Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Turnen«

Diese Mädels können

23. 01. 2015  •  8 Kommentare

Sport ist für mich ja so etwas wie atmen.

Ohne Bewegung kann ich nicht. Muss ich eine Woche lang nur mal sitzen und arbeiten, fühle ich mich unwohl. Irgendwas verkrampft dann in mir, und ich werde unausgeglichen.

Sport England, eine Vereinigung zur Förderung des Breitensports, hat nun eine Studie in Auftrag gegeben, bei der herauskam, dass Frauen im Alter zwischen 14 und 40 Jahren weniger Sport treiben als Männer. Das kann natürlich viele Gründe haben. Sport England  hat nach ihnen gefragt. Heraus kam: keine Zeit, zu teuer. Aber auch: Sie schämen sich – davor, ihren Körper zu zeigen und beurteilt zu werden.

Daraufhin hat der Verband die Kampagne #ThisGirlCan gestartet.

http://youtu.be/aN7lt0CYwHg

Ich finde den Film sehr schön. Er macht echt Bock darauf, sich auszupowern.

Die Angst davor, beurteilt zu werden, liegt mir schon seit Langem fern. Ich schätze mal, weil mir ohnehin immer Leute beim Handballspielen zugeschaut und ihren Senf zur Performance abgegeben haben. Zuschauer auf der Tribüne können es ja bekanntlich immer besser – ich selbst in meiner Funktion als Sofa-Bundestrainerin weiß, wovon ich rede.

Trotzdem kann ich verstehen, dass nicht jede sofort dahinkommt, Sport zu machen, weil sie ihren Körper liebt – und nicht nur, damit sie ihn liebt.

Was mir das Video übrigens nebenbei bewusst gemacht hat: wie wenig durchschnittliche – und damit unterschiedliche – Menschen in Videos, Filmen und Serien mitspielen, vor allem hier in Deutschland. Wenn einer mal anders ist (dick, behindert, besonders klein, besonders groß …), dann nur, weil es explizit Thema ist.

[via Anna und Kaltmamsell]

Sportive Frauen, die durchs Wasser pflügen

12. 08. 2014  •  17 Kommentare

Die Freistilstaffel ist ein zauberhaftes neues Schwimmblog.

Ich selbst schwimme zwar sehr gerne und – so viel Eigenlob darf sein – auch durchaus gut, zumindest ausdauernd und in jeglichen Gewässern angstfrei, ich schwimme jedoch äußerst selten. Das bringt mich direkt zu einer Frage, die bei der Freistilstaffel aufgeworfen wird:

„Wo sind denn all die sportiven Frauen, die durchs Wasser pflügen?“

Für mich kann ich sie klar beantworten: im Fitti. Und früher: in der Handballhalle. Selten allerdings im Schwimmbad, höchstens im Sommer im Freibad. Dann zwar durchaus für einen bis drei Kilometer mit Schwimmbrille und Sportanzug im 50-Meter-Becken, niemals aber im Winter im Hallenbad.

Das hat zwei Gründe.

1. Mein eigenes Mittelmaß

Ich habe nie richtig schwimmen gelernt – im Sinne von Technik, Schwimmverein, Leistungssport. Ich kann mich gut über Wasser halten, erreiche auch passable Kilometerzeiten (das Beste war 22 Minuten/km), kann aber nur mäßig kraulen. Die Eleganz, die einem gelernten Schwimmer zueigen ist, geht mir also völlig ab. Mein Schwimmstil ist am treffendsten mit „Der Zweck heiligt die Mittel“ zu beschreiben.

Das hat zur Konsequenz, dass gleichzeitig trainierende, vor Ehrgeiz strotzende und lautlos durchs Wasser gleitende Triathleten mich in der Sportlerbahn absichtlich umpflügen und anrempeln, um mir zu signalisieren: Hau ab, Mädel, lern erstmal schwimmen. In den anderen Bahnen ist allerdings aufgrund diverser Hindernisse – zuvorderst der quer zum Beckenrand treibende Olympiakader von Helsinki 1952 – an schwimmen nicht zu denken, und weil ich nirgends hingehöre, fühle ich mich fürchterlich unwillkommen.

2. Die Umstände

Schwimmbad ist warm, stickig, schwül. Bin ich fertig mit Schwimmen, gehe ich duschen, und ich habe mich noch nicht ganz abgetrocknet, da kann ich schon wieder duschen. Eine Jeans ist kaum übers Bein zu kriegen, das Haar baumelt nass aufs Shirt, die Haartrockner fönen mir eine Tonsur, das Oberteil klebt mir an der Brust.  An ein „Vor-dem-Büro-schwimmen-gehen“ ist nicht zu denken, denn ich sehe auch zwei Stunden, nachdem ich das Wasser verlassen haben, noch aus wie frisch aus dem Becken gezogen. Schonmal versucht, in der Hallenbad-Umkleide ein leichtes Tages-Make-Up aufzutragen? Genauso gut können Sie einen Karpfen schminken.

Abends schwimmen gehen? Keine Chance, bei Hallenbadöffnungszeiten bis 19 Uhr, ein einziges städtisches Bad immerhin bis 21.30 Uhr, aber das liegt weder nahe an meiner Arbeit noch nahe an meinem Wohnort. Also gehe ich ins Fitnessstudio. Dort fühle ich mich dann auch nicht fehl am Platze, denn dort ist der Durchschnitt die Norm.

Es gibt noch eine weitere Frage, die die Freistilstaffel aufwirft – oder vielmehr: Sie stellt eine Theorie auf.

„Was richtig Kraft und Anstrengung erfordert, ist nicht clean, sondern immer etwas animalisch, schwitzig und kompetitiv und sei es nur mit mir selbst. Ich habe den Eindruck, dass das nicht so viele Frauen mögen – richtig reinhauen, die eigene Kraft spüren und eher wild und ekstatisch als anmutig und gemäßigt sind.“

Dieser Hypothese, liebe Genderfreundinnen und -freunde, widme ich mich dann in meinem nächsten Beitrag.

 

 

Siggi’s Hütte

19. 05. 2014  •  19 Kommentare

Mannschaftsfahrt mit den Handballmädels. Nach Willingen im Sauerland.

Im Sauerland sind viele Berge. Deshalb hat die Reiseleitung angeordnet: „Mittags: Hüttenbesteigung!“ Wir sind schließlich eine Sportmannschaft. Wir müssen im Training bleiben. Bei uns herrscht Disziplin.

Wir packen Energieriegel (Dreemy Mini Schokomix), Obst (Valensina-Bonbon-Schnaps) und isotonische Getränke (jeder zwei Radler) ein, hängen uns unsere Pinnchen um den Hals und stapfen los.

Nun ja: Die Sache mit dem Pinnchen ist ein bisschen peinlich; bleibt es selbst, wenn man irgendwann betrunken ist. Aber irgendwie ist es auch praktisch. Denn kaum sind wir aus dem Haus, ruft Mimi: „Obstpause!“, und schenkt uns Valensina ein. Ihr ist daran gelegen, dass die Pulle schnell leer wird: Sie ist die jüngste und muss sie tragen.

Nach dreimal Obst und einmal Isotonisch erreichen wir die Gondelstation. Speedy ist schon da. Sie hat Kreuzband, ist Taxi gefahren und darf mit der Seilbahn hoch. Sie hat außerdem ein Ticket für Jenni (Innenbanddehnung) gekauft, eins für Rosi (allgemeines Missempfinden) und eins für Kinga (hat nur Adiletten dabei). Wir anderen gehen zu Fuß den Ettelsberg hinauf zu Siggi’s (sic!) Hütte. Ein Kilometer Aufstieg, 240 Höhenmeter, das sollte machbar sein. Wir marschieren los.

50 Meter hinter der Gondelstation ruft Mimi zum vierten Mal: „Obstpause!“, und zückt die Flasche. Doch die Reiseleitung winkt diesmal rigoros ab. Disziplin, Mädels, Disziplin! Erst Sport, dann Schnapstransport! Wir stapfen weiter den Hügel hoch. Er ist steiler als gedacht. In Serpentinen windet er sich hinauf. Wir schnaufen.

Nach 500 Metern gibt es die ersten Ausfälle: Kirstens Wade verhärtet sich. Sie muss dehnen. Lulu zeigt auf den Becher um ihren Hals und japst: „Alta! Mein Herz schlägt bis ins Pinnchen!“ Tatsächlich: Das Ding hüpft sanft, aber merklich auf ihrem Brustbein auf und ab.

„Das ist schlimmer als Bootcamp.“
„Warum hat mir keiner gesagt, dass ich den Everest besteigen muss?“
„Ich will wieder runter.“

Doch die Reiseleitung bleibt hart. Mit uns geht’s nur hoch! Wo wir sind, ist oben!

„Jemand Obst?“
„Halt’s Maul, Mimi! Wir wandern!“

Wir durchsteigen die Heide. Rechts von uns seilen sich lautlos die Kabinen den Berg hinauf. Kirsten und Lulu blicken sehnsüchtig den Gondeln nach. In einer von ihnen sind vier von uns, die jetzt glücklicher sind. Immerhin: Bald wird die Steigung sanfter. Wir atmen durch.

„Wie weit ist es noch?“
„Wenn du so weiternölst, sprinten wir gleich mal kurz an.“
„Jemand Obst?“
„Mund zu, Mimi!“

In einer Biegung steht eine Männergruppe. Einer der Typen lehnt an einem Baum und göbelt ins Gras. Sie bieten uns Chili-Schnaps an. Wir lehnen dankend ab und erhöhen das Tempo.

Nach 200 Metern: technischer Halt. Alle haben Schweiß auf der Stirn und inzwischen ihre Pullis um die Hüften. Kirsten dehnt stöhnend ihre Wade.

„Wat is mit Obst, Mimi?“
„Eben durfte ich nicht …“
„Timing, Mimi! Du brauchst ein besseres Timing! “

Nach 45 Minuten erreichen wir Siggi’s Hütte. Schon auf 100 Metern sehen wir die Menschen – hunderte von Leuten, darunter etliche nackte Ärsche: Männer, die an Bäumen stehen. Frauen, die ungeniert vor Büschen hocken.

Auf dem Gipfel haben Speedy, Jenni, Rosi und Kinga schon Anschluss gefunden – an Grohni. Grohni heiratet bald und ist eine Torwand. Er trägt ein grünes Gewand; wenn er die Arme ausbreitet, baumelt Stoff mit zwei Löchern an ihnen herab. In seinem Schritt ist ein weißer Kreis mit der Aufschrift „Foul“ aufgenäht. Zwei Schuss: 1 Euro. Die meisten schießen ihm in die Eier.

Robert kommt. Er trägt eine Zimmermannshose und ein kleines, buntes Hütchen. Wir bitten ihn, ein Gruppenfoto zu machen und rufen dabei „Liebeeeeeer Robeeeeeeert!“ Er lächelt debil. Zwölf Weiber! Heute ist sein Glückstag.

Fünf Typen in Bayern-Trikot sehen das und wollen auch ein Gruppenfoto haben. Kirsten nimmt das Handy entgegen, wir stellen uns hinter sie.

„Sagt: ‚Kirsteeeeen!'“, ruft sie den Bayern zu.
Sie gröhlen: „Kirsteeeeeeen!“

Kirsten stellt die Kamera auf Selfie und macht vier Fotos von uns. Dann gibt sie das Handy zurück.

Nach zwei Bier fahren wir wieder runter. Es ist schon halb fünf. Heute Abend ist Pokalfinale. Bis dahin müssen wir noch duschen, grillen, Tippspiel. Das ist alles durchgeplant. Wir sind schließlich eine disziplinierte Sportmannschaft.

 

Rückenfit

2. 01. 2014  •  11 Kommentare

Am Montag ruft mich meine Freundin an. Ob ich Lust habe, mit zum Rückenfit-Kurs zu gehen. Im Fitti. „‚Ne Stunde lang Rückenturnen, bisschen Cardio, dann schön in die Sauna.“

Ich überlege kurz. Denn die Sache ist: Ich bin schon vor zwei Tagen im Fitti gewesen. Ausgeschlafen, abgefrühstückt und ausgeruht, gänzlich im Ferienflow, habe ich eine zweieinhalbstündige Glanz-Performance hingelegt und mich mal so richtig austrainiert – weshalb ich arg Muskelkater habe, vor allem in den Beinen, wahrscheinlich wegen des Sprungkrafttrainings. Aber nun ja. Rückenfit. Das könnte grad noch gehen. Ich sage also zu.

Die Vorturnfrau ist eine kleine, biegsame Yogalehrerin, die nebenberuflich in Rücken macht. Zunächst gehen wir auf der Stelle. Ich komme mir immer sehr dämlich vor, wenn ich auf der Stelle herumgehen soll, „schön die Knie anziehen und die Arme aktiv mitnehmen“ – das hat etwas von Herzsportgruppe. Die Turnfrau macht nun Ausfallschritte nach links und nach rechts. Ich tue es ihr nach, was soll ich auch sonst machen – mitgehangen, mitgefangen. Ich kann mir selbst dabei zusehen, denn wir turnen vor einer Spiegelwand, es hat etwas von Ballettschule. Für Nilpferde. Mit X-Beinen. Aber während ich mich noch bemühe, eleganter auf der Stelle zu trampeln, geht’s auch schon tiefer in die Knie.

O-ha! „Hallo-ho!“, ruft mir nun das Sprungkrafttraining von vor zwei Tagen zu.
„Hier bin ich! Huhu!“, ruft es aus meiner Oberschenkelinnenseite, direkt aus dem Adduktor. Genauer gesagt ruft es nicht – es BRÜLLT, ABER HALT DICH FEST! Ein Feuer brennt in meinen Beinen!

Wir nehmen jetzt Gewichte zur Hand und laufen weiter auf der Stelle, es geht immer noch nicht um den Rücken. Wir steppen und steppen, machen nun einen Ausfallschritt nach vorne, gehen tief in die Knie, legen das Gewicht einmal auf der Erde ab und heben es wieder auf. „Hallo-ho!“, ruft mir mein Oberschenkel jetzt von seiner Vorderseite aus zu, noch drei, noch zwei, welch Brennen!, welch Reißen!, noch einen, ALTER SCHWEDE! Wechsel zur anderen Seite.

Ich schaue nach rechts zur Freundin, die freudig schnauft. Ja, merkt sie denn nichts? Wir haben Rückenfit gebucht, kein Beine-Po-Programm! Das ist Betrug am Kunden, was hier passiert!

Wir lockern uns. Dann geht’s auch schon weiter, wir machen eine seltsame Schrittkombination, Vor, Seit, Rück, Seit, herrje, ich bin doch hier nicht im Bronze-Tanzkurs! Ich brauche drei Runden, um die Schrittfolge zu schnallen.

„Und jetzt das Ganze noch einmal weiter unten! Schön in die Knie gehen!“, flötet die Vortanztante. Ich bekomme erste Krämpfe im linken Adduktor. Die 50-jährige Mutti vor mir schwingt weiter locker aus der Hüfte.

Der nächste Tag ist Silvester. Ich kann mich zwar nicht zum Bodenfeuerwerk hinabbeugen, aber eins ist sicher: Mit strafferen Schenkeln bin ich noch nie ins neue Jahr gerutscht.

Ganzheitlicher Muskelaufbau dank Strukturputz

28. 10. 2013  •  23 Kommentare

Mein Renovier-Bootcamp ist in vielerlei Hinsicht lehrreich:

Nicht nur kann ich nach Ende der Arbeiten eine Handwerkerfirma eröffnen („Malern, spachteln, bohren: Frau Nessy – Handwerkerarbeiten aller Art“), sondern ich habe auch neue, innovative Ansätze für das Training der Handballhühner gefunden.

Folgendes, am Wochenende von mir entdeckte Workout trägt den Namen: „Ganzheitlicher Muskelaufbau dank Strukturputz“. Es eignet sich für alle Altersgruppen. Notwendig sind lediglich eine gewisse Grundkondition und ein Mindestmaß an Beweglichkeit. Die Übungen trainieren den gesamten Körper vom Rumpf bis in die Zehen. Sie beugen Rückenproblemen vor, kräftigen die Schultermuskulatur und machen straffe Beine. Überdies sorgen sie durch ihren meditativen Charakter für seelische Ausgeglichenheit.

Die Übungen sind im Einzelnen:

Lässiges Armschwingen
Stellen Sie sich einen Eimer Tiefgrund bereit, nehmen Sie einen Quast und beugen Sie sich locker hinab. Tauchen Sie den Quast in den Tiefgrund und streichen Sie nun in lässigen Armschwüngen die Wand entlang. Wird der Quast trocken, benetzen Sie ihn erneut, bis die ganze Wandfläche mit Tiefgrund bestrichen ist. Mindestens 300 Wiederholungen (Latissimus, Deltamuskel, Trapezmuskel, Trizeps).

Lassen Sie den Tiefgrund danach vier Stunden trocknen. Nutzen Sie die Zeit zur aktiven Erholung: Ziehen Sie ein paar Acrylnähte (siehe unten) oder fahren Sie in den Sportfachhandel Baumarkt.

Beidseitiges Armheben
Der Tiefgrund ist trocken? Dann öffnen Sie einen Eimer Haftgrund und quirlen Sie gut durch. Wählen Sie eine plüschige Malerrolle und rollen Sie die Wände mit beidseitigem Armheben großzügig mit Grundierung ein. Achten Sie darauf, ausreichend Druck auf die Rolle auszüben – nur so erzielen Sie physisch und handwerklich ein optimales Ergebnis. Mindestens 500 Wiederholungen. Ist der Haftputz angetrocknet, tragen Sie eine zweite Lage auf. Wieder mindestens 500 Wiederholungen (Latissimus, Deltamuskel, Trapezmuskel, Trizeps).

Die tiefe Kniebeuge
Sie werden nicht umhin kommen, sowohl das lässige Armschwingen als auch das beidseitige Armheben mit Kniebeugen zu verbinden. Führen Sie die Bewegung jedesmal sauber aus, gehen Sie tief hinunter und halten Sie kurz die Anspannung. Um Abwechslung in die Übung zu bringen, steigen Sie zwischendurch auch einmal auf eine Leiter: Die Step Aerobic stärkt in Kombination mit den Kniebeugen Ihre Beweglichkeit und sorgt für eine Belastung auch der unteren Extremitäten. Mindestens 100 Wiederholungen binnen 24 Stunden (Bizeps, Quadrizeps, Gluteus maximus, Adduktoren, Abduktoren und Wadenmuskulatur).

Lassen Sie den Haftgrund danach zwölf Stunden trocknen. Nutzen Sie die Zeit zur Lockerung. Führen Sie leichte Dehnübungen aus. Nehmen Sie bei Bedarf einen Eiweißshake zu sich.

Überkopf-Challenge
Während der Haftgrund trocknet, können Fortgeschrittene eine gezielte Übung für die Schultermuskulatur durchführen: das Über-Kopf-Arbeiten. Nehmen Sie sich dazu eine neue Farbrolle und einen Eimer Polarweiß, tauchen Sie die Rolle tief in die Farbe und streichen Sie die Decke. Achten Sie auch hier auf einen ausreichenden Druck auf die Farbrolle. Mindestens 50 Quadratmeter (Latissimus, Deltamuskel).

Ist die Grundierung trocken, wiederholen Sie am nächsten Tag das beidseitige Armheben – diesmal mit Strukturputz. Tragen Sie ihn gleichmäßig auf die grundierte Wand auf. Die Wiederholung der Übung direkt am Folgetag erhöht ihre Intensität und trainiert überdies die mentale Stärke des Athleten (Latissimus, Deltamuskel, Trapezmuskel, Trizeps).

Acryl-Entspannung
Wann immer Sie eine offene Naht sehen, greifen Sie zum Acryl. Acrylnähte ziehen entspannt und fördert die Feinmotorik.

Eine komplette Trainingseinheit „Strukturputz“ dauert zwei Tage. Geübte können vorher zusätzlich die Wände abschleifen und danach zweimal drüberstreichen. Das verlängert das Workout um zwei weitere, wunderbare Tage.

Viel Spaß!

Bootcamp light

28. 08. 2013  •  22 Kommentare

Nordostwestfalen.

Die Schönheit Ostwestfalens

Ein Ort, der durch schlichte Schönheit besticht. Eine Region, deren Name man sich auf der Zunge zergehen lassen darf. Nord-Ost-Westfalen. Nord-Ostwestfalen. Nordostwest-Falen. Sprechen Sie es nicht zu schnell aus. Sprechen Sie es ganz langsam aus. Dann kommen Sie der Sache nah.

Ein Wochenende in Nordostwestfalen. Ein traditionsreiches Handballgebiet. Minden, Oberlübbe, Jöllenbeck, Nettelstedt – das sind große Namen.

Kein Urlaub in Nordostwestfalen, sondern Trainingslager. Drei Tage Bootcamp. Vier Trainingseinheiten, eine am Freitag, zwei am Samstag, eine am Sonntag. Dazu drei Spiele.

Traditionsreiches Handballgebiet

Allerdings nicht für mich. Nicht mehr. Denn es ist vorbei. Ich bin nun Alterpräsidentin, backe Muffins, fächel den Mädels Luft zu, rolle Tape ab und betätige mich als Abwehr- und Anspielerin. Ab und an turne ich mit, aber nur die netten Sachen: Warmmachspielchen, Passkontinuum, etwas Kräftigung, etwas springen, rennen und werfen – man möchte ja fit bleiben, aber nicht zu viel. Nicht, dass ich am Ende wieder Bänderrisse und Bildungsbandscheibe bekomme, das muss nicht mehr sein.

Die Saisonvorbereitung neigt sich mit diesem Trainingslager dem Ende entgegen. Die Mädels sind topfit, das spürt man nicht nur, das sieht man auch. Oft stehe ich da und denke: „So eine schöne Wade!“

Einzelne Hühner erreichen im Tempogegenstoß Schallgeschwindigkeit. Man kann gar nicht so schnell gucken, dann sind sie schon am gegnerischen Tor. Auch im Spielaufbau läuft es gut. Ich freue mich – mit den Hühnern und darüber, dass ich nicht mehr so viel rennen muss. Sondern dass ich dasitzen, der Show zusehen und hinterher wichtig daherquatschen kann. Ich erwäge zu diesem Zweck den Erwerb eines Fensterrenter-Kissens, das ich auf einem Turnkasten auslege, den ich aus dem Geräteraum an die Seitenlinie schiebe und auf den ich mich dann aufstütze.

Symbolbild Trainingslager

Das schönste Warmmachspielchen war an diesem Wochenende übrigens jenes, bei dem ich einen dicken Gymnastikball mit Händen, Füßen, Kopf und Körper durch die Halle schubsen musste. Der Gegner erkannte kaum, wer der Ball und wer ich war, aber das ist Sinn und Zweck der Übung, das ist Tarnung, das kriegt man nur mit ausrechend Erfahrung hin.

TTE: Tapeten-Trainings-Einheit

7. 08. 2013  •  43 Kommentare

Zu meinem neuen Garten gehört auch eine neue Wohnung.

Die vorherigen Bewohner hatten diese Wohnung ganz apart tapeziert: im Wohnzimmer und Flur eine Melange aus Orange und Rosa, in der Küche ein psychedelisches, pollockhaftes Machwerk auf grauem Grund. Darunter jeweils zwei weitere Schichten Tapeten, denn warum sollte man zuerst alles abreißen, wenn einem nach neuem Interieur ist: Man kann schließlich auch einfach drübertapezieren.

Um diesen Schichten Herr zu werden, habe ich die Handballerinnen angeheuert. Donnerstagabend, eine Trainingseinheit lang. Grad am Anfang braucht es schließlich schnelle Tore, damit die Motivation nicht schon im Keim erstickt! Zack, Zack, die ersten Bahnen runter von der Wand, und die Nummer läuft.

Die Handballerinnen rücken also an, 17 an der Zahl, eine davon hochschwanger und zuständig für die Verpflegung. Jede bekommt einen Spachtel in die Hand, der Coach baut Lautsprecher auf, schaltet Musik an und los geht’s.

„Alta, das sind ja tausend Schichten!“
„Hihi, habt ihr die Tapete mal nass gemacht?“
„Mit diesem Ghost-Buster-Sprühding?“
„Wenn die Tapete nass wird, sieht man Penisse!“
„Echt? wo?“
„Hier! Guck! Im Muster!“
„Tatsächlich! Mit Hoden!“
„Voll die Porno-Tapete!“
„Wo? Will ich auch sehen!“

Jemand bringt Wassereis mit, und wir machen Wassereis-Pause.

„Was ist denn mit den Fliesen in der Küche?“
„Die müssen auch ab.“
„Wow! Cool! Darf ich?“

Sie bekommt Schutzbrille, Hammer und Meißel. Bumm, bumm, klirr. Das war die erste Fliese. Bumm, bumm, klirr – die zweite.

„Die Mädels haben dir auch die Fliesen abgekloppt?“, fragt Vatta später, ungläubig.
„Klar.“
„Wozu braucht ihr eigentlich noch Männer?“
„Fürs Vergnügen natürlich.“

Nach drei Stunden gibt es Würstchen vom Grill und einen Kasten Mädchenbier. Aus den Brötchen quillt der Ketchup. Krautsalat tropft auf die Terrasse.

„Gooooile Party!“
„Das Schlafzimmer schaffen wir auch noch.“

Sie machen sich wieder an die Arbeit und singen dabei „Eisgekühlter Bommerlunder“. Erst gröhlen sie, dann fallen sie in einen opernhaften Kanon. Es ist richtig schön, auch von der künstlerischen Warte aus.

Um 23 Uhr, nach fünf Stunden, sind Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Arbeitszimmer tapetenfrei. Nur der Flur, der muss noch. Am nächsten Tag klagen die Handballerinnen über Muskelkater in der Hand. Und im Arm. Und im Rücken. Aber was wäre eine Trainingseinheit ohne den gewünschten Effekt.

Käferrennen

8. 07. 2013  •  14 Kommentare

Immer, wenn ich ankomme, sind sie schon da.

Dabei komme ich früh, gegen viertel vor acht am Morgen. Draußen liegt Tau auf Gras und Blumen, die Luft ist feucht. Drinnen im Reha-Zentrum sitzen die Rentner sitzen schon auf ihren Trimmrädern, gewandet in Trainingshose und Pulsgürtel, und trampeln ihre Pyrennäentour.

„Bin auf dem Pic dü Midi“, sagt der Erste.
„Fahre in Biarritz los“, der Zweite. Beide lachen lautlos, mit wippenden Schultern. Sie sitzen auf ihren Standrädern wie Käfer: Aus ihrer runden Mitte staksen dünne, angewinkelte Ärmchen und Beinchen und klammern sich am Trimmrad fest.

Ich mache im Reha-Zentrum Geräteturnen unter Anleitung, der letzte Therapieschritt für die Bildungsbandscheibe. Die Turnleiterin hat schnell herausgefunden, dass ich, abgesehen vom verunfallten Rücken, recht sportlich bin und erfreut sich an mir als Kontrastprogramm zu den Käferchen. „Na? Geht da noch was?“, fragt sie und bleckt die Zähne. „Da geht doch noch was!“, sagt sie, ohne eine Antwort abzuwarten, und stöpselt den Gewichtenüppel fünf Kilo nach unten.

„Noch 30 Minuten bis Carcassone“, sagt der Erste.
„Dat war’n noch Zeiten, dammals im Frankreich“, sagt der Zweite.

Von den Pyrennäen kommen sie zum Thema „Berge“, von den Bergen zu Tunneln, von Tunneln zum Straßenbau. Der Erste hat beim Bauamt gearbeitet und weiß genau, was heutzutage falsch läuft. In Baustellen. Und im neuen Kreisverkehr. Außerdem: die Jugend! Die weiß gar nicht mehr, wie man arbeitet.
„Pause, dat gab’s für uns dammals nur von zwölf Uhr bis elfneunundfuffzich!“
Die Käfer lachen wieder lautlos.

„Bin in Toulouse!“
„Ich krich dich noch!“
„Hasse’n Garten schon feddich?“
„Steckrüben sind raus. Mache getz Rhabarber und Erdbeeren.“
„Marmelade oder Aufgesetzter?“
„Auch.“

Ich bin in der dritten Geräte-Runde.
„Fünf Minuten noch“, sagt der Erste.
„Zehn“, sagt der Zweite.

Eine Dame betritt die Szene. Eins und Zwei beginnen augenblicklich eine Schussfahrt nach Carcassone.
„Küss die Hand, Helga“, keucht der Erste und deutet über seinem Lenker eine Verbeugung an.
Sie nickt huldvoll, lächelt und plumpst auf ein Rudergerät.

Als ich aus der Umkleide kommen, sitzen sie zu Dritt an der Theke, die Dame in der Mitte, und messen sich gegenseitig den Blutdruck.
„Nächstes Mal ’ne Flachetappe“, sagt der Zweite.
„Ich könnt‘ ja noch“, sagt der Erste.
Die Dame stupst ihm in die Seite.
Er zieht die Schultern hoch und grinst.



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