Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Der Versuch, Afrika zu fotografieren

10. 5. 2014 6 Kommentare Aus der Kategorie »Expeditionen«

Es war schon reichlich spät, als ich, aus Marbella kommend, den Berg nach Tarifa hinabfuhr.

Tarifa – das ist die südlichste Stadt Festland-Spaniens, westlich von Gibraltar. Hier treffen sich Mittelmeer und Atlantik. Hier ist es immer windig – und hier ist die Straße von Gibraltar nur 14 Kilometer breit. Ich bog also um die Ecke und sah Afrika. Sehr nah. Von Tarifa aus kann man den Leuten dort in die Suppe gucken – nun ja, fast.

Sie fragen sich nun, warum Sie kein Foto davon sehen. Wie gesagt, ich war schon spät, außerdem war ich am Aussichtspunkt irgendwie vorbeigerauscht. Aber was sollte es: Ich würde noch eine Woche in der Gegend verbringen. Es würde sich also noch eine Gelegenheit ergeben.

Tarifa im Nebel

Wenn Sie an dieser Stelle stehen, sollten Sie Marokko sehen können – glasklar und zum Greifen  nah. Wie Sie allerdings sehen, sehen Sie nichts.

Deshalb können Sie sich auch direkt wieder umdrehen. Tarifa selbst nämlich sieht im Nebel ziemlich spooky aus:

Tarifa im Nebel

Besonders, wenn Sie sich die Geschichte des Ortes dazu vorstellen: Wikinger, Piraten, Fatimiden aus Marokko – sie alle kamen regelmäßig vorbei, um Tarifa und seine Schiffe zu überfallen. Im Jahre 710 führte der Berber Tarif abu Zura (daher der Name der Stadt) 500 Mann gegen den Ort – das erste Vordringen der Mauren nach Andalusien. Mehr als 580 Jahre später, 1292, eroberten katholische Spanier die Stadt zurück – nordafrikanische Meriniden belagerten sie prompt. Da ließ sich keiner die Butter vom Brot nehmen.

Damit kommen wir zur Festung von Tarifa. Die ist ziemlich hübsch und ziemlich alt, ungefähr aus dem Jahr 960:

Die Festung von Guzman el Bueno in Tarifa

In dem Ding wohnte Guzmán el Bueno. Guzmán war ein irrer Typ: Er spielte 1292 die Geschichte von Abraham und Isaak nach, als die Meriniden bei ihrer Belagerung seinen Sohn gefangen nahmen. Wenn Guzmán nicht die Stadt freigebe, brüllten sie ihm zu den Festungsmauern hinauf, werde man den Bub töten. Guzmán warf ihnen als Antwort ein Schwert von der Brüstung – als Werkzeug.

Aber genug der Geschichte! Von seiner Festung hatte Guzmán einen hübschen Blick über die Stadt:

Tarifa, Blick über die Dächer der Stadt

… und zum Punta de Tarifa, dem wirklich allersüdlichsten Punkt des spanischen Festlandes:

Punta de Tarifa

Und was ist nun mit Afrika? Nix. Es ist immer noch da – nur habe ich es während meines Urlaubs nie wieder gesehen.

Kommentare

6 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Iche sagt:

    Liebe Frau Nessy,

    Auch ohne zu kommentieren verfolge ich Ihre Beiträge weiterhin mit großer Spannung.

    Leider ergibt sich seit Ihrem Umzug ein Problem. Da ich momentan wechselnde PCs habe, muss ich Sie immer ergooglen. Und google spuckt mir immer nur Ihren alten Blog aus. Egal, was ich eingebe. Für einen Rat in dieser Sache wäre ich Ihnen sehr dankbar.

    Mit Gruß aus der Pfalz!
    Iche

    1. Frau Nessy sagt:

      Liebe Iche,

      das habe ich auch festgestellt – und die (vermutliche) Lösung gestern Nachmittag gefunden. Im WordPress-Backend war noch eingestellt, dass Suchmaschinen diese Seite nicht indexieren soll. Ich habe nun das Gegenteil eingestellt und hoffe, dass es bald Wirkung zeigt. Fürs alte Blog habe ich es umgekehrt gemacht.

  2. Davidoff sagt:

    Ich bemitleide Menschen, die alleine in den Urlaub fahren müssen ja immer.

    1. Ponder sagt:

      Und ich würde mich über einen Urlaub alleine mit einem Haufen Büchern in schöner Landschaft mal freuen, und das obwohl ich sehr gern mit meiner Familie und Freunden in Urlaub fahre.

      Sehen Sie, so unterschiedlich sind Menschen.

      Viele Grüße,

      der Ponder

  3. Marco sagt:

    Das mit der Sicht hinüber und herüber scheint aber nicht so ungewöhnlich zu sein. Zugegebenermaßen waren wir nicht an der allerengsten Stelle der Meerenge, aber im Frühjahr 2011 waren wir in Gibraltar, wo es so diesig war, dass ein Blick auf Marokko nicht möglich war.
    Und ein oder 2 Tage später waren wir dann in Tanger, wo wahrscheinlich der regnerischste Tag des Jahres in Marokko war. Vom Hafen aus war so gut wie nichts zu sehen, und am Kap Spartel war es so schlimm, dass man nicht einmal versuchen konnte, herüber zu schaun, sondern nur im Laufschritt vom Bus aus das Café aufsuchen konnte, weil man komplett durchnässt wurde.

    1. Frau Nessy sagt:

      Ich hatte damit gerechnet, dass sich der Nebel binnen kurzer Zeit lichtet: Die Umgebung ist ja sehr, sehr windig. Tatsächlich aber hing der Dunst mehrere Tage in der Straße von Gibraltar.

      Man sagte mir auch, dass die Sicht aus Richtung Tarifa manchmal schon wieder gut sei – vor Tanger dann aber der Nebel hinge. Ich habe dazu allerdings keine Studien betrieben.

Die Kommentare sind geschlossen



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