Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Nicht das Schatöchen | Langjährige Follower erinnern sich: Einmal im Jahr fahre ich gemeinsam mit Freunden auf ein französisches Landschloss – hier die Erzählung aus dem vergangenen Jahr. Ein verlängertes Wochenende lang gibt es kein Programm. Jeder tut, was er möchte. Wer Auflüge machen möchte, tut dies; wer nicht, der nicht. Wir kochen gemeinsam, trinken gemeinsamen, plaudern – und wer grad keine Lust hat, zieht sich in sein Schlafzimmer oder zu einem Spaziergang zurück. Ein gutes Arrangement.

Das Schatöchen zeigte im vergangenen Jahr deutliche Spuren eines Renovierungsstaus. Nach einem Besitzerwechsel haben die neuen Schlossherren den Mietpreis überdies um sechzig Prozent erhöht. Das war uns Anlass zu sagen: Andernorts ist es auch schön!

Das Ergebnis: ein Landhaus in der Wallonie.

Landhaus aus Backstein mit geöffneten Fensterläden, davor bunte Blumen.

Besondere Kriterien zur Auswahl des Ortes gab es nicht: Es musste hübsch sein, ausreichend Schlafzimmer für die Reisegruppe haben und preislich passen. So landeten wir in der Nähe von Rebecq, dreißig Kilometer südlich von Brüssel. Wir fühlten uns sofort heimisch, denn es roch genauso wie auf dem Schatöchen: zart angestaubt, nach alten Dielen und schweren Polstern.

Rebecq, so lasen wir, habe zehntausend Einwohner. Wir sahen uns um, blickten über die Felder, und fragten uns, wo. Wir flanierten durch unsere Nachbarschaft, die Gegend wirkte zersiedelt: Entlang kleiner Straßen und Wirtschaftswege reihten sich Häuser, neue und renovierte Backsteinhäuser, große Anwesen. Wir fragten uns, ob man hier wohnt, wenn man in Brüssel arbeitet.

Beim Abendessen entdeckten wir, dass wir in der Nähe von Waterloo sind; jenes Waterloo, an dem die Napoleon in die Schlacht zog; weniger Geschichtsaffinen aus dem gleichnamigen ABBA-Song bekannt. Ich zog sämtliche Schubladen in meinem Gedächtnis auf, fand dort allerdings keine Erinnerung an Unterrichtsstunden, weder in Musik noch in Geschichte, und stimmte dafür, diesen Ort am nächsten Tag zu besichtigen.

Seit ich keine Schule mehr besuche, interessiere ich mich für alle Dinge, die ich dort langweilig fand. Physik zum Beispiel – oder eben Geschichte. Beides wurde mir von Lehrer:innen dargebracht, die zwar nett waren, die sich didaktisch aber eher am unteren Ende der Skala aufhielten.

Waterloo hatte ich bislang immer mit Großbritannien assoziiert, aus unbekannten Gründen auch mit einer Seeschlacht. Als wir jedoch dort ankamen, sah ich weder Meer noch Schiffe, sondern eine wellige Landschaft und einen hohen Hügel.

Auf den Hügel kann man hochsteigen: Es sind vierzig Höhenmeter, 226 Stufen, und wer dort nicht täglich hochstapft, muss zwischendurch mal anhalten. Von oben hat man dann eine wunderbare Aussicht über das Schlachtfeld.

Blick über eine wlelige Landschaft mit Feldern und Wiesen, im Vorgergrund ein rundes Gebäude.

In dem runden Ding unten befindet sich ein Panoarama der Schlacht, handgemalt aus den 1920er Jahren. Es roch dort genauso wie im Landhaus.

Die Schlacht selbst ist inzwischen besser dargestellt, museumsdidaktisch einwandfrei. Neben dem Gebäude gibt es eine unterirdische Ausstellung. Deren Herzstück ist ein 3D-Film der Schlacht. Ich stand inmitten der kämpfenden Truppen, die Kavallerie rannte auf mich zu, Napoleon piekte mir mit seinem Fernglas in den Körper. Sehr eindrücklich.

Auch der Rest der Ausstellung ist prima. Ich habe viel verstanden und mich gefragt, wie wir wohl leben würden, wenn Napoleon in Waterloo gewonnen hätte. Wahrscheinlich hätten wir besser Croissants.

Lebensgroße Soldatenpuppen in einem Schaukasten

Neben dem Löwenhügel gibt es eine Brassiere Brasserie, und in der Brasserie gibt es einen Burger, benannt nach General Wellington, der die englischen Truppen anführte. Wir bestellten einige Generäle, um uns ganz den geschichtlichen Ereignissen hinzugeben.


Ehrlich Brothers | Gemeinsam mit dem Reiseleiter musste ich einen Tag früher aus Belgien abreisen. Aufgrund nicht mehr nachvollziehbarer Planungsmängel gab es eine Terminkollision: Wir hatten Karten für die Ehrlich Brothers, ein Weihnachtsgeschenk für die Kinder. Also fuhren wir am Samstag von Beglien nach Haltern, sammelten dort die Kinder ein, und fuhren weiter in die Dortmunder Westfalenhallen.

Die Kinder fanden die Show super. Ich fand sie durchwachsen. Die Großillusionen waren gut gemacht, wengleich die Tricks maximal durch den Fleischwolf gedreht wurden, um auch den letzten Gag rauszuholen. Zwischendurch boten die Brothers Close-up-Magie. Ich war viele Jahre lang mit einem Zauberer verheiratet; er hat bei seinen Auftritten in der Studentenzeit, irgendwann Anfang der 2000er Jahre, schon genau die gleichen Tricks aufgeführt. Ich war hart unterwältigt. Zwischendurch Geschlechterklischees. Nun ja.


Schlauer werden | Das Tolle an meinem Job ist, dass ich selbst sehr viel lerne. Meist geschieht das mit Fragestellungen, die knapp neben dem liegen, was ich schon weiß und kann. So kam ich seinerzeit zu meiner Mediations-Weiterbildung: Ich arbeitete mit Teams und fand, dass ich mehr Werkzeuge brauchte, um Konflikte zu klären. Oder zu meiner ITIL4-Foundation: Ich war bei einem IT-Kunden unterwegs, hatte auch die ITSM-Prozesse verstanden, wollte aber eine Grundbesattelung, um mit meinen Fähigkeiten besser an die interne Logik des Unternehmens anzudocken. Oder Verhandlungsführung: Mehrere Kunden standen vor entsprechenden Herausforderungen, ich wollte besser unterstützen.

Aktuelle Lektüre:

Fachbücher zu den Themen "Vergütungssysteme" und "New Pay", "Stufenentwicklung in der Praxis" "OKR" und "Umgang mit schwierigen Zeitgenossen":

Bereits gebuchte Weiterbildungen in 2023: Kanban System Design. Ich arbeite zwar schon mit Kanban (und vermittle mit großer Begeisterung den Mehrwert von WiP-Limits, um gleichzeitige Arbeit zu begrenzen), möchte mich aber dazu austauschen. Außerdem: Organisationsentwicklung kompakt. Auch hier kenne ich schon Einiges, möchte es aber vertiefen. Außerdem ist der Austausch mit den anderen Teilnehmer:innen ja meist genauso spannend wie die Weiterbildung selbst.


Wanderung | Ich war im Wald, und es war schön.


Angeguckt | Ralph Caspers, das Konzerthaus Dortmund und die Orgel – nur begrenzte Zeit online.

Gelesen | Der Gesang der Flusskrebse von Delia Owens, aus dem Englischen von Ulrike Wasel, Klaus Timmermann. Ein angenehmes Buch: Interessante, sich langsam (aber nicht zu langsam) entwickelnde Geschichte, die mehr und mehr ein Kriminalfall wird und schließlich in einem Gerichtsprozess endet. Ich mochte die verschiedenen Zeitebenen und dass mir die Protagonistin auch mal unsympathisch war.


Schweine | Aktuelles Insight:

Drei Meeschweine aus der Vogelperspektive, die erwartungsvoll nach oben schauen

So sieht das aus, wenn die Schweine auf Erbsenflocken hoffen. Stellen Sie sich ein wildes Quietschen dazu vor. V.l.n.r.: Mittagessen, Abendessen, Frühstück.


Und sonst | Heja BVB!

Der Acker-Schachtelhalm | Ich habe einen neuen Gegner: den Acker-Schachtelhalm. Er wächst in meinem Garten, und agiert äußerst perfide. Er sieht zunächst ansprechend aus, aber dann wird er riesig und hässlich. Er vernetzt sich. Taucht unter und an überraschenden Stellen wieder auf, bis er die Weltherrschaft errungen hat. Ich las, dass ihm nicht beizukommen ist, dass man im Grunde nur an höhere Mächte beten kann, die durch göttliche Kraft seinen Niedergang herbeiführen. Ich versuche es erstmal handfester und grabe alles aus, was sich an der Oberfläche zeigt.

Jedem Problem wohnt aber bekanntermaßen auch eine Chance inne.

In der Kosmetik werden Extrakte des Acker-Schachtelhalms besonders zur Stärkung des Bindegewebes […] verwendet.

Acker-Schachtelhalm – Kosmetik

//*piekt sich in den Oberschenkel


Regatta im Obergeschoss | Stichwort „Bindegewebe“: Der Reiseleiter und ich haben uns ja ein Rudergerät gekauft. Das Gerät benutzen wir entgegen aller Voraussagen immer noch; eine gute, effiziente Art des Granzkörpertrainings. Mit Ausnahme des Hinterns, auf dem ich sitze, sind alle Muskelgruppen beteiligt, sogar der Bauch, wie ich feststellen durfte. Seit drei Einheiten schaue ich während des Ruderns Working Moms, eine Serie, die ich, während mein Blut hauptsächlich in Armen und Beinen zirkuliert, gut intellektuell verarbeiten kann. Jede Folge dauert nur 23 Minuten, perfekt für meine Aufmerksamkeitsspanne und perfekt für fünf Kilometer. Die zweite Folge nutze ich für weitere zwei Kilometer und ausgbiebiges Dehnen. Ab einem gewissen Alter trainiert man ja nicht mehr für bessere Leistungen, sondern man trainiert nur noch gegen den Verfall an.

Ich finde, man sollte Beiträge in einer Mediathek über das Kriterium der Folgenlänge suchbar machen. Das gilt auch für Podcastfolgen. Ich benötige ungefähr 35 Minuten lange Podcastfolgen, um sicher einzuschlafen. Zwar schlummere ich bereits nach sechs Minuten, aber ein leises Gemurmel ist wunderbar, um vollends hinwegzugleiten in die tiefen Tiefen des Dunkels.


Frühsommer-Vibes | Wochenende, Symbolbild:

Aktuelle Lektüre: Der Gesang der Flusskrebse. Fühlte mich förmlich hineingesogen in das Buch. Es wird mit jeder Seite intensiver.


Ab in den Süden | Ich habe Bahnfahrkarten gekauft: nach Berlin – dort bin ich im Juni zu einer Fortbildung; nach Hamburg – dort besuche ein Konzert in der Elbphilharmonie; ins Pustertal – dort mache im im Oktober Wanderurlaub.

Im Juni geht es nochmal nach Karlsruhe. Dieses Jahr bin ich beruflich viel in Baden-Württemberg unterwegs. Dreimal war ich in der ersten Jahreshälfte schon dort, drei Auswärtsspiele kommen noch mindestens hinzu. Spannend, wie sich aus dem Nichts regionale Schwerpunkte entwickeln – als hätten sich die Leute abgesprochen. Es geht in der zweiten Jahrshälfte aber auch nochmal nach Berlin und nochmal in den Norden.

Insgesamt ist das Jahr ziemlich irre. Fast alle Unternehmen kehren zurück zu Präsenz, wollen Workshops vor Ort, möchten beisammensein, Lösungen kreativ erarbeiten, sich justieren, Beziehungen pflegen. Ich habe bereits Termine bis in den November hinein und werde viel Zeit in der Bahn verbringen.


Me-Time | Die Zeit in der Bahn mag ich gern, denn es ist meine Zeit. Ich nutze sie ausdrücklich nicht zum Arbeiten. Das unterscheidet mich augenscheinlich von vielen Menschen, mit denen ich gemeinsam reise: Sie nutzen jede Minute, um zu arbeiten und ihre Zeit zu faktorieren. Sie malen Folien zu Geschäftsstrategien und Absatzzahlen. Und sie führen Gespräche, die man nicht hören möchte, die man aber sehr gut nachvollziehen kann, wenn man den Unternehmensnamen und die letzten Veröffentlichungen googelt und die Beteiligten auf LinkedIn findet. Sehr unangnehm.

Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich für meine Kunden bessere Leistung erbringe (und zudem zuverlässiger gesund bleibe), wenn ich das nicht tue. Denn auf einer Bahnfahrt Termine zu haben, ist stets unerfreulich: Der Fahrplan passt nie zum Terminplan, und der Empfang ist immer mies. Der Zug verspätet sich, man muss Gespräche, die für die Fahrt geplant waren, auf dem Bahnsteig beginnen, der Zug fährt ein, und man kann sie erst später fortführen. Während man gerade zum Kern der Sache vorstößt, kommt eine lange Durchsage, und man versteht nichts mehr. Oder man ist plötzlich im Tunnel. Zum Folienmalen werde ich zu schnell reisekrank. Ganz abgesehen davon, dass die Interna meiner Kunden nicht in den öffentlichen Raum gehören, empfinde ich Arbeiten während der Bahnfahrt grundsätzlich als stressig.

Was ich allerdings wunderbar im Zug tun kann, ist lesen und nachdenken. Also lese ich, bilde mich fort, denke nach, schaue aus dem Fenster, erfreue mich an der Landschaft und komme unbeschwert an.


Broterwerb | Ich war bei einem Kunden. Er hat mich für ein Moderationstraining gebucht: „Basiskompetenz Moderation“ und „Moderation für Fortgeschrittene“. Wir sprachen zunächst über die Basis; dort beginne ich immer mit …

  • einer gesunden Moderationshaltung
  • der Frage, was Souveränität ausmacht
  • dem Aufstellen einer guten und schaffbaren Agenda und einem vorausgedachten Time-Boxing
  • einem Augenmerk auf die Sitzordnung in Präsenzterminen.

Im Anschluss sprachen wir über die gute Einleitung eines Termin und wie man sich selbst den roten Teppich ausrollt. Wir sprachen über Möglichkeiten, Beteiligung und Interaktion zu schaffen – und probierten sie aus. Und wir redeten darüber, wie man mit Menschen umgeht, die einen Termin für sich einnehmen.

Im Folgeseminar wird es unter anderem um den Umgang mit Unverschämtheiten gehen, die Teilnehmer werden ein Beteiligungsformat für große Gruppen kennenlernen und ich zeige ein Meetingformagt, das der Energie der Gruppe folgt, die aber dennoch strukturiert und sich – nach einem offiziellen Teil – gut für Team-Jour-fixes eignet.


Schweine| Aktuelles Insight:

Drei Meerschweinchen im Außengehege. Nummer Eins mit dem Rest von Löwenzahn im Maiul, Nummer Zwei mit einem fetten Löwenzahn im Maul, Nummer Drei hinabgebeugt und fressend.

V.l.n.r.: Mittagessen, Frühstück, Abendessen.


Und sonst | Die Belegexemplare meines Buches „Die Frau, die den Himmel eroberte“ sind bei mir angekommen. Im Februar ist das Buch noch einmal das Taschenbuch erschienen, und seither geisterten die Belegexemplare durchs DPD-Universum.

Der Verlag hatte sie noch an meine alte Wohnadresse adressiert. Ich habe zwar einen Nachsendeauftrag am Laufen, der gilt aber nur für die gelbe Post. Nachdem nun ein sehr verzweifelter Bote meine ehemalige Nachbarin getroffen hatte, nahm sie das zerfledderte Paket entgegen. Sie rief mich an, und ich holte es ab.

Ich hatte mich schon gewundert, dass ich keine Belegexemplare bekomme, war aber immer zu beschäftigt gewesen, beim Verlag nachzufragen.

Schweine | Erst habe ich überlegt, keinen Meerschwein-Content zu verbloggen, aus rein erzähltaktischen Gründen. Sonst erwecke ich noch das Bild einer verschrobenen Meerschweinchenbloggerin. Aber was ist das Leben ohne Meerschweine – jetzt, wo sie da sind!

Im Vorgerdrung ein Meerschwein, das Löwenzahn isst, im Hintergrund ein Meerschwein, dass dumm guckt.

Frühstück, Mittag- und Abendessen haben das Leben nun vollends verstanden. Sie sind die verkörperte Hoffnung auf Erbsenflocken. Ihr Leben ist ein Terzett aus Fressen, Schlafen und Abenteuer erleben – im Außengehege, in dem frisches Gras wächst und in dem manchmal Leckerchen und Löwenzahn versteckt sind, immer woanders, wie aufregend!

Sie wissen, wer ihnen Futter bringt, und huldigen mir.


Broterwerb | Beruflich war ich bei Kunden in Wuppertal, Karlsruhe und in Renningen bei Stuttgart, auf dem Rückweg machte ich einen Stop in Heidelberg.

Mit der Deutschen Bahn fuhr ich erst von Haltern nach Karlsruhe, übernachtete und gab dort Seminar für Führungskräfte: Sich selbst führen, um andere zu führen. Nach Ende des Seminars fuhr ich von Karlsruhe nach Renningen, übernachtete dort und beriet tags darauf eine Bürgerinitiative zur Mobilitätswende. Nach Ende des Beratungsworkshops fuhr ich von Renningen nach Heidelberg und besuchte eine Freundin. Tags darauf machte ich mich auf den Heimweg von Heidelberg zurück nach Haltern. Die Züge waren allesamt pünktlich; es gab keine Zwischenfälle, alles lief nach Plan.

Auf dem Rückweg nach Haltern fuhr ich durchs Rheintal. Das ist immer wunderbar entschleunigend. Der InterCity schenkte mir zudem ein 90er-Jahre-Gefühl – mit Abteilen, in denen man die Lautstärke der Durchsagen einstellen konnte, und krümeliger Seife auf den Toiletten. Nur die Fenster konnte man nicht runterschieben, wie damals, auf Klassenfahrten.

Die Bürgerinitiative, die ich in Renningen beriet, ist die BAUS. Die Abkürzung steht für „Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn“. Die BAUS hat beim Landeswettbewerb Badenb-Württembergs „Wir machen Mobnilitätswende“ gewonnen und hat sich mich als Preis ausgesucht: Beratung zu ihrer Kommunikation, zum Storytelling, zur Stakeholder-Ansprache.

Eines der Mitglieder der BAUS wohnt in einem Mehrgenerationenhaus und lud mich ein, dort zu übernachten; es gibt ein kleines Ferienappartment. Am Abend vor dem Workshop unterhielten wir uns über das Projekt: Als Teil einer Bauherrengemeinschaft hat er das Haus zusammen mit anderen Wohnungseigentümern gebaut. Ich fragte ihn, wie die Gruppe das konfliktfrei hingekriegt hat. Seine Antwort: Im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern im gleichen Gebiet, die von Bauträgern errichtet wurden, sparte die Bauherrengemeinschaft ein Drittel der Baukosten. Denn die Projektleitung übernahm sie selbst. Das bedeutete viel Abstimmungsbedarf und viele Diskussionen; für den Einzelnen aber auch die Einsparung eines sechsstelligen Betrags. Immer dann, wenn es unterschiedliche Mehrheiten hinsichtlich einer Entscheidung kam – zum Beispiel was die Einrichtung eines Gemeinschaftsraums, eines Fahrradkellers oder Aufzugtüren aus Glas -, rief sich die Gruppe ins Gedächtnis: Auch wenn ich als Einzelperson bei dieser Entscheidung überstimmt werde und Kosten tragen muss, die ich eigentlich nicht tragen möchte, spare ich durch die Mitgliedschaft in dieser Gemeinschaft trotzdem enorm. Das machte es leichter für den Einzelnen, Kompromisse einzugehen.

Für die Aufzugtüren aus Glas entschied sich die Gruppe übrigens, weil sie ein offenes Haus seien möchte: Man soll sehen, wer kommt und wer geht, um Blickkontakt und Gespräche zu ermöglichen. Ein spannendes Projekt – architektonisch und gruppendynamisch.

Credits gehen außerdem raus für das Blech mit Käsespätzle, das es in der Mittagspause gab.

blech mit Käsespätzle

Gelesen |  Im Osterurlaub, in Zügen und auf dem Sofa habe ich Bücher gelesen:

Barbara stirbt nicht von Alina Bronsky. Die Geschichte von Walter Schmidt, dessen Frau Barbara eines Morgens nicht mehr aufsteht. Sie ist krank, sie ist müde, sie ist nicht mehr die Barbara, die Walter geheiratet hat. Sie macht keinen Kaffee und kein Frühstück mehr, sie kocht kein Mittagessen; Walters leben ist plötzlich ohne Struktur. Alina Bronsky zeichnet das Portrait einer Ehe, deren Routinen plötzlich aus den Fugen gerät – und das Bild eines Mannes, der so abhängig von seiner Frau ist wie sie von ihm.

Melodie der Stille von Rose Tremain, aus dem Englischen von Elfie Deffner. Eine Reise ins Dänemark des 17. Jahrhunderts: Peter Claire, ein Lautenspieler, wird an den Hof des Königs beordert. Der ist jedoch ein ausgesprochen seltsamer Kerl. Ebenso seine Frau, die mit Kalkül ihr Liebesleben pflegt – jedoch nicht mit ihrem Gatten. Rose Tremain malt ein opulentes Gemälde vom Leben am Hof und auch daneben. Das Buch hat nach hinten raus einige Längen. Als Urlaubslektüre ist es aber sehr tauglich.

Corpus Delicti von Juli Zeh. Eine Dystopie, in deren Zentrum die Gesundheitsdiktatur der Zukunft steht: Der Mensch ordnet sich der Methode unter, einer Rechtsform, die das körperliche Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die Bürger tragen Maske, desinfizieren sich ständig und absolvieren ein tägliches Gesundheitsprogramm; wer krank wird, gilt als gescheitert. Juli Zeh schrieb den Roman weit vor der Corona-Pandemie, was das Überraschendste an der ganzen Sache ist. Insgesamt allerdings ist es ein mäßiges Leseerlebnis: Die Moral kommt mir zu keulenartig. (Das Buch ist offensichtlich auch Schullektüre; die hat mir immer schon Schmerzen bereitet.)


Radeln | Endlich ist wieder Radfahrwetter! Für große und kleine Touren, fürs Radeln auf den Markt, zum Gemüse-Einkaufen und fürs Fahren durch die Gegend.


Die Summe der Einzelerlebnisse | Christian schreibt über Mikroverletzungen, und das korrespondiert sehr gut mit zahlreichen Lebensbereichen: Die einzelne Begebenheit ist vernachässigbar, aber die Summe gleicher und ähnlicher Begebenheiten formt das Problem. Das passt wunderbar auch auf Dinge, die in der Arbeitswelt geschehen – zum Beispiel Sexismus: Das einzelne Vorkommnis ist nicht erwähnenswert, man könnte emotionslos darüber hinwegsehen und, haha!, ein Scherzchen erwidern. Oder Unternehmenskultur: Das Management möchte, dass die Mitarbeiter:innen mehr Verantwortung übernehmen – maßregelt sie jedoch jedesmal, wenn sie es tun und die Entscheidung nicht zu einhundert Prozent ihren Erwartungen entspricht.


Merkste selber, ne? | Nachdem ich mit dem Reiseleiter zusammengezogen war, wir unser Zeugs geordnet hatten und alles an seinem Platz stand, blickte er sich um und stellte fest, dass nun eine Gitarre zu seinem Haushalt gehört. Er beschloss kurzerhand, das Gitarrespielen zu lernen.

Jedesmal, wenn er nun mit meiner Gitarre beim Gitarrenunterricht ist, denke ich: Ach, wunderbar! Niemand da – endlich mal Zeit zum Gitarrespielen!

Sie merken es auch, ne?


Gelesen | Dürre in Frankreich: Ein bisschen Wasser für Tomaten, ein bisschen für Atomkraft. Während sich dieserorts Menschen auf die Straße kleben, um den Verkehr für einige Stunden lahm zu legen und dadurch für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, ist man in Frankreich deutlich nachhaltiger: Aktivisten bauen eine Mauer über die Autobahn.

Gelesen | Blick nach Österreich: Der Tommy, der zahlt das. Grossbanken können untergehen, aber die Banker bleiben – wie Thomas Matter, Nationalrat der Südtiroler Volkspartei. Besuch in Matters Bank und seinem Villenkomplex.

Gelesen | Miriam Vollmer, Fachanwältin für Verwaltungsrecht und spezialisiert auf Energierecht, fasst zusammen, warum die jüngsten Änderungen an der eurpäischen Emissionshandelsrichtlinie 2003/87/EU spannend sind – vor allem für jene, die noch schnell eine neue Gasheizung einbauen wollen.

Dass die Verbraucher die Tragweite dieser dynamischen Entwicklung nicht antizipieren, zeigt die Debatte um das neu zu fassende Gebäude-Energiegesetz, GEG: Die vermeintlich günstige Lösung einer neuen Gasheizung wird von vielen Verbrauchern nicht über den voraussichtlichen Verlauf der Kostenstruktur über die Lebenszeit der Anschaffung modelliert. 

Die stille Transformation

Der ganze Beitrag ist – wenngleich für den Laien etwas sperrig – lohnenswert zu lesen. Ich habe nämlich endlich verstanden, wie Emissionshandel funktioniert.


Und sonst | Der Garten wird gemütlich.

Ich aß Ramen (auswärts) und Spargel (inwärts). Ramen aß ich zum ersten Mal; es scheint mit insgesamt überschätzt, aber ich werde der Sache weiter auf den Grund gehen. Bei Spargel bleibe ich dabei: Sauce Hollandaise ist gut, Parmesan ist noch besser.

Schweine | Frühstück, Mittag- und Abendessen haben sich eingelebt, fressen Löwenzahn und Erbsenflocken aus der Hand, lassen sich streicheln und haben kapiert, dass die große Frau, wenn sie den leeren Napf mitnimmt, mit einem vollen wiederkommt. Sie stehen dann wie Fensterrentner in der Tür ihres Stalls, die Pfoten aufgestützt, den Kopf gereckt, und quietschen wie verrückt.

Am liebsten mögen die Fressmaschinen Löwenzahn, Gänseblümchen und Gras, Salat und Paprika (in dieser Reihenfolge). Möhren scheinen das Graubrot unter den Gemüsen zu sein: Machen satt, sind aber nicht sexy. Heute habe ich einen Topf mit Wildkräutern in ihren Vorgarten gestellt. Frühstück und Mittagessen rückten sogleich zur Erkundung aus. Luis-Trenker-Gedächtnisportrait vor der Besteigung des Mount Kraut:

Zwei Meerschweine vor einem Wildkräutertopf

Wesentlichen Anteil daran, dass die Meerschweine uns vertrauen, haben die Kinder: Sie gingen so sanft auf die Schweine zu, dass diese mehr Neuigerde als Angst zeigten.

Sogar Abendessen, vom Typ her eher ein Drinni, geht inzwischen öfter mal raus. Frisches Gras und Erbsenflocken locken selbst das skeptischste Schwein aus dem Bau.


Neuland | Ich habe hier in Haltern nun eine Hausärztin. Es gibt hier kaum Ärzt:innen, die noch Neupatienten aufnehmen, deshalb bin ich glücklich. Die Ärztin ist sympathisch, die Praxis ist top organisiert. Terminbuchung online, Aufnahme per Anamnesebogen auf dem iPad, vier Minuten Wartezeit, Rezepte und Überweisungen gibt es elektronisch in die Arzt-direkt-App. Rezeptbestellung geht so: Nachricht über den Messenger, und die Praxis schickt das E-Rezept in die App. Ich muss keine engen Öffnungszeiten mehr mit meinem Terminkalender überein bringen, zwanzig Minuten zur Praxis radeln, mich ins Wartezimmer setzen, mich anhusten lassen und zwanzig Minuten wieder heim fahren, nur um einen Zettel abzuholen! Fühle mich wie im Jahr 2023. Verrückt.


Anekdotisches | Nach dem Besuch bei der Hausärztin war ich auf dem Wochenmarkt und habe bunte Brötchen gekauft.

EIn schwarzes, ein rotes und ein gelbes Brötchen auf einem Teller.

Im schwarzen Brötchen ist Aktivkohle, im roten ist rote Beete. Geschmack prima, andere Wirkungen konnte ich nicht feststellen.

Ich kaufte auch Kuchen. Während ich aussuchte, kam ein Mann an den Stand und bestellte eine Waffel. Er war gehörlos und schwierig zu verstehen. Der junge Azubi wusste nicht recht damit umzugehen. Die Chefin übernahm, machte nichts weiter als mit deutlichem Mundbild zu sprechen, fragte nach Puderzucker, fragte nach weiteren Wünschen, kassierte und erklärte hinterher dem Azubi, wie diese Situation in Zukunft zu meistern sei. Das Ganze geschah so respektvoll und selbstverständlich, sowohl in Richtung des Kunden als auch in Richtung des Azubis, das ich mich unangemessen doll darüber freute.


Meilenstein | Es ist angespargelt.

Nudeln mit gründem Spargel, Tomaten und Parmesan

Broterweb, Zusammenfassung der Woche | Moderation einer Management-Tagung. Workshop mit Einrichtungsleiterinnen in der stationären Altenpflege, Thema: Stressempfinden und Bewältigen von Veränderung. Beratung von Menschen aus der IT und der Energiebranche. Vorbereitung eines Führungskräfte-Workshops in der kommenden Woche. Zusage für eine Keynote im August in der Luftfahrtindustrie (yeah!). Erfolgreich eine Kollegin für einen Auftrag vermittelt, der besser in ihr als in mein Portfolio passt.


Gelesen | Wie Bankenkrisen entstehen, einfach erklärt

Gelesen | Das ist der Anfang vom Ende für Deutschlands Autobauer in China

Schweine-Content | Die Meerschweine sind da. Allerdings nicht wie geplant die Haremsdamen des verstorbenen Romeo, sondern Lüdinghauser Zuchtschweine. Das ist ihre Anführerin:

Meerschwein stolziert in ausladendem Scritt zu einer Futterschale

Sie hat einen Kameraden und eine Kameradin; zusammen sind sie zu dritt. Sie stammen aus einer privaten Zucht in der Nachbarstadt, sind drei und ein Jahr alt. Die Kinder haben die Schweine mehrmals umbenannt, sie tragen Namen aus dem angloamerikanischen Raum, die mir fortwährend entfallen. Ich nenne die drei Spezialitäten deshalb „Frühstück“, „Mittagessen“ und „Abendessen“. Das Bilddokument oben zeigt Mittagessen. Mittagessen ist die mutigste der drei Schweine; sie wagt sich stets als erste vor und frisst bereits mit großer Lässigkeit Erbsenflocken aus der Hand.

Ihr Kumpel ist Frühstück. Er ist schüchterner, würde das aber niemals zugeben. Nachdem Mittagessen aus der Hand fraß, tat er es auch, argwöhnisch und mit Augenrollen. Seine Körpersprache sagt: Eigentlich habe ich Angst es nicht nötig, aus der Hand zu fressen; aber wenn es Erbsenflocken nur auf diese Weise gibt, dann bitteschön.

Abendessen hält sich noch zurück und versteckt sich im Häuschen, sobald ein Mensch die Szene betritt. Deshalb ist sie auch nicht auf diesem Foto vom gemeinsamen, ja nun, Abendessen:

Zwei Meerschweine am Futternapf

Das Bilddokument zeigt ihren Blick, wenn sie sich gerade das sechste Stück Möhre reingehauen haben und es ihnen ein bisschen unangenehm ist, dass jemand zuschaut. Lege ich etwas in den Napf, das sie nicht gerne mögen – Blumenkohlblätter -, schauen sie erst die Schale an, dann mich, dann die Schale, dann wieder mich und in ihrem Blick mischen sich auf eindrückliche Weise Verachtung und eine tiefe, von Weltschmerz gezeichnete Enttäuschung.

Es kann sein, dass ich die Tiere schon sehr liebe.

Wir haben ihnen einen All-inclusive-Ferienclub mit zwei Ausläufen gebaut.

Doppelstöckiger Stall, daneben und davor jeweils ein Auslauf. In dem Auslauf Häuschen und Höhlen zum Verstecken.

Zeitgeschichtliches | Die Kathedralen einer technologischen Weltanschauung jetzt als Delfter Porzellan: Atomteller.


Ostern | Die Feiertage verbrachten wir entspannt mit einem Tantenbesuch und einem Ausflug an den Niederrhein.

Der Tantenbesuch verlief heiter. Die Tante buk einen Kuchen. Vattern holte sie und den Streuselkuchen aus dem Sauerland ab und stürzte den Kuchen, bevor er den Kaffeetisch erreichte, über unser Gartentor. Er wurde dadurch noch streuseliger, meine Tante bekam einen wilden Lachanfall. Wir sammelten alles auf, was noch essbar war, drappierten es zurück aufs Tablett und aßen den Klumpen mit Sahne und großem Appetit. Der Geschmack war einwandfrei.

Anschließend flanierten wir durch den Schlossgarten in der Nachbarschaft. Das Schloss ist kein richtiges Schloss, sondern nur ein Herrenhaus, aber man nimmt hier in Sythen, was man hat, und benennt es öffentlichkeitswirksam.

Nicht nur Sythen, das größte Dorf der Stadt Haltern, auch Haltern selbst neigt zu gutem Marketing. 2001 benannte die Stadt sich in „Haltern am See“ um, und das halbe Ruhrgebiet flaniert am Wochenende um ein Wasserloch, das der Gelsenwasser AG gehört.

(Als Sorpesee-sozialisierte Zugezogene empfinde ich den See als deutlich überschätzt, aber wahrscheinlich habe ich nur noch nicht genug Verbundenheit zum neuen Wohnort ausgebildet.)

Abends Osterfeuer:

Feuer in der Dunkelheit, vor der Schatten einer Person

Es gab Limonade und Stockbrot, Bier und Würstchen und war ausgesprochen kurzweilig. Wir blieben, bis es dunkel und das Feuer schwach wurde, verdrängten das Thema Feinstaub, genossen die Atmosphäre, warfen unsere rauchgeschwängerte Kleidung zu Hause direkt vor die Waschmaschine und fielen müde sind Bett.

Der Frühstückstisch am Ostermontag:

Gedeckter Küchentisch mit Osterstrauß, dahinter eine antike Flügeltür und eine Anrichte.

Wir frühstückten ausgiebig und fuhren nach Rees, wo es windig war. Ich verschluckte mich so sehr an Spezi, dass ich für einen Moment dachte, ich stürbe; am nächsten Tag hatte ich Muskelkater zwischen den Rippen vom Husten. Während eines Spaziergangs ritt ich auf einem wippenden Holzschwein. Das war auch schon das Aufregendste, was geschah.


Ferienaktivität |  Die Physikanten gastierten in der VHS in Waltrop. Die Kinder waren erst skeptisch und dann begeistert. Sie wissen jetzt, wie man mit dem Sodastream selbst Trockeneis herstellt und damit Nebel macht.

Physikant Marcus Weber haucht Trockeneis-Nebel in den Saal. Judith Weber steht daneben.

Außerdem lernten wir Wirbelringe kennen. Als wir zwei Tage später im Schwimmbad waren, taten wir, wie der Physiker gesagt hatte: Wir hängten uns rückwärts vom Beckenrand, hielten uns die Nase zu und ließen mit einem kräftigen „Puh!“ Luft aus unseren Mündern. Und tatsächlich! Wunderbar runde Luftringe stiegen an die Wasseroberfläche! Toll!

Wer auch Experimente mit seinen Kindern machen möchte – hier sind die Anleitungen.


Gelesen | So, und jetzt kommst Du von Arno Frank. Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta haben drei Kinder, sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das große Geld da ist, packt die Familie das Auto und macht sich fluchtartig nach Südfrankreich auf. Dort mietet der Vater eine Villa mit Pool. Für einige Monate lebt die Familie wie im Paradies. Doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis herauskommt, dass der Vater ein Hochstapler ist und von Interpol gesucht wird. Eine Roadstory beginnt, die vom Lustig-Skurrilen ins Tragisch-Dramatische kippt. Die Geschichte ist autobiographisch und aus Sicht des jugendlichen Sohnes erzählt. Ich mochte den Erzählstil sehr, ein Ton zwischen Naivität, jugendlicher Relaxtheit und heranwachsender Beobachtung.


Und sonst | Die Hochbeete stehen und sind befüllt. Ich habe Kräuter, Erdbeeren und Salat eingepflanzt, Radieschen, Spinat und Möhren eingesät.

NIedrige Pflanzbeete

Am Staketenzaun habe ich Dahlien, Lavendel, Echinacea und Kapuzinerkresse gepflanzt. In die restlichen Beete kommen Tomaten und Freilandgurken, Kürbis, Zucchini und Mangold.

Schweine-Einzug | Bevor ich zu den Meerschweinen komme, speziell zu einem Schwein namens Romeo, möchte ich die Management-Beraterin Theresia Volk zitieren:

Der Stratege agiert diskret und gestaltet die Situation allmählich so, dass sie sich neigt, sich zu seinen Gunsten verändert und sich letztlich wie ein Abhang auftut, den hinab die Auswirkungen ihren Lauf nehmen. […] Je wirksamer das Verhalten, desto weniger ist es sichtbar, desto mehr vereint es sich mit der Prozesshaftigkeit.

in: Theresia Volk (2019): Spielen, um zu gewinnen. Macht und Wirksamkeit in Organisationen

Noch vor Ostern werden Meerschweine in unseren Garten einziehen, und ich kann rückblickend nicht sagen, wie es dazu kam. Ich denke, dass es so war, wie Theresia Volk es beschreibt: Das Vorgehen der Strategen, die Überredungskünste der Kinder und die Bekräftigungen des Reiseleiters waren nahtlos anschlussfähig an die Prozesse des Umzugs und des Einrichtens, an die Pläne der Gartengestaltung und das Wir-Gefühl, das sich eingestellt hat. Anders kann ich mir nicht erklären, wie ich der Sache sonst zugestimmt habe – wie es dazu kommt, dass der Reiseleiter und sein Vater morgen an den Niederrhein fahren und dort Schweine, einen Stall und ein Außengehege ins Auto laden und in unseren Garten fahren. Schließlich war ich nie ein Mensch mit Haustieren.

(Als Kind hatte ich Wellensittiche, aber sie liebten mich nicht. Sie liebten nur den großen Zeh meines Vaters, den sie knutschten, während er die sportschau guckte.)

Nun ziehen also Meerschweinchen bei uns ein, Gebrauchtmeerschweinchen. Sie leben aktuell bei Menschen in Moers, die sie „nur in liebevolle Hände“ abgeben. Wir mussten uns mit Foto bewerben (unseres Gartens, nicht von uns), und es gab allerlei Korrespondenz zu unserer Eignung und unserer Ernsthaftigkeit, ehe man sich entschied. Dafür bekommen wir nun alles all inclusive: Schweine, Stall und Austattung, Streu und Außengehege.

Über die Korrespondenz verstarb eines der drei Meerschweine. Es hieß Romeo, und es ist ungeklärt, ob Romeo sich die drohende Umsiedelung so zu Herzen nahm, dass er kummervoll verschied, oder ob er wütend und aus Protest die Grätsche machte; er war auch schon sechs Jahre alt. Jedenfalls ziehen nun keine drei, sondern nur zwei Meerschweinchen bei uns ein. Ihnen gegenüber stehen drei Kinder, die die Schweine schon unter sich aufgeteilt hatten; Sie ahnen, was das bedeutet. Meine Erfahrung aus Beratung, Mediation und Change Management wird einfließen müssen, um die Situation bis zum Eintreffen eines neuen Drittschweins zu stabilisieren.

Damit sind wir auch schon beim Kern des Problems: Meerschweine sind das Perpetuum Mobile unter den Haustieren. Verstirbt eins, muss man eins nachfüllen; eine Einzelhaltung ist nicht statthaft, denn die Tiere sind sozial und leiden, wenn sie alleine leben. Wenn sie wie bei uns das ganze Jahr über draußen wohnen, brauchen sie überdies Kameraden, um sich im Winter gegenseitig zu wärmen. Es endet also niemals.

Außer, man veranstaltet ein Fest und grillt sie allesamt. Diese Option habe ich schon heute, vor Eintreffen der Tiere, als Zukunftsvision in den Raum geworfen; man muss solche Dinge frühzeitig anmoderieren. Meerschweinchen sind in Peru eine Delikatesse: 65 Millionen Tiere werden dort jährlich gegessen. Es wäre nur folgerichtig, wenn wir die Tiere irgendwann ihrer Bestimmung zuführen und mit Paprika füllen.

Die Kinder haben ihren Vater angewiesen, mich nie mit den Schweinen alleine zu lassen.


Auswärtsspiel | Während sich daheim in Haltern die Entscheidung bezüglich der Moerser Schweine vollzog, befand ich mich in Wetzlar. Dort moderierte ich einen Workshop des Hessen MICE Net. MICE steht für „Meetings, Incentives, Conventions und Events“; die Mitglieder des Netzwerks sind Menschen aus dem hessischen Geschäftstourismus, die daran interessiert sind, Tagungen und Events in ihre Städte zu holen.

Was mir bis dato völlig unbekannt war: Die Städte bieten umfangreiche (und kostenlose) Beratung, wenn es um die Planung von Veranstaltungen geht. Wenn ich als Firma also eine Tagung, ein Symposium oder ein Kundenevent plane, kann ich mich an die Kongresscenter und die Tourismusinformationen der Städte wenden: Sie helfen mir, eine passende Location zu finden und ein gutes Rahmenprogramm zu gestalten. Überdies kennen sie sich mit allen möglichen Begleiterscheinungen aus, zum Beispiel wie man eine nachhaltige Veranstaltung plant, welche Auflagen man wann erfüllen muss oder wie man welche Technik einsetzt.

Eineinhalb Tage lang beschäftigten wir uns mit der Entwicklung des Netzwerks, mit mehr Bekanntheit und mit einer besseren Kundenansprachen. Zwischendrin besuchten wir das Ernst-Leitz-Museum.

Zitat: Ich entscheide hiermit, es wird riskiert (Ernst Leitz II)

Ernst Leitz, Vater der Leica-Kamera, baute die optische Industrie in Wetzlar auf. Ein sehr interessanter Ausflug in die Geschichte – und beeindruckend, wie das Leica-Gelände sich in den vergangenen Jahren dank des Investors Andreas Kaufmann entwickelt hat – samt Hotel, Museum und Kongresszentrum.


Noch was zu ChatGPT | Im meinem letzten Blogbeitrag teilte ich meine Erfahrungen mit ChatGPT; es ging im Wesentlichen darum, dass das Programm alles auflistet, was da ist, und Übersichten schafft. Herr Buddenbohm hat das in seinem Blog kommentiert:

Das habe ich ähnlich und mit gleichem Ergebnis probiert, und ich finde, das ist gar nicht wenig. Man muss, wenn man das weiter so umsetzt, bei keinem Thema mehr bei Adam und Eva anfangen, man kann bei sämtlichen Standardproblemen und -prozessen (und die meisten Bürojobs sind voll davon) die Erfahrungen anderer einfach und bequem übernehmen und da aufsetzen. Das ist schon was. Es ist vielleicht nicht gerade eine Disruption, aber doch eine spürbare Änderung.

Währenddessen in den Blogs

Dem schließe ich mich an: Meine Arbeit besteht sehr stark daraus zu denken, nachzudenken, Probleme zu verstehen, Lösungen zu suchen, die richtigen Methoden zu finden, um andere zu Lösungen zu bringen. Es ist eine große Bereicherung, wenn ich nicht alles von vorn denken muss, sondern an manchen Stellen einfach eine Übersicht bekomme über das, was schon da ist. Das ist dann nicht das Ende meiner Arbeit, ganz im Gegenteil, danach fängt sie erst an. Aber sie fängt eben an einem späteren Punkt an; ich spare mir Energie und Recherche und Zeit – Zeit, in der ich dann im Garten bin, um wiederum Kraft zu sammeln für die kreativen Dinge, für die Dinge, mit denen ich Werte für andere schaffe, die ein Bot nicht erzielt.


Gelesen | Die heimliche Rückschrittslobby: Der Verband „Die Familienunternehmer“ bekämpft mit aggressiven Kampagnen die Energiewende und treibt die Politik vor sich her.

Gelesen | Die Unsterblichen von Ketil Bjørnstad, aus dem Norwegischen von Lothat Schneider. Handlung: Thomas Brenner ist Arzt und Ü50. Er möchte Verantwortung abgeben, doch stattdessen bekommt er immer mehr aufgebürdet. Auf der einen Seite sind da die beiden Töchter, die mit Mitte Zwanzig noch nicht auf eigenen Füßen stehen, auf der anderen Seite die alten Eltern, die pflegebedürftig werden. Ich habe den Roman im Bücherschrank hier im Stadtteil gefunden – ein lakonischer Roman, gut beobachtet. Hat mir gefallen.


Und sonst | Während ich in Wetzlar war, starteten die Zucchini durch:

Zucchinipflanzen auf der Fensterbank

Garten | Der Garten sieht jetzt so aus:

Garten aus der Vogelperspektive, auf der rechten Seite ein langes, L-förmiges Beet mit Schildchen, dann Rasen und ganz links Erdfläche

Ich habe das Hochbett am Zaun entkrautet, Stauden gerettet, Erde aufgefüllt, Stauden neu eingepflanzt und weitere Stauden hinzugekauft. Ich möchte im Sommer gerne ein üppiges Staudenbeet haben – ein Disneyland für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge.

Hier in Haltern bin ich ein bisschen planvoller vorgangen als seinerzeit in Dortmund. Dort war vieles try and error. Die Idee ist, dass das Beet bis in den Spätherbst hinein blüht. Hohe Stauden habe ich nach hinten gepflanzt, kleinere nach vorne, und auch die Farben sind einigermaßen aufeinander abgestimmt (abgesehen von den Pflanzen, die ich gefunden habe; deren Farbe kenne ich natürlich nicht). Außerdem dabei: ein Heidelbeerstrauch und Johannisbeeren.

Beet mit Pflanzen drin. An den Pflanzen sind Schilder.

Die Schilder lasse ich noch in der Erde, bis die Pflanzen soweit sind, dass ich erkenne, was ich gepflanzt habe. Mit von der Partie sind Eisenkraut, Lavendel, Storchschnabel, ein Hibiskus und eine Azalee, Disteln, Fette Henne und allerlei mehr, das ich jetzt nicht auswendig weiß.

Der Reiseleiter war tapfer und hat jenseits der Terrasse den Rasen abgeschachtet und eine Sandfläche eingeebnet, auf der die Hausbesitzer (und jetzt unsere Vermieter) einen Spielturm hatten. Hier entsteht ein Küchengarten mit hohen und niedrigen Beeten, in denen ich Gemüse ziehe. Die restliche Fläche füllen wir mit Rindenmulch auf.

Garten von unten: Vorne Erdfläche, im Hintergrund Rasen und die Beete.

Ich schickte Vattern ein Foto vom schwitzenden Schwiegersohn. Er antwortete, der Reiseleiter sehe nicht sehr glücklich aus, ob er nun begreife, worauf er sich mit mir eingelassen habe. Ich antwortete, dass er es noch als Abenteuer empfinde, und dass ich versuchte, diese Gefühl so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Zwischen Küchengarten und Spielgarten kommt ein Staketenzaun (mit Durchgang), so dass beide Gartenteile optisch und praktisch voneinander getrennt sind.

Das Ganze war eine schöne Matschschlacht. Oder wie die Frau im Gartencenter sagte: „Feuchte Erde und Regen sind bestes Pflanzwetter!“

Jeans und Regenjacke voll mit Matsch

Broterwerb | Weiterhin hohe Termindichte. Diese Woche habe ich wieder ein Auswärtsspiel: Ich fahre nach Wetzlar. Mal schauen, wie das morgen klappt mit der Deutschen Bahn, einen Tag nach dem großen Streik. Der Regionalexpress, der mich zum IC nach Münster bringt, fällt schonmal aus – allerdings nicht streikbedingt. Der fällt auch ohne Streik mehr aus, als dass er fährt, wegen Personalmangel und Dings.

(In diesen Momenten möchte ich stets der FDP zuwinken, die, wenn sie von eFuels und Autobahnen und Freiheit redet, an Leute wie mich denkt, selbstständige Unternehmensberaterin mit Rollköfferchen. Ich möchte ihr zurufen: „Meine Freiheit ist, wenn der Regionalexpress fährt und mich zum Intercity bringt! Und wenn der Incerity dann auch fährt!“ Aber das will ja niemand von denen hören.)

Vergangene Woche war ich einen halben Tag lang in Dortmund und habe einen Kunden bei der Organisation seiner Projekte unterstützt.

Sonst war ich nur remote unterwegs – ein Grund, warum es im Garten vorangeht. Außerdem war ich schwimmen, auf dem Ruder-Ergometer und habe wieder angefangen, regelmäßig Gitarre zu spielen. Sehr schön.


Gelesen | Bambam

Gelesen | „Wenn niemand sagt, dass du schwierig bist, machst du etwas falsch“ – Karrieretipps für Frauen

Gelesen | Kassenloses Einkaufen bei Aldi in Utrecht

Fünf Herren im dunklen Anzug, die in einem Lebensmittelladen unter einer „FUTURE“-Leuchtreklame stehen und gemeinsam für ein Pressefoto auf eine Packung Eigenmarken-Jaffa-Cake deuten, sind und waren zu jeder Zeit in der Geschichte des modernen Lebensmitteleinzelhandels ein Alarmzeichen.

Weil sich besagte Herrschaften (und vornehmlich sind es Herrschaften) aus Konzernzentralen zu Neueröffnungen vor allem in den Märkten blicken lassen, um einander dort gegenseitig zu versichern, wie gut alles geworden ist – und die meisten längst wieder in den Dienstwagen gestiegen und weggefahren sind, wenn die harte Realität des Kund:innenalltags einschlägt.


ChatGPT | Ich habe ChatGPT ausprobiert und ihm Aufgaben aus meinem Arbeitsumfeld gestellt. Unter anderem sollte es einen Change-Workshop designen, in dem es um die Implementierung einer IT-Service-Organisation geht, es sollte ein Training für Selbstführung und Zeitmanagement planen, einen Leadership-Workshop designen und ein Training für agile Arbeitmethoden. Ich wollte wissen, was ChatGPT vorschlägt, wenn es um mehr geht als Glückwunschkarten oder einen Schüler-Aufsatz über Johann Wolfgang von Goethe zu schreiben.

Was ChatGPT gut macht: Alles auflisten und in eine Agenda packen, was zum Thema gehört. Das ist durchaus prima. Damit kann ich in Zukunft überprüfen, ob ich alle Aspekte eines Themas berücksichtigt habe – und welche ich in den Fokus rücken möchte. Neue inhaltlichen Impulse habe ich nicht bekommen, aber nochmal den ein oder anderen kleinen Hinweis.

Was ChatGPT überhaupt nicht kann: Didaktische Planung und zwischenmenschliche Interaktion. Ich habe zwar eine Agenda mit Inhalten bekommen, aber keine Methodik, diese Agenda zu vermitteln. Auch eine Nachfrage nach Methoden führte zu keinen befriedigenden Ergebnissen.

Was nett ist: ChatGPT schreibt prima Ankündigungstexte für Standard-Seminare. Wenn mich eine Weiterbildungsagentur demnächst bittet, einen Ankündigungstext für ein Seminar zu schreiben, werde ich nicht mehr vor einem weißen Blatt Papier starten, sondern ChatGPT fragen und den Text dann anpassen.


Und sonst | Die Lego-Blumen sind fast zusammengebaut. Es fehlen nur noch die Gerbera.

Auf dem Heimweg mit Herrmann | Ich erzähle jetzt die Geschichte, wie der Reiseleiter und ich nachts durch Feld und Wald nach Hause liefen.

Die Sache begann am Morgen. Wir wollten nach Mülheim, Einladung zu einem Geburtstagsfrühstück mit angeschlossenem Kaffee und Abendessen (ja, alles). Von Haltern-Sythen aus – dort, wo ich jetzt wohne – gibt es eine Direktverbindung mit dem Regionalexpress 42 nach Mülheim/Ruhr, 51 Minuten. Sie ist sehr kommod: genauso schnell wie das Auto, aber ohne Parkprobleme, eine super Sache. Wir entschieden uns also für die Bahn, kauften ein Schöner-Tag-Ticket, 32 Euro für zwei Personen, 24 Stunden freie Fahrt im Tarifgebiet, und gingen zum Bahnhof.

Wir standen gerade am Gleis, als wir erfuhren: Stellwerksstörung in Duisburg, der Zug fährt nur bis nach Essen, von dort geht es ausschließlich mit der S-Bahn weiter. Gut, dachten wir, das ist kein großes Ungemach. Also stiegen wir in den Regionalexpress. Was die Bahn nicht sagte, ist, dass der Zug statt der üblichen 40 Minuten fast eineinviertel Stunden nach Essen brauchen würde wegen – tja, was? Ab Gelsenkirchen zuckelte er jedenfalls nur noch über die Strecke und blieb immer wieder stehen.

In Essen war mir leicht schlecht: Ich hatte noch nichts gegessen, wir waren schließlich zum Frühstück eingeladen, und ich war nicht darauf eingerichtet, eine längere Reise zu tun. Der Bahnhof dann voller Volk, die Kioske an den Gleisen waren geschlossen, die Bahnsteige voller Müll und Taubendreck. Irgendwas ging hier den Bach runter. An einem Automaten gab es immerhin eine Saftschorle. Auf dem Bahnsteig gegenüber sollte die Regionalbahn 33 nach Mülheim fahren, um 16 nach. Wir warteten also. Und warteten. Es wurde 20 nach, dann 25. Eine S-Bahn kam. Dann lange nichts. Die RB 33 verschwand kommentarlos von der Anzeigentafel. Dann war sie wieder da, auf der Anzeige, nicht real. Wir nahmen eine S-Bahn, die zwischenzeitlich eintrudelte und erreichten irgendwann Mülheim – nach fast zwei Stunden.

Am Abend wollten wir wieder retour. Die Stellwerksstörung bestand weiterhin. Zudem fiel der RE42 Richtung Norden vollständig aus, Richtung Süden sporadisch, Grund: Personalmangel. Einzig mögliche Verbindung, um an diesem Abend nach Hause zu kommen: Mit dem RE2 um 21:30 Uhr bis nach Dülmen, von dort aus wieder eine Station zurück nach Haltern-Sythen, Umsteigezeit acht Minuten. Wir gingen zum Bahnhof.

Gleis mit Graffit-Wand in Mülheim, erleuchtet von Scheinwerfern

Der Zug kam zehn Minuten zu spät. In Gelsenkirchen stiegen etwa einhundert Schalke-Fans mit Döner und Dosenbier ein. Nach Wanne-Eickel nur noch Schneckentempo. Der Zug fuhr mit jedem Halt weitere Verspätung ein. Der Reiseleiter telefonierte nach einem Anrufsammeltaxi in Haltern und erreichte es nach acht Versuchen, denn den Anschluss in Dülmen würden wir nicht mehr erreichen. Der Zug zuckelte nach Recklinghausen. Als wir in Haltern ankamen, hatte er fast vierzig Minuten Verspätung. Es war 22:40 Uhr. Das Anschlusssammeltaxi war weg. Die Schalke-Fans enterten die verbleibenden Taxen.

Aber da war doch was mit Mobilitätsgarantie! Allerdings gilt die nur unter der Bedingung:

Das gewünschte Nahverkehrsmittel verspätet sich an der Abfahrtshaltestelle um mindestens 20 Minuten […] Die Verspätung tritt nicht während der Fahrt auf.

Mobil NRW

Wir hatten also keinen Anspruch auf Mobilitätsgarantie, denn zum Einen entstand die Verspätung während der Fahrt und zum Anderen hätten wir irgendwann nach 0 Uhr doch noch mit dem RE42 weiterfahren können, der wieder in der Bahn-App auftauchte … egal, wir hatten die Schnauze voll, überließen den Schalke-Fans die Taxen (Pick your battles wisely!) und latschten eine Stunde lang durch Feld und Wald nach Hause.

Dunkler Weg, in Bewegungsunschärfe eine Person im Vordergrund

Das Schöne: Wir hatten einen Kameraden! Hermann, der Sauerteig:

Sauerteig vor Laterne in der Dunkelheit

Wir unterhielten uns gut, und der Weg war gar nicht so lang wie gedacht. Nur die Arme wurden etwas lang, denn wir hatten über Tag noch eingekauft, und die Taschen und Beutel waren unhandlich. Gegen Mitternacht waren die dann zuhause und rechtschaffend müde.


Microsoft 365 | Die Ein oder Andere erinnert sich an meine Schmerzen mit Microsoft 365 – und meine bescheidenen Versuche, auf das Business-Standard-Paket umzusteigen, DNS-Einträge bei meinem Mailprovider vorzunehmen und meine Mails und Kalendereinträge zu migrieren. Ich suchte einen IT-Dienstleister, bekam von Christian einen Tipp, das Selbstbildnis auf der Website sprach mich an, und ich beauftragte. So jemanden brauchte ich! Mit Hammer und Meißel im den DNS-Flöz! Mich tröstete, dass die Einrichtung auch für den IT-Dienstleister nicht trivial war; die Apple- und die Microsoft-Welt mag sich nicht, und überraschenderweise (für den Dienstleister, nicht für mich) habe ich viele Kalendereinträge und auch viele E-Mails. Aber jetzt funzt alles, und ich bin glücklich.

Ein Nebeneffekt: Meine Online-Terminbuchung ist gepimpt. Wer sich jetzt in meinen Kalender einbucht, bekommt direkt einen MS-Teams– oder einen Zoom-Link.


Broterwerb | Große Themenvielfalt aktuell: Neben IT – dort bin ich ja immer unterwegs, seit ich selbstständig bin – über Tourismus, Wissenschaft und Pflege. Überall geht es um Veränderung, ums Vorankommen und darum, gemeinsam zu gestalten.

Falls jemand von Ihnen mir übrigens einen Einblick in die Folgen des Personalbemessungsverfahrens in der Altenpflege geben möchte, das mittelfristig in Kraft tritt: Gerne in den Kommentaren melden. Es geht mir um organisatorische Gedanken, die die Häuser sich machen, und um die Sorgen der Mitarbeiter:innen. (Ich berate dahingehend nicht, es geht allgemein um Umgang mit Veränderungen, um Stress und Belastung und um das Führen durch Veränderungen. Aber ich habe gerne Kontext und Hintergrundwissen.)


<Party-Emoji> | Es gab eine Geburtstagssituation.

Eine prima Zahl, oder? Dafür, dass die Natur pausenlos damit beschäftigt ist, den Menschen umzubringen, habe ich es schon einigermaßen weit gebracht. Zwar werde ich langsam knittrig, aber ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meinem Dasein.


Gesellschaftsspiele | Neben am auf dem Ponyhof haben wir kürzlich Gesellschaftsspiele erstanden: Eine mir bis dato völlig unbekannte „Mensch ärgere dich nicht“-Version und die Big Box von Alhambra mit fünf Erweiterungen.

Beides eine sehr gute Wahl. Die „Mensch ärgere dich nicht“-Version ist nicht so ärgerlich wie das Original und auch deutlich kürzer. Sehr gut zu spielen, eine Empfehlung! Von Alhambra spielten wir erstmal nur das Basisspiel. Erfordert taktisches Geschick, hat mir viel Freude gemacht.


Gelesen | Kaiserstuhl von Brigitte Glaser. Klappentext:

Am Kaiserstuhl kreuzen sich kurz nach Kriegsende die Wege von Henny Köpfer und Paul Duringer. Die Tochter eines Weinhändlers und der elsässische Soldat leben auf dem Hof der alten Bäuerin Kätter. Mit ihr und dem kleinen Kaspar wachsen sie zu einer Familie zusammen. Doch es sind keine einfachen Zeiten. So leicht die Liebe entstand, zerbricht sie auch wieder. Paul verschwindet ganz plötzlich, und auch Henny kehrt dem Kaiserstuhl den Rücken.

Erst 1962 stehen sich Henny und Paul wieder gegenüber. Sofort brechen alte Wunden auf, und am liebsten würden beide noch einmal davonlaufen. Doch das können sie nicht. Denn Henny ist im Besitz einer alten Champagnerflasche, die Paul im Auftrag des französischen Sicherheitsdienstes sucht. Sie ist an Symbolkraft kaum zu überbieten, sie steht für die Plünderungen der Deutschen in Frankreich und soll Adenauer und de Gaulle bei einem Festakt überreicht werden.

Ullstein

Nach meinem Empfinden ist es das schwächste der Glaser-Bücher. Rheinblick fand ich am besten, Bühlerhöhe war prima. Der Kaiserstuhl-Geschichte fehlt nach meinem Empfinden lange die Rechtfertigung: Der Grund, weshalb alle Protagonist:innen der Champagnerflasche nachjagen kommt erst spät heraus; das ist wohl Teil des Spannungsbogens sein. Mir fehlte dadurch allerdings die Schlüssigkeit der Handlung. Ich bin dennoch gespannt auf das nächste Buch von Brigitter Glaser, denn wie immer gibt sie auch mit Kaiserstuhl einen interessanten Einblick in die deutsche Nachkriegsgeschichte. Die kam in meinem Geschichteunterricht nicht vor – er endete seinerzeit im Jahr 1945.

So (einleitend) | Eine fordernde und schöne Zeit! Erst war ich viel unterwegs. Dann war ich vier Tage daheim. Die Daheimtage waren nach den vergangene Wochen dringend nötig – hauptsächlich fürs Gemüt. Denn ich bin zwar gerne auf Reisen. Aber ich bin auch gerne zu Hause.

Ich erzähle einfach mal chronologisch.


Ein Besuch in Köln | In der vergangenen Woche war ich für drei Tage in Köln beim WDR. Symbolbilder:

Ich habe ein Seminar für Programmvolontärinnen (m/w/d) gegeben. Wir haben die Grundlagen des agilen Projekt- und Redaktionsmanagements erarbeitet. Es ging um:

  • gemeinsam in einen guten Arbeitstakt kommen
  • gemeinsam Ziele verfolgen
  • sich effizient organisieren
  • Überlast und Unterlast vermeiden
  • nah am Kunden beziehungsweise am Publikum Inhalte und Produkte entwickeln.

Außerdem haben wir aktuelle Rechercheprojekte geplant, bei denen stetig neue Erkenntnisse hinzukommen – zum Beispiel für Monitor oder Westpol -, bei denen man täglich als Team schauen muss, wie es weitergeht, und die die Volontär:innen neben dem Tagesgeschäft wuppen.

Das Seminar war ein schneller Ritt durch wesentliche Elemente von Design Thinking, Scrum, Kanban und auch klassischer Wasserfall-Projektplanung. Ich habe im Seminar viel mit Simulationen gearbeitet, damit die Leute spielerisch erfahren, was es heißt, wenn sie gemeinsam dazulernen, wenn sie Feedbackschleifen einbauen oder wenn sie im Produktionsprozess unterschiedliche Aufgaben in unterschiedlichen Geschwindigkeiten erledigen.

Simulationen sind immer gut, am besten in einer Wettbewerbssituation mit zwei Teams, die gegeneinander antreten, oder indem die Gruppe einem Ziel immer näher kommt und dabei richtig Ehrgeiz entwickelt. Dann spüren die Leute den Stress, die Anspannung, die Kraft guter Abläufe und einer guten Miteinanders sehr direkt. Zum Beispiel habe ich die Volontäre Pizza backen lassen. Im Produktionsprozess waren Flaschenhälse eingebaut, in denen sich die Produktion staute (zum Beispiel vor dem Ofen, in den nur drei Stücke passten, die relativ lange backen mussten) oder beim Belegen (Schinken und Ananas schneiden und aufkleben hielt auf). Die Flaschenhälse mussten sie durch das Gestalten des Arbeitsflusses auflösen. In einer anderen Simulation waren sie mit einer unbekannten Aufgabe konfrontiert, die sie nur gemeinsam lösen konnten – je schneller, desto besser.

Wir hatten viel Spaß, das Feedback am Ende war richtig gut. Das hat mich mega gefreut, zumal die Vorbereitung Einiges an Aufwand war. Ich hatte das Seminar schon zweimal digital gehalten. In Präsenz habe ich es nun methodisch ganz anders aufgezogen.


Ein Besuch in Bonn | Am Freitagabend fuhr ich aus Köln heim nach Haltern, am Samstagmorgen fuhr ich von Haltern nach Bonn. Das war etwas unökonomisch, was allerdings nicht an mir, sondern an den Rahmenbedingungen lag: Die Bonn-Tour geschah gemeinsam mit dem Dortmunder Ladies‘ Circle . Wir fuhren auf ein Arbeitswochenende („Arbeits-„ … höhö … *zwinkizwonki). Das Arbeitswochenende (AWO) wird traditionell einmal im Jahr von der aktuellen Präsidentin organisiert und diese gibt das Ziel erst 24 Stunden vor Arbeise bekannt, so will es die Tradition. Ich konnte mich also vorab nicht so organisieren, dass ich direkt von Köln nach Bonn fuhr. Es war auch viel schöner, so wie es war. Wir fuhren in Fahrgemeinschaften, meine Fahrerin und ich sehen uns nicht oft und wir hatten entsprechend viel zu erzählen.

In Bonn habe ich gelernt:

  • Die Häuser in der Altstadt sind so schmal, dass die Wohnungen über den Geschäften praktisch nicht bewohnt werden können. Denn: Sie haben keinen separaten Eingang. Wer dort wohnt und hinauf in seine Räumlichkeiten möchte, muss durch Geschäft im Erdgeschoss hindurch. Ebenso sein Besuch, sein Postbote, alle Möbel, die Einkäufe – und was man so in der Wohnung haben möchte (oder wieder draußen).
  • Beethoven (Bonner Stadtkind) war genervt vom Standesdünkel: Man wollte ihn am Hof haben, er war ein anerkannter Komponist, aber auf der Straße grüßte man ihn nicht, weil er nicht von Stand war. Er hatte außerdem eine Menge Gespielinnen, aber keine von ihnen durfte er heiraten – aus gleichem Grund.
  • Bonn hat durch den Regierungsumzug keine Einwohner verloren, sondern – im Gegenteil -, welche hinzugewonnen. Das kam durch die gezielte Ansiedlung von Unternehmenszentralen (Post/DHL, Telekom). Dadurch hat sich auch der Altersdurchschnitt der Bevölkerung gesenkt. Bonn war zuvor ziemlich alt.
  • Das schöne Hauptgebäude der Uni Bonn wird komplett saniert – und es wird mindestens zehn Jahre dauern. Uff.
  • Das Schloss Drachenburg in Königwinter, das wir bequem per Zahnradbahn erklommen, wurde seinerzeit in nur zwei Jahren erbaut. Chapeau! Beauftragt wurde der Bau vom Börsenanalysten Stephan von Sarter, der, nachdem man ihn in den Adelsstand erhoben hatte, eine standesgemäße Unterkunft brauchte. Der Bumms kostete ihn 1,7 Millionen Mark. Geht eigentlich.
  • Sarter wohnte dort allerdings nie, Dienstboten unterhielten das Gebäude. Das Schloss unterlag nach seinem Tod mehreren Besitzerwechseln, war erst Katholische Heimschule, dann Nazi-Ausbildungsstätte, beherbergte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Eisenbahnerschule der Deutschen Reichsbahn und stand dann lange leer und verfiel. 1971 rettete der Unternehmer, Lebemann und Exzentriker Paul Spinat (sic!) das Gebäude vor dem Verfall. Er kaufte das Schloss für eine halbe Million Mark, die er mit einem Bausparvertrag finanzierte. Als Spinat pleite war, kaufte das Land NRW das Schloss für acht Millionen Mark zurück. Chapeau!

Zartes Downton-Abbey-Gefühl beim Blick in die Dienstbotenräume von Schloss Drachenburg: Eine Tafel zeigt an, in welchem Raum die Herrschaft geklingelt hat und Service wünscht.

Die Kostenvoranschläge für Möbel und Einbauten waren damals etwas aufwändiger als heute. Man malte sie in Öl – wie den Schrank und die Vertäfelung des Frühstückszimmer mit den umgebenden Wandmalereien:

Die Buntglasfenster im Schloss sind zum Teil schon rekonstruiert, nachdem sie erst dem Krieg, dann Vandalismus zum Opfer gefallen sind. Krasse Dinger sind das, die eine sagenhafte Atmosphäre machen. Die Rekonstruktion erfolgt durch die Mayer’sche Hofkunstanstalt in München. Auf deren Website kann man sehen, welche Projekte sie darüber hinaus macht. Ich lebe ja nun in einer völlig anderen, digitaleren Arbeitswelt. Solch eine Handwerkskunst beeindruckt mich sehr. Instagram: @mayerofmunich.


Wieder daheim | Diese Woche war ich ausschließlich zuhause – und zwar tatsächlich fast ohne Unterbrechungen, denn das Wetter war grauselig. Schneeregen bei ein Grad – wer will das?! Ich ging nur einmal hinaus, um (in dieser Abfolge, als Gesamtprozess) ein Paket abzuholen, Tomaten einzukaufen und im Hallenbad zu schwimmen. Ansonsten beschränkte sich mein Kontakt mit der Außenwelt aufs Fensteraufmachen. Das war auch mal schön.

Das Schwimmen im Hallenbad war prima. Ich sagte ja schon, dass das Hallenbad hier in Haltern sehr kommode Öffnungszeiten hat. Man kann quasi immer hingehen außer Freitags und Samstags. Freitags ist Vereinsschwimmen und Samstags Familienschwimmen. Zum Familienschwimmen kann man natürlich hingehen, das ist offen für alle, ein Besuch empfiehlt sich aber nur, wenn man Lust hat, sich mit Poolnudeln gegenseitig eins überzuziehen oder von einer Hüpfburg aus ins Wasser zu rutschen. Am Dienstag war, während ich schwamm, eine Gruppe von Leuten mit geistiger Behinderung dort und bekam Schwimmunterricht. Das war laut und munter; die Leute schwammen mit Begeisterung, klatschten sich ab. Es war eine Freude zuzusehen. Überhaupt ist in diesem Schwimmbad ein gutes Miteinander, egal ob Jung, Alt, Sportschwimmer oder Blümchenbadekappe.

Am Montagabend gaben meine Kollegin Andrea Schmitt und ich ein kostenloses Webinar. Wir erzählten aus unseren Erfahrungen, wie man Meetings souverän moderiert. Es ging einserseits um die Haltung, mit der man einer Gruppe begegnet, andererseits um Methoden für mehr Beteiligung und den Umgang mit herausfordernden Teilnehmern. Backstage:

Ein Monitor mit offener Zoom-Konferenz, im Bild Andrea und ich, daneben ein Alaufplan und die Folien.

Den Rest der Woche arbeitete ich für Kunden, moderierte digital und arbeitete jede Menge E-Mails mit Organisatorischem ab.


Grmpf | Ich möchte bitte in den Garten. Es soll Frühling werden.


Und sonst | Um mich herum haben wieder viele Leute Corona. Ich hatte schweren Männerschnupfen ohne zweiten Strich und aß scharfes Thai-Curry. Das trug wesentlich zur Genesung bei.

Der Reiseleiter war in Litauen, er musste dort beruflich Dinge tun und brachte Šakotis, litauischen Baumkuchen, mit.

Normalerweise verwendet man etwa 30–50 Eier pro Kilogramm Mehl. Hinzu kommen noch Margarine oder ButterZucker oder Honig und Schmand

Wikipedia

//*brummt vergnüglich

Ein fantastisches Gebäck. Ist schon weg.


Gehört | Fachkräftemangel und Antragsstau – Ausländerbehörden am Limit

Gelesen | Please blog (via Herrn Buddenbohm)

Personal blogs educate, advocate, and entertain. They are, more than any microblog can ever be, humans behind keyboards, firmly anchored in the realities and complexities of life. […] Don’t wait for the Pulitzer piece. Tell me about your ride to work, about your food, what flavor ice cream you like. Let me be part of happiness and sadness. Show me, that there is a human being out there that, agree or not, I can relate to.

Sonntägliches Tun | Gestern roch es nach Frühling. Die Sonne stand im Garten. Ich verspürte den unbedingten Drang, dort tätig zu werden.

Zunächst gingen wir aber zum Ponyhof in der Nachbarschaft. Dort fand ein Flohmarkt zugunsten von Ärzte ohne Grenzen statt. Außerdem war es eine gute Gelegenheit, einige der Nachbarn zu treffen (wir trafen immerhin einen) und ins Gespräch zu kommen.

Es war rappelvoll. Die Leute kamen mit Fahrrädern und Lastenrädern, mit Autos, Kinderwägen und zu Fuß. Wir kauften zwei Gesellschaftspiele, ein Buch und zwei Waffeln. Auf Ponyreiten verzichteten wir zugunsten der Ponys.

Am Nachmittag verkündete die Veranstalterin, dass mehr als 4.500 Euro zusammengekommen sind. Super Sache.

Im Anschluss gingen wir eine Runde durch den nahe gelegenen Wald, den Sandbach entlang.

Winterlich kahler Wald, ein Trampelpfad an einem Bach entlang

Wieder daheim pruschelte ich im Garten und räumte das Bikeport auf. Wir haben kein Carport, sondern ein Bikeport. Darunter lagern wir die Fahrräder, den Komposter und einen Terrassentisch, den ich als Pflanztisch nutze. Bis gestern war es dort ziemlich unordentlich. Wir hatten beim Umzug nämlich alles, was nicht ins Haus gehört, erstmal dort untergestellt. Es gab kein Durchkommen.

Ich sortierte also Blumentöpfe, Rindenmulch, Sand und Erde, Gartenschlauch, Werkzeuge, Hoverboards, Eimer, Deko, Folien, Pflanzendünger, Bälle und Frisbeescheiben, Schubkarre, Samen und Anzuchttöpfe, verstaute Dinge im Schuppen oder unter dem Pflanztisch. Wir können nun erstmalig ohne Stolperfallen durch das Bikeport hindurchgehen, kommen gut an unsere Fahrräder, und ich muss nicht mehr über sieben Sachen steigen, um meine Küchenabfälle im Komposter zu entsorgen.

Wenn mich nämlich eine Sache wirklich nervt, dann ist das Ineffizienz im Alltag, verursacht durch Im-Weg-Stehendes, Sachen-suchen-Müssen und ungenügende Struktur in der Aufbewahrung.

Danach grub ich Narzissen und Wildtulpen ein, klaubte Laub zusammen, beschnitt Verwelktes und begann, das Hochbeet, das den Garten an zwei Seiten umrahmt, von Unkraut zu befreien und aufzuharken. Erst, als die Sonne unterging, hörte ich auf. Das war sehr befriedigend.

Ins Hochbeet werde ich Stauden pflanzen. Mir wurde ein Händler empfohlen, der abgestimmte MIschungen verkauft, die gut miteinander harmonieren und von Frühjahr bis in den Herbst hinein blühen. Ich habe inzwischen drei angefragt, Preise stehen nämlich nicht dabei. Darüber hinaus werde ich natürlich noch in der örtlichen Gärtnerei einkaufen. Mein Garten braucht auf jeden Fall Hortensien, Eisenkraut und auch ein paar Rosen – und natürlich Kräuter und Gemüse.

Der Reiseleiter baute derweil einen Basketballkorb für K1 auf. Eine fummelige Angelegenheit, besonders das Befüllen des Fußteils mit Sand.

Freistehender Basketballkorb in der Einfahrt

(Wir werden ihn nochmal umpositionieren. Die Außenbeleuchtung scheint mir sonst arg gefährdet.)


Kultur | Nachdem wir am vergangene Wochenende schon im Konzerthaus waren, gingen wir diese Woche ins Theater. Wir schauten uns „Alles ist erleuchtet“ im Theater Marl an, nach dem Roman von Jonathan Safran Foer.

Theater Marl von außen in gelb-blauer Beleuchtung.

Der Tag des Theaterbesuchs war der Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine – der Abend hätte nicht passender sein können für das Stück, in dem um Verbrechen am ukrainischen Volk geht. Ankündigungstext:

Jonathan, ein junger amerikanischer Jude reist in die Ukraine, um Augustine zu finden, die Frau, die in den 1940er Jahren seinen Großvater vor der nationalsozialistischen Verfolgung gerettet hat. Begleitet von einem Fahrer und dessen Enkel, dem USA-begeisterten Alex, geht es von Lwow aus los in die ukrainische Provinz. Als Anhaltspunkte hat das Trio allerdings nur ein altes Foto von Augustine und den Ortsnamen Trachimbrod, von dem niemand je etwas gehört zu haben scheint.

Erzählt wird eine aberwitzige Irrfahrt, die als unterhaltsames Roadmovie voller Missverständnisse und absurder Situationskomik beginnt und sich allmählich als Reise zu den Schrecken und grauenerregenden Verbrechen der Vergangenheit entpuppt. 

Theater Marl

Trailer der Burghofbühne Dinslaken, die das Stück inszenierte:

Bedauerlicherweise waren nur wenige Zuschauer da. Ich zählte 39 Besucher und Besucherinnen. Der Theaterleiter bat uns vor Beginn des Stückes, im Saal vorzurücken, damit wenigstens die Reihen vor der Bühne einigermaßen gefüllt und die Schauspieler nicht so alleine waren. „Das passt dann auch besser mit meinem Gleitsichtfeld“, sagte der Reiseleiter pragmatisch, und wir setzten uns in die dritte Reihe mit direktem Blick aufs Geschehen.

Die Schauspieler spielten sehr gut. Das Bühnenbild hielt Überraschungen bereit und verpackte die drei Zeitebenen des Stücks hervorragend. Besonders die Arbeit mit einer Handkamera, die die Schauspieler einsetzten und deren Bild live auf eine Leinwand übertragen wurde, gefiel mir. Unsichtbares wurde sichtbar, Mimik und Gestik kamen den Zuschauern nah, Momente wurden intim.

Bühnenbild im Theater Marl: Sessel und Lichtkugeln, dahinter eine Leinwand

Der Wechsel vom skurrilem Roadmovie zur Grausamkeit des Krieges war fließend und unmerklich. Eine gelungene Inszenierung, ein guter Abend.


Und sonst |  Fahrradinspektion auf dem Küchentisch. Der Reiseleiter hat ein neues Rennrad.

Rennrad steht auf dem Küchentisch auf dem Kopf.

Außerdem übergab ich meine Wohnung an die Mieter. Sie haben sich einen schönen Zeitpunkt ausgesucht: Der Garten steht in den Startlöchern. Überall schauen schon die Knospen aus der Erde.


Gelesen | Frau Herzbruch fasst die Argumentationslage zu Waffenlieferungen in die Ukraine zusammen, unter besonderer Berücksichtigung der Damen Schwarzer und Wagenknecht sowie Lebensmittelmotten.

Gelesen | Nicht genug. [€] Eine ZEIT-Recherche zu Lieferengpässen bei Medikamenten. Es geht um Preise und Produktionskosten, um Kassenbeiträge und Rabattverträge. Was der Artikel allerdings nicht erhellt: Mir scheint, dass durchaus eine erkleckliche und vor allem ausreichende Summe Geld im Gesundheitssystem kreist. Nur werde ich den Verdacht nicht los, dass das Geld nicht für das ausgegeben wird, was die Bevölkerung benötigt.



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