet.

Kommentare

12 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Britta Noack sagt:

    Clausthal-Zellerfeld <3
    ca. 5 km östlich (an der Bundesstraße links rein) liegt das Polsterberger Hubhaus, wo man toll sitzen und noch besser essen kann.
    Und jetzt werde ich über Gurkenneid nachdenken. Drei Aussaaten haben schlapp gemacht, ich musste Pflanzen kaufen. Welch Schmach!

    1. Vanessa sagt:

      Das lädt doch direkt zur Probefahrt ein.

  2. Heidi sagt:

    Mir scheint, ich folge Ihren Investitionen auf dem Fuße. Im Frühjahr habe ich mir auch diesen Trommelkomposter gekauft und bin sehr zufrieden. Nun zickt mein Rasenmäher, ein Akku-Modell von B*sch. Es ging damit los, dass sich die Klappe über der Batterie beim Mähen löste und infolgedessen der Motor ausging. Seither fährt er getaped, da es alles Plastikteile sind, die man nicht justieren kann. Mittlerweile springt er aus unerfindlichen Gründen nach dem Fangkorbleeren nur noch sporadisch an. Ich werde ihn nun ersetzen, das ist der guten Laune nicht mehr zuträglich. Darf ich fragen, welche Marke Sie sich zugelegt haben?

    1. Vanessa sagt:

      Bitte entschuldigen Sie die späte Antwort. Es handelt sich um ein Modell der Marke Stiga.

  3. joriste sagt:

    a propos schwimmen: der Nachbar hatte schon einen Termin im Elsebad, soll toll gewesen sein. Ich selbst bin noch unentschlossen, wollte aber die Info weitergeben. (Das mit den Prozessketten lähmt mich eher als dass es was in Gang setzt, wenigstens kenne ich jetzt auch ich wenigstens ein Wort dafür, Danke!)

    1. Vanessa sagt:

      Sehr guter Hinweis! Am 7. Juni öffnet auch Wellinghofen. Ich bin heiß wie Frittenfett.

  4. fujolan sagt:

    Dank Juliane Neuss fahre ich schmerzfrei seit Jahren einen Sattel, der mir oft als Herrensattel gemansplained wurde, der aber so wunderbar schmal ist, dass sowohl Sitzhöcker als auch Schambein nie mehr schmerzen.

    (nicht geschenkt, wir haben geTAUSCHt)

    1. Vanessa sagt:

      Mich dünkt auch: Mit schmalen Satteln komme ich besser klar. Die Reibung entsteht dort, wo die Oberschenkel beginnen.

  5. Christian sagt:

    Zum Fahrrad: Soweit ich das auf dem Foto erkennen kann, wird das nichts mit wetieren Spacern. Es gibt aber Ahead-Vorbauten auch mit anderen Winkeln (oder verstellbar): Damit sollte frau den Lenker weiter nach oben bringen.

    Ich würde übrigens den Satteltausch erst nach der Lenker-Höhenkorrektur vornehmen, denn der Sitzweinkel ändert sich dadurch ja natürlich. Evtl. passt dann der vorhandene Sattel genau richtig. Wenn nicht, kannst Du den ja dann immer noch auswechseln.
    Ich kann persönlich (fahre wirklich täglich und viel) die Sättel von Ergotec oder QLab sehr empfehlen. Sind zwar nicht die günstigsten aber immer noch deutlich billiger alls Brooks (und es gibt die einzelnen Modelle jeweils in unterschiedlichen Breiten).

    Viel Freude mit dem Radeln!

    1. Vanessa sagt:

      Möglicherweise verstelle ich den Lenker doch nicht – ich werde das bei weiteren Fahrten kritisch prüfen. Denn auf der Fahrt gestern fühlte es sich so okay an – vielleicht nur eine Sache der Gewöhnung. Die professionelle Begleitung wird es herausfinden.

  6. hafensonne sagt:

    Das Fahrrad sieht sehr schick, edel und wertig aus, viel Spaß damit!

    Ich glaube ich habe es hier bereits erwähnt: Ich schwöre auf den nicht ganz billigen Brooks Cambium, der muss nicht eingefahren werden und passt sich immer ideal dem Körper und der Bewegung an. Ist aus Kautschuk, mit Leinen bezogen.

    Und nach 100km Durchsicht!

    Meine Matratze ist nun auch 10 Jahre alt, da ich aber ähnliche Prozessketten zumindest für Lattenrost und daraus folgernd Bett befürchte, bin ich derzeit der Meinung, eigentlich tut sie es ja noch.

    1. Vanessa sagt:

      Das dachte ich auch lange. Bis ich irgendwann den Entschluss fasste.

      Ich werde erstmal den Sattel meines Cannondale nehmen und ihn auf das neue Rad montieren. Auf dem habe ich immer ganz gut gesessen. Aber eben in anderer Rahmengröße.

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