Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Hühneraufstieg

10. 5. 2012 55 Kommentare Aus der Kategorie »Turnen«

Zwölf Uhr mittags.

In der Pause steht es nur unentschieden. Es ist das letzte Saisonspiel, und wir müssen gewinnen, um Tabellenerster zu bleiben. Doch wir verwerfen. Die Abwehr verweigert sich. Die Torfrau ist nicht gut drauf. Die Halle glatt wie der Eistanzpalast von Kiew. Nur den Schiedsrichtern können wir nichts in die Schuhe schieben.

Unentschieden also. Das bringt uns nichts. Wir sind punktgleich mit dem Zweiten, haben nur den besseren direkten Vergleich. Der Zweite hat ein paar Stunden vor uns gespielt, aber wir kennen das Ergebnis nicht. Außerdem: Warum sollte er verlieren, ausgerechnet heute?

Der Trainer kommt in die Kabine und schreit uns an. Dass unsere Vorstellung eine Unverschämtheit sei. Dass wir wollen müssten. Dass es auch mal wehtun müsse, „man muss auch mal auf die Fresse kriegen, so ist das im Handball!“ Im Rausgehen sagt er: „Ach übrigens, Ihr seid aufgestiegen.“ Der Tabellenzweite hat tatsächlich verloren verloren. Jetzt wollen wir es erst recht aus eigener Kraft schaffen. Wir gewinnen das Spiel. Aufstieg.

Irgendwer zaubert Aufstiegsshirts hervor. Außerdem Sekt, Rosen, Krönchen aus Alufolie. Wir hüpfen und tanzen. Noch auf dem Spielfeld trinken wir. In der Kabine: Sektdusche wie in der Formel Eins. Weitertanzen. Weitersingen. Unter der Dusche springen wir herum wie Wasserelfen im Fontana die Trevi, Rock’n’Roll-Version. Danach in die Kneipe. Tanzen. Singen, Dankesworte von der Abteilungsleitung. Die Rückraum Mitte singt: „Wir sind der geilste Club der Welt! Club der Welt! Club der We-he-helt!“ Lobesworte vom Trainer. Freudentränen von unserem Käpt’n. Unsere Rechtsaußen ist schon betrunken, umarmt mich ständig. Noch eine Rose für alle. Rückraum Rechts singt: „Bambule, Randale! Wir haben die Schale!“ Die Krönchen hängen schon ein bisschen schief. Es gibt Grünen und Fingerfood.

Nach vier Stunden geleiten wir die Co-Trainerin in einer Polonaise zum Auto. Danach steht die Rückraum Rechts auf der Theke: „Gebt mir ein H!“ – „H!“ – „Gebt mir ein U!“ – „U!“ – „Gebt mir ein M!“ – „M!“ – „Gebt mir ein B!“ – B!“ – „Gebt mir ein A!“ – „A!“ – „Humba! Humba! Humba! Täterää! Täterää! Täterää!“ Wir springen im Kreis.

Um 20 Uhr sind alle im Bett, fertig wie die Brötchen.

Jetzt ist erstmal trainingsfrei. Ab Juli geht’s wieder los. Davor: Vorbereitung auf die Vorbereitung, wie im vergangenen Jahr. Denn diesmal wird alles noch schlimmer kommen. Viel, viel schlimmer. Und das in meinem Alter.

Sie können sich mich demnächst ungefähr so vorstellen, nur mit Handball – aber natürlich ebenso anmutig:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=7NZ6C6wGpAE&w=480&h=355]

Kommentare

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  1. Frau Vorgarten sagt:

    herzlichen Glückwunsch!

  2. strike sagt:

    Gratulation an die Hühner. Und in der Kneipe hätte ich gerne Mäuschen gespielt …

  3. Glueckwunsch zum Aufstieg…und zur anscheinend netten aufstiegsfeier…

  4. Glückwunsch und die „Oma“ mag ich mir gar nicht ansehen, so fit war ich nicht mal mit 20….

  5. Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg, Frau Nessy.

    Sie haben sehr hart dafür arbeiten müssen, so wie ich das mitbekommen habe und es sei Ihnen von Herzen gegönnt.

    Geben Sie es sich nochmal, noch ein letztes Mal so richtig dreckig in der nächsten Saison – und üben Sie schon mal Sinatras „I did it my way“, für den Fall der Fälle ;-).

  6. jammernich sagt:

    Sauber. So feiert man das! Gratuliere! Und alles Gute in der nächsten Saison.

  7. Ich frage mich ja immer, wer nach solchen Sektduschen die Umkleiden wieder von dem klebrigen Kram befreien darf. Und wie.
    Und dann fühle ich mich wieder ein wenig reif für die Empathieselbsthilfegruppe.

    Von daher: Druff geschissen – Gratuliere zum Aufstieg! o/

    1. Nessy sagt:

      Wir haben nur in der Dusche mit Sekt geduscht. In dieser Hinsicht sind wir vorausschauende Hausfrauen.

    2. flyhigher sagt:

      Danke für diese herrliche Antwort! MeinLacher des Morgens gehört hiermit Ihnen, Frau Nessy. Auch meinerseits Glückwunsch, und viel Durchhaltevermögen für die kommenden Trainings!!!

  8. Lobo sagt:

    Gratz !
    Wenn erst alles schief läuft und dann alles glatt, macht feiern doppelt soviel Spaß !

  9. Gottfried sagt:

    Nachdem ich das durchgelesen habe und dann nochmals durchgelesen haben und das Vergnügen nicht weniger wurde, und dann nochmals durchgelesen und mich dann ertappt habe, dass ich direkt ein Freudentränchen aus den Augen wischen musste, fühle ich mich fast ein bisschen mitaufgestiegen.

    Glückwünsche jedenfalls an die ruhmreiche Truppe; und ich drücke alle Daumen, dass Euch der Felix M. in der Vorbereitung erspart bleibt.

    1. Nessy sagt:

      //*setzt Gottfried Mit-Aufsteigerkrönchen auf
      Dass Felix M. mir erspart bleibt, da bin ich nicht so sicher.

  10. meerfrau sagt:

    Die unglaubliche Dame in Ihrem Video hat früher auch Handball gespielt und ist mit ihrer Mannschaft DDR-Meister geworden. Glückwusch zum Aufstieg.

    1. Nessy sagt:

      Na sowas. Dann kann ja noch etwas aus mir werden.

    2. Friederich sagt:

      Sie wollen DDR-Meister werden?
      // Guckt ungläubig drein. //

    3. Nessy sagt:

      Ich möchte mit 80 noch so grazil sein.

    4. Frau Vorgarten sagt:

      Genau. Wer keine Ziele hat, erreicht keine.

  11. Cool – ich gratuliere recht herzlich!!!
    Dann werden wir allen Medizinheiligen huldigen, das Frau Nessy nicht irgendein Blöd-Aua-Schmerz widerfährt und Sie `fit wie ein Turnschuh‘ in die neue Saison startet. -Go Nessy go!-

    1. Nessy sagt:

      Es gibt verschiedene Probleme. Das eine sind akute Verletzung, das andere meine, nun ja, mäßige Gesamtdynamik. Im schlimmsten Fall werde ich halt zum Mannschaftsmaskottchen.

    2. Frau Vorgarten sagt:

      ist ein wichtiger Job!!

    3. Nessy sagt:

      Fast so wichtig wie Beauty-Wart!

    4. klang sagt:

      Schönheitswarze???

    5. Frau Vorgarten sagt:

      nein, der Beauty-Wart ist sowas wie der Zeugwart, also der Zuständige für die Trikots und Schuhe und dass jeder Auswechselspieler sein Leibchen trägt und so weiter.
      Der Beauty-Wart trägt also die Fassadenverschönerungsutensilien.
      Denk ich.
      Ich hab nicht viel Ahnung vom Handball.
      Ich lern das alles erst hier.

    6. jpr sagt:

      Das heisst beim Handball wird das Spiel unterbrochen, damit man die blauen Flecken, die der Gegner grad erst fabriziert hat schnell ueberpudern kann?

    7. Nessy sagt:

      Der Beautywart sorgt für ausreichend Shampoo, Duschgel, Haargummis, Spängchen, Haarspray, Notfalldeo und die Damenhygiene.

  12. Croco sagt:

    Herzlichen Glückwunsch!
    So ein Gefühl kann einem keiner mehr nehmen, egal was danach kommt.
    Die Turndame ist schon beeindruckend, obwohl ich Barren nicht mag.
    Aber vorläufig ist Madonna noch mein Vorbild, die Frisur ist besser ;-)

    1. Nessy sagt:

      Mein Körper mag nicht nur den Barren nicht, sondern auch die anderen Vorrichtungen.

  13. jpr sagt:

    Die Krönchen hängen schon ein bisschen schief

    Hihihi, grossartige Situationsbeschreibung.
    Sind Sie denn auch mit Kroenchen auf dem Kopf im oeffentlichen Nahverkehr nach Hause gefahren? Waere eine prima Gelegenheit um Fremde auf den Sieg hinzuweisen: „WIR hamm gewonnen….“

    Und die Turndame ist doch super: auf Ihrem Niveau vorn dabei. Ich habe schon bei den alten Damen (80+) bei uns im Ruderverein immer gedacht, dass ich das genauso handhaben will (und dann mal einen Teil der Kraft nutzen um mir selber auf die Schulter zu klopfen).

    Nun aber noch: Glueckwuensche und schoene Trainingsfeiertage.

    1. Nessy sagt:

      „auf ihrem Niveau vorn dabei““

      Dieses Niveau habe ich noch nie gehabt.

    2. jpr sagt:

      Och, ich bin sicher, Barren koennen Sie auch sehr gut.

  14. Chris sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg.
    Und das mit dem Training wird schon werden, notfalls kann man beim Handball ja häufiger auswechseln. Ist ja nicht Fußball.

    1. Nessy sagt:

      Aber nach fünf Minuten schon?!

  15. Friedchen Fliege sagt:

    Liebe Frau Nessy!
    Glückwunsch zum Aufstieg. Ich habe eine Schwester in Singapur, die geht dort anstatt ins klimaanlagen gekühlte Studio lieber zum Bootcamp. Heißt tatsächlich so und die Sitten und der Ton sind wohl so, wie man es bei dem Namen auch erwartet. Es findet draußen statt, egal wie das Wetter ist, fehlt man unentschuldigt, gibt es Zusatzübungen für alle…
    Aber sie schwärmt davon! Vielleicht wäre das mal was für Sie? So zur Vorbereitung auf die Vorbereitung..

    1. Nessy sagt:

      Nein. Nein, nein, nein.
      Angeschrienwerden hilft bei mir überhaupt nicht.

      Nur noch eine Saison. Dann werde ich Pilates, Yoga und Wellness machen.

    2. strike sagt:

      Nur noch eine Saison? Hatten Sie Mutti das nicht schon letzes Jahr versprochen? Und für „Rhythmisches Tanzen“ haben Sie ja dann schon mal in der Dusche trainiert ;-)

    3. Frau Vorgarten sagt:

      haha, wo sind noch gleich die Eurhythmieschläppchen?

    4. Nessy sagt:

      Die sind noch im Laden. Dort bleiben sie auch. Egal, was ich nach meiner Handballkarriere tue. Und die Sache mit der letzten Saison … das wird die Vorbereitung zeigen. Wir bekommen ja auch Neuzugänge, die allesamt in einem Jahr geboren sind, in dem ich schon fast Bier trinken durfte.

    5. strike sagt:

      Na, dann drück ich ganz fest die Daumen für eine gute Vorbereitung und erfolgreiches Durchsetzen!

  16. SilkeSolingen sagt:

    Beim Lesen blitzt die Erinnerung an eine „Meisterfeier“ vor (ich glaube) 33 Jahren auf: NRW-Meisterschaft der Realschulen in der Leichtathletik. Die Meisterfeier war wild, wenn auch alkohol- und somit sektfrei. Dennoch ein berauschendes Gefühl!

    Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg. Das ist Toll! Toll! Toll! :-)

    1. Nessy sagt:

      Leichtathletik – das erinnert mich an unsere Bundesjugendspiele: unmotiviertes Herumsitzen und punktuelles Hochspringen, Weitspringen oder schnell mal eben laufen.

    2. SilkeSolingen sagt:

      Nun ja… Bundesjugendspiele habe ich auch so in Erinnerung. Aber die Vergleichswettkämpfe der Realschulen hatten eine andere Qualität, da ging man ja nicht gezwungenermaßen hin, sondern weil man 1. Freude am Sport hatte und 2. gewinnen wollte. Die Ehrenrunde mit dem Wanderpokal war schon ein besonderes Erlebnis.

  17. Ponder sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg! Da hat sich die Vorbereitungs-Vorbereitung ja gelohnt :)

    Bei „Unter der Dusche springen wir herum wie Wasserelfen im Fontana die Trevi, Rock’n’Roll-Version“ ist bei mir allerdings heftiges Kopfkino angesprungen :)

    Viele Grüße,

    der Ponder

    1. Nessy sagt:

      In meinen Texten ist halt für jeden etwas dabei.

  18. …wieviele Extra-Ouzos gab denn beim Stamm-Griechen…? Oder kommt die Feier dort noch?

    1. Nessy sagt:

      Die Feier fand in der Stamm-Kneipe statt. Der Stamm-Grieche kommt später noch. Wir müssen ja auch die spielfreie Zeit überbrücken.

  19. Blogolade sagt:

    herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg! Ich freue mich mit Ihnen

  20. AnJo sagt:

    Yeah Yeah Yeah! (shouty capitals, U know)

  21. mongrovia sagt:

    Glückwunsch zum Aufstieg in die Bundesliga :).

    Gibt es Autogrammkarten?

  22. Ein herzliches „Glückaufstieg“! – und ich schäme mich durchaus sehenswert dafür, dass ich in einer Ihrer obigen Antworten „Notfalldildo“ gelesen habe … es ist halt warm … und schwül …

    1. Lobo sagt:

      :-D

      Es gibt halt nicht nur Freudsche Versprecher ;-)

      Aber wenn die hier schon von Sektduschen und Wasserelfen im Duschraum reden …

  23. Auch von mir: Herzlichen Glückwunsch Frau Nessy!

  24. Micha sagt:

    Manchmal kann man sich einfach so mitfreuen – ohne dass es einen was angeht, mit einem zu tun hat, oder andere Verknüpfungen herzustellen sind.

    Einfach schön zu lesen. Ach, ich freu mich!

  25. Svenja sagt:

    Fast jeden Tag bescheren Sie mir eine kleine Alltagspause, ein Lesevergnügen. Da wollte ich mal ein ganz grosses DANKE sagen!

  26. Allerherzlichsten Glühstrumpf!

  27. eeek sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg!
    Für die Zukunft wäre dann ja vielleicht Joachim Boldsen das geeignete Vorbild. Bei dem hat man schon seit Jahren den Eindruck, er müsse eigentlich alle 5 Minuten unters Sauerstoffzelt und trotzdem ist er in Kopenhagen noch ausgesprochen erfolgeich unterwegs.

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