Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Milchwölkchen«

Journelle

17. 09. 2022  •  3 Kommentare

In Hamburg hat ein Herz aufgehört zu schlagen, einfach so. Es ist unbegreiflich. Das Herz einer Frau, die klug und scharfsinnig war, mitfühlend, lustig und fröhlich. Einer der lebendigsten, mitreißendsten und offenherzigsten Menschen, denen ich bislang begegnet bin.

Ich traf sie zum ersten ersten Mal auf der re:publica. Sie kam mit offenen Armen auf mich zu. „Die liebe Nessy“! rief sie. Wir freuten uns, uns zu sehen, obwohl wir uns vorher noch nie in persönlich begegnet waren. Ich empfand sie wie eine wärmende Sonne.

Ihr Blick auf das Leben und ihre reflektierten Argumente haben mir neue Perspektiven gegeben. Ihr Mut hat mich beeindruckt. Ihr Sicht auf Weiblichkeit hat mich inspiriert. Vor allem aber war sie mir ein Vorbild an Kraft und Lebensfreude.

Ihr größter Verdienst: Sie hat mir das Schwimmen beigebracht. Ihretwegen schwimme ich, wie ich schwimme, ihretwegen kraule ich, und ihretwegen trage ich den Badeanzug, den ich trage. Das Schwimmen, wie sie es mir gezeigt hat, hat mich durch Krisen getragen. Zuletzt erzählte sie von ihrer Erfahrung mit Immersion Swimming. Ich folgte ihren Erläuterungen, schaute mir Youtube-Videos an, und und teile ihre Begeisterung. Zuletzt vermittelte ich den Kontakt zwischen ihr und einem Freund, der Triathlon betreibt und ihretwegen nun nach Stuttgart fährt, um dort Schwimmtraining zu nehmen. 

Es überrascht mich, wie viele Tränen ich für jemanden vergießen kann, dem ich nur ein paarmal begegnet bin. Aber es ist auch folgerichtig – so viel, wie sie mir geschenkt hat.

Du warst eine Inspiration. Danke für alles, @journelle. Danke, Elena. 

Jahresende und Jahresanfang

1. 01. 2020  •  4 Kommentare

Jahresende | Gestern habe ich mich erneut angekleidet und bin Silvester feiern gegangen.

Wir haben uns Burger gebaut und haben Blokus gespielt. Das habe ich letztens von meiner Wunschliste geschenkt bekommen; ein großartiges Spiel. Es hat lediglich eine einzige Regel: „Lege alle Deine Plättchen ab, aber nur Ecke an Ecke.“ Ich liebe es, wenn Spiele so einfach sind.

Außerdem schauten wir in die Zukunft. Im Knallbonbon war die Ziffer Drei. Außerdem habe ich die abgebildeten Dingsis gegossen.

Ziffer Drei aus Plastik, daneben undefinierbare Zinngussteile.

Um Mitternacht tranken wir Prickelndes, schwenkten Wunderkerzen und schauten versonnen aufs Feuerwerk.


Rückblick | Es hat in diesem Internet Tradition, einen Jahresendfragebogen auszufüllen. Dann mache ich das auch mal. Blick zurück ins Jahr 2019:

Wofür bist du dankbar?

Dass ich in den vergangenen drei Jahren nur zwei kleine Erkältungen hatte und ansonsten pumperlgesund bin. Dass meine Lieben ebenso gesund sind. Dass ich viele sehr tolle Menschen um mich habe. Für eine prima Scheidung. Dass ich lieben kann. Dass ich arbeiten darf, woran ich Freude habe. Dass ich damit Geld verdiene.

Was war im vergangenen Jahr deine Lieblingsbeschäftigung?

Mit Freunden zusammensein. Schwimmen. Im Garten sitzen und den Dompfaffen zugucken. Sex. Die Reihenfolge kann variieren.

Was war dein größter Fehler? 

Die Frage hört sich so anklagend an. Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden und daraus zu lernen. Aber einen größten Fehler? Gibt’s nicht. Ich habe mir in der zweiten Jahreshälfte die Arbeit zu eng getaktet. Dass möchte ich im kommenden Jahr anders machen.

Wann warst du glücklich?

In sehr vielen Momenten. Wenn ich anderen Menschen etwas geben konnte. Im Beisammensein mit Freunden. Wenn Ideen funktioniert haben. Beim Schwimmen. Wenn ich etwas gelernt habe. Mit C und den Jungs. Wenn ich nach einem anstrengenden Tag im weichen Bett lag. Wenn die Sonne schien und ich frei hatte. Auf dem Schatöchen. Nach einem heißen Tag unter der Dusche. Bei Spaghettieis. Und in vielen anderen Situationen.

Was hat sich verändert?

Mehr Sicherheit.

Vorherrschendes Gefühl 2019?

Das krieg ich schon irgendwie hin.

Worauf bist du stolz?

Ich tue mich schwer damit, auf etwas stolz zu sein. Ich mache nichts Besonderes und kann nichts Besonderes. Wenn ich in etwas gut bin, ist das nur ein Ergebnis von … ja, was? Dem Mut, es einfach zu tun, Fokus, etwas Talent, etwas Fleiß, stetiger Verbesserung.

Vielleicht bin ich stolz darauf, dass ich irgendwie klarkomme. Denn mehr ist es ja nicht, das Leben: Man versucht, irgendwie klarzukommen und dabei glücklich zu sein.

Mit wem hättest du gern mehr Zeit verbracht?

Mit vielen Menschen. Ich habe sehr viel Zeit mit Arbeiten verbracht – und gefühlt noch mehr mit dem Pendeln zwischen Städten. Sie fehlte für Freunde, fürs kleine Partymädchen, fürs großen Patenkind, für vieles.

Haare länger oder kürzer?

Etwas kürzer, glaube ich. Ich halte das nicht nach.

Was hast du zum ersten Mal gemacht?

In Weimar gewesen. Mehrere hundert Meter durchgekrault. In Brandenburg gewesen. Die Methodik meiner Dissertation bei einem Kunden angewendet. Vor 80 Führungskräften gesprochen. Mit Lego-Serious-Play gearbeitet. Einen Buchfink gestreichelt. Und viele, viele andere Dinge.

Worauf hättest du gut verzichten können?

Mit der Arbeit am Anschlag und dazu Liebeskummer from hell. Wie eine Kerze, die an zwei Enden brennt. Ich konnte nur atmen. Und an manchen Tagen nicht einmal das. Drei Monate tieftraurig und dazu (und auch deswegen) unendlich erschöpft.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Gleich. Aber mit neuer Brille.

Mehr ausgegeben oder weniger?

Geschäftlich: mehr Einnahmen, höhere Beiträge, deutlich höhere Kosten. Privat habe ich mir Terrassenmöbel gekauft. Außerdem habe ich gut gelebt, gut gegessen, beim Einkaufen nicht auf den Preis geachtet. Das empfinde ich als großen Luxus.

Die teuerste Anschaffung?

Geschäftlich: iPad pro mit Apple Pen. Seither täglich im Einsatz. Außerdem ein iPhone XR. Privat: Schatöchen für mich und Andere, Kleidung.

Das beeindruckendste Buch?

„Tausend Zeilen Lügen“ von Juan Moreno. Unglaublicher Spannungsbogen. Sehr pointiert. Auf vielen Ebenen lehrreich und aussagekräftig, nicht nur, was den Journalismus, sondern auch was unsere Gesellschaft betrifft. Insgesamt habe ich 2019 zu wenig gelesen.

Der beeindruckendste Film?

„Der Junge muss an die frische Luft“, das Portrait des jungen Hape Kerkeling.

Magst du dein Leben?

Ja. Sehr.

Mit welchen Sätzen lässt sich dein Jahr zusammenfassen?

L’unica goia al mondo è cominciare.
È bello vivere perché vivere è cominciare,
sempre, ad ogni istante.
Quando manca questo senso
– prigione, malattia, abitudine, stupidità , –
si vorebbe morire.

– Cesare Pavese

Die einzige Freude auf der Welt ist das Anfangen.
Es ist schön zu leben, weil Leben Anfangen ist,
immer, in jedem Augenblick.
Wenn dieser Sinn fehlt
– Gefängnis, Krankheit, Gewohnheit, Dummheit -,
möchte man sterben.

– Cesare Pavese


Bilder geguckt | Herr Giardino war neujahrsspazieren.

Gelesen | Warum Obdachlose nicht in Notunterkünfte gehen

Gelesen | Kerstin Hoffmann und ihr Mann Ulrich Heister setzen sich regelmäßig zusammen und machen als Paar eine Vision von ihrem gemeinsamen Leben. Was es damit auf sich hat und wozu das gut ist.

Ich erinnere mich …

19. 10. 2017  •  9 Kommentare

Angeregt durch Liisa:

Ich erinnere mich an den schweren, dreibeinigen Metallstuhl in der Küche. Ich erinnere mich an den Baum, unter dem der Wellensittich begraben ist. An das Knarzen der Stufen und das Klingeln des Telefons unten in der Küche. Ich erinnere mich an den Spurt nach unten, zwei Treppen hinab.

Ich erinnere mich an Malefiz-Spiele. An Halma- und an Mühle-Spiele.

Ich erinnere mich an Küsse und Lachen und zufälliges Kitzeln und noch mehr Lachen und noch mehr Küsse.

Ich erinnere mich an ihren Geruch, ein Duft aus Tosca und Oma und Zuhause, an ihr Lachen, an ihre Hände, ihre Haare, ihre Haut, an ihre Gesten, ihre Nudeln mit dem Muskat, wie sie Platt sprach, an ihre Küchenbank voll mit Plastiktüten und Gummibändern und Werkzeug. Ich erinnere mich, wie sie am Abend mit mir betete und wie sie manchmal schnarchte.

Ich erinnere mich an Tage im Sommer, an denen ich Buden baute im Garten, aus Stühlen und Decken, unter denen es heiß und dunkel war und in denen es nach Gras duftete.

Ich erinnere mich an Spritzgebäckteig durch den Fleischwolf.

Ich erinnere mich an den Tag, als ich sie das erste Mal in der Geschlossenen besuchte, die Kotze vor der Tür und ihr zittriges Streicheln auf der Haut, das ich seither nicht mehr ertrage, niemals mehr ertrage.

Ich erinnere mich an die Nacht im Bus, als er den Arm um mich legte und seine Wange an meine schmiegte. Ich erinnere, wie es kratzte und wärmte. Der erste Kuss.

Ich erinnere mich an Wassereis und süße Tüte, an Kaugummis aus dem Automaten, an Brausestangen und die Drogerie gegenüber der Schule, vollgestopft bis unters Dach, und immer roch es nach Waschmittel und 4711.

Ich erinnere mich an den Weg zur Schule, die Strecke durch den Wald, die ich auch im Dunkeln finde, mit Blick in den Mondhimmel, wo die Lücke oben in den Bäumen den Füßen unten den Weg weist.

Ich erinnere mich an jeden Toten, den ich sah, und noch mehr an jeden Toten, den ich zum Abschied streichelte.

Ich erinnnere mich an den Spurt über die Kirchenwiese, die wir nicht betreten durften, die uns allerdings gute 500 Meter Weg sparte, mit den Rufen des Pastors im Nacken. Ich erinnere mich, wie ebendieser Pastor an einem Dienstagnachmittag den Katejumenenunterricht verließ und nicht wiederkam, weil wir alle kein einziges Wort auswendig gelernt hatten.

Ich erinnere mich, wie er durchs Gate ging, mit Rucksack und Uniform, und ich nicht wusste, ob er wiederkommen würde, wie er wiederkommen würde und ob er dann noch ganz sein würde, an Körper und Seele.

Ich erinnere mich an den Tag, als die Polizei mir, nachdem sie auf mein Geheiß die Tür aufgebrochen hatte, sagte, es sei doch alles in Ordnung, nicht in bester, aber doch in Ordnung, denn sie lebe ja immerhin und sei sicher nur betrunken. Aber sie war eben nicht betrunken, und das ist das eigentlich Schlimme.

Ich erinnere mich an Vieles nicht, an Vieles aus Zeiten, die mich tief verletzt haben, und ich glaube, das ist der Grund, warum ich heute so fröhlich bin – und warum ich mich entschieden habe, immer guter Dinge zu sein.

Ich erinnere mich an das warme Gefühl des Daheimseins bei ihm und an das Gefühl, nah an seinem Körper zu liegen. Ich erinnere mich, wie wir uns das erste Mal gegenüber lagen, Gesicht an Gesicht, der Atem zitterte, dann das erste Vortasten der Lippen, das Gefühl von Neugier und Selbstverständlichkeit.

Ich erinnere mich an Wind auf der Haut und Sand auf den Wangen und eine sehr große Zufriedenheit.

Ich erinnere mich an das Auto, das neben mir hielt, an den Mann, der das Fenster hinunterkurbelte und mich nach dem Weg zum Puff fragte, eine Gefriertüte mit Ejakulat  um den erigierten Penis.

Ich erinnere mich an Moskau in den 90ern, an den Geruch des Sozialismus, an den ersten Liebesbrief, den ich dort bekam, von Pavel.

Ich erinnere mich an Abende im Kinderzimmer, unten auf der Terrasse der Besuch, seine Gespräche, sein Lachen, und oben das gute Gefühl, nicht allein zu sein.

Ich erinnere mich an den Baum, der Äste hatte wie Treppen, auf den ich hinaufklettern konnte bis fast in die Krone. Ich erinnere mich, wie wir dorthin liefen, den kleinen Bach entlang, das Feld mit den Kletten meidend, und Staudämme bauten.

Ich erinnere mich an Wanderungen, viele und tolle, an die Anstrengung hinauf und die Freude am ersten Ausblick. An den Wind in der Höhe, an das Gefühl der Sonne auf der Haut. An den Geschmack des Wassers, des Brotes und der Bananen auf dem Gipfel und an den wohligen Schmerz der Muskeln.

Ich erinnere mich an Menschen, fast nur an Menschen. Ich erinnere mich an Gefühle, an Gerüche, an Berührungen, wenig an Ereignisse. Und ich erinnere mich an noch sehr viel mehr. Das erzähle ich Ihnen dann mal in der Kneipe.

Pfingsten und die zwei Ks

5. 06. 2017  •  2 Kommentare

Pfingsten ist in meiner Heimatstadt traditionell mit zwei Ks verknüpft: Kirmes und Klassentreffen. Beide stehen zueinander in kausaler Beziehung: Weil es Kirmes gibt, gibt es Klassentreffen, denn zur Pfingstkirmes kommen alle heim.

Pfingstkirmes Menden: Riesenrad vor der Vincenzkirche

Pfingstkirmes in Menden, das sind Karussells vor Fachwerkkulisse, das sind Los- und Schießbuden, das ist der Geruch von Zuckerwatte und gebrannten Mandeln. Das sind Softeis und Wahrsagerinnen, Stände mit Lederwaren und batterbetriebenen Hundefiguren, und das ist Kokosnuss, die ihr Volumen im Mund zu einem trockenen Brei verdreifacht.

Kirmes ist überdies ein dicker, weicher Haufen Nostalgie: Kirmes war der Höhepunkt meiner Kinderjahre. Sie war nicht nur Erleben, sie war das Leben, das reine Leben, der Sinn des Lebens, Zucker und Glück, verpackt in Dosenwerfen, Schaumwaffeln und Musikexpress.

Kirmes – das ist auch die emotionale Wucht meiner Teenagerjahre: Es war Schaulaufen von der Ober- in die Unterstadt, untergehakt bei den Freundinnen, es war Herumstehen am Autoscooter, Kreischen im Breakdance und die Sehnsucht nach Knutschen.

Pfingstkirmes Menden: Riesenradgondel vor Fachwerkhaus

Pfingstkirmes Menden: Karussell vor Himmel

Meine Instagram-Story

Die diesjährige Kirmes ist die zwanzigste Kirmes seit meinem Abitur – weshalb sich am Samstagabend 56 Ex-Abiturient*innen in einem Fachwerkhaus trafen, um miteinander zu trinken.

Sie tranken lange, bis nachts um vier, und erzählten sich Geschichten: von einst, von heute und von dem Dazwischen; das eindimensionale Damals wurde ein Damals der vielen Perspektive – und die Wege zum Heute enthielten ein paar gute plot twists.

Wenn sich Menschen wiedersehen, die einst gemeinsam losliefen und sich dann konsequent aus den Augen verloren haben; wenn diese Menschen allesamt angekommen sind im Leben; wenn darunter Menschen sind, die überraschenderweise genau das wurden, wovon sie niemals dachten, dass sie es werden wollten; wenn außerdem Menschen darunter sind, die über sich und ihre Durchschnittlichkeit, ihre Besonderheit, ihr besondere Durchschnittlichkeit und ihre durchschnittliche Besonderheit lachen können; wenn sie aus Spanien, Belgien und der Schweiz anreisen, um einander zu erzählen – dann ist das eine zauberhafte Veranstaltung. Ein großer Dank an die Organisatoren;  Tobi und Hendrik, wenn Ihr das lest: Das war super.

Die Nacht verbrachte ich dann bei Tante und Onkel – auch so ein Ort. Auf den ersten Blick ein normales Wohnhaus. Doch wenn Sie genau hinschauen, wenn Sie die Details suchen, entdecken Sie Ihre Kindheit, die Kindheit Ihrer Eltern und die Kindheit aller in den 60er und 70er Geborenen.

Schild "Dusche" auf alten Kacheln

Als ich gegen Mittag erwachte und in die Küche kam, lag auf dem Resopaltisch eine Platzset, darauf lagen ein Holzbrettchen, auf dem Brettchen lag ein Messer und daneben stand ein hartgekochtes Ei. Meine Tante stand am Herd, rühte in Töpfen und sagte: „In 25 Minuten sind die Klöße fertig.“

Auf Reisen habe ich gelernt: Brot und Ei sind, was Frühstück angeht, im internationalen Vergleich in der Minderheit. Warum also darauf pochen? Ein Rinderrouladenfrühstück passt ohnehin besser zur vorangegangenen Nacht. Wieso also nicht?

Rinderrouladen, Klöße, Rotkohl

Natürlich – Sie wissen es sowieso – ist das nur der Teller fürs Foto. Nach der Aufnahme bekam er vier weitere Löffel Soße, im Nachschlag einen Zusatzkloß; außerdem einen Schlag Gurkensalat, dessen Sahne sich mit der Rouladensoße zu einer fulminanten Mélange vereinte. Die nachfolgende Götterspeise ist nicht dokumentiert.

Danach ging ich in die Stadt und fuhr Riesenrad.

#bedforawayfans: Das Netz ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen

12. 04. 2017  •  13 Kommentare

#bedforawayfans: The Internet is a great place, if we make it great
(English translation below)

Es ist kurz nach der Absage des Spiels des BVB gegen Monaco, als der Hashtag geboren wird: #bedforawayfans. Drei Stunden später sammele ich V. und seinen Freund P. am Stadion ein.

Es ist bereits mitten in der Nacht, halb zwölf, und die beiden stehen am Remydamm vor dem Gebäude der TSC Eintracht. Straßenlaternen beleuchten sie. Es ist still dort – auf dem großen Parkplatz in der Nähe des Stadions. Er ist leer. Der Wind weht leicht. Sie winken, als ich angefahren komme.

Am Mittag, erzählen sie, seien sie in Paris losgefahren, mit dem Fernbus. Dort wohnen und arbeiten sie. Eine Schande sei dieser Anschlag. Und eine Schande seien auch die Umstände. Nicht einmal das Stadion hätten sie von innen gesehen, denn ihr Bus habe stundenlang im Stau gestanden. Sie seien erst dort angekommen, als alle Leute es schon wieder verließen.

Wir fahren heim zu mir. Natürlich habe ich vorher abgewogen: Allein daheim, als Frau. Ist es da klug, zwei fremde Kerle einzuladen? Aber ich habe Befürchtungen satt, diese ständigen Bedenken, das Immer-vom-Schlimmsten-Ausgehen. Das hemmt einen nur, Tolles und Interessantes zu erleben, und was soll das auch, das ist doch alles Unsinn.

Wir schwatzen ein bisschen über dies und das, aber vor allem sind wir müde. Ich beziehe beiden ihre Oberbetten, P. bemerkt den Kerzenhalter mit den Weinkorken in meinem Wohnzimmer und meint anerkennend, dass ich sicher gerne Wein möge. „Ja,“ sage ich. Aber das, ich deute auf die Korken, sei die Sammlung einiger Jahre Beisammensein mit Freunden. „Bien sûr“, meint P., „natürlich einige Jahre. Und“, in seiner Stimme schwingt das sanfte Vibrato der Ironie mit, „natürlich viiiiieler Freunde.“ Wir verstehen uns.

Natürlich hätten sie heim fahren können nach Paris – mit dem Abendbus, wie geplant. Aber dann hätten sie den ganzen Weg auf sich genommen, ohne das Spiel zu sehen. Und auch ohne das Nachholspiel am nächsten Tag erleben zu können. Sicher: Sie hätten auch ein Hotel nehmen können, theoretisch. Doch bei 3.000 Franzosen in der Stadt, den üblichen Messe- und Geschäftsgästen und wenig Orientierung zu später Stunde – da ist es in der Praxis schwierig, ein Bett zu finden.

Als ich frage, ob die beiden Hunger haben, winken sie ab. Nein, nein, sagen sie. Nur keine Umstände. Und: Sie hätten Chips gehabt und einen Snack im Bus, das genüge für die Nacht.

Keinen Hunger? So kann ich nicht arbeiten. Ich habe Gastfreundschaft in Russland gelernt, da wird aufgetischt, bis sich die Tische biegen. Gäste, die nichts essen wollen? Undenkbar! Aber nun gut. Meine Stunde wird kommen.

Am Morgen hole ich Brötchen und decke den Tisch. Wir halten es unkompliziert: Frühstück an der Kücheninsel. V. freut sich über ein typisch deutsches Frühstück mit Aufschnitt und Marmelade, das sei ausgesprochen prima. Wir sprechen über Fußball und über Marine Le Pen. Über Europa und den Brexit, über Flüchtlinge hier und dort, über die anstehenden Wahlen, über die Auswirkungen auf die Wirtschaft (P. arbeitet bei der Bank und verwaltet Aktienportfolios seiner Kunden), über die Rolle der Medien (V. arbeitet bei einem Fernsehsender als Community-Manager) und wieder über Fußball. Die beiden bekommen Zahnbürsten und eine Dusche. Danach jeder ein Bergmannbier für den Weg, das beste und traditionellste der Dortmunder Biere – natürlich, das muss sein. „Was steht da?“, fragt mich P. und deutet auf das Etikett. – „Harte Arbeit. Ehrlicher Lohn.“ – „That’s me.“ Ich gebe ihnen auch eine kleine Skizze mit Tipps für den Zeitvertreib und mit dem Weg zum Stadion.

Als ich sie in die Stadt fahre, sagen sie: „Vielleicht sind wir heute Abend die einzigen im Gästeblock. Gestern sind so viele Fans direkt wieder abgefahren.“ Sie schauen sich an und schwingen ihre Oberarme. Ich lache. „Geht auf den Alten Markt“, sage ich. „Dort werdet ihr Freunde treffen.“

P. drückt mir ein Kärtchen in die Hand. Dann verschwinden sie in die Stadt.

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*

It was shortly after the match had been cancelled, yesterday evening: Borussia Dortmund – AS Monaco, when the hashtag #bedforawayfans was born. Three hours later I pick up V. and his friend P. at the stadium.

It is already late at night, half past eleven, when they stand at Remydamm in front of the club house of TSC Eintracht Dortmund. Street lights are spending a blunt brightness. It’s quiet and silent out there, at this vast parking space next to the stadium. A smooth wind is blowing. They wave at me when I’m coming closer.

It was noon, they tell me, when they started their bus trip from Paris to Dortmund.  Paris, that’s where they live and that’s where they work. The attack’s a shame, a disgrace, they say. „And it’s also a shame that we haven’t even seen the stadium!“ Their bus had stuck in traffic jams for hours. When they’d finally reached the stadium people were already leaving it.

We go home to my house. Of course, I’d reflected: Alone at home, as a woman. Is it a good idea to host two strangers? But I’m tired of all those fear and doubts, of always considering the worst. Fear is a show stopper in experiencing wonderful und interesting things. The heck with it!

We’re chatting about this and that, but primariliy we’re tired. I prepare their beds, and P. takes notice of my candle holder with the wine corks. Impressed by their number he asks if I like wine.

– „Yes“, I say. But well, I point at the corks, „this is the result of many years with friends.“

-„Bien sûr“, P. answers, and his voice vibrates with the soft timbre of subtle irony, „many years. And a lot of friends.“ We’re getting along.

Of course, V. and P. could have gone home to Paris, could have taken the latest bus from Dortmund back to Paris as they’d planned. But if so, they had made the whole journey for nothing. They won’t be able to see the stadium from inside and they won’t be able to the watch the rearranged match which will take place the next day. Surely they could have taken a hotel room, hypothetically. But with 3.000 French people in town, with the common business and trade fair guests and with little knowledge of Dortmund late at night – with all that it’s difficult to find a hotel room.

I ask them if they’re hungry. They shake their heads. No, they say. No trouble, please. They’ve had chips and a snack in the bus. That’ll be enough for the night.

Not hungry? That’s not the way I work. I once learnt hospitality in Russia. Where they dish up until the table breaks. Guests who don’t want to eat? Impossible! But well. My time is yet to come.

In the morning I go to the bakery and fetch some rolls. We keep it simple: breakfast at the kitchen island. V. says he likes typical German breakfast with meat and jam. We talk about football and Marine le Pen. About Brexit and Europe, refugees here and there, about the nearby elections, about their impact on the economy (P. is portfolio manager at a bank), about the role of media (V. is community manager at a TV station) and about … football. They get some tooth brushes and they take a shower. And they get two bottles of beer for their day in town, Bergmann Bier (Digger’s beer), Dortmund’s best and most traditional beer.

– „What’s written there?“, P. asks and points at the label.

– „For people who work hard.“

– „That’s me!“

They also get a draft with some sightseeing suggestions and the way from the centre to the stadium. When I drive them into town, they say:

-„Maybe we’re the only ones in the visitor’s block today. Many supporters left Dortmund yesterday.“ They look at each other and wave their arms enthusiastically.

I’m laughing.

-„Go to the Old Market“, I say. „There you’ll meet friends.“

P. hands me his business card with a note on the back. Then they disappear in town.

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Kaffeetrinken auf 55 Quadratmetern

12. 01. 2017  •  15 Kommentare

Wir kennen ihn nun schon seit über einem Jahr. Er ist nicht sehr groß für einen Mann. Wenn er spricht, halten seine Hände einander fest. Sein Blick sucht nach Zuspruch – für das, was er sagt, und noch mehr dafür, dass wir ihn überhaupt erst sprechen lassen, dass er hier sein darf.

Zuletzt, es war Anfang Dezember an einem der Tage, an dem der gefrorene Raureif auch am Mittag noch Bäume und Gärten bedeckt; zuletzt rief er an und sagte, er wolle nicht stören, es sei ihm wirklich sehr unangenehm, aber ob jemand kommen könne. Es gebe da eine Sache in der Wohnung, eigentlich schon länger, aber jetzt gehe es nicht mehr. Es tue ihm leid, diese Umstände zu bereiten –  aber ob wir mal schauen könnten.

Ich fahre hin. Er wohnt gemeinsam mit seiner Mutter auf 55 Quadratmetern, er ein Zimmer, sie ein Zimmer sie, dazu eine kleine Küche. Die Wohnung ist zu klein für zwei Personen, noch dazu für einen jungen Mann Anfang 20, der seinen eigenen Weg gehen möchte. Aber die Umstände sind, wie sie sind.

Wir begrüßen uns. Die Mutter trägt heute kein Kopftuch; ich bin eine Frau, da braucht sie keins. Ich sehe sofort den Schimmel in den gegenüberliegenden Zimmern, jeweils die Außenwände, flächig in den Ecken. Das ist nicht schön, gar nicht schön.

„Gut, dass Sie angerufen haben“, sage ich zu ihm.

„Ich möchte nicht … keine Umstände“, sagt er, von einem Fuß auf den anderen tretend. Das Wort „Umstände“ kennt er, außerdem Wörter wie „Genehmigungsverfahren“, „Gesamtgeltungsdauer“ und „Ermessensentscheidung“. Ich selbst schaffe es kaum, mir „Danke“ und „Guten Tag“ auf Arabisch zu merken.

Wir besprechen die Lage. Er hat vorher Vokabeln gelernt: „Schimmel“ und „Tapete“, „Fensterscheibe“ und „Luftzug“; man merkt, dass er die Wörter zum ersten Mal ausspricht. Doch wir verstehen uns. Er spricht überhaupt gut Deutsch, jetzt, nach nur einem Jahr schon; und ich merke: Er lernt auch in diesem Gespräch. Sein Körper richtet sich mit jedem Nicken, dass ich ihm gebe, auf. Sein Blick wird wach und wacher. Wir klamüsern das aus, und ich telefoniere nochmal kurz mit einer Freundin. Sie macht Wasserschadenssanierung. Ich schicke ihr Fotos und schildere die Lage.

„Na sowas“, sagt sie. „Genau dein Problem war letztens erst Thema auf den Schimmelpilztagen!“

Ich denke: Schimmelpilztage. Was bitte ist das für ein Name für einen Kongress? Mein Name ist Lohse, ich besuche die Schimmelpilztage. Möchten Sie meine Pilzkollektion sehen? Ich habe hier 28 Schimmelpilze in jeder Qualität, da ist bestimmt auch einer für Sie dabei. 

„Die haben“, sagt meine Freundin, „da unten ja ’ne ganz andere Bausubstanz. Das ist alles nicht so gedämmt. Und dann das andere Klima. Ist jetzt ganz viel Thema unter den Kollegen. Viel Schimmel. Auch in den Heimen. Ich schick Dir mal so’n Infoblatt. Sind die Wände denn trocken, hast du gemessen?“

Die Wände sind trocken. Wir checken noch ein paar andere Kriterien ab, gehen Maßnahmen durch. Nachdem wir aufgelegt haben, bespreche ich alles mit ihm. „Ich helfe!“, sagt er entschlossen. „Natürlich! Ich helfe! Was machen?“ Ich erkläre es ihm.

Als ich gehen möchte, steht seine Mutter plötzlich mit einem Kaffeetablett im Wohnzimmer. Ich weiß: Ihr ging es sehr schlecht, als sie nach Deutschland kam. Ihr Mann ist gestorben, totgebombt im eigenen Haus. Ihre Gesundheit ist angeschlagen. Sie hat oft Schmerzen. Nur der Bruder und der Sohn sind ihr geblieben. Der Sohn, der seit einem Jahr lernt und lernt, Deutsch und den Alltag im fremden Land, weil er sich sein eigenes Leben aufbauen möchte, weil er fort möchte aus der Enge mit ihr, seiner Mutter, die ihn am liebsten niemals mehr loslassen möchte. Es ist nicht einfach.

Ich lehne die Kaffee-Einladung ab, doch ich sehe sofort die Enttäuschung in ihrem Gesicht. Also bleibe ich noch. Wir setzen uns ins Wohnzimmer.

„Sehr gut“, sage ich und deute auf den Kaffee. Ich sage es nicht aus Höflichkeit. Der Kaffee ist wirklich außerordentlich lecker: ein Geschmack, rund und voll, aber nicht bitter.

„Arabischer Kaffee“, übersetzt der Sohn die Erklärung seiner Mutter. „Ist besser als deutsche.“ Sogleich zuckt er zusammen, hebt die Hände. „Deutsche Kaffee auch gut!“, sagt er hastig. „Sehr gut, deutsche Kaffee!“

„Nein“, sage ich. „Filterkaffee schmeckt nicht. Da habt ihr Recht. Aber der hier“, ich hebe die Tasse an, „ist sehr lecker.“ Seine Hände sinken erleichtert herab. Ich lasse mir weiter den Unterschied zwischen Kaffees erklären, dann schweift das Gespräch ab zu anderen Dingen, zum Wetter, zur Lage in Damaskus; darüber, wie gerne er mehr Kontakt zu Deutschen hätte; über die Schwierigkeiten, Arbeit zu finden – oder eine Lehrstelle oder ein Praktikum als Installateur. Als ich gehe, nimmt die Mutter meine Hand und drückt sie mit ihren beiden, warmen Händen.

Seither ließ sie mir schon zweimal ausrichten, wie toll doch der Nachmittag gewesen sei. Wir haben jetzt beschlossen, dass wir mal gemeinsam kochen, deutsch-syrisch. Damit ich nicht nur den Kaffee kennenlerne.

Der Schimmel ist übrigens weg, und neu tapeziert ist auch. In Gemeinschaftsarbeit, mit kleiner Lerneinheit zu Lüftung und Dämmung. Bis jetzt ist alles prima.

2017 als Fragebogen

2. 01. 2017  •  25 Kommentare

Mit dem Zurückblicken habe ich es nicht so. Deshalb gibt es hier nichts über 2016. Dafür eine Vorschau auf 2017. Fragebogen in Anlehnung an Don Dahlmann.

Beste Entscheidung:
Freiberuflich arbeiten. Im Februar geht’s los.

Schlechteste Entscheidung:
Freiberuflich arbeiten. Ich werde fluchen. Ich werde zweifeln. Ich werde hadern. Und am Ende wird alles gut werden. Das ist der Plan.

Beste Anschaffung:
Das Auto, das ich mir kaufe. Es ist mein erstes Auto – was sich ein bisschen seltsam anfühlt, immerhin fahre ich seit mehr als 20 Jahren, und ich fahre nicht wenig, sowohl Auto als auch Bahn, aber ich habe noch niemals ein Fahrzeug gefahren, das auch auf meinen Namen angemeldet war. Ich werde es jeden Morgen streicheln und vielleicht auch in aller Öffentlichkeit mit einem Mikrofasertuch abfeudeln. Ich kann für nichts garantieren.

Dämlichste Anschaffung:
Vermutlich ein Kleidungsstück, das mir fast passt. Nur noch minus fünf Kilo.

Schönster Absturz:
Ich stürze nicht ab. Ich betrinke mich nur intensiv. Nur zur Sicherheit, damit keine Gerüchte entstehen: nicht als regelmäßige Einrichtung. Manchmal halt. Mit Genuss. Es wird auch 2017 vorkommen. Und es wird super werden.

Dämlichster Absturz:
Ich bin eine nur eine begrenzt hemmungslose, vielmehr kontrollierte, dabei aber ausgesprochen freudige Nicht-Abstürzerin.

Bestes Getränk:
Cocktails von Björn. Sie sind allesamt gerne eingeladen, die Cocktails von Björn zu toppen und mich auf etwas Besseres einzuladen. Wird aber schwierig.

Ekelerregendstes Getränk:
Seit ich mit mir überein gekommen bin, dass Tomatensaft und Filterkaffee in meinem Leben keine Rolle spielen, ist die Gefahr eines ekelerregenden Getränks geringer geworden. Vielleicht wird es etwas Asiatisches sein. Wenn ich es denn bis nach Indonesien schaffe. Steht aber auf meiner Liste für 2017.

Bestes Essen:
Viele Mahlzeiten, die ich esse, sind fantastisch. Das Projekt „Gut essen“ habe ich schon vor längerer Zeit begonnen und ziehe es durch. Ganz vorne sind natürlich Essen in Gesellschaft, dazu zählt der Stammtisch aus – haha! – Essen, der Handballerstammtisch aus Dortmund, der Stammtisch mit Herrn und Frau F. und überhaupt: Kochstammtische! Ich koche aber auch gerne alleine. Im Winter ist eine Neuauflage meiner einmal jährlichen Sauerbratenaktivitäten geplant, außerdem Rotkohl und Rouladen, im Sommer wieder Zucchinipuffer und ach .. Sie ahnen es alles gar nicht. Nicht zu vergessen die Sushi-Verabredungen.

Schlimmstes Essen:
Unterwegs. Irgendein Nothefeteilchen.

Beste Musik:
Konzert. Phil Collins im Juni in Köln.

Schlimmstes Gejaule:
Mein eigenes Brummsummen beim Singen mit Frau Höpker im Februar. Aber hey – es geht nicht ums Können, es geht ums Tun. Wie bei so vielen Dingen.

Eigene, schönste musikalische Wiederentdeckung:
Dr. Alban auf der 90er-Party. Muss, ne.

Beste Idee/Frage:
Noch ein Buch?

Dämlichste Idee/Frage:
Alpenüberquerung?

Beste Lektüre:
Meine Amazon-Wunschliste ist lang, außerdem gibt es noch eine Kindle-Wunschliste. Dazu viele gute Blogbeiträge, journalistische Reportagen – ich bin sicher, ich werde literarisch glücklich werden. Manche Geschichten darf man ja auch ansehen, als Film, das ist nicht ganz so fantasievoll wie lesen, dafür emotional kompakter. Beides wird mich ergreifen. Ich freue mich schon.

Langweiligste Lektüre:
Es gibt Menschen, die Bücher gnadenlos zu Ende lesen, ohne Rücksicht auf Verlust der Lebenszeit oder möglicher alternativer Erlebnisse, zum Beispiel Kuchen backen. Ich gehöre nicht dazu. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, lege ich es weg.

Schönster Moment:
Bestimmt etwas mit Liebe und Knutschen.

Schlimmster Moment:
Es wird einen geben – natürlich. Vermutlich an einer Stelle der eigenen Biographie, wo ich ihn am wenigsten erwarte. Sonst wäre das Leben nicht das Leben. Vielleicht werden es auch mehrere. Ich bin mir selbst sehr dankbar, dass ich in den vergangenen Jahren eine gesunde Resilienz entwickelt habe. Wirklich – ich bin gut darin, Dinge wegzustecken. Ich kann aber auch darauf verzichten.

Zunehmen oder abnehmen:
Abnehmen. Nicht, weil ich mich schlimm finde. Mit Freude habe ich vor ein paar Tagen dazu Journelles Beitrag gelesen, „Vom Glück eine dicke Frau zu sein“. Ich möchte aber gerne meine Fitness steigern, fluffiger um den See laufen, öfter laufen, länger laufen, weiter laufen, viel Sport machen, stark sein. Das geht dann automatisch mit Gewichtsverlust einher.

Haare länger oder kürzer:
Die Problemfusseln haben 2016 ihre Idealfrisur getroffen.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger:
Die Entwicklung geht unweigerlich in Richtung gleitsichtiger. Wird aber nicht 2017 passieren, hoffe ich.

Mehr ausgeben oder weniger:
Ich gebe immer so viel aus, wie ich zur Verfügung habe – minus ein paar Kröten für Rücklagen. Es kommt also darauf an, wie die beruflichen Pläne anlaufen. Das meiste Geld werde ich ohnehin in Reisen investieren; die sind anpassungsfähig. Auf einer Skala zwischen Schlafsack und Ritz Carlton bin ich frei skalierbar, kann alles genießen und bin in jeder Situation glücklich. Einzige Bedingung: Geschlafen wird im Liegen.

Der hirnrissigste Plan:
Ich mache manchmal ungewöhnliche Pläne. Oft mache ich gute Pläne. Genauso oft mache ich aber auch gar keine Pläne, sondern habe nur ein ungefähres Ziel vor Augen und folge dann meinem Instinkt und den Möglichkeiten, die sich bieten. Das hat bislang gut funktioniert und macht mich allein schon dadurch zufrieden, weil ich nicht wirklich scheitern kann.

Die gefährlichste Unternehmung:
Ach, was ist denn schon wirklich gefährlich?

Die teuerste Anschaffung:
Das Auto.

Die meiste Zeit verbringen mit:
Mir. Am Schreibtisch. Im Garten. In Projekten bei Kunden. In Seminaren. Beim Laufen um den See. Im Fitnessstudio. Auf Reisen.

Die schönste Zeit verbringen mit:
Reisen. Es sind Ausflüge nach Bern und nach Sankt Petersburg geplant, vielleicht nach Jakarta. Ob Namibia etwas wird, dahinter steht ein großes Fragezeichen. Alles zusammen wäre auch ein bisschen viel. Innerhalb Deutschlands wird es zur re:publica nach Berlin gehen, sicherlich mehrmals nach Heidelberg und ins Osnabrücker Land, vielleicht in die Münchener Gegend und an noch viele weitere Orte.

Vorherrschendes Gefühl 2017:
Freudige Anspannung.

2017 zum ersten Mal tun:
Man sollte immer ausreichend Dinge zum ersten Mal tun. Das ist überhaupt das Tolle am Älterwerden: Man hat viele Dinge genügend oft getan, um erste Male mit Ruhe und Gelassenheit zu überstehen. Ich bin sicher, dass sich genügend erste Male auftun werden. Ich freue mich!

2017 nach langer Zeit wieder tun:
Unterrichten.

2017 wird mit einem Wort:
Genuss.

Podien, Männer, Frauen und Wut

29. 11. 2016  •  6 Kommentare

Am vergangenen Freitag besuchte ich den DWNRW Summit 2016, den Tag der Digitalen Wirtschaft NRW, auf der Zeche Zollverein.

Aus vielen Gründen war das eine gute Veranstaltung: breites Themenspektrum, Vorstellung der neu entstehenden Hubs in Nordrhein-Westfalen – darunter das hub.ruhr – und eine tolle Location, die das reflektiert, worum es geht, den Strukturwandel. Eine Konferenz, die dem Ruhrgebiet gut zu Gesicht steht.

Doch eine Anmerkung möchte ich machen – exemplarisch für viele Veranstaltungen:
51 Vortragende, davon 45 Männer.

Das macht mich wütend.

Homogenität hemmt, wenn man Fortschritt gestalten möchte. In einem Markt, der heterogene Innovationen erfordert, weil Kundenwünsche immer individueller werden. In Unternehmen, die auf crossfunktionale Teams setzen, um aus unterschiedlichen Richtungen auf Produkte und Prozesse zu blicken – damit möglichst ganzheitliche Lösungen herauskommen. In einer Welt, in der wir alle leben. Und alle konsumieren.

Wenn es sich um die Jahreshauptversammlung pensionierter Bergleute oder um die „Fachkonferenz Hodenhochstand“ handeln würde: geschenkt. Aber doch nicht bei Themen wie digitale Transformationpolitische Kommunikation, meinetwegen auch Thrombose oder, ganz ironiefrei, die Macht des tradierten Denkens.

Die Unterrepräsentation von Frauen hat unter anderem mit der Sehnsucht nach Vorständen bei der Besetzung von Podien zu tun. Vorstände können mir interessante Dinge über strategische Ausrichtungen von Konzernen sagen. Sie sind damit aber auch nur eine Perspektive von vielen. Ich höre genauso gerne denen zu, die an der Basis arbeiten und operativ umsetzen.

Entsprechend waren beim DWNRW Summit die interessantesten Wortbeiträge diejenigen, in denen MacherInnen auf der Bühne standen: der Geschäftsführer von Foto Koch in Düsseldorf, der sein Einzelhandelsgeschäft umkrempelt. Oder Robin Metz, der mit Helmade online Individualisierungen für Motorradhelme anbietet. Die Haltung, möglichst viele aus der A-Riege auf der Bühne zu haben, damit es eine gute Konferenz wird, erschließt sich mir nicht. Es macht auch die anschließende Kontaktaufnahme und den kommunikativen Austausch schwierig. Denn möchte man MittelständlerInnen zusammenbringen, damit sie gemeinsam an Herausforderungen wachsen, hilft Augenhöhe – und nicht das Manifestieren von Hierarchien mittels unidirektionaler Vortragsformate mit Alpha-Entscheidern in Richtung einer breiten, lauschenden Masse. Paradoxerweise betonen alle in jeder Session, dass flexible Netzwerke unbedingt traditionelle Hierarchien ersetzen sollen, um innovatives, grenzenloses Denken zu fördern.

Ich möchte nicht behaupten, dass Frauen die klügeren Wortbeiträge haben. Es geht um etwas anderes: Da ist einmal die weibliche Perspektive, die bei gesellschaftlichen Debatten ebenso wie bei Produktentwicklungen und Prozessen fehlt. Genauso wie es Perspektiven aus verschiedenen Kulturkreisen und Altersgruppen gibt, basierend auf unterschiedlicher Erfahrung, unterschiedlichen Denkmustern, unterschiedlicher Prioritätensetzung und unterschiedlichen Bedürfnissen in unterschiedlichen Lebensphasen. Diversität zu berücksichtigen – und damit die Bedürfnisse verschiedener Kundengruppen, ist bares Geld.

Zum anderen ist da die Sache mit der Identifikation. Ich bin eine Frau, und ich möchte repräsentiert sein. Ich möchte mich identifizieren können. Ich möchte Meinesgleichen, die auf Podien sitzen, und mir zeigen, was sie geleistet haben. Oder: womit sie gescheitert sind. Und meinetwegen auch: wie dumm man auch als Frau daherquatschen kann.

Es ist wie seinerzeit an der Uni, als Nicht-Akademikerkind, als ich mich plötzlich in einer Welt mit einem fremden Habitus wiederfand, mit einer anderen Haltung gegenüber Wissen, das nicht direkt der handwerklichen Anwendung dient, und Studiengängen, die zu keinem Berufsabschluss führen. Ohne familiären Wegweiser. Ohne Vorbilder, die einem sagen, wie man’s macht und wozu man’s braucht. Oder die einfach nur da sind, als Wegmarke, die man auch erreichen möchte.

In einem Land, dessen Rohstoff Ideen und Wissen sind, brauchen wir Köpfe, die aus unterschiedlichen Richtungen Lösungen erdenken.

Ich identifiziere mich nicht gleichermaßen mit einem Mann. Männer mögen das nicht nachvollziehen können, denn sie sind auf Veranstaltungen ja immer repräsentiert. Versuchen wir es deshalb einmal so, Männer: Haben Sie gegenüber den Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen das gleiche Gefühl wie bei gegenüber den männlichen Sportlern? Schauen Sie zu ihnen auf, sind sie ein Idol, geben Sie Ihnen eine Richtung vor? Oder orientieren Sie sich, was Erfolg angeht, doch eher am eigenen Geschlecht?

Symbolbild:

https://twitter.com/Dr_Mama_/status/788285269170647040

Mehr zum Thema: 

Von Pubertät und Podien (Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach)

„Um es klar zu sagen: Ich halte es für eine Veranstaltung für schädlich, wenn sie an einem Format festhält (also vor allem Vorträge, Vorträge, Vorträge, dieses pubertäre Format), das systemimmanent nicht nur überwiegend uninteressant ist, sondern auch viele Frauen, die ich kenne und für gute Lehrerinnen und Erzählerinnen halte, ausschließt.“

Mädchen mit Spielzeugen und ablenkende attraktive Wissenschaftlerinnen (Markus Pössel)

„Während solcher Karriere selbst gibt es dann viele andere kleine Puzzlesteine. Als einzige Studentin unter lauter Männern in Vorlesung oder Seminar zu sitzen. Dumme Sprüche zu hören bekommen. Häufig von männlichen Kommilitonen unterbrochen zu werden, wenn man etwas sagt. Sobald man darauf einmal begonnen hat, zu achten: Noch eine Podiumsdiskussion ohne weibliche Teilnehmer. Und noch eine. Und noch eine.“

Frauen zählen (Anne Schüßler)

„Wir leben nach wie vor in einer Welt, in der uns an jeder Ecke vermittelt ist, dass Mannsein der Normalzustand ist und Frausein das andere. Es ist ein bisschen subtiler geworden und man muss ein bisschen genauer und bewusster gucken (und zählen), aber dann ist es doch sehr einfach zu erkennen.“

Die Wahl der Entmachteten

10. 11. 2016  •  48 Kommentare

Schaut man aufmerksam hin, ist es nicht überraschend: dieses Rücken nach Rechts, das Suchen nach Extremen, der Wunsch nach jemandem, der die sichere, kleine Welt ins eigene Leben zurückholt. In den USA nicht, und hier in Deutschland auch nicht.

Es ist die Summe kleiner Niederlagen, die viele Menschen hinnehmen müssen – und es ist der Finger, der nach jeder Niederlage auf sie zeigt: selbst schuld. Egal, ob sie arbeitslos oder alleinerziehend werden. Ob ihre Rente nicht ausreicht oder sie so wenig verdienen, dass sie eben zurechtkommen. Die gesagt bekommen: Hättest du mal mehr geleistet, wärst nicht so unflexibel, hättest einen anderen Beruf gewählt, hättest du einen anderen Arbeitgeber gewählt, etwas Sinnvolleres studiert, wärst du nicht so unbedacht schwanger geworden, hättest zurückgesteckt und mehr für deine Ehe gekämpft, dann ginge es dir jetzt besser. Andere schaffen es doch auch.

Sie hören, wie immer und immer wieder an ihre Eigenverantwortung appelliert wird, während andernorts Menschen auf Positionen sitzen, weil sie den Habitus der Etablierten von Klein auf erlernt haben und in ihn hineinerzogen werden, weil sie von den Kontakten profitieren, die ihre Herkunft ihnen verschafft, weil sie nicht nur einen besseren Start hatten, sondern auch, weil es Helfer gibt, die ihnen die Hindernisse aus dem Weg räumen, in die andere hineinrennen.

Doch wenn sie dies ansprechen, hören sie das zweite Argument nach „Selbst schuld!“. Es ist: „Du bist doch nur neidisch!“

Dabei geht es nicht um Neid. Nur die wenigsten Menschen sind neidisch auf diejenigen, die sich ihren sicheren Wohlstand mit Arbeit, Bildung und Cleverness, ja sogar mit dem Glück des Zufalls erarbeiten. Es geht nicht um das, was die anderen haben. Sondern um das, was viele auch mit bester Leistung niemals erreichen können. Dem Anderen Neid zu unterstellen, weil er Kritik übt, ist das gleiche wie der Verweis auf die Eigenverantwortung: die Umkehrung der Kritik zur Wahrung des Ungleichgewichts.

Denn bei allem geht es um soziale Ungleichheit. Und es geht um Verhältnismäßigkeit. Dem Verhältnis vom Durchschnittsgehalt zum Gehalt des Bankvorstandes, dem Verhältnis der eigenen Mühen zu den Mühen derjenigen, die als Funktionäre auch nach kläglichem Versagen immer neue Posten angedient bekommen, dem Verhältnis des Erbes, das die Kinder dieser Funktionäre und Vorstände erhalten, zu dem Erbe, das die Kinder von Thomas Mustermann erwartet, nachdem sie ihren Vater gepflegt und ihre Mutter im Heim versorgt haben.

Jener Thomas Mustermann, der als Maschineneinrichter oder Industriekaufmann, als Ingenieur oder als Krankenpfleger arbeitet, der zwei Kinder hat, geschieden ist, der mit der Scheidung das Eigenheim der Frau überlassen musste und trotz 40-Stunden-Job, mit Wechselschicht und Überstunden, nur mittelmäßig über die Runden kommt. Thomas, der jedes Jahr seinen Rentenbescheid bekommt, auf dem die Zahl 1.413 steht – wenn nichts dazwischenkommt, kein Krebs, kein Rückenleiden und keine Frühverrentung, denn noch hat er 14 Jahre, und von der Zahl 1.413 muss er später noch etwas an seine Ex-Frau abdrücken, Versorgungsausgleich, da bleibt nicht mehr viel. Thomas Mustermann schaut mit Sorge auf seinen Arbeitgeber, der umstrukturiert, abbaut und outsourced, der vor der Übernahme durch ein ausländisches Unternehmen steht. Best of both, sagen sie dort, das Beste aus beiden Unternehmen wird das Neue formen. Thomas war noch nie der Beste. Was soll aus ihm werden, wenn er jetzt, mit 51, entlassen wird? Seine Tochter hat vergangene Woche erfahren, dass sie nach ihrer Ausbildung nicht übernommen wird, wie soll er sie unterstützen? Sein Sohn hat den zweiten befristeten Vertrag – und das trotz guten, naturwissenschaftlichen Studiums. Dabei ist der Junge 28 – ein Alter, in dem Thomas schon ein Haus gebaut und zwei Kinder gezeugt hatte.

Dieser Thomas Mustermann hat einst SPD gewählt. Doch die SPD hat ihn verraten, hat ihm die Angst vor dem sozialen Abstieg eingebrockt. Wenn Thomas arbeitslos wird, hat er nicht einmal zwei Jahre, dann wird er seine Wohnung kündigen, in eine kleinere ziehen, sein Auto verkaufen und von 404 Euro im Monat leben müssen. Was soll er nächstes Jahr also tun? Die Grünen wählen, die sich um Veganer und Windräder kümmern? Die Linke, diese Kommunisten aus dem Osten? Die FDP kommt nicht in Frage und auch nicht die CDU, die nur eine Partei der Unternehmer und neuerdings auch der Asylanten ist.

Er fühlt sich machtlos, denn egal, was er tut: Er kommt nicht weiter. Es ist niemals richtig nach oben gekommen, es geht in letzter Zeit eher nach unten, und auch seine Kinder werden nicht weiter aufsteigen, wenn sie denn überhaupt so weit kommen, wie er gekommen ist. Ein Eigenheim kann sich ja heute kaum noch jemand leisten, in den Großstädten, dort, wo die Arbeit ist und wo sein Sohn wohnt. Der kann ja kaum die Miete bezahlen. Und als ob das alles nicht schon ungerecht genug wäre, hört und liest er in den Medien nur: „Arbeitslosigkeit auf Rekordtief“, „Fachkräftemangel bremst Firmen aus“, „Wohlstand in Deutschland so groß wie nie“.

Was aber will er eigentlich, der Thomas? Er lebt in einem Sozialstaat, er hat eine Arbeit, eine Krankenversicherung, eine Wohnung. Er kann sogar einmal im Jahr in den Urlaub fahren, zehn Tage Griechenland in der Nebensaison. Er wird auch im Alter versorgt werden – nicht üppig, aber dennoch: auskömmlich. Was hat er also, dieser undankbare Mann?

Er hat Angst. Er hat Wut. Und er hat niemanden, der ihn unterstützt. Wie viel besser würde er sich fühlen, wenn jemand da wäre, der zu ihm hält, der für ihn kämpft. Sein Vater damals – er hat auch malochen müssen. Aber er hatte einen Betrieb, der ihn versorgt hat, einen Firmenchef, der all seine Leute mit Namen kannte. Der Vater bekam zu Weihnachten ein Präsent von der Firma, alle Arbeiter bekamen eins, auch als sie schon in Rente waren, und am Geburtstag hatte er frei. In Thomas‘ Firma  hingegen wurde vor fünf Jahren das Weihnachtsgeld gestrichen, sein Vorgesetzter ist der dritte in vier Jahren, und der Urlaub am letzten Geburtstag wurde ihm verwehrt – zu viel zu tun. Am Ende hat er an dem Tag Däumchen gedreht, Fehlplanung von oben.

Was bleibt also für ihn, Thomas, 51, geschieden und mehr Mittelmaß als Mittelschicht? Er sucht sich jemanden, der ihn vertritt, der laut ist, der gehört wird, dessen Meinung in den Medien widerhallt, der endlich einmal dieses unsägliche System hinterfragt und an den Stühlen der Etablierten wackelt – um sie wach zu rütteln. Er wählt die Rechten, weil es die Linken nicht mehr gibt, weil es keine mächtigen Betriebsräte und Gewerkschaften mehr gibt, weil es die Grenzen nicht mehr gibt, die seinen bescheidenen Wohlstand zusammenhalten, weil es nur noch „Wir schaffen das!“ gibt. Natürlich wird das Land es schaffen – auf seine, Thomas‘, Kosten, so wie es in den vergangenen fünfzehn Jahren immer war. Wenn er Zuspruch bekäme statt immer einen reingewürgt, wenn es noch Moral und Zusammenhalt und Wertschätzung gäbe, dann wäre vieles anders. Aber so? Was soll er auch tun?

Linktipps:

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