Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

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Herr Johannes hat gelesen

28. 06. 2013  •  Keine Kommentare

Herr Johannes hat „Da gewöhnze dich dran“ gelesen:

„Schon lange nicht mehr habe ich so wenige Stel­len in einem Buch mar­kiert. Weil ich mich nicht ent­schei­den konnte, was beson­ders mar­kie­rens­wert wäre, weil man eigent­lich alles mar­kie­ren müsste, aber ich nicht ein­fach das kom­plette Buch anma­len kann.“

Er hat drei Zitate rausgegriffen, die ich Ihnen nur ans Herz legen kann.

Signierte Bücher

26. 06. 2013  •  9 Kommentare

Mein Buch können Sie ab jetzt direkt bei mir bestellen – falls Sie ein signiertes Exemplar möchten.

Bücherstapel

Schicken Sie in diesem Fall eine E-Mail an:
fraunessy [bei] vanessagiese [Punkt] de.

Bitte geben Sie Ihre Postadresse an und ob ich etwas Besonderes reinschreiben soll – zum Beispiel „Für mein Eichhörnchen“ oder „Alles Liebe für Unsaomma“. Ich schicke Ihnen dann eine E-Mail zurück, in der alle weiteren Infos stehen.

Ein Rant über die Servicewüste

25. 06. 2013  •  65 Kommentare

Vielleicht ist es nur eine unschöne Häufung.

Zufall, dass das alles innerhalb einer Woche passiert. Jedenfalls: Was ich zurzeit mit Dienstleistern und im Einzelhandel erlebe, nervt gewaltig.

Der Schuster

Beginnen wir beim Schuster. Ich bringe Schuhe hin. Die Sohle ist abgelaufen.

Schuster: „Und was meinen Sie, soll ich damit machen?“
„Einen neuen Absatz.“
„Die Schuhe sind ja ganz nass.“
„Es regnet. Es sind ein paar Tropfen in den Beutel gefallen.“
„Das sagen Sie! Die haben Sie bestimmt grad noch getragen!“
„Äh – nein.“
„Bis wann sollen sie denn fertig sein?“
„Bis wann schaffen Sie es denn?“
„Vor dem Wochenende wird das nichts mehr. Die Schuhe müssen ja nun auch erstmal trocknen.“
„Dann hole ich sie gerne Montag ab.“
„Mittwoch. Ich habe auch noch andere Sachen zu tun. Und das nächste Mal bringen Sie die Schuhe, wenn sie trocken sind.“

In dem Moment habe ich mir die Schuhe genommen und habe den Laden verlassen.

Das Hotel

Vor einem Monat war ich dienstlich unterwegs. Auf der Hotelrechnung steht das falsche Datum. Darum kann ich meine Reisekosten nicht abrechnen. Seit drei Wochen versuche ich nun, eine korrigierte Rechnung zu erhalten. Ich erkläre es Mitarbeiter A. Der versteht das Problem nicht, es sei doch eine Rechnungstellung erfolgt. Ich sage: Ja, aber falsches Datum. Er sagt: Na und? Wo ist das Problem? Ich sage: Die Finanzbuchhaltung ist das Problem. Irgendwann versteht er es. Aber es passiert nichts. Nach einer Woche melde ich mich wieder. Der Vorgang ist gänzlich unbekannt. Ich schicke den alten Schriftverkehr zu. Mitarbeiter B versteht das Problem nicht, es sei doch eine Rechnungstellung erfolgt. Ich rufe an und erkläre es. Gut, sagt der Mitarbeiter – er werde eine korrigierte Rechnung ausstellen. Es passiert: nichts. Wir stehen weiter in Kontakt. Mir fehlen mehrere hundert Euro auf dem Konto.

Die Haushaltshilfe

Schon länger nutze ich die Dienste von Haushaltshilfen. Ich beschäftige sie legal, über Unternehmen, die entsprechende Dienstleistungen für Privathaushalte anbieten. Seit jeher gibt es Schwierigkeiten. Mal kommt die Haushaltshilfe, wann sie möchte. Zwar ist Donnerstag ausgemacht, aber wenn ich abends nach Hause komme, war sie nicht da. Stattdessen kommt sie am Montag drauf, ohne Ankündigung. Oder am Freitag. Einmal laufe ich grad nackig in der Wohnung herum. Upps! Ich sage ihr, dass ich Zuverlässigkeit schätze. Keine Chance. Also nächstes Unternehmen. Die ersten Male ist immer alles schön. Dann bemerke ich, dass die Reinigungskraft sich offenbar nicht gerne bückt. Und deshalb nicht wischt. Ich spreche es an: Es klappt zwei Wochen. Aber sie putzt nun nicht mehr über Augenhöhe. Deshalb: dicker Staub auf Regalen. Ich spreche es an: Es klappt zwei Wochen. Als ich einmal eher heim komme, bemerke ich, dass sie drei Stunden abrechnet, aber nur zwei Stunden da ist. Darauf angesprochen: Ausflüchte. Also nächstes Unternehmen. So geht es immer weiter. Ich bin genervt.

Der Einzelhandel

Es ist 19.45 Uhr abends, ein Bekleidungsgeschäft. Ich möchte die Kleidung bis zum nächsten Morgen zurücklegen lassen. Ich verspreche, dass ich die Sachen direkt zur Ladenöffnung abhole. Falls nicht, können sie direkt zurück in den Verkauf.

Ich stehe am Servicepoint. Als erstes werde ich zurechtgewiesen, dass ich für diese Angelegenheit hier gänzlich falsch sei – was ich an einem ServicePoint durchaus überraschend finde. Überdies werde ich informiert, dass man nur in äußerst seltenen Fällen etwas zurücklege, es gebe schließlich auch andere Kunden, die die Ware kaufen wollten. Es ist inzwischen 19.50 Uhr, zehn Minuten vor Ladenschluss. Ich möchte für 210 Euro einkaufen. Ich entgegne, dass es ja doch eher unwahrscheinlich sei, dass in den nächsten zehn Minuten jemand komme, der genau diese fünf Teile in genau meiner Größe kaufen wolle. Die Verkäuferin antwortet pampig: „Ich meine ja nur. Eigentlich machen wir sowas nicht.“ Sie wolle nun in meinem Fall mal eine Ausnahme machen. Aber wirklich nur ausnahmsweise, denn, wie gesagt, der Servicepoint sei dafür gar nicht zuständig und normalerweise lege man auch nichts zurück. Ich habe das Gefühl, hier ist eine Schallplatte gesprungen oder ich habe Eier in den Ohren, bedanke mich aber höflich für das Entgegenkommen.

Nächster Tag, 10 Uhr. Ich stehe wie verabredet am Servicepoint in der Abteilung.

„Guten Morgen, Nessy mein Name. Ihre Kollegin hat gestern Abend ausnahmsweise einen Rock, ein Kleid und drei Oberteile für mich zurückgelegt.“
„Sowas machen wir hier nicht.“
„Ich weiß, aber gestern Abend hat die Kollegin eine Ausnahme gemacht.“
„Das ist aber nicht üblich.“
„Könnten Sie trotzdem mal schauen, ob die Sachen hier irgendwo sind?“

Es geht noch eine Weile so weiter. Am Ende darf ich die Kleidung dann kaufen und bin sehr dankbar.

Die Postfiliale

Zu guter Letzt hat die Postfiliale im Stadtteil ihre Öffnungszeiten von 18.30 Uhr auf 18 Uhr verkürzt. Was heißt, dass ich abends keine Pakete mehr abholen kann, ohne eine Stunde eher Feierabend zu machen. Stattdessen muss ich sie morgens vor der Arbeit abholen und darf sie dann den ganzen Tag rumschleppen. Was bei aktuell vier Paketen total super ist. Und jetzt sagen Sie nicht: Dann nutzen Sie doch eine Packstation! Tue ich ja schon. Aber nicht alle Absender tun das. Omma geht das schonmal durch. Oder die Sendung mit den Dokumenten ist minimal zu groß für den Briefkasten. Konnte der Kollege nicht ahnen.

Ich bin genervt. Wahnsinnig genervt. Wenn aktuell nur ein Unternehmen kommt, das kompetenten Service bietet, liege ich ihm zu Füßen.

(So, jetzt habe ich mich abreagiert. Vielen Dank fürs Zuhören.)

Mit dem Zug fahren

24. 06. 2013  •  13 Kommentare

Zwölf Stunden Zugfahren ist so ziemlich das Unaufregendste, was man sich vorstellen kann. Das Ganze ist ein elendes Herumsitzen, eine Aneinanderreihung von Lektüre, Arztserien und spontanen, mit unschön geöffnetem Mund durchgeführten Nickerchen, die stets mit einem beschämenden, schnappatmenden Schnarcher enden.

Nur das Umsteigen bringt Spannung in die Fahrt – besonders wenn der Zug, den man erreichen möchte, aus Hochwassergebieten anreist. Oder auch nicht. Denn niemand weiß: Kommt er nun, oder kommt er nicht? Auch das Bahnpersonal zuckt mit den Schultern. Da steht man dann am Bahnsteig von Mannheim, verschwitzt und klebrig, mit einem Rucksack auf den Schultern und fragt sich, ob man zuvor jemals in Mannheim gewesen ist und warum man dort hinwollen sollte.

Das Umsteigen macht die Zugfahrt nicht besser, der Vorteil ist nur: Man kann den seltsamen Menschen entfliehen, die sich neben einem niedergelassen haben.

Da ist zum Beispiel diese alterslose Dame mit dem Baby-Houseman-Gedächtnis-Haarschnitt und dem pinken Spängchen, die die Strecke von Duisburg bis Mannheim damit zubringt, jeden Buchstaben der Freizeit Revue zu inhalieren. Vielleicht reist sie zu einem Freizeit-Revue-Rezitationswettbwerb, auf dem sie die aktuelle Ausgabe auswendig hersagen muss. Beim Lesen knibbelt sie sich fortwährend Nagelhaut ab, ein kleiner Berg hat sich schon am Fuß der Revue auf dem kleinen Klapptischchen angehäuft. Als ich aussteige, wischt sie ihn mit beiläufiger Nonchalance in meinen Fußraum.

Im Vierersitz schräg daneben Teenager: vier Mädchen in Sweatshirts, die sich Ohrhörer teilen und Kirschkaugummis herumreichen, auf denen sie  malmend kauen, die sie aufpusten und knallen lassen. Aus ihren Shorts schauen makellose, sonnengebräunte Beine. Man fragt sich, woher diese Beine nach nur vier sonnigen Tagen schon so braun sein können und staunt, wie dellenlos sie sind. Ob man selbst auch mal solche Beine gehabt hat? Es muss so gewesen sein, aber man kann sich nicht erinnern. Wirklich fantastisch. Nur, wie die Mädchen sich lachend nach vorne beugen und sich dann mit Schwung zurück in den Sitz fallen lassen, so voller Übermut, dass dem Hintermann das Laptop auf dem Tischchen bebt und die Cola aus der Dose schwappt – das ist gar nicht fantastisch. Sie reisen weiter nach sonstwo.

Dann der Mann mit den Socken. Ein bodenständiger Herr in sportiver 7/8-Outdoor-Hose, die man zum Wandern anziehen kann, aber nicht muss – es geht auch einfach nur so, zum Beispiel für eine lange Zugfahrt, wegen der Gemütlichkeit; dann drückt und ziept nichts, nicht am Bauch und nicht in den Kniekehlen. Die ebenfalls schlammfarbene, halb geschlossene Herrensandale rundet das Ensemble ab und gibt dem Träger eine nüchterne Tatkraft, wie sie Menschen zueigen ist, die Samstagsmorgens ihren Jägerzaun streichen. Wegen der Gemütlichkeit stellt der Herr zwischen Siegburg und Frankfurt seinen Sitz zurück, streift die Sandale ab und legt einen grauen, grob gerippten Kurzstrumpf frei, der einen abartigen Gestank von sich gibt. Er bleibt mit Baby Houseman im Zug.

In Mannheim fährt wider Erwarten der ICE 599 doch noch ein. Mit 40 Minuten Verspätung, aber immerhin: Wenn man mit nichts gerechnet hat, ist auch das ein Geschenk. Im Nebensitz nun ein Jüngling, der wie Beetlebum ausschaut, es aber nicht ist. Trotzdem: irgendwie schön.

Frau Sunsy und Herr Kinderdoc haben gelesen

24. 06. 2013  •  8 Kommentare

Frau Sunsy hat „Da gewöhnze dich dran“ gelesen und sagt: „Als ich das Buch las, habe ich stellenweise schallend lachen müssen, am Ende hin schluchzen und schließlich weinen, und ein ums andere Mal musste ich nicken: ‚So isset! Genau so!'“

Auch Herr Kinderdoc hat gelesen. Er erinnert sich an seine Omi aus Dortmund: „Mit einem Mal ist Dortmund nicht mehr MeineOmi oder Fussball, sondern plötzlich ist es Nessy. Alleine für diesen Imagewandel gehört ihr der Preis für das Buch des Monats.“

Serviceblog: Russisch für Kinderfreunde

20. 06. 2013  •  33 Kommentare

Zypernurlaub, Teil II: Sprachkenntnisse.

Um vor meinem Besuch bei meiner Freundin und ihren Kindern ein wenig Russisch zu lernen, habe ich mir ein Lehrbuch „Russisch für Anfänger“ gekauft.

Bereits in Lektion 1 erfuhr ich wichtige Dinge, zum Beispiel die russischen Wörter für „Huhn“ (ку́рица) und „Kralle“ (ко́готь). Wie praktisch, dachte ich, wäre ich zum Beispiel Geflügelzüchterin. Im zypriotisch-russischen Alltag stellte sich jedoch rasch heraus, dass Hühnerkrallen von keinerlei Belang sind. Um genau zu sein, habe ich während meines Urlaubs kein einziges Huhn gesehen, bei dessen Anblick ich mich mit dem Ausruf: „Oh, schau! Ein Huhn! Mit Kralle!“ hätte profilieren können.

Desgleichen lernte ich Sätze wie: „Ich bin ins Schleudern geraten“ und „Der Rauch steigt steil zum Himmel empor“. Beide Sätze habe ich trotz bemühter Suche nach passenden Gelegenheiten nicht zur Anwendung bringen können. (Das Wort „Feuer“ wurde in den Lektionen nicht durchgenommen. Im Falle eines Brandes hätte ich also gesagt: „Bitte verzeihen Sie, bei der Kralle meines Huhns, Rauch steigt steil zum Himmel empor! Dawei! Dawei!“).

Mein Russisch-Studium erwies sich bei Ankunft in Zypern also als wenig hilfreich. Zum Glück ist einer der Buben erst drei Jahre alt und kommentierte auf jeder Autofahrt alles, was er vor dem Fenster sah – oder fragte, was dieses und jenes sei. Dank dieses Umstandes konnte ich gemeinsam mit ihm den Spracherwerb vollziehen – wie praktisch. Und noch dazu so verbindend. Allerdings interessierte sich der Kleine vor allem für motorisierte Fahrzeuge, so dass ich nun verhandlungssicher automobiles Vokabular beherrsche, konkret die Wörter für Mofa, Motorrad, Auto, Laster, Anhänger, Quad, Trike und Buggie. Überdies kenne ich mich bestens im Segment „Baumaschinen“ aus (Bagger = экскава́тор, „Exkawator“). 

Ich komme nun zum Punkt meiner Rede: Es braucht dringend ein Wörterbuch für den Umgang mit Kindern, das in den ersten Kapiteln keine Höflichkeitsfloskeln, Verwandtschaftsbeziehungen oder Unfallhergänge durchnimmt, sondern sich den wichtigen Themen widmet. Titelvorschlag fürs Russische: „Paschli! Paschli! Basis-Russisch für Kinderfreunde“.

Den Grundwortschatz möchte ich Ihnen hier im Serviceblog schon einmal anbieten:

Grundbedürfnisse

  • Eiscreme (maróschnaja)
  • Schokolade (schokolad)
  • Durst (schaschda)
  • Hunger (gálad)
  • müde (ustál)

Bonussatz: Snatschála sup, satjem maroschnaja. – Erst die Suppe, dann gibt’s Eis.

Die Frage „Schto djelaesch?“ (Was machst du da?) sollte man verstehen und passend mit der Beschreibung gähnend langweiliger Tätigkeiten antworten können:

  • Ich lese. (Ja tschitáju.)
  • Ich ruhe mich aus. (Ja átwuichaju.)
  • Ich schlafe. (Ja spischtschu.)
  • Paltschasá, patjóm igrájem. – Eine halbe Stunde noch, danach spielen wir.

Wichtige Vokabeln sind überdies:

  • Hund (cabáka)
  • Katze (kaschka)
  • Käfer (dschuk)
  • groß (balschój)
  • klein (málinko)

Ausrufe und Befehle

  • Guck mal! (Smatrí!)
  • Schnell, hopp, hopp. (Dawei! Dawei!)
  • Du bleibst sitzen! (Sidjusch!)
  • Achtung! Aufpassen! (Astaroschnja!)

Im Herumkommandieren von Kindern ist das Russische sehr vielfältig. Das erkennt man schnell, wenn man mit russischen Eltern zusammen ist. Ein detaillierte Auflistung würde an dieser Stelle allerdings den Rahmen sprengen, außerdem ist man ja Gast, da hält man sich zurück. Mitlesenden Eltern seien nur zwei Vokabeln ans Herz gelegt, die ihnen, ins Deutsche übernommen, bei ihren eigenen Kindern zu mehr Durchsetzungsvermögen verhelfen können.

Vokabel 1: Paschlí! – Dieses kleine Wort gibt die Aussage „Los jetzt, vorwärts, beeil dich, nicht herumtrödeln!“ in nur zwei Silben wider. Im Feldwebelton vorgetragen, zeigt es erfreuliche Wirkung. Hilfreich ist auch Vokabel 2: Díssuda! – Es bedeutet: Du kommst jetzt sofort und ohne Umwege hierher, aber zack, zack! Die Betonung liegt auf der ersten Silbe, auf dem scharfen S in der Mitte können Sie, wenn Ihnen danach ist, einen kurzen Moment verweilen. Es spricht sich am besten aus, wenn man die Augenbrauen zur Nasenwurzel zieht und die Augen leicht zukneift.

Der Bekanntschaft zu russischen Kindern steht nun also nichts mehr im Wege. Ich wünsche Ihnen schöne Begegnungen!

Zypern

18. 06. 2013  •  28 Kommentare

Weißer Strand, hellblaues Wasser, ein paar müde dümpelnde Boote und dazwischen: ich, liegend. Mit Sand zwischen den Zehen und einer leichten Brise auf dem Körper.

Damit sind die Vormittage der vergangenen Woche ausreichend beschrieben.*

Makronissos Beach

Kein Farbfilter. Es sah dort tatsächlich so aus.

Oder nein: Manchmal habe ich Frisbee gespielt – Wasserfrisbee, das darin bestand, den Frisbeering fortzuwerfen und um die Wette hinterherzuschwimmen. Manchmal habe ich auch eine Sandburg gebaut, mit Wassergraben und einem Turm für Pavel, Chief of Intelligence Service, der die Botschaften feindlicher Piraten entschlüsselt, um Alarm zu geben, wenn ein Angriff auf die Burg des Zaren droht. Manchmal bin ich auch geschwommen, so richtig meine ich, jeden Tag bis raus zur Boje und wieder zurück. Dort hinten gab es wilde, gefährliche Wellen; die Perspektive des Fotos verbirgt das in geradezu lächerlicher Art und Weise.

Einmal sind wir nach Nordzypern gereist. Die Grenze zwischen Zypern Süd und Nord ist netter, als die zwischen Deutschland Ost und West es war, allein schon wegen der Geranien vor den Grenzhäuschen. Neben den Geranien sitzen eine Handvoll dicker Griechen, die Beine hoch, und winken einem wohlwollend beim Vorbeifahren zu. Die Türken ein Häuschen weiter möchten den Pass sehen und stellen ein Visum aus, das nicht mehr ist als ein Zettelchen mit Stempel, das man allerdings nicht verlieren darf, sonst kommt man nicht wieder raus.

Hinter dem Grenzhäuschen erstreckt sich zunächst viel Prärie, man könnte meinen, man sei im Mittleren Westen. Ich habe jeden Moment damit gerechnet, ein Cowboy presche in wildem Galopp heran, hebe mich auf sein Pferd und reite mit mir zum Strand. Stattdessen aber überholte uns nur ein rasendes Müllauto.

Nordzypern: goldgelbes Feld vor Bergen

In der Prärie von Nordzypern.

In den Bergen: ein Schloss, halb Kloster, halb Burg, mit drei in den Stein gebauten Etagen. St. Hilarion soll sogar Walt Disney inspiriert haben. Man mag es ihm nicht verdenken.

St. Hilarion

St. Hilarion, erste Etage

Wenn man dann oben ist – was einige Zeit in Anspruch nimmt – hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Nordküste. Auf halber Strecke befindet sich ein Café, das wir, weil: erst die Arbeit, dann das Vergnügen, zunächst links liegen gelassen haben – was dazu führte, dass wir auf dem Gipfel kalte Limonadengläser vor unseren Augen schweben sahen. Anwesende sechsjährige Jungen halluzinierten überdies Eiscreme und verfielen in ein dissonantes Quengeln.

St. Hilarion

Um von dort hinunterzuschauen, muss man bedauerlicherweise heraufsteigen.

Den Visumzettel habe ich nicht verbummelt, was ich mir selbst hoch anrechne. Eine türkische Grenzbeamtin meinte auf dem Rückweg und bei Einsicht in meinen Reisepass: Oh mei, wie blond ich sei und wie groß und wie deutsch, quasi wie Heidi Klum. Daraufhin erfanden wir den Ausdruck „preparing Heidi“, den wir fürderhin benutzten, wenn ich zum Frischmachen ins Bad musste: „Wait a minute, I gotta prepare Heidi!“

Heidi (background) and groupie (front).

Heidi (background) und Groupie (front).

Heidi hatte, sonst wäre sie nicht Heidi, auch im Urlaub Fototermine – in Klöstern. Der kleine Junge mit dem großen Eiswunsch hat es mithilfe geheimer Superkräften geschafft, auf jedem Foto aufzutauchen.

Frau Nessy im Kloster von Agia Napa

Suchbild: Wer den kleinen Jungen findet, bekommt eine Waffel.

Anwesend war außerdem: ein Baum. Vor diesem Baum, wie auch auf Felsen, an Küsten und vor malerischen Kirchen, ließen sich Unmengen von Hochzeitspaaren ablichten. Ja, wirklich: Unmengen. Ich habe in einer Woche mindestens und nicht übertrieben zwanzig gesehen. Zypern scheint ein Ort der Liebe zu sein.

Baum im Kloster von Agia Napa

Dicker, alter Baum. In diesem Fall ohne Hochzeitspaar.

Zu essen gab es auch etwas: Meeze, die Tapas-Variante der Griechen. Wenn Sie die Gelegenheit haben, derlei zu bestellen, nutzen Sie sie: Die Sachen sind ausgesprochen köstlich und schmecken dank Fleischbällchen auch Kindern. Wobei ich ergänzen muss, dass Dreijährige nicht nur die Fleischbällchen, sondern auch den Halloumi geradezu mähdrescherartig wegfraßen.

Meeze

Meeze: wie Tapas, nur auf griechisch.

Fazit: Zypern ist super. Fahren Sie hin. Im nächsten Kapitel lesen Sie: Russisch lernen von und für Drei- bis Sechsjährige.

[*Service-Info: Ich war in Zypern zu Gast bei einer russischen Freundin und ihren zwei Söhnen.]



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