Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

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Wie ich in Lanjarón einen Bruder im Geiste fand

5. 05. 2014  •  6 Kommentare

Als ich oben auf dem Berg ankomme, ist es schon dunkel. Sehr dunkel. „Hay un camino forestal“, dort gibt es einen Feldweg, hat er in seiner Mail geschrieben. Den solle ich hochfahren, immer hoch, zwei Kilometer lang. Irgendwann höre der Zement auf, dann sei der Weg nur noch festgestampfte Erde. Aber keine Sorge, ich sei dann immer noch richtig. Auf der linken Seite erscheine irgendwann die Finca.

Ich ahne den Abhang rechts von mir, sehe die Lichter im Tal. Im ersten Gang jodele ich das einspurige Gefälle in die Finsternis hinauf, unter mir holpern Erde und Steine. Hier kommt nichts mehr, denke ich. Aber er hat ja geschrieben: nicht nachdenken, immer weiter fahren.

Nach unendlichen Kurven, links von mir, ich bin fast vorbei, plötzlich ein wackelnder, „¡Hola!“ rufender Lichtschein. An der Taschenlampe hängt ein sehr kleines, sehr dünnes, altes Männlein. Es stellt sich als Inocencio vor, ob ich die Finca denn gut gefunden habe? Nun ja, antworte ich. Man könne lange meinen, man sei falsch … Er nickt wissend.

Inocencio weist mich an, den Wagen auf dem Feldweg zu drehen – aber halt! Er werde mich einweisen, das sei sonst ein bisschen heikel mit dem Abhang und der Dunkelheit, man habe gewisse Erfahrungen gemacht. Ich wende mit einem wild mit der Taschenlampe wedelnden Inocencio im Rückspiegel in zwölf Zügen, quasi auf der Stelle. Dann setzt ich durchs Tor in die Einfahrt zur Finca. Der alte Mann rennt, die Taschenlampe in der Hand und behände wie ein 17-Jähriger, vor mir den Berg hinauf  zum Haus und weist mich in ein Stück Wiese ein.

Ob ich denn schon etwas gegessen habe seit dem Flug?, fragt er, als er mir die Hütte zeigt. Falls nicht, er könne Eier holen, direkt von den Hühnern. Und Salat – ob ich Salat möge? Ohne weitere Worte stapft er zurück in die Dunkelheit und bedeutet mir mitzukommen. Wir pflügen zwanzig Meter ins Ungewisse, dann beleuchtet der Kegel seiner Lampe einen Salatkopf. „Todo ecológico“, alle ökologisch hier, sagt er, holt ein Kartoffelmesser aus der Hose, schneidet den Salat ab und drückt ihn mir in die Hand. Dann verschwindet er in die Nacht.

Zurück kommt er mit Eiern, Brot, Wein und Olivenöl. Der Wein, sagt er, sei sehr gut. Ohne Zusatzstoffe und überdies – er klopft sich mit der taschenlampenlosen Hand auf  Stirn und Bauch – ausgesprochen gesund für Kopf und Magen.

Eier, Brot, Wein

Am nächsten Tag sehe ich dann, wo ich eingezogen bin:

Berghütte in Lanjarón von außen

Und ich blicke zum ersten Mal vom Berg hinunter ins Tal am Südhang der Alpujarra, im Rücken die Sierra Nevada, vor mir, dreißig Kilometer in der Ferne: das Meer.

Aussicht Lanjarón

Es ist neun Uhr, und zwei Terrassen unter mir harkt Inocencio, mit Strohhut auf dem Kopf, schon seinen Garten. Salat, Lauchzwiebeln, Erdbeeren, Apfel- und Olivenbäume, außerdem diverse Dinge in Töpfen. Er winkt mir. Ich winke zurück. Später erzähle ich ihm, dass ich auch Salat anbaue. Er klopft mir auf die Schulter.

Am Abend liegt ein neuer Salat auf dem Fensterbrett. Einen Tag später Lauchzwiebeln.

Lauchzwiebeln auf der Fensterbank

„Die sind super im Salat“, sagt er. „Und Orangen.“ Die habe er aber leider nicht, die müsse ich kaufen. Als Trost liegen am nächsten Tag Erdbeeren vor dem Fenster.

Nächstes Kapitel: Warum ich drei Tage später wegen Inocencio ein Gehöft im Nirgendwo aufsuche.

Wieder da

3. 05. 2014  •  8 Kommentare

Nach harter Strandarbeit und wilden Bergbesteigungen melde ich mich zurück an der Kaffeehaustheke.

Strand mit Schlappen

Demnächst an dieser Stelle:

  • wie ich in Lanjarón einen Bruder im Geiste fand,
  • warum ich seinetwegen ein Gehöft im Nirgendwo aufsuchte,
  • der vergebliche Versuch, Afrika zu fotografieren,
  • wie ich, dank Jürgen, fast in Dornbüschen verendete,
  • was in all der Zeit aus Thorsten und seinen Gemüsefreunden wurde.

 



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