Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Soll ich Ihnen mal was sagen?

24. 1. 2011 41 Kommentare Aus der Kategorie »Milchwölkchen«

Vermissen ist scheiße. Sehnsucht ist scheiße.
Und alle, die sagen, „Nee, falsch, Vermissen ist toll! Vermissen zeigt, dass du Gefühle hast! Vermissen zeigt, dass du geliebt hast! Wie viele Menschen können schon von sich behaupten, jemals richtig geliebt zu haben!“, sind schwätzende Gefühlshonks.

Vermissen ist scheiße. Es wird auch nicht weniger, je mehr Zeit vergeht. Die Sehnsucht wird weniger, aber das Vermissen nicht.

Vermissen, Sehnsucht – „Hä, was’n da der Unterschied?“
Also. Ich sag mal, wie das bei mir ist.

Sehnsucht – das ist in meinem Leben die Sucht, sich zu sehn. So ganz wörtlich. Nicht nur, sich zu treffen und dann zu sehen – sondern auch, sich so zu sehen, wie man gemeinsam sein will. Oder wie man war, als man zuletzt glücklich war.

Geht es auseinander, ist Sehnsucht nur noch die Sucht nach dem, „was war“. Der Wunsch nach dem, was nicht mehr da ist. Von dem der Kopf sogar weiß, dass es nicht mehr da ist, das das Herz aber trotzdem wiederhaben und in eine rosige Zukunft verfrachten möchte.

Dieser Wunsch verwächst sich nach ein paar Wochen. Oder Monaten. Oder whatever. Das sind die Wunden, die die Zeit heilt. Das ist die Sehnsucht.

Beim Vermissen geht es nicht um Zeit. Es geht nicht um die Vergangenheit, die wir einmal hatten, nicht um die Zukunft, die es hätte geben können. Es geht nur um das Heute. Es geht um die Momente, in denen ich dastehe und leise denke: „Das würde ich jetzt gerne mit dir teilen.“

Die Sehnsucht – sie geht weg. Aber diese Momente bleiben.

Kommentare

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  1. chillingmind sagt:

    .

  2. antagonistin sagt:

    Liebe Frau Nessy, das Vermissen wird auch weniger, irgendwann, allerdings viel, viel langsamer, als die Sehnsucht. Und mitunter blitzt das Vermissen ab und an noch nach Jahren hervor und löst Staunen aus. Und Irritation. Wichtig scheint mir, zu keiner Zeit die Macht von Idealisierung und Melancholie zu unterschätzen.
    Kurzum: es tut weh, aber es ist auch gut, dass es ist, wie es ist. Weil eben nicht alles Scheiße war.

    (An sich drückt das niemand besser aus als Grönemeyer in „Mensch“. Wenn man denn Grönemeyer mag.)

    1. Nessy sagt:

      An sich drückt es niemand besser aus als Jupiter Jones:

      [youtube=http://www.youtube.com/watch?v=fgCOUO-s8nY&w=560&h=345]

  3. Ich will gar nicht damit anfangen, dass die Sehnsucht mit ablaufender Zeit auch noch mal stärker werden kann. In jedem Fall gilt es weiter zu laufen … oder zu fahren, mit dem Fahrrad, dabei ein wenig auf das Beinkleid acht geben. Wenn von Zeit zu Zeit die Augen tränen, ist das sicher nur der Fahrtwind und ab und an muss man mal stehen bleiben, zum durchatmen und orientieren.
    Hinter einer der Ecken, um die man fährt, befindet sich dann wahrscheinlich … aber eines nach dem andern …

  4. flyhigher sagt:

    Ist das bei ETWAS genau gleich wie bei JEMAND? Ich denke schon. Daher kann ich das zur Zeit sehr gut nachfühlen. Es gibt jedoch schon einen Unterschied: ETWAS kommt meist schnell wieder. JEMAND nicht.

  5. Banger sagt:

    Es geht um die Momente, in denen ich dastehe und leise denke: “Das würde ich jetzt gerne mit dir teilen.“

    Liebe Frau Nessy,
    wenn ich mal wieder da sitze und vor mich hin grübele, wie ich ein Gefühl oder eine Empfindung in Worte fassen soll, werde ich mich vertrauensvoll an Sie wenden. Wissend, dass Sie ein unglaubliches Talent dafür haben.
    Fühlen Sie sich gedrückt!

    1. juniwelt sagt:

      Das kann ich nur unterschreiben!

  6. Lobo sagt:

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen !
    Schön das es jemanden wie die Frau Nessy gibt, der sowas in Worte fassen kann.

  7. Nihilistin sagt:

    „Der Regen kehrt nicht nach oben zurück. Wenn die Wunde nicht mehr schmerzt, schmerzt die Narbe“ (Brecht)
    ABER: Gut ist es zu sehen, dass auch der Schmerz der Narbe (nach langer, langer Zeit) verschwinden kann und einer…wie sag ichs…wohlwollenden Erinnerung Platz macht. „So wie es war, war es schön – und dass es jetzt nicht mehr so ist und man es vermisst, erzeugt ein wenig Melancholie, aber keinen Schmerz mehr“.
    Und vergessen Sie bitte auch nicht, liebe Frau Nessy: Die Löcher der Vermissens, die gerissen sind, müssen nicht zwangsläufig ein Leben lang offen bleiben. Sie werden oft auch gefüllt mit Neuem, das das Vermissen weniger präsent macht. Wir bleiben ja nicht an einem Tag X stehen in unseren Gefühlen und Erinnerungen.

  8. Jochen sagt:

    Sehr schön… und das am Montagmorgen bei 3 Grad und Nieselregen…. Hm….
    Und verdammter Mist, DIESE Gedanken sind immernoch da…. oder kommen grade wieder… oder wie auch immer…

  9. Erzangie sagt:

    Ach Frau Nessy *seufz* das haben Sie wieder sehr schön gesagt. Und Sie haben Worte für die vielen Menschen gefunden, denen das Fühlen so unkonkret und unfassbar ist. Es zu lesen, fühlt sich GUT an, obwohl das Gefühl an sich sich nicht gut anfühlt.

    Hach man. Ich kann nicht so gut formulieren, was ich meine. Aber ich schreibe grad auch nur eine Diplomarbeit, keine Diss.

    1. Nessy sagt:

      Wenn ich eine Diss übers Vermissen schriebe, ginge sie leichter von der Hand.

  10. . . . ohne wenn und aber.
    Danke für die passenden Worte.
    Schlimm wird es aber richtig, wenn man diese körperlich schmerzhafte Sehnsucht nach etwas verspürt, was man noch gar nicht hatte, sondern nur haben möchte . . .

    Frau Spätlese

  11. Herr MiM sagt:

    Sehnsucht wird absolut überbewertet.

  12. _rain sagt:

    Ist Herr Nessy derzeit im Ausland(seinsatz)?

    Ich stelle es mir sehr schwierig vor, heimzukommen und da ist niemand, der auf mich wartet. Schon morgens wenn ich aus dem Haus gehe, habe ich nach diesem Moment der abendlichen Heimkehr Sehn-Sucht.

    Ein wunderbare Definition haben Sie da übrigens gegeben *verneig*.

  13. lejontine sagt:

    Vermissen ist ein gemeines Monster. Treibt einem noch nach Jahrzehnten die Tränen in die Augen. Der Text übrigens auch…
    Ich geh mir ein Taschentuch holen.

  14. anima sagt:

    Nicht, weil es mir gefällt, wenn Andere das Gefühl des Vermissens empfinden, habe ich den Like-Butten gedrückt, sondern vielmehr, weil Sie Ihre Gefühle auf diese Art auszudrücken im Stande sind.

    Eine Art die berührt – ob man gerade vermisst oder nicht.

  15. hexe52 sagt:

    Kurz und bündig….das haben sie sehr sehr schön und vor allem sehr treffend geschrieben *tränchenkuller*

  16. CeKaDo sagt:

    Dem stimme ich unumwunden zu!

    Manchmal geht in ferner Zeit das Vermissen im zeitweiliges Vergessen unter. Doch wenn es dann wieder einmal aus dem Sumpf meiner Seele empor steigt, dann ist es wieder da, greifbar und schmerzhaft.

    Ich verstehe.

    Sehnsucht habe ich nicht. Die ist ebenso trügerisch wie die Hoffnung und ich glaube, ich habe Beide ermordet oder vertrieben.

    Aber Vermissen ist nicht klein zu kriegen. Ebenso wenig allerdings wie Verlieben. Das nervt mich noch immer, diese schlimme Ding.

  17. Blogolade sagt:

    Gute Worte für etwas, das einfach nur weh tut.

    Fühlen Sie sich gedrückt Frau Nessy

  18. croco sagt:

    Vor drei Jahren habe ich eine Freundin verloren. Sie lebt nicht mehr, sie ist von heute auf morgen gegangen.
    Wenn ich etwas besonderes erlebe, oder nur Weihnachtspäckchen packe und etwas für sie beiseite lege, fällt es mir plötzlich ein, dass es ein „nie wieder“ gibt. Und alles brennt in mir, und ich kann nicht mehr atmen.
    Ich hab jetzt ihre Nummer gelöscht, weil ich es immer wieder vergesse, dass sie nicht mehr da ist und anrufe.
    Bis jetzt ist es nicht besser geworden mit dem Vermissen, nur seltener.

    1. ProteusAnguinus sagt:

      .

      …Da muss ich jetzt auch meinen Punkt druntersetzen, ich habe vor etwas über einem Jahr auch eine Freundin verloren und auch hier ist er nicht auszumerzen, der Gedanke „das erzählst du ihr gleich“. Seltsam, dass diese beiden Gefühlswelten sich so sehr ähneln, wobei so seltsam dann auch nicht – Trauer ist ja beides.

      Ick drück Sie mal beide so virtuell, croco und Nessy…

  19. Träumer(f)isch sagt:

    Wie? Wie geht das nur? Wie kann man das nur so treffend formulieren?

    Ich find´s auch scheiße. Richtig scheiße. Ich weiß nur nicht, ob der Schmerz bei mir nur Sehnsucht oder schon Vermissen ist. Ich hoffe ersteres. Kann eigentlich nur ersteres sein. Für Vermissen hat die Zeit nicht gereicht.

    Sie sollten ein Buch schreiben, liebe Frau Nessy. Aber das haben vermutlich schon viele vorgeschlagen. Ich bitte um Nachsicht, ich kenne Ihren Blog noch nicht so lange und nicht so gut. Aber ich arbeite daran…

  20. Sehr schön beschrieben… aber bei mir ist es eher die Sehnsucht, die länger braucht um zu gehen. Vermissen… das ist irgendwann vorbei, tot, abgenutzt oder was auch immer. Die Sehnsucht, das ist bei mir die Erinnerung an ein Gefühl, ein Erlebnis… und trägt den Wunsch der Wiederholung in sich – auf eine unbestimmte Art und Weise, Raum, Zeit und Natur der Wiederholung spielen dabei keine Rolle.

  21. Maik sagt:

    Den Like-Button habe auch ich gewählt, nicht weil ich es mag, zu vermissen oder mich nach etwas zu sehnen, sondern weil es, in diesem Punkt kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen, keine mir bekannte schönere Beschreibung und bessere Erklärung für diese häufig verwechselten Gefühle gibt.
    Einfach nur schön – und man sieht ja, wie viel auch ein solcher Artikel hermacht. :-)

  22. jpr sagt:

    Ich glaube nach genug Zeit kann das spezifische Vermissen in ein allgemeines übergehen, dann ist es weniger jemand bestimmtes der einem fehlt, als ganz allgemein das Gefühl ‚das würde ich gern teilen‘. Das ist aber auch nur anders und nicht besser.
    So schön, ausdrucksstark und berührend hätte ich das aber auch nie formulieren können.
    Danke.

  23. Ich glaube diese Gefühle wurden zulange verdrängt. Las deinen Frust und die Gefühle R A U S ! Wenn es jetzt zu persönlich wird, sorry!
    Aber ich musste diese Zeilen schreiben!!!
    Lieben Gruss
    Mrs.Jones

  24. Marzipankartoffel sagt:

    Sehnsucht und das Vermissen sind doch immer noch höchst persönliche Gefühle. Für jeden bedeuten sie etwas anderes, vielleicht nur in Nuancen, vielleicht gibt es auch gravierende Unterschiede.

    Ich möchte also nicht vermessen sein, wenn ich für mich feststelle, dass Sehnsucht egoistisch ist. Selbst-süchtig, bittersüß.

    Das Vermissen allerdings „ist“ einfach, hin und wieder flammt es auf und versengt mich.

    Das tröstet mich aber auch, denn es bedeutet, dass dieser jemand noch in meinem Herzen wohnt und mich nicht ganz verlassen hat.

  25. Carola sagt:

    Mit ausdrücklicher Hochachtung / Wertschätzung für ihre Gefühle: Sollte Liebeskummer der Grund für die Polemik sein – bitte A***** zusammenkneifen und weiter. So selbstmitleidig kenne ich sie gar nicht ? Und in absoluter Unkenntnis des Herrn aber zielsicherer Überzeugung – der Typ hat sie gar nicht verdient !

    Sollte ein Todesfall dafür verantwortlich sein nehme ich alles zurück und bestätige: Trauerarbeit ist sinnvoll und wertvoll. An solchen Gefühlen wächst man. Dieser Stich ins Herz tut weh und man kann es nicht ändern, auch nicht schönreden. Aber man wächst daran Dinge zu ertragen und zu glauben.

    LG Carola

  26. katerwolf sagt:

    das hast du schön beschrieben, liebe nessy, so ist das nämlich.

    ich sehen mich gerade nach meiner hühnersuppe, die noch zu heiß ist um gegessen zu werden, hahaha!

    aber das andere vermissen kenne ich auch gut.

    liebe grüße
    katerwolf

  27. Dorothea sagt:

    Ich verstehe es nicht: alle tun kund, wie toll Sie schreiben können, was ja auch wirklich stimmt, aber kaum einer merkt, wie beschissen es Ihnen wirklich geht. Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute!

    1. Träumer(f)isch sagt:

      Das mag zumindest zum Teil daran liegen, dass es einem selbst gerade beschissen geht. Und man einfach nur die Kraft hat, sich um sich selbst zu kümmern, nur um sich selbst, so gut es eben geht. Und es einfach tröstlich ist, wenn es jemanden gibt, der die eigenen Gefühle so gut beschreibt, wie man es selbst einfach nie könnte. Und es in gewisser Weise auch tröstlich ist, dass es noch mehr Menschen gibt, die gerade in diesem Moment so fühlen.

      Aber Sie haben schon recht – es sollte möglich sein, aus seinem eigens kreierten Meer aus Herzschmerz und Selbsmitleid aufzutauchen und wenigstens mal kurz mit demjenigen zu fühlen, der die eigene Gefühlswelt so schön formuliert hat.

      Andererseits – Ich für meinen Teil kenne diesen Blog noch zu wenig, als dass ich mir hier anmaßen würde, hierzu ein Recht zu haben. Und ich glaube nicht, dass Mitgefühl von völlig Fremden in irgendeiner Form hier eine Hilfe ist.

  28. daruminde sagt:

    Ja, ich kann das nur bestätigen. Das Vermissen ist auch bei mir nach 1,5 Jahren noch immer da und holt einen oft ganz unvermittelt ein. Deshalb fällt es auch schwer, hier Trost zu spenden. Aber ich hoffe trotzdem, dass es Ihnen bald besser geht.

  29. ………..Man macht immer Fehler und man sollte sie auch irgendwie immer dem anderen vergeben.Doch wenn so einiges passiert ist und immer wieder Steit zwischen dir und ihm war?Und er dich dann fragt ob ich nicht Lust habe mich mit ihm zu …. ………..Da geht er dahin.Du siehst nur noch seinen Rucken und seinen Schatten wie er sich immer weiter von dir entfernt.Die StraBe entlang und bis zum Horizont und du stehst hier und horst dein Herz schlagen Poch Poch Poch und es wird nicht ….

  30. Martin sagt:

    Guten Tag verehrte Nessy,

    welch wunderbarer Text gipfelt in dieser einen Bemerkung:
    “Das würde ich jetzt gerne mit dir teilen.“

    Großartig.

    Ich dachte dabei an einen früheren Kollegen, einen wunderbaren Menschen, der 2004 starb und dessen Telefonnummer ich immer noch gespeichert habe. Weil, nur was weg ist, vergißt man.

    Sie formulieren grandios!

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