Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Höchster Berg Spaniens: Pico del Teide, Teneriffa, 3718 Meter:

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Als ich dieses zauberhafte Video fand, war ich sofort wieder dort.

Ich bin im Januar 2010 von El Portillo zur Montaña Blanca unterhalb des Teide-Gipfels gewandert – ein Aufstieg von 2000 auf knapp 3000 Meter, zehn Kilometer hinauf, zehn wieder hinunter. Es war die anstrengendste Wanderung, die ich je unternommen habe. Nicht der Strecke oder der Höhe wegen, auch wenn es bisweilen steil war – sondern wegen des Windes. Unablässig fiel er den Berg herunter und mir entgegen. Mein Gesicht brannte. Meine Ohren dröhnten. Er war kurz davor, mich fertig zu machen.

Für die ersten 7,5 Kilometer brauchten wir drei Stunden.

Die ersten 7,5 Kilometer

Mit flatternder Hose am 7,5-Kilometer-Schild nach El Portillo

Auf der Montaña angekommen, blies der Wind so stark, dass ich kaum gerade stehen konnte. Mit Mühe und bebendem Arm machte ich ein Foto – ein einziges. Obwohl es für sich genommen sinnlos ist, einen Berg hinaufzulaufen, nur um hinunter zu blicken, ist das Gefühl, die Anstrengung überwunden zu haben und angekommen zu sein, befreiend und belebend. Ich bin dann sehr nah bei mir.

Am Fuße des Teide

Aussicht von der Montaña Blanca in die Ucanca-Ebene

Wir setzten uns hinter einen Felsen, tranken Wasser, aßen Baguette und Kekse. Viel Zeit war nicht. Denn für den Aufstieg hatten wir länger gebraucht als geplant. Als wir uns auf den Rückweg machten, waren die Schatten schon lang und die Wolken flossen wie Wasser ins Tal. Wir liefen fast, den Wind im Rücken. Am Ende war die Sonne hinter den Teide gesunken und unser Weg lag im Dunkel.

Kurz vor El Portillo

Kurz vor der Ankunft zurück in El Portillo

Als wir durch Lavafelder, Tannenwälder und Nebelwolken zurück an die Küste fuhren, war ich hundemüde. Im Hotel angekommen, duschte ich, aß Runzelkartoffeln, Dörrobst und würzigen Käse – es hätte kein besseres Mahl geben könnten.

Eins war noch am gleichen Abend klar: Sollte ich noch einmal nach Teneriffa reisen und fit genug sein, werde ich komplett aufsteigen – mit Übernachtung in der Schutzhütte und frühmorgendlichem Anstieg zum Teide-Gipfel.
(Der letzte Satz ist ein Beitrag aus dem Büchlein: Ziele, die ich noch habe.)

Kommentare

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  1. Frau Vorgarten sagt:

    vielleicht sollte ich doch nicht immer nur „Holland“ (oder als Ausnahme Bretagne) denken, wenn es um Urlaub geht…
    allerdings glaub ich, ich bräuchte ne Woche bis oben auf den Berg und ne weitere bin ich wieder unten bin, weil ich überall anhalten müsste und gucken und mich freuen, weils so schön ist.

    1. Nessy sagt:

      Innehalten und gucken ist eine gute Gelegenheit, um mal zu verschnaufen und einen Schluck Wasser zu trinken. Allerdings haben Sie auf dem Rückweg noch ausreichend Zeit zum Gucken. Sie laufen ja nicht nur hinauf, sondern auch zwei, drei Stunden lang wieder hinunter.

  2. Nehmen Sie mich mit, Frau Nessy?

    1. T.M. sagt:

      Mich auch. Mich auch.

    2. Nessy sagt:

      Ich sehe schon die Reisegruppe vor mir: Herr Müller, Herr Energist, ein Wunderwichtel – und ich halte vorne meinen Hello-Kitty-Schirm hoch.

    3. Hello-Kitty-Schirm bei DEM Wind? Wow, da scheint die Saisonvorbereitung hohe Ziele abgesteckt zu haben.

    4. Nessy sagt:

      Bergab: Kitesurfen ohne surfen.
      Bergauf: Muss ich mir noch etwas einfallen lassen.

    5. T.M. sagt:

      Dabei, auf 3-7 waren Sie doch auch noch nicht, Frau Nessy! Ich stelle mir halt vor, das wäre einer, den man vergleichsweise leicht schaffen könnte, ohne Seil und so, einfach hochlaufen.

  3. Giorgione sagt:

    Hmm, Runzelkartoffeln: In vier Wochen bekomme ich sie auch: papas arrugadas, dazu conejo… Und kann dann von „meiner“ Insel auf den Teide gucken, von Gran Canaria… Mit seinen vielen Schluchten und Bergen auch ein wunderbares, oft weit unterschätztes Ziel.

    1. energist sagt:

      Und dazu einen Cortado con leche y leche :)

    2. Nessy sagt:

      Dort möchte ich auch noch hin. Und auf die anderen Kanarischen Inseln.

    3. energist sagt:

      Zumindest Gran Canaria und Lanzarote sind Pflicht!

  4. energist sagt:

    Hier, ich will auch mit! *schnips*

    Das Tolle am Teide ist nicht nur, daß er beim Blick aus dem Flugzeug schon von Weitem signalisiert, daß man bald da ist, sondern dieser wahnsinnige Gegensatz zwischen Hitze und kanarischem Leben auf wenigen Dutzend und alpiner Abgeschiedenheit und karster Landschaft auf einigen hundert bis Tausend Metern.

    Hat denn Frau Nessy auch die anderen kanarischen Inseln bereist? Da ist ganz viel Tolles versteckt (bzw. nicht versteckt, es wird ja angepriesen) solange man alles meidet, was „blanca“ oder „des ingles“ heißt.

    1. Nessy sagt:

      Ich war vorher schon auf La Gomera und habe dort auch Einiges erwandert.

      Ihnen war heiß? Ich finde es dort nicht heiß. Nur angenehm warm.

    2. energist sagt:

      Frau Nessy, ich gehe im August nach Madrid, wenn die Einheimischen fliehen – mir kann es garnicht warm genug sein!

      Ich würde Ihnen als nächste Station Lanzarote empfehlen. Als Kontrastprogramm zu den anderen Inseln, aber auch als Kontrast in sich selbst. Da könnte ich Stunden schwärmen.

    3. Nessy sagt:

      Hauptsache Strand & Wandern. Diese Kombination ist für mich die beste Entspannung überhaupt.

      Starten Sie auf Ihre alten Tage noch ein Auslandssemester? Oder begeben Sie sich nur in den Urlaub?

    4. energist sagt:

      Nein, Madrid war letztes Jahr. Ich hatte das nur zur Veranschaulichung erwähnt.

      Lanzarote hat sogar ganz viele verschiedene Strände. Schwarz, weiß, steinig, feinkörnig, heiß, kalt. Alles dabei, jeder Wunsch wird befriedigt. Und wenn mal genug mit Wandern ist… ein Konzert in den Jameos del agua, lustige Photos mit dem Timanfaya-Teufelchen oder einfach nur wundern, warum in dem einen Dorf, dessen Namen ich vergessen habe, ein nachgebauter russischer Hubschrauber im Vorgarten steht. Lanzarote ist toll… doch, ja.

  5. ein eindrucksvoller Beitrag!
    ich liebe es zu wandern. es ist immer wundervoll einen Gipfel zu erklimmen!

  6. Nihilistin sagt:

    Ich krieg Berg-Sehnsucht….Und nein, auf einen Berg zu steigen und stolz runter zu schauen ist nichts Sinnloses. Es ist eines der schönsten Dinge des Lebens (zumindest für Menschen, die Berge mögen).
    Machen Sie das, Frau Nessy. Und warten Sie nicht zu lange. Ich weiß, dass ich es heute nicht mehr schaffen würde (die Knie haben auf einem 1000m-Geröll-Abstieg in den Alpen einen unwiderruflichen Knacks weggekriegt).

    Und folgen Sie dem Rat des Energisten und nehmen Sie die Kanaren so oft es geht in Ihr Reiseprogramm auf. Auf dem Grat der Caldera de Taburiente auf La Palma zu laufen und fast 2km auf den Grund des Kraters zu schauen, ist …. unvergesslich.

    1. Nessy sagt:

      Das Schönste an diesen Wanderungen ist der Gedanke, dass ich diese Orte der Erde nur zu Fuß erlaufen kann. Mit dem Auto oder einem sonstigen Gerät kommt man dort nicht hin – obwohl in unserem Alltag sonst immer alles erreich- und erwerbbar ist. Das macht es irgendwie besonders.

    2. Wie so viele andere Dinge, die man nur erfühlen, aber nicht erwerben kann.

    3. jpr sagt:

      Ich wuerde eher sagen: Das schoenste ist die sich aus dem Umstand, dass man sich diese Flecken erlaufen muss resultierende Ruhe.

  7. arborette sagt:

    … unbezahlbar!

    1. Giorgione sagt:

      Hubschrauber… Aber es ist wirklich immer ein anderes Gefühl, wenn man sich’s erwandert, erlaufen hat. Dann ist man wirklich angekommen.

  8. jpr sagt:

    Grossartige Aussicht und mit dem Himmelsblick aus dem Video muss man da fast auf den Gipfel. Am besten gerade, wenn die Perseiden vorbeischauen. Dann ist es moeglicherweise der schwerere Part sich zu ueberzeugen wieder runter zu gehen.

    1. Nessy sagt:

      Die Sterne habe ich persönlich nicht gesehen, nicht so wie auf dem Video. Ist wohl ohne Zeitraffer mit dem bloßen Auge auch schwierig. Aber es ist tatsächlich so, dass man auf den Kanaren einen tollen, klaren Blick nach oben hat. Der Sternenhimmel ist Premium.

  9. engelchenfiona sagt:

    hach ja…in 5 wochen geht es los, wenn ich ihren bericht lese, das ideo und die fotos sehe freue ich mich schon riesig, auch wenn ich unheimlige angst vor dem fliegen habe, hab ich nämlich noch nie getan
    der teide ist fest eingeplant genau wie der loro park, können sie noch etwas empfehlen…abgesehen von den inselbananen die man unbedingt gegessen haben soll :)

    1. Nessy sagt:

      Ich bin ja viel gewandert. Wenn Sie einigermaßen gut drauf sind, gehen Sie die Masca-Schlucht. Am besten nur runter – und dann mit dem Bötchen in den nächsten Hafen. Wir sind damals runter und wieder rauf gewandert – das ist eher etwas für Hartgesottene.

      Die ganzen touristischen Dinge haben wir gemieden, z.B. Loro-Park. Deshalb kann ich dazu nichts sagen. In der Llano de Ucanca sind die „Roques de Garcia“ sehr hübsch anzuschauen. Man kann auch gut drumherum laufen, circa eine Stunde.

      Das Orotava-Tal im Norden ist auch sehr schön. Allerdings sind wir nicht mehr dazu gekommen, dort zu wandern.

    2. engelchenfiona sagt:

      1000 dank, die masca schlucht ist auch bei uns schon fest eingeplant, da wir aber mit kindern unterwegs sind, wird die auf jeden fall mit dem boot beendet, deshalb auch loro park ;) wobei ich geb zu ich will da auch rein :) ich freu mich aber schon auf die landschaft und das weite laufen, wie ist das eigentlich da is ja doch sehr warm, kan man da auch gut joggen? oder sollte ich die idee an den nagel hängen?

    3. Nessy sagt:

      Die Masca-Schlucht können Sie durchaus mit Kindern gehen, allerdings sollten sie meiner Einschätzung nach mindestens 6 oder 7 Jahre alt sein. Der Weg hinunter ist teilweise schon knifflig; Körperbeherrschung sollte dringend vorhanden sein.

      Im Prinzip können Sie joggen gehen. Allerdings ist es sehr bergig. Dort, wo wir waren, gab es auch keine langen Strandabschnitte oder -Promenaden. So sah’s aus.

      Ich war jeweils nur im Winter auf den Kanaren, aber das Wetter bleibt übers Jahr ja annähernd gleich. Ich finde es nicht zu heiß. An der Küste lockere 25 – 30 Grad, aber trocken, teilweise mit leichtem Wind. Angenehmes Badewetter. Weiter oben wird’s natürlich kühler.

    4. energist sagt:

      Beim Joggen wie überall auf den Kanaren ein bisschen Vorsicht: sobald man aus dem urbanen Gebiet raus ist gibt es wilde Hunde. Die großen sind harmlos aber die kleinen Kläffer springen ganz schnell an die Wade, wenn man nicht aufpaßt.

  10. stahldame sagt:

    Neid pur hier… war zwar schon zweimal unten am Teide, konnte aber beide Male nicht wandern – beim ersten Mal wegen Eis und Schnee, beim zweiten Mal waren wir krank. Ich glaub, ich muss nochmal nach Teneriffa.

    1. Nessy sagt:

      Konnten Sie denn mit der Seilbahn hoch? Bei mir war sie wegen Eis & Schnee ebenfalls gesperrt.

  11. Kai sagt:

    Toll, da war ich vor ein paar Wochen auch. Schon eindrucksvoll so eine Landschaft nur aus Lava und trotzdem blühte gerade dann die roter Natterkopf Dingens Pflanze.
    Wir hatten von hoch bis tief dort: Oben beim Vulkan bis runter unters Meer im U-Boot. Und sonst bitte nur abhängen und Wellness. Berge erklimmen können andere ;-)

  12. Joan sagt:

    fly high into the sky and just dream away

  13. féizào sagt:

    Wow, Respekt!
    Wir waren letztes Jahr auch auf Teneriffa, aber Bergsteigen ist nix für uns. Also sind wir nur ein wenig mit dem Bus auf halbe Höhe gefahren, aber das war schon sehr beeindruckend!

    1. Nessy sagt:

      Busfahren durch die Serpentinen?
      //*spürt Enge im Hals
      //*simuliert zarte Würgegeräusche

  14. Giegi sagt:

    Sollte ich es doch nochmal mit einer Kanare versuchen? Nach einem schwer mislungenen, schwer verregneten Versuch waren die schon gestrichen. Aber das hier sieht sehr danach aus, dass man der Sache nochmal eine Chance geben sollte!

    1. Nessy sagt:

      Verregnet? Sind Sie sicher, dass Sie auf den Kanaren waren und der Pilot sich nicht verflogen hat?

  15. to sagt:

    meine empfehlung: gomera im januar. bei uns miesestes schmuddelwetter mit mandelentzündung, während auf gomera mandelblüte ist. außerdem gut: nur wenige touristen.
    gute grüße, to von zzzeitkritik

    1. Nessy sagt:

      Schon erledigt.

  16. Hallo liebe Frau Nessy, eine stille Mitleserin hier ;) mein Bruder und ich kommen soeben aus Teneriffa (oder heisst das eher *von Teneriffa*?) wieder und haben den Teide auch live und in (reduzierter) Farbe bestaunen können. Es ist wirklich so beeindruckend wie im Video dargestellt. Wir sind allerdings eher „ar***gewandert“, was aber auch darin begründet liegt, dass mein Bruder im Rollstuhl sitzt. Dennoch haben wir es uns nicht nehmen lassen, mit der Seilbahn bis kurz unter den Gipfel zu fahren, auch wenn man uns weissmachen wollte, mit Rollstuhl ginge das nicht. (Gut, als „Alleinfahrer“ ist es wirklich eine Herausforderung, aber mein Bruder und ich sind da ein unschlagbares Team ;)) Der Ausblick ist wirklich der Wahnsinn, diese karge Reduziertheit, der warme Wind, der einen auf 3550m selbst im T-Shirt schwitzen lässt)

    Auch den Rest der Insel haben wir nicht unerforscht gelassen.. Anagagebirge (Chinamada), Teno-Gebirge (Masca) und und und… leider ist eine Woche viel zu kurz, um wirklich alles zu „erfahren“, aber uns ist klar, wir kommen wieder!

    Danke für diesen schönen, Erinnerungen wachhaltenden Beitrag.

    Die Ihre, Mona ohne Lisa

    1. Nessy sagt:

      Schön, dass Sie oben waren und es doch noch ging. Allerdings frage ich mich, wo die Betreiber das Problem sahen – wohl eher in versicherungstechnischen Belangen; falls Ihr Bruder dort oben die Bremsen loslässt oder so. Die Seilbahnstation ist ja gut ausgebaut.

      Eine Woche ist in der Tat wenig – auch, um sich wirklich zu erholen.

    2. da ich auf Ihre Antwort nicht antworten kann, dann eben so. Beim ersten Versuch, auf den Teide zu fahren, war wohl zu starker Wind und man hatte gemeint, wenn die Kabel durch den Wind aus der Verankerung springen würden (über diese Vorstellung will ich nicht genauer nachdenken), dann wäre es ein 17km Marsch nach unten über eher unwegsames Gelände und das wäre mit Rollstuhl nicht machbar. Also doch wohl eher versicherungstechnische Vorbehalte. Beim 2. Versuch waren wir dann die letzten an der Station und das Wetter meinte es auch gut. So waren nur ungefähr 10 Leute auf der Bergstation und beste Fotografiervoraussetzungen. Aber die 3550 m hab ich doch ganz schön im Kopf gespürt (dünne Luft und Treppen lassen grüßen)

  17. Werner sagt:

    Tolle Bilder und ein guter Bericht und viele nützliche Infos. Vielen Dank für die Tipps. Gruß Werner

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