Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Gestern bin ich zum ersten Mal 1. Klasse gefahren.

Der ICE ist auch in der 2. Klasse ein bequemer Zug, aber ich wurde eingeladen. Also steige ich ein, wo ich sonst nie einsteige, sondern höchstens rasch hindurchlaufe, wenn ich mal wieder an der falschen Stelle am Bahnsteig stehe. Ich richte mich auf meinem Sitz ein, die Landschaft fliegt vorbei, und ich bemerke schnell, dass die 1. Klasse sich nicht wesentlich von der 2. Klasse unterscheidet, außer dass jede Stunde ein kostenloses Duplo gereicht wird und man Getränke an den Platz bestellen kann.

„Latte Macchiato“, sagt der Mann hinter mir. Die Zugbegleiterin erklärt bedauernd, dass dieser Zug noch nicht mit einer entsprechenden Kaffeemaschine ausgestattet sei. Sie könne Kaffee oder Cappuccino anbieten.

„Was soll das sein, Cappuccino?“, schnauzt der Mann. Die Frau erklärt: Cappuccino sei Kaffee mit Milch.

„Was soll das sein, Cappuccino?“, wiederholt der Mann. Die Ratlosigkeit der Zugbegleiterin angesichts dieser erneuten Frage ist mit Händen zu greifen. „Cappuccino?“, fragt der Mann weiter. „Woraus besteht Cappuccino? Wissen Sie das?“ Offenbar ist das jetzt eine Quizshow.

„Der Kaffee und der Cappuccino sind aus Pulver“, sagt die Zugbegleiterin.

„Pulver also. Und die Milch? Sie wollen mir also erzählen, dass Sie in der Küche ein Spiegelei braten können, aber Milch aufschäumen kriegen Sie nicht hin?“

Ich drehe mich um. Der Mann ist Mitte fünfzig, hat graues Haar und feiste Lippen. Die Zugbegleiterin erklärt, dass wir uns in einem Zug befinden und es nicht alle Möglichkeiten einer Restaurantküche gebe. Sie frage aber gerne einmal nach, ob nicht doch etwas zu machen sei. Etwas Geduld bitte. Gleich wieder da.

Ich denke: Fetter Respekt, Hut ab und so. Sehr professionell. Und schäme mich für meinen Mitreisenden. Kennen Sie das? Sie möchten am liebsten aufspringen und rufen: Wir sind nicht alle so! Echt nicht! Ich bin auf deiner Seite!

Die Zugbegleiterin kommt wieder. Sie könne einen Becher Kaffee und einen weiteren Becher mit aufgeschäumter Milch anbieten. Das könne der Herr dann ineinander kippen.

„Meinetwegen“, sagt er. „Aber in Hannover muss ich aussteigen. Schaffen Sie das? Und die Milch warm, ja, haben Sie das verstanden? Sonst ist alles für die Katz.“

Es seien noch 45 Minuten bis Hannover, antwortet die Zugbegleiterin, selbstverständlich bringe sie die Getränke sofort. Nur fünf Minuten später kommt sie wieder und stellt ihm zwei Becher hin.

„Und wie soll ich das jetzt ineinander kippen? Da müssen Sie mir schon einen dritten Becher bringen!“, sagt der Mann, und das ist spätestens der Moment, in dem ich ausgerastet und hinausgerannt wäre, die Kabinenverkleidung eingetreten und vor Wut auf die Anrichte der mobilen Küche gehauen hätte, dass die Tassen springen. Doch die Zugbegleiterin sagt nur: „Selbstverständlich. Bringe ich Ihnen. Das macht dann 5,20 Euro für die beiden Getränke.“

„Jetzt soll ich auch noch beide bezahlen?“, fragt er, und ich denke: Und 3 Euro Trinkgeld kannst du ihr auch noch geben, dafür dass du so ein Kotzbrocken bist. Aber er lässt sich das Rückgeld abzählen.

Als er in Hannover seinen Platz verlässt, liegt der Boden vor seinem Sitz voll mit FAZ und Süddeutsche. Man könnte meinen, er habe dort renovieren wollen und habe Zeitungen ausgelegt, damit nichts auf den Teppich komme. Die Zugbegleiterin beugt sich hinunter, kriecht unter den Sitz, sammelt alles auf und nimmt es wortlos mit.

Kommentare

59 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. … von wegen, bei der Bahn gibt es nur Verspätungen, unfreundliche Zugbegleiter und so. Ich kann nur den Hut ziehen vor der ruhige Professionalität (Abhärtung?) der Dame.
    Diesen Post sollten man allen Mäklern zu lesen geben.

    1. Frau Vorgarten sagt:

      genau. wer meckert hier immer über die Service-Wüste Deutschland?

      Liebste Frau Nessy, wernse doch beim nächsten Mal ein bisschen frech. Sie können dat …

    2. Nessy sagt:

      Da fiel mir leider auch nichts zu ein.

  2. oldschool sagt:

    Meine Theorie ist, daß der Unterschied zwischen zweiter und erster Klasse nur darin besteht, daß die Arschlöcher in letztere sich NOCH wichtiger fühlen.
    Was hiermit ja wieder bestätigt wäre.

    1. Nessy sagt:

      Aber nur die Arschlöcher. Die anderen nicht. Soll jetzt kein pauschales 1.-Klasse-Bashing sein.

    2. Der eigentliche Unterschied zwischen erster und zweiter Klasse im ICE sind die in ersterer garantiert vorhandenen Steckdosen und eine leicht höhere Schlipsdichte.

      Ansonsten gibt es in der ersten Klasse (die ich wegen besagter Steckdosen regelmäßig auf einer sehr langen Strecke nutze) alles, was es sonst auch gibt – Deppen wie den von Nessy erwähnten Herren, Krachmacher, grausige Klingeltöne, unerzogene Gören und mitunter sogar beschwipste Kegelvereine auf Ausflugsfahrt.

  3. Zaphod sagt:

    Auf Anhieb wäre mir wohl auch nichts eingefallen, aber Sie hatten doch noch 45 Minuten Zeit sich was nettes zu überlegen. Gute Kinderstube in allen Ehren, aber darauf hat dieser Mensch scheinbar gar keinen Wert gelegt, also nächstes mal immer fest druff. Das befreit :)
    Schon unfassbar, was für Honks auf dieser Welt rumlaufen.

  4. Fremdschamalarm erster Güte …. Äh Klasse.
    Aber selbst wenn du ihm gesagt hättest wie widerlich er sich aufführt, er hätte es trotzdem nicht geglaubt.

  5. Urmel sagt:

    Wenns nicht so traurig wär, würd ich wohl lachen. Aber es ist einfach zu traurig.
    Respekt für die Zugbegleiterin. In so einer Situation so ruhig und professionell zu reagieren, ist eine echte Meisterleistung. Ich hätte ihm mit seiner aufgeschäumten Milch wahrscheinlich eine Gesichtsmaske verpasst.

  6. Christel sagt:

    Als businessclasserprobte Flugbegleiterin kann ich bestätigen, daß solcherlei Verhalten mit dem Ticketpreis steigt, vor allem dann, wenn man ihn nicht selbst bezahlt hat. Die wirklich wichtigen Menschen hingegen haben solche Gängeleien nicht nötig. Mit diesem Wissen erträgt sich so manches Gemecker leichter.

    Christel

  7. Peter sagt:

    Schimpft alle auf die Bahn, wie Ihr wollt, meine Erfahrungen mit dem Bahnpersonal waren bisher immer ähnlich. Auch in der zweiten Klasse. Freundlich und professionell. Auch wenn es in manchen Bereichen noch Verbesserungsbedarf gibt: Insbesondere im Fernverkehr ist die Bahn oft besser als ihr Ruf.

    1. energist sagt:

      Zustimmung. Aber der Unterschied zwischen Fern- und Nahverkehrt ist – nicht nur, was das Personal betrifft, auch im institutionellen Umgang mit Kunden – gravierend.

    2. Peter sagt:

      Deshalb meine Einschränkung. Obwohl es auch etwas mit Übung und der inneren Einstellung zu tun hat, wie man das empfindet. Wie schon an anderer Stelle hier geschrieben wurde: Staus und 10-minütige Verspätungen werden beim Auto klaglos akzeptiert, sind aber bei der Bahn systementscheidend. Unzufriedene Kunden kommen auch so zustande, wie ich es mal bei einer Bahnfahrt erlebt habe. Eine Frau in Begleitung einer stark gehbehinderten Frau hat eine Bahnfahrt nach München mit einer 10-Minütigen Umsteigezeit vom RE auf den ICE gebucht. Das ist knapp, aber schreiben wir es mal ihrer Unerfahrenheit zu. Jedenfalls saßen wir nun im RE der 6 Minuten Verspätung hatte. Die Frau beschwerte sich daraufhin lautstark Bahnbegleiter, dass sie mit ihrer gehbehinderten Begleitung kaum in vier Minuten von einem Bahnsteig zum anderen Wechseln könnte. Der Bahnbegleiter (auch im Nahverkehr kann ich viel positives über diese Leute berichten) hat darauf telefonisch geregelt, dass der ICE auf den RE wartet und der Frau erklärt, dass sie sich beeilen müsse und wie sie zum Anschlussgleis kommt. Statt ein Wort des Dankes durften wir uns aber nur den ganzen Rest der Fahrt das Gezeter anhören, wie schlimm Bahnfahren ist und dass sie jetzt nach zwanzig Jahren zum ersten mal Bahn fährt und schon klappt nichts.

  8. Sam Row sagt:

    „Und schäme mich für meinen Mitreisenden. Kennen Sie das?“
    *nick*
    Ich bin leider sehr schnell fremdschämig und projiziere das bescheuerte Verhalten blöderweise immer auf mich mit.
    In so einer Situation (oder z.Bsp. wenn so ein Vollhonk an der Kasse vor mir bezahlt) bemühe ich mich, dann extra freundlich und unkompliziert zu sein. Einfach um zu zeigen, dass nicht alle so sind. Nach einem von Herzen ausgesprochenen „trotzdem einen wunderschönen Tag“-Wunsch hat die Serviceperson dann auch wieder ein Lächeln auf dem Gesicht (und ich auch, weil ich mich darüber freue ;-)).

  9. Iche sagt:

    Werte Frau Nessy,
    Wenn Sie sich schon nicht durchringen können, dem Herrn ins Gesicht zu schlagen, dann machen Sie doch nächstes Mal der Zugbegleiterin ein Kompliment. Weil sie die Haare so schön hat. Oder die Fingernägel so toll lackiert. (oder so starke Nerven….) Das kriegen Sie sicher hin!
    Bahnerprobte Grüße,
    Iche

    1. Nessy sagt:

      Das ist eine prima Idee.

  10. Illy sagt:

    Im anderen Zusammenhang habe ich schon vor ein paar Tagen bedauert, dass es in Westeuropa leider eine sehr unübliche Form der Abneigungsbekundung ist, wenn man dummen Menschen auf den Kopf pupsen will. Als Alternativvorschlag kam dann heraus, dass man die einfach als performativen Kunstakt wertet und es dabei sein lässt. Kunst wird schließlich auch immer belächelt, sogar von der dafür zuständigen Frau des Kultusministeriums.
    Tolle Zugbegleiterin. Vielleicht hat sie ihm zur Rache in die Milch gespuckt?

    1. Nessy sagt:

      Oder Abführ-Tropfen beigemischt?

  11. Die Zugbegleiterin verdient einen Orden.

    Ein derartiges Benehmen wird leider heutzutage als „tough“ und „der weiß was er will“ weitestgehend akzeptiert, kommt mir im alltäglichen Leben immer wieder unter. Einmal habe ich mich sogar getraut was zu sagen, die Situation war einfach zu unerträglich – dann hieß es „kein Wunder dass Frauen es mit ihrem Harmoniegeschaukel zu nix bringen.“ So ist das.

  12. Danke für die Geschichte. Ich hab das Bahn-Bashing so satt, vor allem von Leuten, die sowieso fast nie fahren und sich dann als Experten aufspielen.

    Vor Jahren bin ich mal jeden Tag mit der S-Bahn von Solingen in den Düsseldorfer Norden gependelt. Solingen war Endhaltestelle und bis auf gelegentliche Abweichungen konnte ich keine größeren Probleme feststellen.

    Bis dann irgendwann mal zwei Frauen neben mir saßen, die Bahn hatte irgendeine Art Verspätung (keine Ahnung, wie viel), und die Zeterei ging los, dass diese S-Bahn aber auch wirklich dauernd, eigentlich quasi täglich, mindestens aber mehrmals die Woche, zu spät sei. Ich saß nur daneben und fragte mich, ob ich irgendwie eine verquere Wahrnehmung hätte, denn es gab wirklich nichts zu meckern.

    Aber so ist das eben in Deutschland, es wird immer über die Bahn gemeckert, auch wenn meistens gar nichts ist.

    1. Nessy sagt:

      Ich bin ja auch regelmäßige und – im Großen und Ganzen – zufriedene Bahnfahrerin. Die Verspätungen halten sich in der Tat in Grenzen. Außerdem – welcher Autofahrer sagt denn vor dem Ausflug zur Schwiegermutter: „Ich fahre um 10:33 Uhr ab und bin dann um 14:52 Uhr bei dir.“ Bahnfahrer tun das und ärgern sich dann künstlich, weil sie erst um 15:05 Uhr ankommen.

      Natürlich gibt es echt fiese Verspätungen, aber so oft, wie die vorkamen, habe ich auch schon in einem Riesenstau oder in einer Vollsperrung gestanden.

      Ansonsten sitzen da halt noch anderen Menschen im Zug, die einem die Luft wegatmen.

    2. Schlimm, so Menschen.

  13. Nihilistin sagt:

    Oh das mit den Zeitungen kenne ich sehr gut aus dem Flieger, zu den businessrelevanten Flugzeiten (also morgens gegen 8 und abends gegen 6). Dank Ihnen, Frau Nessy, weiß ich jetzt, dass das mitnichten schlechterzogene Wichtigtuer und Dummpupser sind, die es cool finden ihren Abfall auf dem Boden zu verteilen, sondern empathische Mitdenker, die den Teppichboden im Flieger vor Verunreinigungen schützen wollen, damit die 6-EUR-Reinigungskraft nicht so viel zu tun hat in den 10min Putzzeit.
    Ich erkenne diese Art von Dienstreise-Herren inzwischen an Gebaren und Gesichtsausdruck bereits vor dem Einsteigen in Flieger oder ICE. Die Dummpupser-Geschlechterverteilung bewegt sich übrigens bei 99:1, jedenfalls definitiv abweichend von der Dienstreise-Geschlechterverteilung von 10:1.

    1. Nessy sagt:

      Ich überlege gerade, ob mir die Zeitungsverteiler lieber sind oder die Asis, die ihre halbleeren Bierpullen durch den Zug rollen lassen.

  14. engelchenfiona sagt:

    das verschlägt einem echt die sprache, sowas arrogantes, aber leider trifft man die echt überall, der ehem. schulleiter meines großen war auch so einer….war ;)

    1. energist sagt:

      Kein Ding, kommen Sie einfach häufiger nach Frankfurt. Diese Stadt ist entweder ein Magnet für diesen Typus Mensch oder sie verwandelt einen, so zu sein. Denn rein von der Menge her können das eigentlich nicht alles Banker und Versicherungsfuzzis sein.

  15. SilkeSolingen sagt:

    Ein Schlag mit der Faust in die Magengrube des Mäklers hätte sowohl Sie als auch die Zugbegleiterin sicher befreit. Aber da man das leider nicht darf, muss man es zähneknirschend hinnehmen, dass solche Leute sich schlecht benehmen. Fremdschämen halte ich aber für überflüssig, schämen muss man sich nur für eigene Untaten, nicht für die anderer, die man noch nicht einmal kennt.

    In unserer Firma ist es so, dass nur die Geschäftsführung inklusive Prokuristen erster Klasse fahren dürfen, das „Fußvolk“ nicht. Ich habe damit überhaupt kein Problem, wohl aber „mein“ Prokurist… ihm ist es nämlich in der ersten Klasse zu langweilig! „Da sitzen ja lauter genauso langweilige Leute rum wie ich und da ist nie was los.“ Er fährt jetzt wieder in der zweiten Klasse und fühlt sich da pudelwohl. :-) Die für die Reisebuchungen zuständige Kollegin begreift das aber nicht und bucht immer wieder erste Klasse. Als er neulich vom Zugbegleiter darauf aufmerksam gemacht wurde, dass er in der falschen Klasse sitzt, meinte er nur: „In der ersten Klasse ist es doof. Ich bleibe hier.“

  16. Lustig: Heute Morgen stellte ich mal wieder fest, dass ausgerechnet die Herren, die sich fein mit Anzug und akkurat gebundener Krawatte schmücken und die Fahrt in der Stadtbahn mit der Lektüre lachsfarbener Zeitungen verbringen, die größstmögliche Arschlöchrig- und Dämlichkeit an den Tag legen, wenn es um ganz einfache soziale Ausgabenstellungen wie „Wir durchschreiten eine Tür“ oder „Wir betreten eine Rolltreppe“ geht.
    Für einen eigenen Blogartikel hat’s nicht gereicht, deshalb danke für Ihren, hier kann ich’s mit anhängen!

    1. *Aufgabenstellungen. Hmpf.

    2. Es war selbstverständlich auch eine Kostümträgerin, die sich irgendwann mal bei Ditsch im Frankfurter Bahnhof einfach von der Seite her vorgedrängelt hat. Da hat man schon das Gefühl, solche Leute würden meinen, sie wären wichtiger als andere.

    3. Nessy sagt:

      An Bäckereitheken erlebe ich viele Unhöflichkeiten, mit und ohne Kostüm. Für ein Großteil der Menschen scheint es schwierig zu sein, eine Bestellung mit „Guten Tag, ich hätte gerne …“ zu beginnen und mit „Danke“ zu beenden. Stattdessen: „Fünf Brötchen!!“ und wortloser Abgang.

  17. Lobo sagt:

    Jeder der mit Kunden zu tun hat, kennt diese Sorte Mensch.
    In 99% der Fälle tatsächlich Anzugträger und wahrscheinlich meistens auch Leutchen die sonst nix zu melden haben und diesen Frust am Servicepersonal ablassen müssen.
    Interessanterweise knicken diese Meckerhansel meistens ein, wenn der Chef kommt. Dann wandeln sie sich vom Zuchtmeister zum Bückling.
    Grausam !

    1. Nessy sagt:

      Ich stelle mir auch gerne vor, die seine Frau ihn daheim herumscheucht.

  18. mittenmank sagt:

    Oh, vielen Dank für den Text! Ich fahre heute das erste Mal erste Klasse und werde besonderes Augenmerk auf die Zugbegleiter legen!

    1. Nessy sagt:

      Ich wünsche Ihnen solche, wie ich Sie hatte.

  19. HecPac sagt:

    respekt für so viel professionalität! vielleicht konnte die dame das schlechte benehmen auch zen-buddhistisch durch sich hindurch fliessen lassen.

    (und mit verlaub: eine ekeligere alternative wäre es, in jeden der becher vor dem servieren noch einmal hinein zu spucken und so eine ausnahme von der regel zu bilden, rache sei ein gericht, welches man am besten kalt serviere.)

  20. Ansku sagt:

    Wow. Einfach nur wow und Respekt vor solcher Professionalität. Mehr kann man dazu nicht sagen.

  21. ingo sagt:

    achja, die 1. klasse. würde ich mir freiwillig nie leisten, vor jahren durfte ich aber mit ein paar kollegen zu einer tagung anreisen, und für die „wirtschaftsjunioren“ wurde halt 1. klasse gebucht. wir waren die einzigen ohne anzug und unter 40, und als dann ein paar brotbüchsen ausgepackt und coladosen geöffnet wurden klappte der schräg schlipsträger gegenüber seine financial times etwas herunter und sagte deutlich hörbar „das hier ist übrigens die 1. klasse“. darauf einer der wurstbrot-kauenden kollegen „ja, ist ganz schön voll hier heute, ne? zum glück haben wir sitzplatzreservierungen“. die FT wurde ruckartig hochgeklappt, herrlich.

    1. ingo sagt:

      äh, der schlipsträger war absolut nicht schräg sondern sass schräg gegenüber, die wortreihenfolge verwechselt ich habe.

    2. Lobo sagt:

      Yoda verzeihen dir wird. ;-)

  22. Eine Kollegin hatte für ihre tägliche Pendelei zwischen Dortmund und Düsseldorf ein 1.-Klasse-VRR-Monatsticket „for sanity reasons“. Sie sieht halt auch nicht so aus wie der typische 1.-Klasse-Fahrer und hat erzählt, dass die Leute da auch immer komisch geguckt haben, so nach dem Motto „Das ist aber die 1. Klasse hier“.

    Ich durfte mal in einem Zug mit kaputter Klimaanlage in der ersten Klasse fahren und fand es jetzt nicht so dolle viel besser, jedenfalls nicht so, dass ich den Preis dafür zahlen wollen würde. Eine Steckdose krieg ich auch hier fast immer ab, und wenn nicht, dann kann man sich meistens mit dem Sitznachbarn einigen.

    1. jpr sagt:

      Steckdosenverteiler im Gepaeck haben wuerde sich also lohnen?

  23. Nemesis sagt:

    Na ja, ich fahre relativ häufig Bahn und immer (dienstlich) 1. Klasse und habe selten Hemd oder gar Kampfanzug an – schräg angeschaut wurde ich aber noch nie. Aber auch richtige „Ekelpakete“ sind die absolute Ausnahme – ja, auch unter den Anzugträgern. Kinderstube ist keine Frage von Outfit. Was mir allerdings in der 1. Klasse oft negativ auffällt, ist das laute telefonieren. Leise scheint nicht möglich zu sein. Da in der Elterngeneration keine Mobiltelefone bekannt waren, scheint hier auch allgemein keine Kinderstube zu existieren.

    Zum Thema Pünktlichkeit: Hannover – Bonn und zurück ist teilweise eine Katastrophe. Im Schnitt (bei hoher zweistelliger Fahrtenanzahl) eine Verspätung von mehr als 10 Minuten, Rekord bei über vier Stunden – da bin ich mit dem Auto schneller, als ich mit der Bahn zu spät komme :o).

  24. jpr sagt:

    Ich denke es geht bei allem Geklage in etwa in beide Richtungen gleich:
    – Auffallen tun einem die Zuege, die zu spaet kommen, zu warm/kalt/dreckig sind und wo das Begleitpersonal komisch ist.
    – Beschweren tut sich das Begleitpersonal (und man selbst) ueber die Mitreisenden (oder anderen Menschen), die es verfehlen den minimalen Standard im Umgang miteinander zu erreichen.

    Die diversen Tage, Menschen und Situationen, die vollstaendig in der Norm liegen, wo die Dinge wie geplant (oder zumindest gut genug) funktionieren laufen einfach vorbei. Auffallen tun eben nur die Ausreisser.
    Wenn man es so formuliert ist es ja eigentlich sogar ein gutes Zeichen, denn offenbar ist die Mehrheit ok. Sorgen machen muss man sich wohl eher, wenn man ploetzlich Gruende fuer Lob findet.

  25. Gottfried sagt:

    Deshalb wird die korrekte und keinesfalls unhöfliche Antwort also künftig lauten: „Leider haben wir keine Latte Macchiato“ Punkt. So hat eben jede Gesellschaft die Dienstleistungswüste, die sie verdient.

  26. Abgesehen davon, dass der Typ eine Meise hatte und natürlich verachtenswert ist, muss ich als Sehr-häufig-Bahn-Reisende (1 Jahr lang 2. Klasse, neuerdings 1. Klasse) sagen, dass sich die Klassen in erster Linie durch das Personal voneinander unterscheiden. Seit ich 1. Klasse fahre, glaube ich permanent, dass die Abteile von einem anderen Unternehmen mit Personal „bestückt“ werden: durchweg freundlich, hilfsbereit, kompetent. Wohingegen in der 2. Klasse die stoffeligen Rest-Beamten oder DDR-Bahn-Schaffner(innen) eingesetzt werden, die von Kundenservice noch nie gehört haben. Da ich während der Zugfahrten arbeite, empfinde ich den freundlichen Service am Platz als sehr angenehm. In der 2. Klasse musste man froh sein, wenn einen nicht der Schaffner auf dem Kieker hatte. Aber allgemein gilt natürlich auch hier: Wer anderen höflich begegnet, wird eher (!) höflich behandelt. Der Typ mit seinem Latte Macchiato ist einfach ein hornochsiger Business-Kasper. Der einzige Trost: Die sind im Flieger noch schlimmer! (Und: in der Economy sind auch die Flugbegleiter deutlich ruppiger als in der Business Class – dabei ist man doch so oder so Kunde…)

    1. Nessy sagt:

      Im Flieger amüsieren mich besonders die Typen, die, kaum hat die Maschine aufgesetzt, aus dem Sessel springen, ihre Jacke überziehen und schwitzend im Gang stehen. Das sind dann meist auch die, die hektisch ihr Mobiltelefon anstellen, jemanden Mysteriöses anrufen und sagen: „Bin jetzt gelandet … ja … mmh-mmh … in zehn Minuten am Ausgang also … mmmh-mmmh.“ Als ob derjenige, der am Ausgang steht, nicht selbst sehen könnte, dass wir gelandet sind.

  27. FF sagt:

    Schön, schön. Exakt deswegen fahr‘ ich nicht mehr Bahn – nicht erste, nicht zweite Klasse, nicht im Führerstand… Weil ich keinen Bock auf diese „Geiselhaft“-Erlebnisse habe, real-life-Müll, reality-bites-trash.

    Da hockt man dann da wie ein armes Sünderlein auf seinem Bänklein und möchte sich am liebsten Augen, Ohren, Nase und Mund (miserabler, sauteurer Bistro-Fraß kommt noch erschwerend hinzu) verstopfen…

    Man kann sich aber nicht nur nicht wehren, sondern wird zur Zwangszeugenschaft von allerlei Unerfreulichem verdonnert.

    (Mischt man sich ein, wird es noch schlimmer… Erfahrungswert.)

    Und dafür darf man im Vorfeld noch eine solide dreistellige Euronen-Summe berappen. Gerne doch. Call it Masochismus, bondage… you name it.

    Nee, da treibe ich lieber schamlos meine persönliche CO-2-Bilanz in die Höhe. ;-)

    1. Lobo sagt:

      Ich fahre ja auch nicht gerne Bahn, das liegt allerdings nicht unbedingt an eventuellen Prollmitreisenden, sondern an dem Zeitplan.
      Ich fühle mich eingezwängt, wenn ich irgendwann los muß und nicht fahren kann wann ich will.
      Ich muß allerdings dazu sagen, dass wir hier aufm Land auch garkeine Chance haben uns an öffentliche Verkehrsmittel zu gewöhnen, da sie schlicht kaum existieren.

    2. Nessy sagt:

      @Herr FF: Ist halt dumm, dass auf diesem Planeten noch andere Menschen leben.
      @Herr Lobo: Nun, bei Ihnen macht die Nutzung des ÖPNV nun wahrlich keinen Sinn. Hier ist es so, dass ich gar nicht mehr groß auf die Uhr schaue, bevor ich zur Haltestelle gehe, denn es fährt alle 10 Minuten etwas. Die Regionalexpresse am Hauptbahnhof fahren alle 20 Minuten. Da muss man sich nicht groß organisieren.

    3. Jeden Abend, wenn ich in der heimischen Küche beim Essen sitze und die Verkehrsnachrichten höre, denke ich an Leute wie Sie, FF.

  28. Wolfram sagt:

    Ich bin früher viel im VRR unterwegs gewesen, und eigentlich immer mit den Mitarbeitern zufrieden. Muß aber auch sagen, ich war selbst immer freundlich zu ihnen. Besonders amüsiert hat mich, als Herr Schaffner mich kontrollierte…
    und als ich mal in Siegen (das war nicht VRR…) dem Zugbegleiter meinen Dank gesagt habe, den er bitte dem Lokführer weitergeben wolle, weil wir drei Minuten vor Plan angekommen sind, da hat der mich fast auf beide Wangen geküßt.
    Heute fahre ich gelegentlich TGV. Da hab ich auch noch nie gnatzige Personale erlebt. Die 1. Klasse – manchmal ist sie billiger als die 2. – hat für mich jetzt auch keine speziellen Vorzüge, außer der Steckdose, die im Nahverkehr auch in der 2. zu haben ist.
    Seltsame Fahrgäste erlebe ich auch selten. Nur wie sie sich vor dem Bahnho immer schon an der Tür stauen, das amüsiert mich. Gerade auch vor dem Endbahnhof, wo der Zug vor dem Prellbock steht und bestimmt 10 bis 20 Minuten stehen bleiben wird, herrscht dann große Eile. Ich bleibe auf meinem Platz sitzen, genieße den Ausblick und steige nach allen anderen aus, das kostet kaum eine Minute. Die Metro fährt eh alle zwei Minuten.

    Dem Typen hätte ich allerdings unter Umständen freundlichst gesagt, ich hätte eigentlich Erster Klasse gelöst, um von unkultivierten Großkotzen verschont zu bleiben…

  29. Änni sagt:

    Ich kann definitiv nicht mitreden, als Schweizerin, was in der deutschen Bahn so abgeht. Vieles klingt jedoch erstaunlich (nö, eigentlich absolut nicht erstaunlich) ähnlich wie hier, im Banne der SBB. Ich möchte daher nur die beiden folgenden, allgemeinen Aussagen machen:

    1. Unfreundlichkeit, Arroganz und mangelnde Rücksichtsnahme sind meiner Erfahrung nach internationale Phänomene, die sich durch sämtliche gesellschaftliche Schichten oder Zug-Klassen ziehen.

    2. Vor ein paar Jahren bin ich mit dem Zug durch Spanien gereist. 3 Wochen lang, als Backpackerin. Dieses Land ist im Vergleich zu meinem Heimatland riesig, und das ÖV-Netz ist nicht zu vergleichen – dennoch, Verspätungen von 2h und mehr sind da nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wer sich ernsthaft über 10, 20, 30 Minuten Verspätung aufregt, dem empfehle ich eine Zugreise in europäische Nachbarländer. Wirkt Wunder.

    1. Nessy sagt:

      Es gibt Länder, die haben noch nicht mal einen Fahrplan. Da stellt man sich ans Gleis oder an eine Bushaltestelle und wartet, bis etwas kommt. Man weiß: Die Züge bzw. Busse fahren im Stundentakt, also kann es längstens 59 Minuten dauern. Ist nicht nachahmenswert, aber holt einen runter vom Perfektionismus.

    2. crocodylus sagt:

      Auf dem Busbahnhof von Accra in Westafrika habe ich für’s Leben gelernt. Die Wartebänke sassen voller schweigender wartender Menschen. Es wird ein Bus kommen. das war das einzige,was klar war.
      Und alle bleiben ruhig und waren gelassen und entspannt. Es war, als ob die Zeit still stünde. Und in diesen Accramodus beame ich mich, wenn ich warten muss oder wenn etwas gerade nicht klappt.

  30. Mascha sagt:

    Was für ein ARSCH!!!!!! Also ich hätte ihm das gesagt!!

  31. Bitte springen Sie das nächste Mal auf und rufen Sie. Bitte. Das kann uns Reisebegleitern nämlich unter Umständen ganz gut tun.

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