Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

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Die Lieblingstweets im September

30. 09. 2013  •  6 Kommentare

Lieblingstweets 09/2013

https://twitter.com/schwadroneuse/statuses/376605780289413120

Russisch mit Oxana

23. 09. 2013  •  18 Kommentare

Seit drei Wochen besuche ich einen Russischkurs.

Meine zarten Kenntnisse der russischen Sprache beschränken sich, wie Sie wissen, auf zentrale Begriffe der russischen Kindererziehung, die Zahlen von 1 bis 100 und auf Körperteile des Huhns. Das ist für den Alltag nicht ausreichend. Um bald auch mit Erwachsenen auf angemessene Weise zu kommunizieren, mache ich nun einen Kurs.

Der Kurs besteht nur aus einer Handvoll Leuten, was ihn sehr effizient macht. Unter ihnen: ein Ehepaar mittleren Alters, das gerne russische Volksweisen hört und erfahren möchte, worum es darin geht, ein spanischer Ingenieur, der wegen der  Wirtschaftskrise nach Deutschland gekommen ist, hier aber mit russischen Kunden zu tun hat, und eine Ukrainerin, die  jung nach Deutschland immigrierte und die Sprache ihrer Familie lernen möchte. Unsere Lehrerin heißt, sagen wir, Oxana.

Oxana ist eine rundliche Frau um die 50 mit blondem, kurzen Haar, das, je weiter die Kursstunde fortschreitet, immer wilder auf ihrem Kopf liegt. Sie macht überschwänglich Mimik („Sie müssen lächeln! Machen Sie breit, den Mund! Das Russische ist eine fröhliche Sprache!“), sie gestikuliert wie auf dem Jahrmarkt („Machen Sie mit! So können Sie es besser merken!“), und manchmal singt sie auch, und wir müssen einstimmen. Oxana liebt die russische Sprache. Es vergeht keine Stunde, indem sie nicht die Vorteile es Russischen aufzählt („So viele Buchstaben! Jeder Laut hat einen eigenen! Ist das nicht praktisch?“). Die eineinhalb Stunden, die der Kurs dauert, vergehen mit nur einem Wimpernschlag.

Heute haben wir zur Melodie von „Bruder Jakob“ die 1. Person Singular gelernt. Sie können sich den Text in der Übersetzung etwa so vorstellen:

Ich weiß nicht,
Ich weiß nicht,
ga-har nix,
ga-har nix,

Ich verstehe nicht,
Ich verstehe nicht,
ga-har nix,
ga-har nix.

Wir haben das einstimmig und im Kanon gesungen – bei weit geöffnetem Fenster. Es hörte sich sehr schön an. Ich möchte allerdings nicht wissen, was zufällig vorbeiflanierende Russen gedacht haben.

Schauen Sie mal woanders

19. 09. 2013  •  3 Kommentare

In ihrem Projekt „4th Trimester“ hat die Fotografin Ashlee Wells Jackson Frauen sechs Wochen nach der Geburt fotografiert. Ihr Ziel: ein realistisches Bild von einem Körper zeichnen, der bis vor Kurzem ein Baby in sich trug. Die Kommentare unter dem Artikel zeigen direkt den Grund, warum es dieses Projekt gibt (via Mellcolms Facebook).

Globale Temperaturveränderungen zwischen 1900 und 2013 in einer interaktiven Grafik: Ich habe ungefähr eine Viertelstunde Regler hin- und hergeschoben. Man muss natürlich immer die verschiedenen Monate miteinander vergleichen und nicht den Januar 1902 mit dem Juni 2013. Sehr interessant.

Die Geschichte liegt nun schon eineinhalb Monate im Internet, trotzdem hier nochmal der Link vom bürokratischen Irrsinn, der entsteht, wenn man vor einem deutschen Amt nachweisen muss, dass man eine bestimmte Staatsbürgerschaft nicht hat: Katarina am Rande des Wahnsinns.

Die Illustratorin Mica Angela Hendricks arbeitet mit ihrer vierjährigen Tochter zusammen – das Ergebnis ist ziemlich prima und sieht gar nicht nach Gekrakel aus (via Sue).

Menschen am Meer: Sandra Smilla Dankert hat sich an eine Promenade gesetzt und Menschen fotografiert, die vorbeikommen oder sich ans Geländer stellen und auf die See gucken. Ich sitze ja auch gerne im Café und schaue einfach dem zu, was um mich herum passiert.

Lena Reinhard reist entlang der Seidenstraße von Berlin nach Astrachan: Teil Eins und Teil zwei mit einem Dankeschön und einem Fazit (via Johannes). Wunderschöne Bilder, wunderschöne Eindrücke. Man möchte sofort losfahren und es ihr nachtun.

Der geschätzte Herr Buddenbohm hat den „Klack“ entdeckt und sehnt sich nun danach, auch bei anderen Tätigkeiten als beim Playmobil-Zusammenbau ein entsprechendes Geräusch zu hören:

“Schatz, komm doch ins Bett. Die Kinder schlafen und wir haben ja auch schon unfassbar lange nicht mehr…”
KLACK

Sie ahnen vielleicht, dass ich ihn ähnlichen Situation nun immer unauffällig „Klack“ denken werde.

Jetzt noch 65 Jahre in fünf Minuten: Das Portrait eines alternden Kindes (via wirres).

[vimeo http://vimeo.com/74033442]

Es geht einem wie im Leben: Man guckt einen Menschen Tag für Tag an, guckt ihn an und guckt ihn an – aber erst eines Morgens fällt einem auf, wie alt er plötzlich geworden ist. Oder man selbst. Je nachdem.

Zum Schluss ein bisschen Musik:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=eXqPYte8tvc&w=480&h=270]

Bücher 2013 – 3

12. 09. 2013  •  11 Kommentare

Lektüre im Juni, Juli und August:

Bücher 3 - 2013

Catrin Bernsteiner. Fräulein Schläpples fabelhafte Steuererklärung.
Die Geschichte von Fred Eisenbogen und Sandra Schläpple: Sie ist eine chaotische Gärtnerin, er ein überkorrekter Finanzbeamter. Sandra hat einen Vater, der gerne bescheißt, Fred soll eine Steuerprüfung bei ihr im Hause machen. Natürlich steht Fred auf Sandra, und es kommt zu Verwicklungen. – Meine liebe Kollegin hat das Buch auch gelesen und fand es „schrecklich“, weil „furchtbar, furchtbar seicht“. Dem kann ich mich nicht anschließen: Es ist zwar furchtbar seicht, aber nicht furchtbar schrecklich. Halt etwas Vorhersehbares, bei dem man nicht nachzudenken braucht. Aber manchmal will man ja genau das. Eine Lektüre für Strand, Bus oder Bahn.

Mark Haddon. Der wunde Punkt.
George Hall ist Familienvater jenseits der 50. Die Kinder sind aus dem Haus: Die Tochter heiratet zum zweiten Mal, der Sohn ist schwul und hat endlich einen festen Partner. Seine Frau geht fremd. Eines Tages entdeckt er an seiner Hüfte einen dunklen Fleck. Eine hypochondrisches Drama beginnt. – Die Idee ist prima, die Geschichte hat Humor und schwankt zwischen Kömödie und Tragödie. Die Idee trägt allerdings nicht immer, das Buch hat ein paar Längen. Deshalb auch hier: ein hübsches Buch für Bus, Bahn und Strand.

Dr. med. Kinderdok. Babyrotz & Elternschiss.
Der liebe Herr Kinderdok hat sein Blog zu einem Buch ausgeweitet – das ist ja jetzt in. Das Buch enthält aber nicht einfach nur die Blogbeiträge, sondern behandelt, thematisch geordnet und ausführlicher einzelne Themen aus der Praxis: Filofax-Eltern, Väter, Helferinnen, Pharma-Vertreter, impfen, Homöopathie. Der Kinderdok macht das gut: Er plaudert munter dahin, man erfährt etwas über die Organisation einer Kinderarztpraxis und über die verschiedenen Elterntypen, die dort auflaufen. Wie auch das Blog lebt das Buch von den Extremen und der Zuspitzung, das heißt: Die normalen, vernünftigen Eltern kommen nicht so oft vor, dafür die unterschiedlichen Spezialtypen. Insgesamt eine nette (wirklich und im Wortsinne nette) Lektüre. Bus, Bahn, Strand.

Sue Reindke. Spam.
Auch die liebe Sue ist unter die Buchautorinnen gegangen: Sie hat mit bewundernswerter Akribie Spam gesammelt, katalogisiert und stellt ihn nun in seiner ganzen Pracht aus. Das Buch hat fast schon kulturhistorischen Wert: Während der Lektüre kam mir immer mal wieder der Gedanke, das Spam-Autoren (genauso wie die Autoren von Heftchenromanen) eine grob unterschätzte Spezies sind. Mein liebsten Stellen im Buch sind die, in denen Sue den Spammern antwortet und in eine Korrespondenz mit ihnen tritt. Leider macht sie das nur ein paarmal (oder hat nur ein maarmal Antwort erhalten). Das hätte gerne auch noch häufiger passieren können.

Sarah Stricker. Fünf Kopeken.
„Meine Mutter war sehr hässlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt.“ Das sind die ersten beiden Sätze des Buches. Großartige erste Sätze, wie ich finde. Die Geschichte: Eine Erzählerin erzählt das Leben ihrer Mutter. „Doofsein kannst du dir mit dem Gesicht wenigstens nicht erlauben“, hat deren Vater ihr einst gesagt. Daraufhin wurde die Mutter ein Wunderkind, machte alle stolz, in der Schule, musikalisch, bei der Berufswahl. Die Familie führt ein Geschäft. Die Mutter steigt ein. Zieht nach der Wende mit nach Berlin. Lernt einen Mann kennen – und eine große Liebe, allerdings in Person eines Nachbarn. Die Geschichte ist behutsam und poetisch erzählt, sehr schön. Bisweilen allerdings hätte ich mir etwas mehr Handlung und etwas weniger Geschwafel gewünscht.

Julia Stuart. The Matchmaker of the Perigord. (Der Liebeszauber des Monsieur Ladoucette)
Guillaume Ladoucette ist Friseur in einem 33-Seelen-Dorf. Als das Geschäfts nicht mehr läuft, sattelt er um und eröffnet eine Partnervermittlung. Er beginnt, die Singles unter den 33 Einwohnern miteinander zu verkuppeln. Gleichzeitig kehrt seine Jugendliebe ins Dorf zurück – und möchte auch Kundin werden. Die ganze Geschichte ist äußerst charmant und sehr liebevoll erzählt. Ich bin nur ab und an mit den Namen durcheinander gekommen.

*

Auf dem Kindle:

Linda Castillo. Pray for silence. (Blutige Stille)
Die gesamte Familie Plank wurde ermordet. Die zwei Töchter der Familie wurden übel zugerichtet. Die Familie gehört zur amischen Gemeinde in Painters Mill, Ohio. Dort ermittelt Polizeichefin Kate Burkholder nun in ihrem zweiten Fall und macht sich auf die Suche nach dem Motiv und dem Mörder. Solider Thriller – wie auch schon Band 1 der Kate-Burkholder-Reihe. Macht man nichts falsch mit.

Ken Follet. Winter of the World. (Winter der Welt)
Zweiter Teil der Jahrhundert-Saga. Es geht um die Kinder derer, die im „Sturz der Titanen“ auftraten. Die nächste Generation erlebt die Machtergreifung durch Hitler und den nächsten Krieg. Die Geschichte wirkt, im Gegensatz zum ersten Band, ein wenig bemüht: Jede Figur hat ihre Rolle, schließlich muss es Widerständler, Kommunisten, Juden, stramme Nazis, Gut und Böse geben. Das ist alles ziemlich stereotyp. Nichtsdestotrotz ist „Winter der Welt“ eine gute, unterhaltsame und auch lehrreiche Erzählung. Entsprechend werde ich auch den dritten Teil lesen.

Susann Pásztor. Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts.
Mila, eine hibbelige Frau in mittleren Jahren, besucht ein buddhistisches Schweigeseminar, muss drei Tage lang den Mund halten und meditieren. Sie erfährt etwas über das, was ihr so schwerfällt: das Loslassen. Im Anschluss an das Seminar nimmt sie Simon mit, fährt ihn in sein Hotel in der Stadt – und bleibt bei ihm. Die beiden verleben drei überraschende, leidenschaftliche Tage miteinander. Dann gehen sie auseinander – das Buch aber geht weiter. Die Geschichte ist ein typisches Frauenbuch, aber nicht schlecht. Eine hübsche Lektüre.

Mein 11. September

11. 09. 2013  •  26 Kommentare

Ich kam aus einer Besprechung, und im Büro des Chefs lief der Fernseher. Zwei Hochhaustürme, Rauch. „Es sind zwei Flugzeuge ins World Trade Center geflogen.“ So viel war zu dem Zeitpunkt schon klar.

Ich arbeitete als feste Freie für den Onlinebereich eines Zeitungsverlages. Acht Zeitungstitel, acht Webseiten, zentral gesteuert. Die angestellte Kollegin, die bislang die Webseiten managte, hatte zum 1. September gekündigt und war fort. Ihr Nachfolger: ganz frisch, noch nicht eingearbeitet. Ich war an diesem Tag da, um ihm das Wichtigste zu zeigen.

Wir standen eine Weile vor dem Fernseher: Chef, ich, der Neue, jede Menge Techniker. Damals war das Internet in erster Linie Technik, zumindest bei Zeitungsverlagen.

Der erste Turm stürzte ein.

„Baut Spezial-Seiten“, sagte der Chef – und sah mich an. Ich war erst 23 Jahre alt, ich war noch im Studium. Ich war nur Aushilfe. Aber ich war die Schnellste. Ich ging ins Büro und baute Seiten in die Online-Auftritte von acht Zeitungen, die bis dato nur automatisierte Print-Nachrichten enthielten.

Der zweite Turm stürzte ein. Irgendwer sagte: „Das gibt Krieg.“

dpa schickte Texte und Bilder. Ich baute, dann sichteten der Neue und ich das Material und stellten des online. Gegen 22 Uhr machten wir Feierabend. Ich fuhr nach Hause, schaltete CNN ein und schaute solange fern, bis auch in den USA Nacht war. Am nächsten Tag stand ich um 6 Uhr auf und aktualisierte die Seiten.

Am Ende des Monats, zum 1. Oktober 2001, bot man mir eine unbefristete Teilzeitstelle neben dem Studium an. Ich sagte zu – und ging wegen dieser Stelle nicht zum Auslandssemester nach Italien. Ich blieb stattdessen im Unternehmen, in dem ich später auch volontierte, als erste Online-Volontärin des Hauses.

Auf Knien

9. 09. 2013  •  19 Kommentare

Ich habe das Wochenende auf Knien verbracht.

Nicht, um Buße zu tun. Sondern um  Teppichkleber abzuschaben. Denn in dem Teppich, der sich in meinem neuen Wohnzimmer befand, hat Heinz Sielmann schon drei Dokumentationen über Gliederfüßer gedreht. Ein spontan einbestellter Paläontologe konnte Arten vergangener Erdzeitalter sicherstellen.

Teppichkleber schaben: eine herausragende Tätigkeit für alle, die ihren Gleichmut, ihre Ausdauer und ihre Frustrationstoleranz ausbilden möchten. Neue Business-Idee deshalb: Ich werde meine Wohnung an straffällige Pubertanden und ihre Bewährungshelfer vermitteln – zur erzieherischen Intervention durch Kräftigung der mentalen Leidensfähigkeit. Eine Win-Win-Situation für mich und die kleinen Racker. Und für den Steuerzahler! Denn so werden teure Resozialisierungsreisen in mediterrane Landstriche überflüssig. Und auch die strengsten Eltern der Welt haben wieder ihre Ruhe.

Die Wirtin liest und Frau Julika freut sich

4. 09. 2013  •  1 Kommentar

Frau Blogg-Hittn-Wirtin hat ihre Angewohnheit, Bücher in Reihenfolge zu lesen, über Bord geworfen, hat „Da gewöhnze dich dran“ dazwischen geschoben und findet:

„Ich liebe es, wenn ein Buch es schafft, mich innerhalb der ersten Seiten wie ein kleines Wägelchen auf Schienen zu setzen und in wilder Fahrt mitzureißen. „Da gewöhnze dich dran“ ist so ein Buch.“

Sie schreibt noch mehr – in ihrer „Konsumenteninformation aus reiner persönlicher Überzeugung und ohne jegliche materielle Interessen„.

Frau Julika hat „Da gewöhnze dich dran“ währenddessen für ihre Mutter bestellt und freut sich über meinen Signier-Service.



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